„Ganz Afrika in einem Land“ – Kamerun kämpft darum, als Reiseziel wahrgenommen zu werden

Kaum jemand hat das Land im Herzen Afrikas für die nächste Reise im Blick. Samuel Mbe, Tourismusbeauftragter aus Kamerun, hat mit Journalisten der young press gesprochen. Das Gespräch wurde in Englisch geführt, wobei uns Herr Mbe erklärte, dass in Kamerun zwei Sprachen gesprochen würden. Im Westen Englisch, im Osten Französisch. Er selbst spricht eigentlich Französisch, wollte sich aber für das Interview große Mühe geben.Und für das nächste Jahr wollte er auch Deutsch lernen, hat er uns versprochen.

Young Press: Was sind die bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Kamerun? Warum sollten Afrika-Touristen gerade dieses Reiseziel wählen?

Samuel Mbe: Kamerun hat den Vorteil im Zentrum Afrikas zu liegen. Es gibt Dschungel, Savannen, Wüsten im hohen Norden und einige National Parks. Dort leben viele Tiere wie Elefanten, Löwen und Giraffen. Kamerun ist sozusagen ein Miniatur-Afrika, ganz Afrika in einem Land.

Young Press: Wie beeinflusst die deutsche Kolonialzeit Kameruns Tourismusindustrie und das Alltagsleben der Kameruner?

Samuel Mbe: Wir haben kulturelles Erbe, das von den Deutschen erhalten ist. So zum Beispiel Eisenbahnstrecken, viele Gebäude und Brücken wie Edea auf der Straße von Jaunde nach Douala. Manche Touristen aus Deutschland kommen gerne nach Kamerun und schauen sich diese alten Gebäude an. Das hat aber nur einen kleinen Einfluss auf unseren Tourismus.

Young Press: Und wie genau reagieren Kameruner auf deutsche Touristen?

Samuel Mbe: Die Deutschen blieben nicht lange. Aber sie haben in dieser Zeit viele Dinge im Land verändert. Vor allem die Infrastruktur. Manchmal vergleichen die Menschen die deutsche und die französische Kolonialzeit und sie finden, dass die deutsche eine der wichtigsten Phasen war, denn sie brachte viel Fortschritt.
Das einzige, was sie nicht verstehen, ist, warum die Deutschen sich zum Gehen entschieden und nie wieder zurück kamen.

Young Press: Wie viel des kamerunischen Tourismus lässt sich auf wilde Tiere und unberührte Natur zurückführen?

Samuel Mbe: Safari ist vermutlich der attraktivste Tourismus in Kamerun. Doch wir haben auch noch anderen Öko-Tourismus: Für alle, die Wandertouren machen möchten, gibt es die vielen Dschungel und die Berge. Für Touristen, die lieber am Meer liegen, gibt es unsere Strände am Atlantischen Ozean.

Young Press: Und welche Anstrengungen unternimmt die Regierung, um die Natur zu schützen?

Samuel Mbe: Wir haben ein Umweltministerium und ein Ministerium verantwortlich für Tiere und Wälder. Die Regierung unternimmt große Anstrengungen, um die Umwelt, die Flora und Fauna, zu schützen. Gerade aus diesem Grunde verfügt Kamerun über 30 moderne Nationalparks. Diese Parks sind das Hauptprojekt um die Natur zu schützen. Dort sind sehr viele Tiere. Im Norden mehr Löwen Elefanten oder Giraffen, im Süden sogar Gorillas.

Young Press: Kamerun ist gerade in den letzten Jahren von schweren Krisen getroffen worden. Wie hat zum Beispiel die Ebola-Epidemie den Tourismus beeinflusst? Und hat sich diese Situation wieder gebessert?

Samuel Mbe: Die Ebola-Epidemie war irgendwo in West Afrika und es waren nur zwei oder drei Länder betroffen, die zudem vollkommen abriegelt wurden. Kamerun liegt aber nicht im Westen sondern im Zentrum Afrikas. Ich habe damals gelacht wenn mich jemand fragte „Wie steht es in deinem Land mit Ebola?“ und ich fragte „ Wie? Ebola in meinem Land? Ich wohne im Zentrum Afrikas in Kamerun da gibt es kein Ebola.“
Das gleiche Problem gibt es beim Terrorismus. Nur die Grenze zu Nigeria ist überhaupt davon betroffen. Im ganzen restlichen Land gibt es keinen Terrorismus. Wir müssen die Menschen besser informieren, dass Probleme wie Boko Haram und Ebola nur manche Teilen Afrikas betreffen.

Young Press: Inwiefern haben diese Krisen die Tourismusbranche beeinflusst?

Samuel Mbe: Die Zahlen gingen zurück. Jetzt haben wir ungefähr 700.000 im Jahr. 2012 waren es noch über 900.000 pro Jahr.

Young Press: Friede, Arbeit und Vaterland ist der Wahlspruch von Kamerun. Wie genau realisieren sie den im Wahlspruch genannten Punkt der Arbeit? Wie ist die Beschäftigungsrate?

Samuel Mbe: Die Herausforderung mit der Beschäftigung in Kamerun ist momentan, dass es viele Universitäten gibt, zehn insgesamt. Und an den Universitäten junge Leute mit gutem Abschluss, für die es nicht genug qualifizierte Jobs gibt. Es gibt Arbeit in der Industrie, aber viele suchen nach besseren Jobs.

Young Press: Gibt es ein Sozialsystem, das die Einwohner vor Armut schützt, falls sie in Arbeitslosigkeit geraten?

Samuel Mbe: Nein, gibt es nicht. Wenn man ein sehr gutes Diplom hat, muss man schon ein bis zwei Jahre warten bis man einen Job hat. Doch man muss selbst sehen, wie man Arbeit findet.

Young Press: Sehen Sie Chancen darin, dass die Entwicklung des Tourismus die Arbeitssituation verbessern kann?

Samuel Mbe: Absolut. Tourismus ist einer der stärkstenWirtschaftssektoren, die Arbeit bieten.
In Hotels, Parks, Tourismusagenturen und vielen mehr. Also versucht unsere Regierung den Tourismus zu puschen. Um die Arbeitslage gerade für junge Leute zu verbessern.

Das Interview wurde geführt von Till und Alessa

Tag 3 | 11. März 2016 young press 2016

Jeder will ihn, kaum einer praktiziert ihn

Copyright TourCert Mag

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Nachhaltiger Tourismus: Ein Gespräch mit Marco Giraldo, Geschäftsführer von TourCert

Der Ruf nach nachhaltigem Tourismus wird immer lauter. Fast jedem dritten Deutschen ist die ökologische Verträglichkeit seiner Urlaubsreisen wichtig, wie eine Studie für das Bundesumweltministerium kürzlich herausfand. Knapp die Hälfte der Deutschen hält es für wichtig, dass sich Reiseveranstalter für Nachhaltigkeit engagieren. Doch zwischen dem Wunsch nach nachhaltigen Reisen und ihrer Umsetzung gibt es eine große Diskrepanz. Dies ist unter anderen mit dem Fehlen von Informationen und klaren Zertifizerungen begründet, weiß auch Marco Giraldo, Geschäftsführer der Tourismus-Beratungsgesellschaft TourCert. Seit rund sieben Jahren berät und zertifiziert er Reiseveranstalter, Reisebüros, Unterkünfte und Urlaubsregionen im Bereich Coporate Social Responsibility und nachhaltiger Tourismus.  

Ein weiteres Problem sei zudem die fehlende Klarheit, was genau Nachhaltigkeit bedeutet. Die meisten Deutschen brächten Nachhaltigkeit in Verbindung mit Umweltschutz, doch Nachhaltigkeit bedeutet der Einklang von Ökologie, Sozialem und Ökonomie. Neben dem Umweltschutz zählen also soziale Aspekte wie die Einhaltung der Menschenrechte und auch ökonomische Faktoren dazu. Tourismus muss sich bei allen guten Vorgaben auch rentieren.

Doch obwohl viele Touristen nachhaltiges Reisen für wichtig empfänden, treten sie in den Augen von Giraldo zu wenig dafür ein. „Die Reisenden selbst müssen es verstärkt einfordern.“ Denn je öfter Reiseveranstalter oder Hotels von ihren Kunden auf Nachhaltigkeit angesprochen würden, desto höher wäre die Chance, dass sie beginnen sich zu engagieren. Zudem sei es ein großes Problem, dass viele Unternehmen nur kurzfristig dächten und schnelle Erfolge erzielen wollten. Daher werden viele Initiativen nach kurzer Zeit wieder eingestellt. Doch Nachhaltigkeit funktioniere nur langfristig und viele Erfolge von nachhaltigem Wirtschaften zeigten sich erst auf lange Sicht und nicht schon nach wenigen Jahren.

Zudem sei der Gesetzgeber gefragt, denn bisher müssen Reiseveranstalter und Hotels nachhaltige Standards nur freiwillig einhalten. „Der Gesetzgeber muss klare Vorgaben machen“, fordert Giraldo. Die Zahlen geben ihm recht. Nur etwa fünf Prozent der Anbieter im Beherbungsbereich sind als nachhaltig zertifiziert, bei Reiseveranstaltern und Reisebüros liegt der Wert noch deutlich darunter.  

Dabei kann Nachhhaltigkeit schon im Kleinen anfangen. Der Kellner im Restaurant in Baden-Württemberg beispielsweise könnte statt einem kalifornischen Wein, einen Wein aus der lokalen Umgebung empfehlen. Auf den Shampooflaschen im Hotel könnte freundlich bemerkt sein, dass das Wasser beim Einseifen ausgeschaltet werden sollte. „Das ist wie mit einem tollen Schuh. Der braucht auch hin und wieder Pflege, damit man lange was von ihm hat“, erklärt Giraldo. So benötigt auch der Tourismus ein nachhaltiges Konzept und Pflege, damit Strände auf der ganzen Welt schön und müllfrei bleiben, damit die Menschen in den Urlaubsdestinationen auch vom Tourismus in ihrer Region profitieren und damit die Tier- und Naturwelt erhalten bleibt.

mlp

ITB 2016 Tag 3 | 11. März 2016 young press 2016

Lamborghini auf zwei Beinen: Menschliche Roboter auf der ITB

Bild_RoboterAuf der ITB-Website ist ChihiraKanae bereits unter „Referenten“ aufgeführt und auch während ihrer Präsentation ist ihre Rolle klar: Die humanoide Roboterfrau ist kein Produkt, das vorgestellt wird, sondern auch ein Interviewgast, der sich selbst vorstellt. Das Problem: Die Antworten sind vorprogrammiert, der Roboter reagiert also nicht spontan auf die Fragen. In zehn Jahren könne dies jedoch möglich sein, wirft Hitoshi Tokuda, Chef-Spezialist der Herstellerfirma Toshiba, einen Blick in die Zukunft.

Als Uncanny Valley-Effekt, wörtlich übersetzt „Unheimliches Tal-Effekt“, bezeichnet man das Phänomen, dass wir uns vor Robotern fürchten, die fast, aber eben nicht ganz menschengleich sind. ChihiraKanae hat dieses Problem nicht, weil sie eindeutig als Roboter zu erkennen ist. Zwar bewegt sie beim sprechen ihren Mund, verbeugt sich, blinzelt ab und zu mit den Augen und hebt gestikulierend die Hände. Doch all das macht sie in einer Regelmäßigkeit und Monotonie, die eher an eine Kaffeemaschine als an menschliches Verhalten erinnert. Die Frage auf der Präsentation lautete daher: Was kann die Roboterfrau und wofür ist sie schlicht ungeeignet.

Das größte Problem für Hersteller von Robotern ist nach Einschätzung von Tokuda, dass sie zwar eine Attraktion seien, aber für Services im Tourismus noch nicht besonders nützlich. Besonders in einem Dienstleistungssektor wie der Tourismusindustrie seien sie noch kein „must have“. Zudem übernehmen Roboter manche Nachteile von Computern, wie Hacking und Virenanfälligkeit, und Maschinen, wie Schmutzentwicklung und mechanische Fehler. Tokuda erklärt zwar, ChihiraKanae werde beim Händeschütteln niemandem die Hand zerquetschen, aber dafür „wird sie nach zehn Jahren sehr schmutzig sein, denn sie wäscht sich nicht. Also sollten Sie ihr nach zehn Jahren lieber nicht mehr die Hand geben.“ Ein Blick auf die Produktionskosten zeigt, dass humanoide Roboter von Prototypen abgesehen von einer Marktreife noch weit entfernt sind: „Sie sind sehr teuer und entsprechen ungefähr dem Preis eines Autos, aber das Auto ist ein Lamborghini oder Ferrari“, so Tokuda.

Für eine Massen-Nutzung ist auch die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht groß genug: Nach einer weltweiten Umfrage des Medienunternehmens Travelzoo glaubt 77 Prozent der Befragten zwar, dass Roboter in wenigen Jahren eine wichtige Rolle in unserem Leben spielen werden, aber 92 Prozent sagen, dass sie an der Hotelrezeption lieber von einem Menschen bedient würden. Dabei wird deutlich, dass die Einsatzmöglichkeiten für Roboter in Serviceberufen stark von deren Aufgabe abhängt: Während Kunden bei Problemen nicht auf die Möglichkeit verzichten wollen, sich an menschliche Ansprechpartner zu wenden, würde ein Roboter zum Beispiel als Hotelportier, der das Gepäck aufs Zimmer befördert, akzeptiert. Entsprechend erklärt auch Hitoshi Tokuda, dass Roboter am besten arbeiten, wenn sie sich in einem klar abgesteckten Gebiet bewegen. Dann hat ihre Arbeit einige Vorteile: Sie können Fragen von Touristen mehrsprachig beantworten und zu jeder Tages- und Nachtzeit auch unangenehme oder monotone Arbeiten erledigen, ohne müde zu werden. Außerdem „können Sie ihr dumme Fragen stellen, ohne sich schämen zu müssen“, erklärt Tokuda. fep

 

ITB 2016 Tag 3 | 11. März 2016 young press 2016

Urlaub auf der ITB Berlin

Deine Freunde posten die schönsten Fotos von überall auf der Welt? Du willst das auch, kannst es dir aber nicht leisten? Dann ab auf die ITB Berlin. Die Tourismusmesse ist der perfekte Ort für Fake-Urlaubsbilder. Hier zeigen wir dir die Top 6 der besten Selfie-Stellen. ane

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Halle 4.1 – Jugendreisen

Halle 4.1 – Jugendreisen

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Halle 4.1 – Jugendreisen

Halle 4.1 – Jugendreisen

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Halle 26 – Asien

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Halle 6 – Bayern

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Halle 5.2 – Indien

Halle 5.2 – Indien

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Halle 26 – Asien

Halle 26 – Asien

 

ITB 2016 Tag 3 | 11. März 2016 young press 2016

Generation Anspruchsvoll – Einmal bitte eine Jugendreise, wie aus dem Bilderbuch

Gebräunte Haut, sonnengebleichte Haare und salzige Lippen. Im Hintergund weißer Sand und hohe Wellen. Hier könnte das perfekte Instagram-Selfie entstehen. Vielleicht auch ein Grund, weshalb Jugendreisen zum Surfen rund um die Welt gerade so beliebt sind.

Das Wort Jugendreise lässt bei vielen Eltern und Kindern die Alarmglocken läuten. „Sind die Reiseleiter dazu da, um aufzupassen, oder um Alkohol auszuschenken?“ fragen sich Mütter und „Bin ich wirklich so pubertär, dass ich in ein Erziehungscamp muss?“ fragen sich Töchter. Und die elterlichen Sorgen sind berechtigt, denn viele Feriencamps sind überlastet. Zu große Camps und zu wenig Arbeitskräfte. „Die Betreuer sitzen dann im Büro und haben keine Zeit mehr, sich um die Jugendlichen zu kümmern.“ sagt Helge Maul aus dem Vorstand des Reisenetz E.V.

Ob die eskalative oder die pädagogische – beide Seiten des Reisens für Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren sind nicht besonders attraktiv. Aber da gibt es auch etwas dazwischen.

Aktiv-Reisen nennt sich die Sparte, die auf der Reisemesse ITB von fast jedem Aussteller für Jugendreisen empfohlen wird. Für eine Woche soll durch gemeinsame sportliche Aktivitäten ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt herrschen. Es werden Abenteuer prophezeit. Und das nicht nur in einer Jugendherberge in Brandenburg, sondern auch am Strand, unter Palmen. Wenn Preis und Verpflegung stimmen, kommt das Kriterium „Strand“ als drittwichtigstes, bei der Entscheidung der Jugendlichen, wohin es gehen soll (Ruf Young Traveler Kompass 2016).

Aktiv-Reisen zielen auf ein Erlebnis ab, denn Jugendliche wollen mehr als nur Sightseeing und Sex-on-the-Beach. „Solche Reisen sind für die Jugendlichen Erinnerungswerte“, sagt Jessica Quander von Herolé Reisen, einem Anbieter für besondere Klassenfahrten. Erinnerungswerte, mit denen man in der heutigen Zeit gerne prahlt, besonders auf dem Netzwerk Instagram. Inzwischen nutzen 68 Prozent der Jugendlichen auf Reisen das Foto-Portal täglich, vor zwei Jahren waren es nur halb so viele. Besonders der Hashtag #surfing mit über vier Millionen Beiträgen hat es der Community angetan. Das haben nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Reiseveranstalter mitbekommen und ihr Angebot angepasst.

RUF Reisen bietet seit Anfang des Jahres eine Fernreise nach Sri-Lanka an. Dort können die Jugendlichen mit Begleitung zweier Reiseleiter nicht nur Elefanten-, sondern auch Wellenreiten. Sie lernen eine ferne Kultur und kulinarische Spezialitäten kennen und sind endlich einmal wirklich weit weg von Zuhause. Obwohl die klassischen Party-Touren nach Spanien immer noch sehr gefragt sind, sind die Reisen nach Sri Lanka schon jetzt fast ausgebucht. Die RUF Angebote der „USA Traumreise“ von der West- bis zur Ostküste und die Fernreise nach Japan in eine Welt voller Mangas sind, neben den zahlreichen Angeboten der Städtetrips innerhalb von Europa, auch sehr gefragt. Ein breites Spektrum an Aktiv-Reisen bietet auch GO Jugendreisen an, wie Kajaking in Italien, Klettern in den Pyrenäen und Schnorcheln in Kroatien. Besonders beliebt ist die Atlantik Küste, dort gibt es ein großes Angebot an Surfcamps. „Es reicht allerdings nicht mehr, nur ein Zelt hinzustellen und eine Isomatte auszurollen. Es muss Komfort da sein und Abwechslung geboten werden.“ sagt Jörg Daase am Stand von GOJugendreisen.

Aber auch die deutschen Jugendherbergen sind wieder im Trend, so Helge Maul. Der Standard steigt und inzwischen gibt es kaum noch Mehrbettzimmer oder Bäder auf dem Gang. Außerdem ist eine Jugendherberge schon lange nicht mehr nur bloße Übernachtungsmöglichkeit. Es wird dort mit Erlebnis- und Tourguides zusammegearbeitet, so dass einem nicht nur die weiche Bettdecke, sondern auch das Reiseerlebnis in bester Erinnerung bleibt. Die Jugendherberge Breisach im Elsass zum Beispiel bietet eine sieben-tägige Radtour rund um den Schwarzwald an, bei der man ganz nebenbei auch noch seine Muskeln trainieren kann. Deutsche Jugendherbergen sind also nicht nur wieder sexy, sondern machen auch wieder sexy.

Reichlich Abwechslung, genug Komfort, strahlende Sonne, blaues Meer, ein ausgefallener Sport, gutes Essen. Die Generation ist anspruchsvoll. Sie weiß, dass „cool sein“ nicht mehr bedeutet Party bis ins Morgengrauen zu machen, sondern das Morgengrauen zu fotografieren und einen Instagram-Filter rüberzulegen. Davon profitieren dann nicht nur die Jugendlichen, sondern auch ihre Eltern, die durch Instagram ganz sicher sein können, dass ihre Schützlinge gut aufgehoben sind. caw

ITB 2016 Tag 3 | 11. März 2016 young press 2016

„Barrierefreiheit ist längst nicht mehr nur der orthopädische Schuh.“

Der 5. Tag des barrierefreien Tourismus auf der ITB

„Barrierefreiheit ist keine Frage einer einzelnen Zielgruppe, sondern betrifft jeden.“

„Inklusion bedeutet: Alles für alle.“

„Wenn man vor Jahren gesagt hätte, wir machen eine Kunstausstellung für Blinde, für Sehbehinderte, hätte man zu hören bekommen ‚Was soll das?‘“ – „Das kriegst du heute auch noch zu hören.“

(Stimmen körperlich eingeschränkter Besucher auf der ITB.)

Die Veranstaltungen vom Tag des barrierefreien Tourismus findet in einem großen Raum statt, eine Rampe führt im flachen Winkel auf die Bühne. Es gibt freie Flächen für Rollstühle. Zwei Gebärdendolmetscher übersetzen abwechselnd die Begrüßungsworte von Iris Gleicke, der Beauftragten der Bundesregierung für Mittelstand und Tourismus. Zeitgleich erscheinen die Worte in vereinfachter Form auf einer zwei mal zwei Meter großen Leinwand. In einer Kabine am Eingang des Saals übersetzen zwei junge Damen über Headsets jedes Wort. Wohin man sieht: Barrierefreiheit. 

2002 trat das Behindertengleichstellungsgesetz in Kraft. Seitdem ist viel passiert. Ein solider Anfang sei gemacht, darin sind sich die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion Im City Cube einig. Der barrierefreie Tourismus bietet inzwischen rund 900.000 Arbeitsplätze und erwirtschaftet momentan über fünf Millionen Euro. Argumente, die „selbst das größte Brett vorm Kopf lösen sollten“, so Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen. Sie ist selbst blind. In nur zwanzig Jahren sei ein Drittel der Bevölkerung voraussichtlich auf Barrierefreiheit angewiesen. Davon dreißig Prozent durch eine Behinderung, ganze siebzig Prozent aus Altersgründen. Die barrierefreien Angebote für Touristen seien deshalb vielfältiger geworden. In Soest, einer nordrheinwestfälischen Kleinstadt, die aufgrund von ihren Pflastersteinen bisher schwer zugänglich war, gibt es jetzt zum Beispiel eine Navigationshilfe für Sehbehinderte. Mit einer kostenfreien App können diese Busse in der Stadt identifizieren und schon auf dem Handy ihren Haltewunsch angeben, der an den Bordcomputer des Busses weitergegeben wird. Daneben gibt es barrierefreie Websites, auf denen Sehbehinderte sich den Text vorlesen lassen können, Kunst zum Tasten und Hebebühnen oder Fahrstühle an touristisch wichtigen Orten.

Wie das Ganze in der Praxis aussieht, lässt sich auch gut vor Ort auf der ITB beobachten. Auf der Messewebsite findet man bei „Anreise“ einen Link zur barrierefreien Verkehrsmöglichkeiten und auch auf dem Messegelände gibt es Fahrstühle mit Blindenschrift, Rolltreppen und stufenfreie Gänge. Die Messe bietet zudem einen speziellen Lageplan für Rollstuhlfahrer mit Fahrstühlen oder Wegen ohne Ebenenwechsel. An allen Infoständen bekommen körperlich eingeschränkte Messebesucher Informationen zu ihren Möglichkeiten. Die einzelnen Stände jedoch sind teilweise noch nicht auf Barrierefreiheit ausgerichtet. Viele Stände haben immer noch Hochtische oder Theken für die Beratung. „Gerade im Messebereich wäre es wichtig, eine individuellere Betreuung zu bekommen, um Barrierefreiheit zu garantieren“, erklärt Verena Bentele, die Bundesbehindertenbeauftragte. Zum Thema Barrierefreiheit im Tourismus sei noch viel Luft nach oben, die es auszuschöpfen gelte. Denn „der demografische Wandel wird uns einholen“, weiß auch Carolin Ruh, Geschäftsführerin vom Tourismusmarketing Niedersachsen.

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ITB 2016 Tag 3 | 11. März 2016 young press 2016

Fünf Tipps für das perfekte Reisevideo

Bloggen ist aus der Reisebranche kaum noch weg zudenken. Doch zu einem guten Blog gehören nicht nur Texte und Fotos, sondern auch gut durchdachte Videos: Unser Reporter Till war auf dem Workshop „Erfolgreiche Reisevideos im Internet“ und gibt euch hier die fünf wichtigsten Tipps um möglichst viele Zuschauer zu gewinnen:

Tipp 1: Wählt einen passenden und interessanten Überschrift.

Über 80 Prozent aller Zuschauer auf Youtube entscheiden wegen der Überschrift, ob sie sich ein Video anschauen oder nicht. Dabei ist es vor allem wichtig, dass der Titel alle W Fragen beantwortet: Wo? Wie? Was? Wann? Warum? Scheut euch nicht längere Headlines zu wählen und achtet darauf, dass diese auch mit eurem Video übereinstimmen. Youtube besitzt bekanntlich ein Ranking das entscheidet wie oft dein Video gesehen wird. In diesem achtet Google jedoch nicht nur auf die Klick-Zahlen eines Videos, sondern auch auf die Zeiten die die jeweiligen Zuschauer dort verbracht habe. Sollte dein Video also ein paar mal angeklickt, aber immer schon nach ein paar Sekunden wieder geschlossen werden, sinkst du in dem Ranking und dein Video verschwindet in den Weiten des Internets.


Tipp 2: Findet exklusive Perspektiven

Jedes Gebäude, jede Sehenswürdigkeit kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Dabei sind die Einfachen langweilig, deswegen solltet ihr immer auf der Suche nach einem besseren Blickwinkel sein. Kniet euch hin, klettert auf Bäume oder macht Luftbilder mit Hilfe einer Drohne. Ganz egal. Hauptsache eure Videos wirken frisch und nicht als hätte man sie schon gesehen.


Tipp 3: Vermeidet Gewackel und entfernt es notfalls vor dem Hochladen.

Es gibt nichts schlimmeres als sich Videos anzugucken, in denen andauert die Kamera hin und her wackelt oder das Bild verrutscht. Um dies zu verhindern benutzt am Besten entweder ein Stativ oder haltet eure Kamera bei kürzere Videos möglichst ruhig. Solltet ihr nach dem Drehen feststellen, euer Video ist trotzdem voll von Geschwenke, entfernt es mit Hilfe von entsprechender Software. Diese findet ihr entweder im Internet oder bei Youtube selbst. Dort könnt ihr direkt vor dem Hochladen das Programm „Anti Shock Position“ benutzen.


Tipp 4: Aktiviert die Kommentare, sendet regelmäßig mindestens ein mal die Woche und bleibt in Kontakt mit den Zuschauern.

Umso mehr ihr euch mit euren Betrachtern beschäftigt, umso mehr beschäftigen sie sich auch mit euch. Deswegen beantwortet die Kommentare, die ihr bekommt und ihr ergattert mehr Follower. Das ist ja schließlich euer Ziel: Mehr Personen, die euch folgen, ist gleichbedeutend mit mehr Geld.

Tipp 5: Benutzt Mikrophone und achtet auf euren Ton

Bei Videos wird zwar auch auf das Bild geachtet, doch vor allem auch auf den Klang. Ohne gute Mikrophone geht es nicht. Benutzt Musik, um eventuelle Tonlücken zu schließen und sprecht betont. Wenn ihr selbst nicht besonders gut sprechen könnt, engagiert einen professionellen Sprecher. Diese bekommt man schon für 45 Euro pro gesprochene Minute.


Sind eure Videos fertig, zeigt sie zunächst einmal euren Freunden. Diese können euch dann noch mal Verbesserungsvorschläge geben und mitentscheiden ob es sich lohnt diesen Film ins Netz zu stellen, oder eben nicht!

tis

ITB 2016 Tag 3 | 11. März 2016 young press 2016

„Wenn man bloggt, reist man interessanter.“

Ein Portrait über den Reiseblogger des Jahres 2016, Johannes Klaus.

Johannes-Klaus

Gleich zwei Preise bekam der Blogger Johannes Klaus bei der diesjährigen Verleihung zum Reiseblogger des Jahres 2016 auf der ITB. Applaus, Fotos, Händeschütteln. Komplimente ist Johannes schon gewöhnt. Sein Reiseblog „Reisedepeschen“ war erstplatzierter Reiseblog des Jahres und auch sein Blog „Travelepisodes“ wurde drittplatzierter. 2011 gewann er schon den Grimme Online Preis.

Nach dem Abitur absolvierte Johannes den Zivildienst und reiste danach ein halbes Jahr. 2001 begann er eine Ausbildung zum Grafikdesigner. Anschließend arbeitete er in zahlreichen Agenturen als Art Director. 2010 hängte er seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel und reiste 14 Monate um die Welt. Der damals 29-Jährige hielt seine Erlebnisse auf einem Blog fest, der ursprünglich nur für Freunde und Familie gedacht war.

 „Wenn man bloggt, hat man einen anderen Blick auf alles, reist interessanter, weil man Möglichkeiten sieht darüber zu schreiben, etwas daraus zu machen.“

Als er von seinen Reisen zurückkam, hatte er Post: Er hatte den Grimme Online Preis gewonnen. Das war 2011. Sein Blog hieß damals noch Reisedepesche, weil heute aber ein ganzes Autorenteam dafür schreibt wurde noch ein „n“ drangehängt – „Reisedepeschen“. „Ich wollte die gewonnene Öffentlichkeit nutzen, um anderen Bloggern zu helfen, eine größere Leserschaft zu erreichen.“

Reisedepeschen erzählt Geschichten und listet keine Fakten auf, so wie viele andere Blogs. „Diese Art von Blogs hat es schwieriger, denn bei Google werden sie nicht so einfach gefunden“. Johannes stößt entweder auf passende Reiseblogs oder Blogger schreiben ihm. Er sucht immer nach neuen Autoren, denn manche Blogger hören auf zu schreiben, wenn ihre Reise vorbei ist. Reisedepeschen verzeichnete im Januar 2016 21.500 Besucher. Mittlerweile kann der selbsternannte ‚Multimedia Travel Storyteller‘ von seiner Arbeit als Reiseblogger leben.

Nachdem Reisedepeschen ins Leben gerufen wurde, arbeitete Johannes zunächst weiter als freischaffender Grafikdesigner. „Monetarisierung war nicht meine Intention, es geht um den Spaß am Schreiben.“ Die Autoren bekommen kein Honorar für ihre Texte. Sie profitieren von den hohen Besucherzahlen, die Leser auf ihre Seite bringen und sie bekannter macht. Manche Blogger verdienen auch durch das Schreiben für Unternehmensblogs oder durch gesponserte Artikel, „die klar gekennzeichnet werden“. Er selbst lebe auch von Reisefotographie und Reisefilmen und hat vor kurzem ein Buch mit ausgewählten Reisegeschichten herausgebracht.

Natürlich gehören auch bezahlte oder unbezahlte Pressereisen mit zum Reisebloggerleben. „Pressereisen sind eine völlig andere Art zu reisen, ich kann sie aber für mich nutzen und trotzdem auf meine Art reisen.“ Für Johannes kommt es darauf an, was man aus diesen Reisen macht. Er macht auch klar, dass vor allem bei Pressereisen und Auftragsreisen kein Urlaub stattfindet. Es ist ein Job, wie jeder andere auch. Nur manchmal eben unter Palmen.

Auf die Frage, was Johannes Bloggeranfängern rät, antwortet er, dass Qualität und Authenzität wichtig sind. „Es ist schwieriger als früher, weil es einfach eine große Menge an Blogs gibt.“ Dennoch ist er nicht der Meinung, dass es aussichtslos ist einen Blog zu starten. „Wenn man etwas zu erzählen hat, finde ich es toll das einfach zu tun.“

Johannes muss zum nächsten Termin. Er hat es eilig, denn zu Hause wartet seit kurzem eine ganz besondere, vorerst „Travel Story Hörerin“ auf ihn: Seine kleine Tochter, die erst vor kurzem die große weite Welt erblickt hat. Ursprünglich aus Heidelberg und nun Wahlberliner, kann sich Johannes zwar vorstellen mal im Ausland zu leben, aber eher nur für die Wintermonate. „Ich bin schon viel herumgereist aber es ist auch immer wieder schön nach Hause zu kommen.“

Reisedepeschen.de

Travelepisodes.de

 

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