Interrail: Seit 40 Jahren mit der Bahn durch Europa

Quelle: Deutsche Bahn

Ein Klassiker hat Geburtstag: Vor 40 Jahren sind die ersten Jugendlichen mit Interrail durch Europa gereist. Aber ist das Bahn-Angebot angesichts der Konkurrenz durch Billigflieger überhaupt noch zeitgemäß? Die europäischen Bahnen sind davon überzeugt und haben das Interrail-System 2010 reformiert. Und das Erlebnis Bahnreise lässt sich ohnehin durch keinen Flug ersetzen.

Wer 1972 von Deutschland ans Mittelmeer fahren wollte und kein Auto hatte, dem blieb kaum etwas anderes übrig, als die Bahn zu nehmen. Flugtickets waren unerschwinglich, höchstens trampen war noch eine Alternative. Heute ist das anders: Ryanair und Easyjet fliegen im Akkord sonnenhungrige Nordeuropäer an die Strände des Südens. Harte Zeiten für das Interrail-Angebot der europäischen Bahnen, könnte man meinen.

Doch die Bahnunternehmen haben das Interrail-Angebot dem Reiseverhalten angepasst. Wer schnell mit dem Flugzeug an den Ferienort fliegen und dann vor Ort mit der Bahn weiterreisen will, kann einen Länderpass kaufen, der nur in einem Land freie Fahrt erlaubt. Daneben bieten die Bahnen den Globalpass an, der in allen 30 europäischen Interrail-Ländern für die meisten Züge gültig ist. Diese Pässe sprechen eher die klassischen Interrailer an, die komplett mit dem Zug verreisen wollen. Im vergangenen Jahr waren das die meisten Kunden: Von den rund 236.000 verkauften Interrail-Pässen waren rund zwei Drittel Globalpässe. Auch die Globalpässe gelten allerdings nur im Ausland – Hin- und Rückfahrt zum ersten Bahnhof hinter der Grenze müssen extra bezahlt werden.

Darüber hinaus versuchen die Bahnen seit einigen Jahren für Interrail neue Kundengruppen zu gewinnen. War das Interrail-Angebot 1972 noch als ein auf neun Monate befristetes Spezialangebot konzipiert, das nur Jugendliche unter 21 Jahren in Anspruch nehmen konnten, gibt es heute Interrail-Angebote für alle Altersgruppen, auch zum Beispiel für Senioren. Gerade die seien heute viel mobiler als früher, meint Andreas Fuhrmann, Sprecher der Deutschen Bahn. „Wer vor vierzig Jahren schon mit Interrail gereist ist, will vielleicht heute nochmal eine Tour machen“, sagt er. Zur Not auf dem Gang zu schlafen sei dann allerdings nicht mehr jedermanns Sache. Deshalb können Reisende Interrail auch erster Klasse buchen.

Erster Klasse bleiben allerdings wahrscheinlich gerade jene Abenteuer auf der Strecke, die Interrail-Reisen unverwechselbar machen. Als 24-jähriger Student fuhr zum Beispiel Alexander Mahler mit Interrail von Straßburg durch die Schweiz und Österreich nach Budapest, Belgrad, Sarajevo und Zagreb – eine Reise, die ihn bis heute beeindruckt. „Wer fliegt, steigt in einem anonymen Flughafen in eine abgeschottete Kabine und wird an einem anderen Ort plötzlich wieder ausgespuckt. Mit der Bahn erlebt man die Reise viel intensiver, man erfährt sie mit dem Zug buchstäblich“, sagt er. Die Fahrt von Zagreb nach Sarajevo, an sich nicht besonders lang, habe sich für ihn wie eine kleine Weltreise angefühlt. „Drei Mal werden die Pässe kontrolliert, von böse guckenden, sowjetisch wirkenden Beamten“, erzählt er. Vor dem Fenster veränderte sich derweil die Landschaft, und im Abteil fuhren Menschen mit, die aus den jeweiligen Regionen stammten. „Das ist spannender, als zigtausend Kilometer mit dem Flugzeug zu reisen“, sagt er.

Erfahrungen, die in den vergangenen vierzig Jahren knapp acht Millionen Interrailer machten – und die heute so aktuell sind wie damals.

Preisinfo:

Globalpässe sind in allen Interrail-Ländern außer dem Heimatland gültig. Der günstigste Globalpass ist innerhalb einer Reisezeit von zehn Tagen an fünf Tagen gültig. Er kostet für Jugendliche (bis 25 Jahre) ab 175 Euro, für Erwachsende ab 267 Euro und für Senioren ab 241 Euro. Der Globalpass erster Klasse kostet 409 Euro für Erwachsene und 369 Euro für Senioren. Jugendliche können keinen Globalpreis erster Klasse kaufen.  Der teuerste Globalpass, gültig einen Monat lang, kostet zwischen 429 Euro für Jugendliche und 977 Euro für Erwachsene in der ersten Klasse.

Länderpässe kosten je nach Land und Reisedauer zwischen 36 Euro (3 Tage in Bulgarien, Mazedonien, Serbien und der Türkei) und 211 Euro (8 Tage in Deutschland, Frankreich oder Großbritannien für Jugendliche. Erwachsene zahlen in der zweiten Klasse zwischen 56 Euro und 319 Euro, die erste Klasse kostet zwischen 86 Euro und 489 Euro. Ein Seniorenangebot wie bei den Globalpässen gibt es bei den Länderpässen nicht.

ITB 2012 Trends

Frankreich setzt neue Standards

Quelle: Maria Langhammer

Fünf Kategorien und 240 Bewertungskriterien in vier Themenfeldern: Ausstattung, Kundenservice, Barrierefreiheit und Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft. „Die bisherigen Kriterien konzentrierten sich lediglich auf Hotelausstattung und schlossen überhaupt nicht den Faktor Service ein, der das eigentliche Herzstück der Hotellerie ist”, sagt Christine Trotignon vom französischen Verkehrsbüro. Seit 1986 gibt es die Hotelklassifizierung in Frankreich, doch seitdem hat sich viel getan. Vieles, was damals noch gar nicht zur Debatte stand, ist heute selbstverständlich und verlangt auch von den Unternehmen ein Umdenken: Heute muss ein Hotel umweltfreundlich sein. Außerdem steht der Gast stärker im Mittelpunkt und Sonderwünsche werden wichtiger, z.B. bei Menschen mit Behinderung. Auch die Sprachkenntnisse des Personals spielen inzwischen eine große Rolle bei der Vergabe von Sternen.

Bisher ging Frankreich bei der Hotelklassifizierung immer eigene Wege. Weltweit sind fünf Sterne Standard, In Frankreich gab es zuletzt nur vier. Ein direkter Vergleich war für Reisende also sehr schwer. Das soll sich ändern: Die Gäste können Hotels jetzt besser einschätzen und diese werden dadurch international konkurrenzfähiger.

Seit der Einführung des neuen Systems im Januar 2010 haben sich schon 1.000 Hotels in ganz Frankreich freiwillig klassifizieren lassen, 4.000 stehen noch in der Warteschlange und täglich bewerben sich weitere. Die Kosten für die Inspektionen tragen die Hotels selbst. Darüber hinaus müssen sich die vier und fünf-Sterne Häuser einmal alle fünf Jahre den kritischen Augen eines unangekündigten Testers stellen. „Die meisten Unternehmen haben ihr eigenes System aufgebaut, um den hohen Standard zu halten. Schließlich ist es ja in ihrem eigenen Interesse, zufriedene Gäste zu beherbergen und so wettbewerbsfähig zu bleiben“, betont Christine Trotignon. Ein Grund für die neue Klassifizierung war auch, dass es in den vergangenen Jahren nur wenige Kontrollen gegeben hat. Hotels, die einmal Sterne errungen hatten, wurden danach nicht mehr überprüft – auf Kosten der Qualität. Bisher fehlte also die Selbstkontrolle. Ob sich das mit dem neuen System ändert, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Vielleicht setzt Frankreich auch für andere Regionen einen Maßstab. Eines ist jedoch sicher: Mit diesem Schritt möchte Frankreich wieder den Menschen und den Service in das Zentrum des Gastgewerbes rücken.

 

Allgemein ITB 2011