À la carte? Eher nicht.

Hunderte Restaurants und Cafés auf der ITB Berlin. Eine junge Journalistin der Young Press auf der Suche nach einem Mittagsessen.

Es ist Punkt zwölf Uhr und so langsam bekomme ich Hunger. Ich weiß, ich bin anspruchsvoll, aber bei dieser Auswahl werde ich ein leckeres und günstiges Mittagessen finden, da bin ich mir sicher und mache mich auf den Weg. Es stellt sich schnell heraus: der nächste Food-Corner ist nicht weit. Ich stehe zwischen Pizza, belgischen Pralinen, Smoothies und Waffeln und meine Nase weiß nicht genau, was sie zuerst riechen soll. Überforderung pur, also ziehe ich weiter. Geschäftig rauschen telefonierende Geschäftsleute und interessierte Besucher an mir vorbei. Viele versuchen einen Platz im zentralen Messe-Café zu ergattern. Denn seine Tische und Stühle, möglichst Platz sparend unter dem Baldachin platziert, sind alle belegt. Es riecht nach frischem Kaffee und lecker gebratenen Würstchen. Die Schlange am Tresen ist allerdings nicht besonders lang, sodass ich meinen Cappuccino schnell in der Hand habe. 3,70 Euro für einen Koffein-Schock. Mein Mittagessen finde ich sicher woanders etwas günstiger. Jetzt einen Platz an einem Tisch zu bekommen, um meinen Cappuccino in Ruhe zu genießen, scheint ziemlich aussichtslos. Als ich einen kleinen freigewordenen Platz an der Theke erobere, meine ich mindestens einen Preis verdient zu haben.

Plötzlich schaut mir ein großer Mann mit Locken über die Schulter und schaut hinter den Tresen. „Kann ich Ihnen helfen?“, frage ich. „Ich suche nach Strom“, ist seine Antwort und er lacht. Die Energie, die die ganze Messe am Laufen hält. „Was würden wir alle nur ohne Steckdosen machen?“, geht mir durch den Kopf. Er hat eine Steckdose gefunden, aber die Bedienung ist am anderen Ende des Raumes gerade mit Bier zapfen beschäftigt. „Ich bin Stuart aus Australien“, stellt er sich vor. Da er ein Reiseunternehmen leitet, lädt er mich gleich ein, nach Australien zu kommen. So sind auf der ITB alle immer auf der Suche nach neuen Kontakten und Kunden. Inzwischen hat Stuart festgestellt, dass er kein Aufladekabel für den Laptop dabei hat. Er zieht wieder von dannen und ich sitze über meinem mittlerweile kalten Cappuccino.

Das Pärchen rechts von mir unterhält sich in einer Sprache, die ich auf Anhieb nicht erkenne. Da wendet sich mir die Frau plötzlich auf Deutsch zu. Sie waren auf der Suche nach eine warmen Mahlzeit, fanden aber nichts Richtiges. „Nur Pizza und Hotdogs auf die Hand. So hatten wir uns das nicht vorgestellt“, sagt sie und hält ein belegtes Brötchen in der Hand, mit dem sie offenbar trotzdem einigermaßen zufrieden ist. Aber ein Brötchen ist nicht wirklich das, was ich suche. Mit einem erschrockenen Blick auf die Uhr, stelle ich fest, dass ich schon seit einer halben Stunde an der Theke sitze. Langsam wird es wirklich Zeit, dass ich etwas finde. Sonst muss ich wohl noch bis zum Abend warten.

Ich begebe mich auf die Suche und lasse mich von der Rolltreppe zum nächsten Stockwerk in die Höhe tragen. Ich bin erstaunt wie ruhig es auf einmal ist. Eine Wohltat für meine Ohren. Ich realisiere, dass ich gar nicht wahrgenommen habe, wie laut es um mich war. Oben angekommen stehe ich bereits mitten in der mongolischen Kantine. Hier vermute ich ganz besondere Köstlichkeiten, weil die Mongolei in diesem Jahr das Gastland der ITB Berlin ist. Ein weiter und heller Raum, der viel mehr Ruhe ausstrahlt als das Café im Erdgeschoss. Ich mache mich auf den Weg zum Buffet. Die Fotos der angebotenen Speisen über der Theke zeigen saftige Salate und knusprig gebratenes Rindfleisch. Ich treffe Tsolmon und Zulaa an der Kasse. Obwohl beide auf der Messe in Berlin jeden Tag bis zu zwölf Stunden arbeiten müssen, machen sie einen zufriedenen Eindruck. Ungefähr 20 Mitarbeiter arbeiten in der Küche und im Service und die meisten stammen aus der Mongolei. „Auch wenn viele von uns in Deutschland aufgewachsen sind“, schmunzelt Tsolmon. Beide tragen sie rote traditionelle Kleidung. „Bei uns kann man viele unterschiedliche mongolische Speisen probieren. Zum Beispiel die Nudelpfanne mit Rindfleisch“, erklärt mir Tsolmon, „und die Teigtaschen, die entweder vegetarisch oder mit Fleisch gefüllt sind.“ Diese sind deutlich größer als in anderen Ländern und werden in der Mongolei hauptsächlich als Hauptspeise gegessen. Das klingt gut, denke ich mir. Es ist viertel vor eins. Aber bevor ich meinen mittlerweile knurrenden Magen besänftigen kann, hole ich mir lieber noch ein paar Meinungen der Gäste ein.

Ich verabschiede mich von beiden und gehe an einen Tisch, an dem zwei Deutsche sitzen, die das Essen als zu fad beschreiben. „Kantinenessen eben“, fügen sie hinzu. Am Tisch daneben sitzen zwei Frauen und ein Mann. Die Geschäftsleute aus London sind gerade mit ihrer Mahlzeit fertig geworden. „Wie hat ihnen das Essen geschmeckt?“, frage ich und bin erstaunt über die schonungslose Antwort. „Widerlich“, rutscht der Frau mit den blonden Haaren heraus und sie schlägt sich gleich darauf lachend die Hand vor den Mund. „Zu kalt und wirklich geschmeckt hat es mir auch nicht.“ Ihr Begleiter kritisiert, dass das Essen viel zu teuer sei. Fast zwanzig Euro habe er für sein Gericht bezahlt. Versöhnlich fügt sie allerdings hinzu, dass das mongolische Essen in der Regel sehr lecker, und die Atmosphäre hier oben auch sehr entspannt sei. „Ein hervorragender Ort, um ein Meeting abzuhalten“. Aber auf der Suche nach einem Meeting war ich nicht. Mein Magen rebelliert und muss jetzt wohl doch bis zum Abend warten. (haw)

Tag 2 | 5. März 2015 young press 2015

Sommerbetreuung und Jugendreisen – Was ist Eltern wichtig?

11023277_943696775665087_334626074_nStrand und Sprachkurs oder eher Wald und Abenteuer? Mit diesen Gedanken spielen Eltern und Jugendliche vor dem Sommer. Das Betreuungsprogramm für die längsten Ferien im Jahr kann sehr unterschiedlich ausfallen, wie die Stände auf der ITB Berlin zeigen. Was den Ablauf der Freizeit betrifft, tauchen in den letzten Jahren Fragen zum Essen auf. Unverträglichkeiten sind heute keine Seltenheit, manche Kinder ernähren sich vegetarisch oder vegan, diese Ansprüche müssen von allen Freizeitveranstaltern erfüllt werden. Andere müssen regelmäßig Medikamente nehmen und sind auf organisierte Betreuer angewiesen. Neben diesen körperlichen Bedürfnissen, ist ein Haus mit Schwimmbad, Kletterwand, Erlebnispfad oder einem Experimentiercamp bei Familien besonders gefragt. Diese Extras erfüllen leider nicht alle Unterkünfte und verlangen nach einer guten Recherche.

Ein Stand in der Mitte der Messehalle wirbt für den naturbelassenen Nationalpark in der Eifel. In einem ausgewählten Gebiet des Waldes können Kinder mit körperlichen Einschränkungen aktiv werden, so der „Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein Westfalen“. Auf frei zugänglichen Wegen können Kinder in die Natur eintauchen und den Wald erkunden. Ein Mitarbeiter des Nationalparks: „Vor einigen Jahren wäre ein vergleichbares Erlebnis nicht denkbar gewesen, erst jetzt sind die Wege auch für Rollstuhlfahrer ausgebaut. Jeder soll Teil der Gemeinschaft sein.“ Die Frage nach Sicherheit ist für den Mitarbeiter kein Thema.

11014740_943696795665085_420520221_nAn einem Stand vor einem lebensgroßen Wikingerschiff steht der Verein „Alte Schule Jugendreisen“ Rede und Antwort. Der Verein aus Niedersachsen setzt auf Natur und soziale Kontakte. Hier sollen Kinder die Möglichkeit der Selbstfindung und Erholung haben. Bei den Jugendlichen ist die Selbstorganisation ein wichtiges Thema. Eine komplett durchgeplante Ferienwoche ist bei Teenagern nur ungern gesehen. Von anderen Jugendreisen unterscheidet sich dieser Verein durch die von Wald und Wiesen umgeben Unterkünfte und die abenteuerlichen Unternehmungen im Kletterpark oder auf Flüssen mit dem selbstgebauten Schiff.

11020352_943696762331755_1865364072_n„RUF- Reisen“, einer der größten Anbieter bedient Wünsche anderer Eltern und Kinder. „Für Eltern steht ein internationaler Austausch und die Erkundung eines exotischen Landes ganz oben auf der Liste.“, so eine Mitarbeiterin. Die Schulungsräume dürfen gerne auch in einem außergewöhnlichen Gebäude, wie dem Empire State Building in New York sein. Die Erfahrungen des Veranstalters zeigen, dass Siegel, die auf den Prospekten der Agentur abgedruckt sind, für Eltern schnell erkennbar sein müssen und werden von ihnen regelmäßig gefordert. Die organisierten Workshops am Urlaubsort zählen zu den Extras und werden von Müttern und Vätern als spannende Möglichkeit für ihre Kinder gesehen. Kinder und Jugendliche lieben es sich auf einer Bühne im Schauspiel zu üben oder einfach eine neue Sportart auszuprobieren. (ela)

Tag 2 | 5. März 2015 Uncategorized young press 2015

Es brodelt rund um den Eyjafjallajökull

Island -im Spannungsfeld von Tourismusboom und Nachhaltigkeit

In den Sommermonaten erreicht der Parkplatz am Seljalandsfoss häufig seine Kapazitätsgrenzen

Der Kampf um die unberührte Natur in Island

Bis vor Kurzem war Island ein Ort, der nur wenige Touristen angezogen hat, doch in den letzten zehn Jahren haben sich die jährlichen Besucherzahlen beinahe verdreifacht. Immer mehr Menschen reisen nach Island – und über 70 Prozent von ihnen kommen, um die isländische Natur zu genießen. Doch der willkommene Touristenstrom wird immer mehr zur Herausforderung für das Land am Polarkreis.

Mit jedem ankommenden Touristen steigt die Notwendigkeit in die Nachhaltigkeit des isländischen Tourismussektors zu investieren und somit einer Zerstörung der Natur vorzubeugen. „Unsere Ware ist die Natur, die unzerstörte Natur. Wir müssen aufpassen, dass wir sie nicht kaputtmachen“, sagt Helmut Lugmayr, Manager des Reiseanbieters Terra Nova Iceland.

„Wir kommen an die Grenzen der Infrastruktur“, so Lugmayr. Während Island als „Europas letzte Wildnis“ beworben wird, ist die Insel an vielen Orten schon lange nicht mehr so, wie die Werbung sie darstellt. „Wann kommt man oder sind wir schon an diesen Punkt gekommen, an dem der Tourismus eine negative Wirkung hat?“, fragt Sævar Skaptason, der seit 20 Jahren im isländischen Tourismussektor tätig ist. Als Teil des Vorstands des isländischen Tourismusarbeitgeberverbandes begrüßt er die steigende Nachfrage, spürt aber auch den Druck der Verantwortung, der dadurch entsteht.

„Der Großteil der Branche ist sich bewusst, dass Nachhaltigkeit relevant ist“, stimmt auch Helmut Lugmayr zu. Daher gehört nicht nur der Ausbau der Infrastruktur, sondern auch Forschung zu nachhaltiger Tourismusentwicklung zur Zukunftsstrategie, die das Icelandic Tourist Board 2011 erstellt hat. Aktuell und zukünftig wird nun versucht, den Besucherstrom besser zu verteilen – sowohl räumlich durch die Erschließung neuer Attraktionen und Gegenden, als auch zeitlich durch eine stärkere Vermarktung der Wintermonate. Des Weiteren soll mit einem sogenannten „Nature Pass“ eine Abgabe eingeführt werden, die wiederum in die Erhaltung Islands Natur fließen soll.

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Island auf der ITB Berlin

Sigriður Ragnarsdóttir, die für die offizielle Marketingagentur “Promote Iceland” arbeitet, sieht auf jeden Fall noch viel Kapazität nach oben, um den Tourismus in Island weiter auszubauen. Dabei hat sie konkrete Vorstellungen, welche Touristen Island besuchen sollten: „Wir wollen keinen Massentourismus. Wir wollen Touristen, die die Natur respektieren.“ Deswegen werden Marketingkampagnen speziell für diese Zielgruppe entworfen.

Viele Ansätze. Welche Massnahmen greifen, das ist selbst für die Verantwortlichen noch eine spannende Frage, die auch das grundeigene Selbstverständnis der isländischen Gesellschaft berührt. wird sich zeigen. “Wo wollen wir Island in 20, 25 Jahren sehen?”, fragt Sævar Skaptason und kann selbst noch keine konkrete Antwort darauf geben. (her)

Tag 2 | 5. März 2015 young press 2015

Der Gewinner des 14. Wettbewerbs „Das Goldene Stadttor“

„Das Goldene Stadttor“ auf der ITB Berlin ist weltweit die Nr. 1 in touristischen Filmwettbewerben. Dass dessen Preisverleihung der Bedeutung dieses Wettbewerbs entspricht, ist aber absolut falsch. Es ist eine lange, chaotische und durchaus informelle Zeremonie, die offensichtlich weder die Organisatoren noch die Teilnehmer interessiert. Wichtiger scheint hier das schöne Foto auf der Bühne mit dem Preis in der Hand. Das ist unhöflich gegenüber dem Publikum, das freiwillig fast zwei Stunden seiner Zeit für diese Preisverleihung geopfert hat. Als endlich der Gewinnerfilm auf die Wand projiziert wird, fragt sich der arme Zuschauer ernsthaft: „Warum war ich denn hier ?“. Alle reden, trinken und lachen. Niemand würdigt den Film eines Blickes, auch nicht die Autoren.

Glücklicherweise ist die Qualität des Gewinnerfilms wesentlich besser als die der Preisverleihung. Da während der Zeremonie nur winzige Abschnitte aus den Filmen der anderen Konkurrenten gezeigt werden, kann man sich kein eigenes Bild machen, ob die Gewinner den Preis wirklich verdient haben.

Der Gewinnerfilm zeigt in drei Minuten die natürlichen Sehenswürdigkeiten von Bangladesch und seine Traditionen. Protagonist ist ein Junge mit blauen Augen, der ganz klar aus Europa kommt. Er bewegt sich durch das Land und wird immer mehr von dessen Schönheit begeistert. Er trifft verschiedene heimische Bewohner, die ihn herzlichst empfangen und in ihrer Lebensweise einführen. Als dann der Junge wieder heimfährt, gibt ihm ein kleines Mädchen einen Strauß und einen kleinen Brief zum Abschied. Nicht besonders originell. Etwas neues aber hat dieser Werbefilm: der junge Europäer wird nicht nur als Gast, sondern auch als ein einheimischer Bewohner behandelt. Das gibt es selten in touristischen Filmen.

Die technische Qualität des Videos ist gut. Die Bilder fließen harmonisch hintereinander, ohne dass der Film langweilig wirkt. Die Einstellungen sind perfekt und der Zuschauer kann sich eine gute Vorstellung der Landschaften von Bangladesch machen. Die Belichtung ist einwandfrei, auch wenn eine Szene am späten Nachmittag gedreht wird kann man die Figuren und die Farben gut erkennen. Die Darsteller sind expressiv und ausdrucksstark.

Über die kulturellen Sehenswürdigkeiten von Bangladesch erzählt der Film aber überhaupt nicht. Man hat am Ende des Filmes kaum Ahnung, was es außer der Natur und der Bewohner in Bangladesch zu sehen gibt. Schade, da das Land auch eine große Auswahl an Tempeln zu bieten hat. (mam)

Eine Filmkritik von Margherita

Tag 2 | 5. März 2015 young press 2015

Wer überprüft die Prüfer? – Im Dschungel der Reise-Qualitätssiegel

Fair reisen, Nachhaltigkeit im Tourismus – gefühlt wirbt jeder zweite Stand auf der ITB Berlin 2015 damit, grün zu sein. Damit die Reiseveranstalter und Hotels das auch beweisen können, verweisen sie auf ihre Zertifikate. Inzwischen gibt es mehr als 140 solcher Gütesiegel, die die Nachhaltigkeit der Unternehmen belegen sollen. Aber wer überprüft eigentlich deren Glaubwürdigkeit?

Der „Globale Rat für Nachhaltigen Tourismus“ (Global Sustainable Tourism Council – GSCT) bewertet die Gütesiegel mit selbst entwickelten internationalen Standards. Dabei werden nur die anerkannt, die die Bereiche Wirtschaft, Soziales, Umwelt und Kultur abdecken. Die Zertifizierer können drei Anerkennungsformen erreichen. Für die erste Stufe „recognized“ vergleicht GSTC die eigenen Kriterien mit denen, die das Gütesiegel an die Reiseveranstalter stellt. Stimmen diese ausreichend überein, wird das Unternehmen Mitglied. GSTC-Anerkennung ist aber nicht gleich GSTC-Anerkennung. In der zweiten Stufe „approved“ prüft GSTC, ob die Reiseveranstalter und Hotels, denen ein Siegel aufgeklebt wurde, diese Kriterien auch tatsächlich erfüllen. Stimmen GSTC’s Anforderungen auch mit der Arbeitsweise der Unternehmen überein, das heißt wenn Dokumentation und Organisation in Ordnung sind, ist die dritte Stufe „accreditation“ erreicht.

Ein gutes Beispiel ist der Gütesiegel-Anbieter „TourCert“. Er vergibt Corporate Social Responsibility (CSR)-Siegel an Reiseveranstalter, die nachhaltiger arbeiten, als sie rechtlich verpflichtet sind und einen fairen ökologischen Fußabdruck hinterlassen wollen. „Wir sind bisher auf der ersten GSTC-Stufe und ich habe keine Zweifel, dass wir die anderen Stufen auch erreichen könnten.“, sagt Florian Tögel, Leiter der TourCert-Zertifizierungsstelle. „Das ist allerdings einfach ein Kostenpunkt.“ Allein die Bewerbungsgebühr kann bis zu 7300 Euro betragen, dazu kommen gegebenenfalls noch knapp 1800 Euro Reisekosten für den Gutachter.

TourCert schaut sich an, wie hoch die Löhne sind, die die Reiseveranstalter ihren Mitarbeitern in Heimat- und Reiseland zahlen und überprüft Umweltaspekte, wie den Umgang mit Müll in Hotelanlagen. Darüber hinaus bietet TourCert Workshops an, um die sozialverantwortliche Arbeit des Reiseveranstalters zu unterstützen.

Wer nicht von GSTC anerkannt ist, muss aber nicht unglaubwürdig sein. Gütesiegel wie „Green Key“ kontrollieren ihre Kunden mit dem Fokus auf Umwelt und lassen die anderen Bereiche außen vor. Da „Green Key“ reine Umweltzertifikate vergibt und nicht den Anspruch hat, ein Label für Soziales, Kultur und Wirtschaft zu sein, funktioniert die Überprüfung durch GSTC nicht. (pyb)

Tag 2 | 5. März 2015 young press 2015

Aufruf für Touristiker, die Erde zu schützen

Auf der ITB Berlin 2015 wird Nachhaltigkeit ausgezeichnet

In diesem Jahr wird auf der Internationalen Tourismusmesse Berlin (ITB) zum ersten Mal der World Legacy Award vergeben. Damit werden Unternehmen ausgezeichnet, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Tourismus umweltfreundlicher zu gestalten. Ausgesetzt wurde der Preis vom Geographie- und Naturmagazin National Geographic.

In fünf Kategorien hat das Magazin je drei Unternehmen aus aller Welt in die engere Wahl gezogen. Die Firmen wurden allerdings nicht ausgesucht, sondern haben sich selbst für den Preis beworben. Durch ein langwieriges Prüfverfahren, das eine Begutachtung vor Ort und drei Juroren-Teams mit je drei Mitgliedern beinhaltet, wurden die Finalisten ermittelt.

„Der Preis ist herausragend“, wie Jim Stellmack von Delaware North Yosemite“ sagt, da es wichtig sei, nachhaltigen Tourismus zu fördern. Das amerikanische Unternehmen, das etwa Reisen in den nordkalifornischen Nationalpark organisiert, wurde in der Kategorie „Destination Leadership“ nominiert, hat also gezeigt, dass es Eigenschaften wie Umweltschutz, ökologische Nachhaltigkeit und für Touristen auch viele Hintergrundinformationen bietet. Zum Beispiel über das Wildleben im Park, über seine Geschichte oder auch über die vielfältigen Möglichkeiten, ihn sportlich zu nutzen. Somit hilft „Delaware North Yosemite“ mit, den Yosemite National Park zu erhalten und den Touristen einen lehrreichen, umweltfreundlichen Aufenthalt zu ermöglichen.

Die Auszeichnung von National Geographic wurde aus der Idee geboren, über Natur, Kultur oder auch die Bewohner einer bestimmten Region zu berichten, erklärt Sally Christ, eine Mitorganisatorin des World Legacy Award. „Tourismus muss ein Gewinn sein“, sagt sie. Der Preis sei ein Aufruf an Reiseunternehmer und Reisende, die Erde zu schützen. Denn ohne Natur oder kulturelle Interessen würde der Tourismus nicht funktionieren, so Christ.

Dass nur sechs der 15 Nominierten auf der Messe vertreten sind, erstaunt. Die Anwesenden allerdings freuen sich auf die Verleihung am Abend. Für Ryan Powell von andBeyond, einem südafrikanischen Tourismus- und Naturschutzunternehmen, ist es „sehr positiv, von Fachkollegen anerkannt zu werden“. Die Auszeichnung sei repräsentativ, findet auch Melbin Thomas von den „Orange County Luxury Resorts“ in Indien. Den Betreibern der zwei Lodges inmitten eines Naturparadieses im Südwesten Indiens ist es wichtig, die Natur zu bewahren. So verkaufen sie beispielsweise Wasser nicht in Plastikflaschen, da das die Umwelt nur unnötig belasten würde. Die meisten Besucher von „Orange County Luxury Resorts“ seien indischer Herkunft, immer beliebter würden die Lodges aber auch bei Engländern, Franzosen und Deutschen, so Thomas. Dass das Konzept von Orange County greift, bestätigt Siri. „Mein Urlaub in der Lodge in Coorg war wunderschön“, sagt die ehemalige Kundin.

Dass der World Legacy Award gerade auf der ITB Berlin vergeben wird, ist kein Zufall. Einerseits ist die Messe die wichtigste und größte Reisemesse der Welt, andererseits wird nachhaltiger Tourismus auch auf der ITB Berlin immer wichtiger. (pzi)

Tag 2 | 5. März 2015 young press 2015

Airbnb around the world

Young press hat sich auf der ITB Berlin umgehört, wie andere Großstädte zu dem privaten Zimmervermittlungsportal Airbnb stehen.

Nicht nur für die Tourismusindustrie in Berlin stellt Airbnb eine zunehmende Konkurrenz dar. Auch in anderen Städten fühlen sich Hotelbetreiber zunehmend von der privaten Vermittlungsplattform unter Druck gesetzt. An insgesamt 34.000 Standorten weltweit bietet Airbnb mittlerweile Unterkünfte an. Vor allem beliebte Metropolen verfahren mit dem Portal strikter als es Berlin mit seinem Zweckentfremdungsverbot tut. Barcelona zum Beispiel hat Airbnb zu einer Geldstrafe von 30.000 Euro verdonnert, weil dort das private Vermieten von Wohnraum an Touristen verboten werden soll. Hintergrund: Im Gegensatz zu anderen Betreibern ist Airbnb dort nicht Teil der Barcelona Association of Tourist Apartments (Apartur).

New York: Hotels und Einwohner fühlen sich bedroht

In New York dürfen Private ihre Wohnungen nicht für kürzere Zeitspannen als 30 Tage vermieten, außer es werden nur Teile der Wohnung vermietet, und der Vermieter wohnt in dem Zeitraum selbst auch in der Wohnung. „Airbnb ist bei uns noch unreguliert“, schildert Christopher C. Heywood, Senior Vice President der Kommunikationsabteilung von NYC & Company, der offiziellen Tourismusinstitution der Stadt. Weil Airbnb im Gegensatz zu Hotels keine Standards, etwa in Punkto Brandschutz erfüllen muss, gäbe es Sicherheitsbedenken. Außerdem würden sich die New Yorker durch Airbnb zunehmend in ihrer Lebensqualität eingeschränkt fühlen. „Viele Airbnb Gastgeber mieten sich extra Wohnungen, die sie dann über die Plattform an Touristen vermieten. Dadurch nehmen sie den Einwohnern zunehmend Wohnraum weg“, kritisiert Heywood. Insgesamt seien auch die NYC & Company-Hotelmitglieder nicht gut auf Airbnb zu sprechen: „Deshalb unterstützen wir Airbnb nicht und empfehlen Touristen, über unsere Website eine Unterkunft zu buchen“, erklärt Heywood.

Franzosen offener für private Vermittlungsplattformen?

Sehr offen gegenüber Airbnb zeigt sich laut Airbnb-Sprecher Julian Trautwein hingegen Frankreich, insbesondere Paris. Rund eine Million Unterkünfte bietet die Vermittlungsplattform allein in der französischen Hauptstadt – das sind mehr, als es in Deutschland insgesamt gibt. Die Franzosen würden sich im Unterschied zu den Deutschen nicht so viel von der Hotelindustrie vorschreiben lassen, so Trautwein. Am Stand der französischen Tourismuszentrale auf der ITB Berlin kann man den Airbnb-Trend nicht direkt bestätigen. „In Paris funktioniert Airbnb ganz gut, für ganz Frankreich haben wir aber keine Erfahrungswerte“, erklärt Vanessa Stather, Pressemitarbeiterin von Atout France. In der Hauptstadt sei Airbnb sicher eine gute Alternative für Touristen, um eine günstige Unterkunft zu finden. Dass das eine Konkurrenz für die Pariser Hotels darstelle, sei klar. Eine echte Bedrängnis ergäbe sich dadurch aber nicht. Außerdem seien in Frankreich auch andere Vermittlungsportale wie Gites de France recht bekannt – ein Portal, über das nicht nur Ferienwohnungen vermietet werden, sondern bei dem sich auch Locals um die Touristen kümmern und ihnen zum Beispiel die Region zeigen. (fri)

Schon gewusst? Warum Airbnb keinen Stand auf ITB Berlin hat

Ausgerechnet auf der ITB Berlin ist Airbnb dieses Jahr nicht mit einem eigenen Stand vertreten. „Airbnb hat ein ganz anderes Geschäftsmodell. Für die ist es zur Zeit nicht relevant, als Aussteller auf der ITB Berlin vor Ort zu sein“, schätzt Astrid Zand, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Messer Berlin. Airbnb-Sprecher Julian Trautwein bestätigt diese Vermutung: „Wir sehen uns als Teil des Reisemarktes in Berlin und die ITB ist für uns natürlich interessant“, betont er. Dass es diesmal keinen eigenen Airbnb-Stand gäbe habe mehrere Gründe. Hauptgrund: eine relativ spät angesetzte Jahresplanung. „Es liegt aber nicht daran, dass wir Airbnb-Gegnern wie der Hotelindustrie aus dem Weg gehen wollen“, stellt Trautwein klar. Es seien Airbnb-Vertreter auf der Messe vertreten – wenn auch nicht mit einem eigenen Stand. Darüber hinaus gäbe es zur ITB eine Airbnb-Presseveranstaltung am Donnerstag, 6. März. Diese finde aber nicht auf der Messe, sondern in einer Airbnb-Unterkunft statt, um das Geschäftsmodell live vorzustellen. (fri)

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Tag 2 | 5. März 2015 young press 2015

Olympia 2024 – Berlin und Hamburg trumpfen auf

Titelbild_Olympia KopieNur noch 16 Tage, dann gibt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Stadt bekannt, die sich stellvertretend für Deutschland für die Olympischen und Paralympischen Spiele bewerben darf. Auf der ITB rufen die beiden Kontrahenten Hamburg und Berlin zum letzten Showdown. Stellvertretend für sie stehen im Ring: Christian Tänzler, Pressesprecher von visitBerlin, und Sascha Albertsen, Leiter der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit von Hamburg Tourismus GmbH.

Christian Tänzers Lieblingswort: Hauptstadt – gern in Zusammenhang mit Bonus und Erfolg. Damit sollte Berlin die Olympischen Spiele 2024 eigentlich schon in der Tasche haben. Doch Sascha Albertsen setzt auf die Entwicklung der Hansestadt Hamburg, die in den letzten Jahren einen wahren Reifeprozess vollzogen habe. Für die Bewerbung soll mal eben das schöne Norddeutschland im Ausland bekannt gemacht werden. Hamburg will ein Image im Ausland aufbauen, Berlin will seins verbessern. Die Olympischen Spiele und Berlin – irgendwas war da doch schon 1936. Egal, ein bisschen Imagepolitur und in den Köpfen prangt nur noch eine Zahl in Kombination mit Berlin: 2024. Christian Tänzler: „Olympia soll dieses Mal das Bild des trendigen, aufstrebenden Berlin präsentieren!“. Hamburg kontert mit überraschend – dem gleichen: Spaß, Offenheit und multikulturelle Atmosphäre. Diese einmalige Idee hatten auch schon Peking, London, Athen und Sydney.

„In der Elbestadt muss nicht mehr viel gemacht werden“, sagt Albertsen. Okay, ein Olympiastadion und eine neue Schwimmhalle müssen noch gebaut werden. Egal, gelassen beißt Sascha Albertsen in seine Banane. In Berlin gibt es dieses Olympiastadion schon. Zwar müssen noch ein paar Sachen verbessert werden, doch Christian Tänzler sieht das alles ganz locker: „Die Spiele haben für den Austragungsort immer einen Vor-, Während- und Nacheffekt“. Vorher strahlt die Stadt, trotz negativer Stimmen, die einfach abgeschaltet werden. Während der Spiele gehen positive Bilder um die Welt. Das Klischee der guten Laune wird bestätigt, das „Wir-sind-alle-eine-große-Familie“-Syndrom gelebt. Nachher ist der Austragungsort als Reiseziel gefragter denn je. Große Veränderungen gäbe es dann zumindest für Berlin nicht – Touristenströme sind hier Tagesordnung. Hamburg tüftelt noch an der Hotelinfrastruktur, der Verkehrsinfrastruktur und der Internationalisierung – theoretisch sind Berlin und Hamburg also gleichauf, findet zumindest Albertsen.

Am wichtigsten ist natürlich eine ganz neue Idee, die „Nachhaltigkeit“. In Hamburg setzt man auf Eleganz und Geschäftliches – die Neubauten sollen nach den Spielen als Kongresszentren fungieren. Berlin bleibt bodenständig – so viele Menschen wollen nach Berlin, da werden die Neubauten nachher einfach zu Wohnungen umgewandelt. Es kann also nichts mehr schief gehen. Die Parole „Feuer und Flamme für die Spiele in Hamburg“ lässt keine Zweifel mehr und auch Berlins Slogan „Wir wollen die Spiele!“ ist ein wahrer Motivationsschrei. Die Olympischen Spiele müssen nach Deutschland kommen! (kig)

Tag 2 | 5. März 2015 young press 2015

YOUNG PRESS … okay und jetzt noch mal auf Deutsch?

Junge Presse – eine Schreibwerkstatt, in dem es den ganzen Tag über brodelt, Kommas und Reiseprospekte purzeln durch die Gegend. Zu finden ist der „young press“ – Presseworkshop im Pressezentrum der ITB Berlin, in einem der Büros, die nur durch provisorische Trennwände aufgeteilt sind. Dass er überhaupt existiert, ist inzwischen älteren Herren zu verdanken, denn immerhin ist es das 21. Mal, dass junge Nachwuchsjournalisten dieses Jahr recherchieren, texten und seit neuestem auch bloggen. Wolfgang Isenberg, der Direktor der Thomas-Morus-Akdademie Bensberg und Joachim Mohr, damals noch beim Arbeitsamt Bonn, entwickelten dieses Angebot, um jungen Menschen einen Probelauf im Reisejournalismus zu ermöglichen. Und das auf der weltweit größten Reisemesse in Berlin.

Isenberg, der mit seinen strahlend blauen Augen die Teilnehmer beim Schreiben vor den Laptops wohlwollend beobachtet, findet es wichtig, dass die Nachwuchsjournalisten besonders auch den Blick auf die Schattenseiten des Tourismus wagen und sowohl Reiseveranstalter wie auch die Reisedestinationen hinterfragen. Der Gründer von young press findet es wichtig, jungen Leuten die Chance zu geben den beruflichen Alltag von Journalisten zu simulieren und das System Tourismus zu analysieren. Schließlich gibt das Lable „young press“ den jungen Frauen und Männern Rückendeckung auf wichtige Persönlichkeiten und Themen zuzugehen, ist der Direktor der Thomas-Morus-Akademie Bensberg überzeugt.

Eine Schwierigkeit, vor der die Teilnehmer von young press regelmäßig stehen, ist, die Hintergründe einer Story zu entwickeln, so Tobias Asmuth. Heute betreut der erfahrene Journalist den bunten Haufen von 16 jungen Leuten in der young press-Redaktion am anderen Ende des Pressezentrums. Denn jeden Tag greifen Profijournalisten den Teilnehmern während des Presseworkshops auf der ITB unter die Arme. Allesamt haben die Jungredakteure das Problem, dass sich die Themen zunächst offenbar hinter Wolken verbergen. Harte Arbeit ist angesagt, um etwas zu schreiben, was nicht nur gern gelesen wird, sondern auch informiert. Ziellos durch die Messe zu gehen sich von unzähligen Informationen überfluten zu lassen und einfach mal drauflos zu schreiben, sei dabei alles andere als hilfreich. „Es braucht ein klar umrissenes Thema, um sich nicht zu verlieren,“ so Tobias Asmuth. Wichtig ist dabei auch der Gedanke, an wen sich der Artikel richten soll, damit er bei den Lesern auch gut ankommt.

Egal ob es ein Text, eine Radioumfrage oder ein Videoclip werden soll, ein genaues Ziel und die gründliche Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema sind die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Bericht. Das weiß auch der ehemalige young press Teilnehmer Marcel Weyrich. Die Erfahrungen im Presseworkshop waren für ihn zwar oft stressreich aber auch sehr informativ, erzählt der Blogger, der inzwischen auf der ITB für seine eigene Website recherchiert und Bericht erstattet.

Früher konnten die Meldungen der young press-Teilnehmer jeden Abend in der Ausgabe des täglichen Pressespiegels der ITB gelesen werden. Ein ziemlicher Stress. Im Zuge der Digitalisierung gibt’s young press seit einigen Jahren nur noch online. Somit hat jeder Messebesucher den neuesten Bericht von young press ummittelbar nach der Schlussredaktion auf seinem Laptop. Dadurch hat sich auch das Angebot auf der Website von young-press.de verändert. Denn die Berichte können jetzt durchaus auch mal etwas länger sein. Hatten früher nur Tourismusfachleute und Messebesucher die Gelegenheit die Artikel von young press zu lesen, kann heute potenziell jeder mit Internetanschluss die Berichte abrufen.

Claudia Hardt kennt die Reisemesse in Berlin schon lange. Vergangenes Jahr hat sie zum ersten Mal an young press teilgenommen Die online-Studentin lebt in Asien und arbeitet dort eigentlich als Pressereferentin unter anderem für ein Hotel. Von young press war sie begeistert. In ihrem Lebensabend will sie eines Tages journalistisch tätig werden.

Tag 2 | 5. März 2015 young press 2015

„Jedes fremde Land macht aus mir einen besseren Menschen“

Alex Tienda – erfolgreicher Reiseblogger aus Mexiko.

New Image2Charmant, lässig und mit einem breiten Lächeln kommt er auf mich zugelaufen. „Hola, cómo estás“? Ein Küsschen rechts, ein Küsschen links, und schon erzählt mir Alex Tienda von seinen letzten Erlebnissen: über die Spielhallen Las Vegas, die Thermen Budapests bin hin zur ITB in Berlin. Alex Tienda, 28 Jahre alt, kommt aus Tijuana im Norden Mexikos. Er ist einer der berühmtesten Reise- und Videoblogger seines Landes und hat sich in den USA und ganz Südamerika einen Namen gemacht. Auch in Europa findet er immer mehr Follower und Leser. Auf der ITB Berlin hofft er neue Kontakte zu finden und auf spannende Reisetrends zu stoßen.

Alex Tiendas Weg zum Reiseblogger war ein langer. „Mein Traum war es schon immer durch die Lüfte zu fliegen“. Daher begann er nach der Schule mit seiner Ausbildung zum Pilot. Um sich die kostspielige Ausbildung finanzieren zu können brauchte er einen Nebenverdienst. Deshalb arbeitet er seit neun Jahren für verschiedene Unternehmen und produziert Werbespots, unter anderem für Pepsi, Aeromexiko und Jack Daniels. Auf seiner Website Alextienda.com präsentiert er seine Angebote und Services für verschiedenste Unternehmen. Zusätzlich bloggt Alex Tienda seit sieben Jahren auf seinem YouTube-Kanal „tiendalejandro“ Videos, seit drei Jahren ist es ein Video-Blog speziell für Reisen geworden. Um seinen Zuschauern mehr als nur Videos zu bieten, hat er seit zwei Monaten seinen Reiseblog Manualviajeros.com. Finanzieren kann er sich die Reisen durch seine Werbevideos für Unternehmen, von denen er mittlerweile auch Flüge gesponsert bekommt. Ob Alex Tienda zu seinem ursprünglichen Beruf als Pilot zurückkehren möchte, weiß er noch nicht. Mittlerweile ist er fünf Jahre auf Reisen und kehrt nur noch einmal im Jahr in sein Heimatland zurück. „Solange Reisen meine Leidenschaft bleibt und ich damit auch gut über die Runden komme, bin ich glücklich“, sagt er entschlossen.

Alex Tiendas Videos sind nicht nur einfache Reisereportagen. Jedes Video erzählt eine neue Geschichte aus seinem Leben. Tienda dokumentiert jede Lebenssituation. Egal, ob er live bei der Super Bowl in New York ist, ob er an den weißen Traumstränden der Karibik relaxt, unterwegs in Disneyland ist oder auf einer angesagten Party in Acapulco mal so richtig „abfeiert“. Jedes einzelne Video ist spannend und bunt auf seine eigene Weise. Sein Humor und seine Offenherzigkeit lassen ihn noch sympathischer wirken. Doch auch andere Erfahrungen möchte er mit der Welt teilen. So kann es auch mal sein, dass Alex Tienda nicht genug Geld hat und auf der Straße schlafen muss. „Die Menschen sollen sehen wie ich wirklich lebe und vor allem was ich erlebe“, sagt Tienda. „Ich möchte ihnen nicht nur die Traumlandschaften und Luxushotels zeigen. Auch die Schattenseiten und schwierigen Situationen des Reisen sollen meine Zuschauer hautnah miterleben“. Viele Menschen haben nicht die Möglichkeit so viel zu reisen wie Alex Tienda, deswegen ist es ihm besonders wichtig, dass die Videos intensiv und lebensnah sind.

Was Alex Tienda am Reisen am meisten gefällt? Das Kennenlernen unterschiedlicher Menschen und das Entdecken neuer Kulturen. „Immer wenn ich eine neue Kultur entdecke und mir eine Tradition oder ein Brauch besonders gefällt, übernehme ich es und es wird Teil von mir. Und somit verändere ich mich bei jeder Reise aufs Neue.“

Alex Tienda betont wie wichtig es sei, offen und voller Energie und Leidenschaft zu reisen, denn nur so macht man unvergessliche Erfahrungen. „Jedes fremde Land macht aus mir einen besseren Menschen“.

Als ich ihn nach den schönsten Erlebnissen frage lächelt er. „Ich habe schon tausende schöne Dinge erlebt, wenn du die restliche Woche Zeit hast, können wir das gerne alles durchgehen.“

 

Für alle, die Interesse am Beruf Reiseblogger/in haben – hier die drei wichtigsten Tipps von Alex Tienda:

  1. „Die große Leidenschaft zum Reisen ist das Wichtigste. Man sollte wirklich alles am Reisen lieben.“
  2. „Am Anfang muss man viel Geld und Zeit investieren. Empfehlenswert ist immer ein zweites Standbein wie zum Beispiel Online Marketing, Web Design oder ähnliches.“
  3. „Ein Reiseblog sollte sich immer von anderen unterscheiden. Durch etwas Spezielles oder Besonderes erlangt man immer schneller Aufmerksamkeit im Netz – seid kreativ!“

(pib)

Tag 2 | 5. März 2015 young press 2015

In der Halbzeitpause

Wie Brasilien sich auf die Olympischen Spiele vorbereitet und was Rio de Janeiro aus der WM lernen kann

image1„Es war eine wirklich, wirklich unglaubliche Erfahrung für uns alle“, schwärmt Marcelo Carraresi, der General Sales Manager vom Unternehmen Planeta Brazil Incoming, auch acht Monate nach der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien von dem Großereignis in seinem Heimatland. Innerhalb kurzer Zeit wird Brasilien das Land sein, auf das die ganze Welt gebannt schauen wird, denn in knapp anderthalb Jahren beginnen die 31. Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro. „Wir hoffen, dass die Olympischen Spiele genau so gut werden für uns oder sogar noch besser“, erklärt Carraresi, räumt aber im selben Atemzug ein, dass Weltmeisterschaft und Olympiade sehr unterschiedlich zu organisieren sind. „2014 hat sich alles auf zwölf Städte und Stadien verteilt, 2016 hingegen finden 90% der Olympischen Spiele in ein und derselben Stadt statt.“, erläutert der aus Rio stammende 25-Jährige den fast schon logisch erscheinenden grundlegenden Unterschied zwischen beiden Sport-Veranstaltungen. „Bei der WM ging es vor allem darum, wie die Klienten, die bei uns aus Fans, TV-Menschen und Funktionären bestanden, via Charter-Flugzeug von einem Ort zum anderen transportiert werden. Nun verlagert sich das Ganze auf den Boden-Transport. Außerdem erwarten wir deutlich mehr Familien mit Kindern als noch bei der WM.“ Mit rund einer halben Millon Besucher aus dem Ausland wird gerechnet – das Doppelte an Schaulustigen kommt dazu nochmal aus Brasilien selbst angereist. Insgesamt also 1,5 Millionen Touristen in drei Wochen.

Doch wie schaut es mit der Sicherheit aus in der Zehn-Millionen-Metropole Rio? „Der Begriff „Favelas“, ist international bekannt. Jedoch sollten die Touristen wissen, dass die Regierung natürlich besonders für ihre Sicherheit und Schutz zu Olympia mehr Polizei auf die Straße schicken wird“, versucht der begeisterte Fußball-Fan Carraresi bei dem heiklen Thema zu besänftigen, „und bereits seit fünf bis zehn Jahren versucht die Politik mit Hilfe der Polizei Kontrolle in den Favelas zu bekommen, was auch immer besser funktioniert.“

Ist alles also wunderbar, sodass friedlichen Spielen nichts mehr im Wege steht? „Nicht alles ist wunderbar, wir haben ein fürchterliches Problem mit Korruption in Brasilien.“ Doch was hält die eigene Bevölkerung von dem Sport-Spektakel? „Solche Veranstaltungen sind sehr gut für das Land und die jeweilige Stadt in Bezug auf Tourismus und internationale Investitionen. Wichtig ist nur, dass die Regierung diese Investitionen dann an den richtigen Stellen einsetzt, wie Bildung, Gesundheitswesen oder Sicherheit. Nachhaltigkeit ist wichtig. Und das war meiner Ansicht nach bei der WM 2014 nicht der Fall“, stellt Carraresi ernüchtert fest. Die derzeitige Stimmung an der Copacabana und im Volk beschreibt er als überwiegend gespannt und erwartungsfroh.

Marcelo Carraresi hat bis zur Eröffnungsfeier am 05. August 2016 noch viel vor. In Madrid, London und nun Berlin, bald in Doha, Dubai und Frankfurt – auf der ganzen Welt macht er im Namen seines Unternehmens Werbung für die Olympischen Spiele und irgendwie auch für sein Heimatland Brasilien. „Ich bin fanatisch nach Fußball und dies ist die zweite sportliche Großveranstaltung für mich und mein Land“, schließt der glühende Sportfan das Gespräch und macht sich auf, die Welt mit seiner Begeisterung für Olympia 2016 zu infizieren. (mos)

Tag 2 | 5. März 2015 young press 2015

Das Spiel mit den Sternen – Die Klassifizierung und Bewertung der Hotellerie

Wer ein Hotel bucht, möchte sich im Vornherein über die Unterkunft informieren, um das richtige Hotel für die eigenen Ansprüche zu finden. Beliebt ist hierbei die Faustregel „Drei Sterne Minimum“, doch wie werden diese Sterne eigentlich vergeben und was verbirgt sich hinter diesem Klassifizierungssystem?

Die Richtlinien speziell für die Hotelsterne werden in Deutschland von der DEHOGA vergeben. Anhand ihres Kriterienkatalogs teilen Prüfer auf Anfrage der Hotels oder Gästehäuser diese in das Sternesystem ein. Die Einordnung erfolgt gegen einen Beitrag zwischen 160 und 800 Euro. Ein Stern steht für die niedrigste Kategorie und fünf Sterne die höchste. Für einen Stern benötigt das Hotel unter anderem ein Bad mit Dusche und WC auf dem Zimmer, die fünf Sterne Unterkunft braucht auch einen Roomservice und eine personalisierte Begrüßung.

Laut dem Statistikprogramm Statista gibt es in Deutschland rund 55.000 Beherbergungsbetriebe, jedoch nehmen davon nur 16 Prozent an der Hotelklassifizierung teil. Hier schließt sich auch gleich das erste Problem an, teilt eine Mitarbeiterin der Deutschen Hotelklassifizierung mit. Die von ihr vergebenen und genormten fünfzackigen gelben Qualitätssterne können nicht zu hundert Prozent geschützt werden und so muss der Bundesverband immer wieder gegen Betriebe ankämpfen, die an sich selbst Sterne vergeben. Der Online-Riese booking.com zum Beispiel akzeptiert nur die von der DEHOGA vergebenen Sterne. Alle anderen Anbieter werden mit Punkten von eins bis fünf, welche auf Erfahrungswerten oder Selbsteinschätzungen basieren, bewertet. Durchgesetzt hat sich in letzter Zeit vor allem auch die Kundenbewertung von Hotels im Internet. Erfahrungsberichte und Bewertungen in verschiedenen Kategorien werden von den Kunden nach ihrer Reise abgegeben und können Interessenten im Vorfeld ihrer Reisebuchung durchaus weiterhelfen, sich ein Bild von der Anlage zu machen. Jedoch ist hier zu beachten, dass diese Bewertungen sehr subjektiv sind und nicht auf genormten Anforderungen basieren.

Neben dem Sternesystem gibt es zahlreiche andere Klassifizierungsarten, aber es ist für Reisende noch schwer ersichtlich, wie die Unterkunft einzuschätzen ist, da die Bewertungskriterien schwer ersichtlich und kaum zu vergleichen sind, nur wenige Hotels überhaupt den anerkannten Klassifizierungssystemen beitreten. Zudem gibt es schwarze Schafe unter den Hotels, die zum Beispiel Kundenbewertungen fälschen und selbst abgeben.

Laut Aussage des Deutschen Tourismusverbandes sei man zwar an einer Einigung interessiert und darum auch bemüht, diese herbei zu führen. Bis jetzt scheiterte es aber stets an den Eigeninteressen der unterschiedlichen Verbände und Organisationen. Die Einigung der Klassifizierungsorganisationen wird sich deshalb voraussichtlich noch weiter hinauszögern und damit fehlt die Klarheit und Transparenz für die Reisenden. Kunden fahren am sichersten, wenn sie sowohl Online Bewertungen und Erfahrungsberichten als auch die offizielle Sternen-Klassifizierung, falls diese vorhanden sind, für ihre Hotelbuchung heranziehen. Die Sterne beziehen sich nämlich hauptsächlich auf die Ausrüstung und das Serviceangebot der Unterkünfte. Zur Information über Sauberkeit, Freundlichkeit des Personals und Lage des Hotels, lohnt es sich, die Berichte und Bewertungen anderer Reisegäste zu lesen. (caf)

Tag 2 | 5. März 2015 young press 2015

Die ITB als Ausbildungsstätte

„Die Chance darf man sich glaub ich nicht entgehen lassen, dass man hierher fährt und mal live mitarbeiten kann.“

IMG_4408Elisabeth balanciert ein Tablett mit sieben Gläsern zwischen den niedrigen Tischen der Tirol Lounge herum und serviert den Besuchern der ITB Berlin österreichische Spezialitäten und die dazu passenden Getränke. Als eine von 45 Schülerinnen und Schülern ist sie diesmal Teil des Teams am Österreich Stand in Halle 17 auf der ITB Berlin. Von 8 bis 19 Uhr täglich ist sie hier, inmitten von Hockern mit Fell und Tischchen, zu finden. Ihr schwarzes Dirndl mit der grüngepunkteten Schürze und roter Schärpe, schwingt bei jedem Schritt, den sie macht. Um ungestört Arbeiten zu können, hat sie ihre dunkelbraunen Haare in einen Dutt zurückgebunden, trotzdem streicht sie sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie das nun leeres Tablett auf der Theke ablegt. Mit ihren silbernen Ohrsteckern, nur dezent geschminkt, wirkt die Oberösterreicherin sehr natürlich. Am linken Träger ihres Dirndls hat sie ihr Namenschild gepinnt. Es hängt ein wenig schief, weil sie ständig in Bewegung ist. Die Mittagszeit auf der weltweit größten Reisemesse hat noch nicht begonnen, noch sind die Schülerinnen der Tourismusschule, die in der Lounge kellnern, entspannt.

Schnell und routiniert schlängelt sich Elisabeth zwischen Köchen und Kellnern durch den Aufenthaltsraum der Küche. Sie weiß, was zu tun ist und ist mit der Arbeit in der Gastronomie vertraut. Die 19jährige aus Ried im Innkreis ist Schülerin im zweiten Aufbaulehrgang der Tourismusschule Salzkammergut in Oberösterreich. Zusammen mit ihren 44 Mitschülerinnen und Mitschülern arbeitet sie dieses Jahr zum ersten Mal auf der ITB Berlin, um das Team der Österreich Werbung zu unterstützen. Auch wenn sie schon in London war, ist Berlin für sie sehr aufregend, denn sie ist zum ersten Mal in der deutschen Hauptstadt. „Ich finds generell toll, so eine große Stadt, weil ich ja eigentlich ein richtiges Landei bin“, lacht Elisabeth. „Berlin begeistert mich deshalb ganz besonders.“ Deswegen verschwendet die junge Österreicherin auch keinen Gedanken an Heimweh.

Die Arbeit am Österreich Stand ist stressig, das macht Elisabeth aber gar nichts aus. Sie ist fleißig und kann mit Stress gut umgehen. „Ich mag das mit ein bisschen Druck zu arbeiten, wenn ein bisschen Stress dahinter ist. Man sieht dann, dass man was geschafft hat. Das gefällt mir sehr gut!“ erzählt sie im oberösterreichischen Dialekt. Ruhig und fast so routiniert wie ein Profi überblickt sie die Tirol Lounge und schaut, ob es gerade etwas zu tun gibt. Die junge Österreicherin hat auf jeden Fall vor, im Tourismus zu bleiben. Ob die ITB Berlin sie beruflich weiterbringt, weiß sie nicht. Die Tourismusschülerin schwärmt aber: „Es ist auf jeden Fall toll, dass man mal sieht wie das hier alles abläuft. Und dass man auch mal die Möglichkeit hat sich anzuschauen welche Länder hier vertreten sind.“

Seit über 20 Jahren sucht sich die „Österreich-Werbung“ nun schon Tourismusschulen aus dem ganzen Land aus um die Restaurants und Cafès an ihren Ständen zu betreuen. Als es um die Wahl der Schüler ging, die mit nach Berlin dürfen, war schnell klar: Elisabeth ist auf jeden Fall dabei. „Seit drei Jahren fällt die Liesl nun auf. Und das stets sehr positiv! Sie ist qualitativ top drauf, da konnten wir sie ja nur mitnehmen!“, so ihr Fachlehrer Alfons Schörgendorfer fast väterlich.

Die Schüler der Tourismusschule aus Bad Ischl sind schon am Montag in Berlin angekommen und bleiben bis Sonntag auf der weltweit größten Reisemesse in Berlin. Tagsüber haben sie an den Messeständen der ITB Berlin alle gut zu tun. Abends, nach der Arbeit, geht’s dann zurück in die Jugendherberge zum Abendessen. Je nach Lust und Laune, schwärmen dann alle noch einmal aus in das Berliner Nachtleben. (kov)

Tag 2 | 5. März 2015 young press 2015