Video: Urlaubsziele der Kids

Urlaubswünsche der kleinen ITB-Besucher. Foto: Julia Harig

 

Kinder entwickeln immer früher den Wunsch, bei der Urlaubsplanung mit zu entscheiden. In welches Land sie als nächstes Reisen würden und was es dort unbedingt geben muss, das haben uns 12 kleine ITB-Besucher verraten:

httpv://youtu.be/nHrtCQgPiPc

 

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Topstories Trends Video

Stille, fremde Kultur – Bei einem Reiseunternehmen aus Holland wird Gehörlosigkeit zum Vorteil

Jos Wesemanns ist in einer gehörlosen Familie aufgewachsen. Heute bietet er Reisen für Gehörlose an. Foto: Eva L. López

Nein, sie hört nicht das Wellenrauschen. Ja, sie hat eine neue Kultur kennen gelernt. Dass die Gehörlosigkeit bei Reisen von Vorteil sein kann, zeigt Wesemann Travel. Das Reiseunternehmen bietet einen Einblick in fremde Kulturen, da es aktiv auf die Gehörlosengemeinschaft der Einheimischen setzt.

Angefangen hat das niederländische Reiseunternehmen mit organisierten Reisen für Gehörlose nach Tansania. Um einen tollen Urlaub zu bieten, setzt das Unternehmen auf zweierlei: Erstens sind die Reiseleiter vor Ort auch gehörlos und ausschließlich Einheimische. Daher kennen sie die Bedürfnisse ihrer Kunden. Zweitens gehört in den Mittelpunkt jeder Reise, dass der gehhörlose Reisende auf gehörlose Menschen vor Ort trifft. Dem hörenden „Standardtouristen“ bleibt die Welt der Einheimischen oft verschlossen. Der Gehörlose wird von den Einheimischen zu einer Tasse Tee eingeladen. Das Nichthören wird hier zum Vorteil. Die Reisenden haben nach der Philosophie von Wesemann Travel die Chance, ohne Umwege eine neue Kultur kennenzulernen. Denn die gemeinsame Behinderung baut eine kulturelle Brücke zwischen Touristen und Einheimischen.

Der Geschäftsführer Jos Wesemann ist ein Paradebeispiel für das Leben zwischen beiden Welten. Er und sein Bruder sind seit Generationen die einzigen in der Familie, die hören können. Auf seiner ersten Reise nach Tansania wurde Jos Wesemann überrascht: „Du bist einer von uns!“, erkannte ein tauber Einheimischer sofort. Noch bevor Wesemann sprechen lernte, beherrschte er die Gebärdensprache. In Tansania nahm sein Urlaub dadurch die entscheidende Wendung. Zwar ist die Gebärdensprache nicht universell, doch könne man sich gut miteinander verständigen. Wesemann hatte Glück. Ihm wurde ein ungewöhnlich einfacher Zutritt zur tansanischen Kultur ermöglicht und er ist so auf seine Geschäftsidee gestoßen.

In Deutschland leben rund 80.000 Gehörlose. Der Tourismus mit den Gehörlosen ist hier nur eine Nische. Die wenigen Reisen, die angeboten werden, laufen oft über Verbände, die hauptsächlich Kurztrips und Jugendfahrten anbieten. Es gibt aber auch Reisebüros für Gehörlosenreisen, wie „Deaftravel“ oder „XXL-Travelfordeaf“. Bei „Yat-Reisen“ machen Gehörlose gemeinsam mit anderen körperlich Beeinträchtigten Urlaub. Dass Wesemann Travel einen intensiven Kontakt zwischen den Gehörlosen und Einheimischen herstellt, macht deren Angebot besonders.

Für Wesemann Travel und den Einheimischen ist die Zusammenarbeit eine win-win-Situation. „Taub sein in Afrika bedeutet Überlebenskampf!“ macht der Geschäftsführer deutlich.  Das Unternehmen schafft vor Ort Arbeitsplätze. Während eines Vortrags auf der ITB wird er nicht müde zu wiederholen, wie wichtig die lokalen Mitarbeiter seien. „Sie haben eine ganz aktive Rolle“. Wesemann Travel unterstützt in Tansania soziale Projekte wie eine Gehörlosenschule. Jos Wesemann gibt aber auch unumwunden zu, dass er durch seine Arbeit leben kann. Seine Reisen sind in erster Linie ein Geschäftsmodell.

Allgemein Behinderungen Fernreisen ITB 2013 Topstories Trends

Print gegen Online – auch Reisemagazine kämpfen ums Überleben

Foto: ITB Berlin

Die  Printmedien befinden sich im Überlebenskampf.  Denn die klassische Zeitung aus Druckerschwärze auf Papier hat schon seit einigen Jahren einen starken Konkurrenten: Das Internet. Genauer gesagt: Online Portale. Doch wie wirkt sich diese Krise auf den Reisejournalismus aus? 

„Ja wir haben eine Printkrise“, sagt Pascal Brückmann, Produktmanager im Bereich Reise bei der WAZ Media Gruppe. Auch Lars Nielsen, Chefredakteuer von Geo Saison, spürt die Probleme des Online-Booms. Das Reisemagazin hat in den letzen vier Jahren ein Minus von 20 Prozent einstecken müssen. „Ich schlafe ruhig, aber nicht zufrieden“, bewertet Nielsen diesen Trend. Geo Saison musste seinen Preis um 20 Prozent erhöhen, hat dadurch bisher jedoch noch keine Leser verloren. „Das Klientel, das durch unser Magazin bedient wird, möchte sich nicht im Internet bedienen“, sieht der Chefredakteur. Deswegen hat Geo Saison bisher noch keine Onlineplattform.

Dennoch glaubt Brückmann von der WAZ Gruppe, dass digitale Medien ein wichtiger Umsatzmarkt seien, jedoch habe man im Printbereich auch noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Romanus Otte, Leiter von Welt Digital beim Axel Springer Verlag, findet es wichtig, zukünftig ein Online-Geschäftsmodell zu etablieren, das Qualitätsjournalismus garantiert. Deshalb hat der Verlag im Dezember vergangenen Jahres auf seiner Plattform Welt Online eine Bezahlschranke für Besucher eingerichtet. Nutzer der Seite können seitdem 20 Artikel pro Monat kostenlos ansehen, ab dem 21. angeklickten Beitrag greift ein Bezahlsystem, ähnlich eines Abonnements.  „Ziel dabei ist, ein reichweitenstarkes Massenmedium zu erstellen und gleichzeitig an bezahlbare Modelle zu koppeln“, so Otte.  Auch Nielsen ist trotz seiner allgemeinen Online – Skepsis für eine Bezahlschranke: „Was man produziert, soll dann auch bezahlt werden“, meint er.

Wird es die klassische Printzeitung in Zukunft schaffen, mit den Online Angeboten zu konkurrieren? An Internetausgaben werden wohl weder Zeitungen noch Magazine dauerhaft vorbeikommen. Denn egal wie hoch die Skepsis gegenüber „social media“ und Online auch sein mag: „Auch wenn man Online nicht will, muss man sich doch darauf einstellen“, resümiert Romanus Otte.

Allgemein ITB 2013 Print vrs. online Trends

Wikinger-Projekt hält Jugendliche über Wasser

Heinrich Jenkel und Haiko Theel vor der WikThor (Foto: Madeleine Hofmann)

 

Der Verein „Alte Schule“ ist ein Anker für junge Arbeitslose

Inmitten der zahlreichen Messestände auf der Internationalen Tourismus-Börse Berlin (ITB) fällt die WikThor in Halle 4.1 sofort auf. Das 14 Meter lange Wikingerschiff in Form eines riesigen Seeungeheuers wird von Haiko Theel mit einer Axt bewacht. Obwohl er das wilde Outfit eines Wikingers trägt – Gewand mit Fellschal und dicke Wollsocken in Ledersandalen – jagt er niemandem Angst ein. Er lässt sich geduldig fotografieren und führt Interessierte an Bord des Segelschiffs.

Normalerweise steht die WikThor nicht in Berlin, sondern liegt am 270 Kilometer entfernten Ratzeburger See in Schleswig-Holstein. Dort trägt sie Schüler sicher über das Gewässer zu Aufenthalten in einem der Gästehäuser von Alte Schule e.V. Der Verein wurde 1982 von Christof Müller gegründet. Sein Nachbar, Heinrich Jenkel, war von Anfang an als Techniker am Projekt beteiligt. Er erinnert sich noch gut: „Zu dieser Zeit waren viele Pädagogen höchst unzufrieden mit dem Angebot der Jugendherbergen. Christof wollte deswegen sein eigenes Ding machen und eröffnete ein Tagungshaus in einer – wie der Name des Vereins verrät – alten Schule.“ Die Namensgebung sollte aber auch auf die konservativen Werte verweisen, die der Verein vermittelt: „Wir wollten weg von der weit verbreiteten Profitgier und wieder hin zur Nachhaltigkeit – ökologisch, ökonomisch und sozial“, erklärt Jenkel. „Dafür nahmen wir auch in Kauf, erst einmal kein und später sehr wenig Gehalt zu bekommen.“

200 Jugendliche bauen ein Schiff

Zu der Tagungsstätte am Ratzeburger See kamen schnell weitere Begegnungsstätten und Jugendhäuser in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. „Teilweise bereiteten die Gäste ihre Aufenthalte selbst vor, aber wir organisierten zum Beispiel auch Begegnungen zwischen Jugendlichen aus Ost- und Westdeutschland“, erinnert sich Jenkel.  „Wir hatten Kindergärten, sozial schwache Gruppen, Schulklassen, aber auch gewerkschaftliche und politische Jugendgruppen zu Gast.“ Auch Jürgen Trittin soll einmal da gewesen sein.

Die Projekte der „Alten Schule“ kamen so gut an, dass das Arbeitsamt Radebusch den Verein zu einem „ABM-Projekt“ machte. Fortan kamen arbeitslose Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen im Rahmen einer Bildungs- und Beschäftigungsmaßnahme in die Projekte. Sie arbeiteten nicht nur in den Jugendhäusern mit, sondern halfen auch beim Bau der auf der Messe ausgestellten WikThor: „Wir wollten etwas schaffen, mit dem sich die Jugendlichen identifizieren konnten“, erklärt Jenkel die Idee, ein Wikingerschiff nachzubauen. „Christof Müller ist einfach ein alter Dänemark- und Wikingerfreak.“ 200 arbeitslose Jugendliche halfen beim Bau mit. Dafür erhielt der Verein den Deutschen Kinderkulturpreis des Jahres 2000.

Wikinger-Exkursionen zeigen neue Perspektiven auf

Heute gibt es sogar noch ein zweites Schiff, auf dem Kinder- und Jugendgruppen mitfahren können. Die Crew, die aus zwei Pädagogen und zwei Jugendlichen besteht, bringt der Besatzung an Land dann noch wahlweise Bogenschießen, Schmieden oder Axtwerfen bei und rundet die Tage mit Lagerfeuer und Wikingergeschichten ab. Es arbeiten jährlich 25 Jugendliche bei Alte Schule e.V.: als Servicepersonal in den Jugendherbergen und in der Schiffsinstandhaltung. „Heute nennt man das Ein-Euro-Jobber“, bedauert Jenkel. „Aber die Jugendlichen bekommen hier bei uns mehr als nur eine Beschäftigung.“ Um den Arbeitslosen ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln, ihr Sozialverhalten zu fördern und ihnen eine Perspektive zu geben, unternehmen die Pädagogen von Alte Schule e.V. mit ihnen Schiffsexkursionen ins europäische Ausland, wo sie sich mit anderen Jugendlichen austauschen können. „Nach ihrem Einsatz bei uns können viele Jugendliche wieder ins Arbeitsleben eingegliedert werden“, freut sich Jenkel.  „Und wenn sie keinen Job finden, haben sie zumindest unser Vereinsmotto verinnerlicht, das sie sich in schwierigen Situationen wieder in Erinnerung rufen können: Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, ist es gut ein Schiff zu haben.“

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Nachhaltigkeit Topstories Trends

Von der Reisemesse in den Urlaub – Neues Angebot auf der ITB 2013

Auf der Messe gibt es sehr viel Infomaterial. Direkt buchen kann man aber nicht an jedem Stand.  (Foto: Minou Wallesch)

 

Ab in den Urlaub: Von der ITB direkt nach Mallorca oder in die Dominikanische Republik. Das ist dieses Jahr möglich. Zumindest bei einigen Reiseanbietern, denn nicht alle nutzen die Möglichkeit, ihre Kunden schon auf der Messe die nächste Reise buchen zu lassen. Den meisten ist es wichtiger ihre Kunden zu informieren als die verkaufte Reise. Viele Besucher buchen nach der Messe und lassen sich für ihre Reisen inspirieren. Genauso wie in den letzten Jahren.

Die Reederei Riedel hat insgesamt 50 Tickets für Flussfahrten in Berlin dabei. Sie wollen erst einmal ausprobieren, wie das Angebot angenommen wird. Um zwölf Uhr mittags hat noch keiner ein Ticket gekauft. Stephanie Siegsmund ist zuversichtlich, dass die Tickets am Nachmittag weggehen. Erste Anfragen gab es schon.

Bei TUI cruises hat man nicht damit gerechnet, vor Ort auf der Messe zu verkaufen, sagt die Mitarbeiterin Anke Petersilie. Das Klientel 50 plus bucht Kreuzfahrten hauptsächlich im Reisebüro. Die Möglichkeit eine Reise zu buchen gibt es trotzdem am Messestand, auch wenn sie nicht genutzt wird. Beim Kreuzfahrtanbieter aROSA läuft das Geschäft besser. Am Messestand gibt es ein Buchungsterminal und dazu eine Beraterin. Mandy Wittig betont, dass der Verkauf nur eine untergeordnete Rolle spiele. Wichtig sei ihnen, die Kunden zu informieren. Deshalb vermitteln die aROSA Mitarbeiter das  gewählte Reisepaket auch an das persönliche Reisebüro, falls es von den Kunden gewünscht ist. Das Reisebüro ist immer noch der wichtigste Ansprechpartner bei Kreuzfahrten.

Der Meinung ist auch Anne Lauterbach vom Reiseanbieter Studiosus. Sie informieren an ihrem Messestand über die Reisen. Allerdings wundert sich Lauterbach darüber, dass die ITB erst in diesem Jahr die Möglichkeit zum Verkauf gibt. Auf anderen Reisemessen wie der CMT Stuttgart gibt es das Angebot schon seit einigen Jahren.

Am Gemeinschaftsstand von Binoli, HLX und l‘tur ist man begeistert über die gute Resonanz bei den Kunden. Hier gibt es zwei Terminals, über die gebucht werden kann. Gefragte Reiseziele sind heute Mallorca, Dubai, die Karibik und Ägypten. Bei den Städtereisen steht Wien an erster Stelle. Schon im letzten Jahr haben l‘tur und Co. inoffiziell die direkte Buchung von der ITB aus angeboten. „Wir sind sehr überrascht und zufrieden über die Resonanz“ , sagt Mitarbeiter Domenic Lang. Im letzten Jahr wurde das Angebot deutlich weniger nachgefragt. Auch Lufthansa bietet das Gesamtpaket Flug und Hotel an. Es gibt ein Terminal und persönliche Beratung. Allerdings wird keine Werbung für die Buchung am Messestand gemacht. Auch bei diesem Anbieter steht es an erster Stelle die Kunden zu informieren. Das Angebot wird trotzdem gut angenommen.

Fernreisen ITB 2013 Kurztrips Topstories Trends

Neukölln ist hip – Klischees gibt es allerdings immer noch

Tanja Dickert und Norbert Kleemann von der KGB 44.  Foto: Minou Wallesch

Raubüberfälle, Bars und hippe Touristen – Neukölln hat viel zu bieten. Nicht nur Gutes, das ist klar. Aber der Tourismus boomt und der Kiez löst sich langsam von seinem Brennpunktimage. Überall entstehen neue Hostels, kleine Cafés und Künstlerkneipen.

Auch auf der ITB ist Neukölln neuerdings vertreten. An diesem Morgen mit zwei Kiezbewohnern am „12 Bezirke“-Stand. Einer davon ist Veranstaltungskaufmann Norbert Kleemann. Er lebt seit 16 Jahren in Neukölln und hat die Kreative Gesellschaft Berlin (KGB 44), eine Art Touristinformation in Neukölln, mit auf die Beine gestellt. Den Imagewandel Neuköllns hat er miterlebt. Vor zehn Jahren hat sich noch kein Unternehmen öffentlich dazu bekennen wollen von Neukölln aus zu arbeiten. Dabei gibt es dort schon seit langer Zeit international agierende Unternehmen.

Die KGB 44 kümmert sich seit vier Jahren um die Öffentlichkeitsarbeit und den Tourismus in Neukölln. „Unser Kiez blüht auf und ist eine eigene Welt für sich“, sagt Kleemann. Es zieht viele junge Menschen nach Neukölln: Vor allem Italiener, Spanier und Griechen. Der Kiez ist international. Den multikulturellen Mix der Menschen findet auch Messebesucherin Barbara Rösch gut. Sie steht gerade am „12 Bezirke“-Stand und informiert sich über neue Reiseziele in Berlin. Durch Neukölln ist sie bisher nur mit dem Fahrrad gefahren. Sie interessiert sich für alle Berliner Bezirke. Neukölln würde sie sich also auch anschauen. Nur abends mit dem Fahrrad durch die Neuköllner Straßen fahren, das traut sie sich nicht.

Kleemann weiß, dass noch viel am Image von Neukölln ‚rumgeschraubt werden muss. Trotz des „sozialer Brennpunkt“-Stempels, den Neukölln noch nicht ganz abgewaschen hat, boomt die Künstler- und Kreativenszene. Auch in Neukölln sind schon Orte zu finden, die so hip sind, dass man sich die Neumieten nicht mehr leisten kann. Dazu gehört zum Beispiel der Reuterkiez. Deshalb konzentriert sich die Arbeit der KGB 44 auch auf den Süden Neuköllns, wo sich der Kiez noch im Wandel befindet.

Zu Fuß durch den Kiez

Neue kreative Bewohner bringen auch besondere Attraktionen in den Kiez. Es gibt beispielsweise ein veganes Viertel am Richardplatz. Kleine Cafés, Restaurants und sogar ein Großsupermarkt bieten hier Essen und Getränke, ohne tierische Produkte zu verwenden. Um diese Besonderheiten zu zeigen bietet die KGB 44  Stadttouren nur in Neukölln an. Oft werden sie gefragt, ob sie denn verrückt sind, ihr Angebot auf diesen Kiez zu beschränken. Kleemann findet die Idee hingegen gut. Sie wollen das andere Neukölln zeigen, abseits der Klischees und Vorurteile. Manchmal bekommt die Gesellschaft allerdings auch Anrufe, die nach Klischee-Touren fragen. Sowas machen sie nicht. Die vier Touren werden zu Fuß angeboten. Schließlich kann der Kiez nur richtig auf einen wirken, wenn man ihn auch sieht. In allen Facetten. Auch der Kontakt zu den Kiezbewohnern kommt bei den Touren zustande. Wer will, kann alles aber auch aus dem Bus heraus anschauen.

ITB 2013 Kurztrips Trends

Neue Studie: Muslime reisen anders

Reem el Shafaki auf dem ITB-Kongress; Foto: Lukas Hoffmann

„Muslim Travel is booming.“ Mit diesen Worten stellte Reem el Shafaki auf dem ITB-Kongress eine Studie der US-amerikanischen Marketingfirma DinarStandard zu den Bedürfnissen und Vorlieben von Touristinnen und Touristen mit muslimischem Glauben vor. Deren Markt sei mit 126 Milliarden Dollar sogar finanzstärker als der bisher größte, der der USA. Das liegt vor allem an den Touristinnen und Touristen der ölreichen Golfstaaten. Unter den meistbesuchten Ländern der Muslime sind viele mit großem muslimischen Bevölkerungsanteil. Der absolute Favorit ist hierbei Malaysia, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten. Europäische Länder sind kaum zu finden.
Woran das liegen könnte, soll in der Studie beantwortet werden.
DinarStandard, die ihr Geld mit Firmenberatung verdient, befragte knapp tausend Muslime aus verschiedenen Ländern nach den wichtigsten Kriterien für ihre Reise und ihren Reisegewohnheiten. Mehr als die Hälfte verreist am liebsten mit der Familie. Und das meist jährlich oder zweijährlich.
Sehr wichtig ist ihnen bei der Auswahl des Reiseziels, dass das Essen entsprechend der Speisevorschriften des Koran „halal“ ist, unter anderem kein Schweinefleisch und Alkohol enthält. Unbedingt notwendig sind Gebetsmöglichkeiten, da Muslima und Muslime fünfmal am Tag beten. Um die muslimische Zielgruppe anzusprechen, müssen Reiseanbieter außerdem darauf achten, dass es Waschmöglichkeiten für die Füße gibt, ebenfalls ein Teil der Gebetszeremonie.
Im Ramadan, der islamischen Fastenzeit, sollten Essensmöglichkeiten vor Sonnenaufgang zugänglich sein.
Bei all diesen Angeboten hinken Reiseanbieter aus nicht-muslimisch geprägten Ländern deutlich hinterher.

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Allgemein Ernährung Fernreisen ITB 2013 Trends

Blogger auf der ITB – Für die einen ein Fluch, für die anderen ein Segen

Foto: Blogger-Speeddating. Hier konnten sich die Aussteller mit den Bloggern austauschen. Quelle: http://newsroom.itb-berlin.de/de/itb-blogger-speed-dating

 

Schon im letzten Jahr konnten sich Blogger auf der ITB akkreditieren. Da lief es allerdings noch nicht so professionell ab. Trotzdem waren rund 140 Blogger da. In diesem Jahr hat sich die Messe noch stärker um sie bemüht. Neben Speeddating mit den Unternehmen gibt es Vorträge von Bloggern. Ansonsten recherchieren sie wie die Journalisten.

220 Blogger sind auf der ITB 2013 akkreditiert. Abgelehnt hat Lea Karnatz, Mitarbeiterin der Pressestelle der ITB, kaum jemanden. Insgesamt hatten sich 307 Blogger für eine Akkreditierung angemeldet. Abgelehnt wurde nur, wer entweder einen kommerziellen Blog betreibt oder nichts mit Reisen zu tun hat. Wichtig für die Zulassung war auch, ob die Blogs gelesen werden. Deshalb mussten die Blogger unter anderem die Anzahl der Twitterfollower und Facebookfans angeben.

Für die Messe sind die Blogger genauso wichtig wie die Journalisten. Vor allem die Unternehmen auf der Messe interessieren sich für die Blogger. Die Blogger sind näher an den Reisenden, meint Karnatz. Sie tragen die Infos und Tipps schnell an ihre Fans weiter. Finden sie etwas gut, übernehmen ihre Fans diese Meinung wahrscheinlich, denn Blogger haben oft den Status eines Freundes. Die Messe hofft so auf eine gute PR für die Unternehmen. „Blogger vermitteln eher die emotionale Qualität und sind authentischer“, meint Karnatz. „Sie stehen mit beiden Beinen im Thema und nutzen die Apps und Technologien, die hier vorgestellt werden, ständig.“  Die neue Technik ist ein wichtiges Thema für die Messe. Die Journalisten sieht Karnatz vor allem als Vermittler von harten Fakten und als Informationsquelle für die Besucher.

 

„Eine Abwertung des Journalistenhandwerks“

Edith Kresta, Reisejournalistin bei der taz, bewertet die Anwesenheit der Blogger auf der ITB negativ. Als großes Problem der Blogs sieht sie die ungefilterten Informationen. Journalisten sind verpflichtet, Informationen kritisch zu hinterfragen. Sie dürfen keine PR oder Werbung für ein bestimmtes Produkt machen. Blogger unterliegen diesem Kodex nicht. Die Informationen, die auf Blogs zu lesen sind, werden deshalb nicht gefiltert. Kresta sieht die Blogberichterstattung über die ITB als Verflachung der Informationen für die Leser. Informieren sie sich nur über Blogs, bekommen sie Informationen geliefert, bei denen nicht zwischen Werbung und reflektierter Berichterstattung unterschieden wird. Es geht der Journalistin nicht um eine Benachteiligung ihrer Arbeit auf der ITB, sondern um eine Abwertung des journalistischen Handwerks. „Wir haben Angst, dass uns durch das Internet das Wasser unter den Füßen weggegraben wird“, erklärt Kresta.

Diese Haltung der Journalisten gegenüber den Bloggern kann Reisebloggerin Yvonne Zagermann bestätigen. Sie fühlt sich von den Journalisten auf der Messe oft nicht ernst genommen. Auch auf Pressereisen würde eher die Nase gerümpft, wenn sie als Bloggerin mitkommt, erzählt sie. Ihr ist es wichtig, dass sie schreibt, was sie meint. Sie hält ihren Blog von Werbung und PR frei. Nur selten findet man einen Verweis zu einer bestimmten Kamera oder einem Hotel. „Von den PR-Leuten lasse ich mir nichts sagen. Wenn ich ‚Scheiße‘ schreiben will, dann schreibe ich das auch.“, sagt sie. Andere Blogger würden das aber auch anders halten. Um die Qualität von Blogs zu verbessern, hat Zagermann mit ein paar anderen Bloggern einen Blogger-Kodex erstellt. Verpflichtend ist der allerdings nicht.

Allgemein ITB 2013 Topstories Trends

Alt ist das neue Jung – die neue Definition des „youth travelers“

Wird der junge Reisende immer älter? Dass sich immer mehr Menschen der älteren Generation auf Reisen begeben, spiegelt sich auch in der Kundschaft von Hostels wieder. Die ursprünglich einmal definierte preisgünstige Herberge für Jugendliche und junge Erwachsene wird immer mehr auch eine regelmäßige Übernachtungsmöglichkeit für Reiselustige in der Altersklasse 30 plus.

Auch mit 35 ist man heute noch „jung“

David Chapman, General Director der World Youth Student and Educational Travel Confederation (WYSE), sieht dennoch die jungen Leute in der Vorwärtsbewegung : „Wir schätzen, dass es weltweit weit über 30 Millionen „youth travelers“ gibt“. Jedoch habe sich in den letzten Jahren die Definition des „youth traveler“ stark gewandelt, ebenso wie die Kundschaft in den Hostels. Obwohl auch hier die Hauptzielgruppe zwischen 20 und 25 Jahren liege, so Richards, seien doch inzwischen auch 14 Prozent der Kunden aus geschäftlichen Gründen unterwegs. Somit sind Hostels nicht mehr ausschliesslich eine Absteige für Rucksackreisende. Der „youth traveler“ sei heutzutage nicht mehr genau auf eine Altersgruppe zu beschränken. Die Altersgrenze steige in den meisten Fällen auf 30, wenn nicht sogar auf 35 Jahre.

Der Preis muss auch für die Älteren  noch stimmen

Warum gehen immer mehr ältere Menschen in Hostels? „Sie werden abenteuerlustiger“, meint Richards. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters wollen die Reisenden das erfahren und erleben, was die Jugend tue. „Menschen in ihren Dreissigern wollen das „backpacking“ nicht so einfach aufgeben“, sagt zudem Carl Michel, Executive Chairman von Generator Hostels. Entscheidungsgrund Nummer eins, wenn es darum geht, für welches Hostel oder welches Hotel sich entschieden wird, ist nach wie vor der Preis. Auch wenn nach WYSE-Studien die Location ebenfalls eine wichtige Rolle spiele, sei letztlich die Location nichts wert, wenn der Preis nicht stimme. Auch Chapman ist der Meinung, dass der „Preis der Hauptfaktor“ für die Reisenden ist.

Die Hostelszene passt sich an: Internet und Komfort

Reisen sei ausserdem sozialer geworden, meint Dirk Föste, Marketing und Pressechef des Reiseveranstalters ruf. Soziale Plattformen seien zudem ein immer wichtig werdender Faktor für die Hotelindustrie. „Schon bevor überhaupt gereist wird, wollen sich die Menschen austauschen“, so Föste. Auf Hostelplattformen unterhalten sich Jugendlichen bereits vor ihren Reisen über die Qualität und den „Entertainmentfaktor“ von Hostels. Jungen aber auch älteren Reisenden sei es wichtig, einen Ort zu finden, der „nett, bezahlbar und angenehm“ ist, sagt Carl Michel. Was ein gutes Hostel ausmacht, hat sich im Laufe der Zeit gewandelt: „Heute kommt es viel mehr darauf an, was für ein Angebot an Events ein Hostel bietet. Und auch das Design nimmt immer mehr Bedeutung an“, erklärt Michel die Veränderung.

Doch ob 18 oder 35 Jahre alt – es sei das soziale Miteinander, das Zusammenkommen und Kennenlernen, das Reisen sowohl für alt als auch für jung ausmacht. Und wie Carl Michel zum Ende der Veranstaltung recht treffend feststellte : „Du lernst mehr auf einer Reise durch die Menschen, die du triffst, als durch Reiseführer“.

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Trends

Der Erfolg des Pink Pavillion

200 qm in Halle 2.1 stehen ganz im Zeichen des Regenbogens. Seit 2010 ist Gay and Lesbian Travel als eigenständiges Segment auf der ITB. Eine Zielgruppe mit großem Potential für die Reisebranche, denn gerade Schwule und Lesben investieren ihr Haushaltsgeld mit Vorliebe ins Reisen.

Die ITB tritt auf internationalem Parkett für die Akzeptanz von Gay und Lesbian Travel ein. Als Mitglied im Board of Directors der International Gay und Lesbian Travel Association (IGLTA) arbeitet sie engagiert daran mit, gay and lesbian travel aus der Nische zu holen.

Pionierarbeit hat Thomas Bömkes geleistet, der in seiner Position als Lesbian, Gay, Bisexual und Trans (LGBT) Consulant der ITB Berlin seit 1997 der Tourismusbranche die Augen öffnet.

Thomas Bömkes. LGBT Cosulant ITB Berlin

Thomas Bömkes. LGBT Cosulant ITB Berlin

Schwule und Lesben setzen bei der Auswahl ihrer Destinationen besonders auf eine zielgruppenspezifische Infrastruktur am Urlaubsort. Gay Events und Locations vor Ort sind es, mit denen man die Zielgruppe binden kann.Wo sich die Szene bereits etabliert hat, profitiert die Region von den schwulen und lesbischen Touristen. Die in der Regel kinderlosen Paare lassen es sich im Urlaub gut gehen, bekräftigt Bömkes und charakterisiert die Zielgruppe als erstrebenswertes Reisepublikum für Reiseveranstalter und Hotels. Er verfolgt 2013 verstärkt das Ziel, das Angebot zu erweitern und neue Reiseziele dazuzugewinnen. Um Schwule und Lesben wirbt in diesem Jahr auch die Stadt Wien, die im Pink Pavillion die Besucher zu einer gratis Kaffeepause mit Wiener Melange einlädt. Auch Länder wie  Tschechien, Thailand und Indien buhlen jetzt um das homo- und bisexuelle Reisepublikum, sie sind erstmals mit einem Stand im Gay and Lesbian Travel Sektor vertreten.

Wer sich für die Szene interessant machen will, muss nach dem Top-Down Prozess handeln: die lokale Tourismusbranche muss sich den Vorlieben der Schwulen und Lesben widmen, vorhandenes Potenzial in Szene setzen und „Gay Events“ etablieren. Globaler Tourismus entsteht gerade im Schwulen- und Lesben-Umfeld mehrfach über Events. So setzen sich beispielsweise am Christopher Street Day jährlich tausende Schwule und Lesben in Bewegung um an den verschiedensten Orten der Welt für Toleranz einzutreten.

Angetrieben von ökonomischen Interessen können in diesem Sektor auch politische Prozesse angeleitet werden. Weltweite Toleranz für Schwule und Lesben ist noch lange nicht erreicht,  kann aber, so Bömkes, auch dadurch vorangetrieben werden, dass man ihnen einen wirtschaftlichen Mehrwert erkennbar macht. Toleranz kann auch ein zweiter Schritt sein.

Der ITB als globaler Leitmesse schreibt Bömkes die Aufgabe zu, gay and lesbian travel weltweit als Segment zu positionieren.

Auf welchen Widerstand die Szene regelmäßig trifft, kann Bömkes am Beispiel eines ITB Akademie-Workshops in Goa aufzeigen. Dort setzte sich im letzten Jahr der Erzbischof Goas mit Erfolg dafür ein, die Veranstaltung zu unterbinden. Aufgrund des großen Medieninteresses wurde diese Tatsache dann im Nachhinein zu einer politischen Diskussion erhoben.

Fragt man Bömkes nach seinem Tagesgefühl, kann er entschlossen sagen, dass sich die Szene auf der Messe angekommen fühlt. Die ITB bietet die weltgrößte Präsenz an Veranstaltern im Segment „Gay and Lesbian Travel“ und führt ihren Titel als Leitmesse im Hinblick auf den Support des homo- und bisexuellen Reisepublikums zu Recht.

Allgemein ITB 2013 Trends Zielgruppe Gay and Lesbian

Verkehrte Welt: Wie PR-Meister von Bloggern lernen

Endlich aus der belächelten Nische herausgewachsen, scheinen es jetzt die Blogger zu sein, die den PR-Managern den Takt vorgeben. Emsig schreibt Senior PR-Managerin Frauke Rothschuh mit, was Profi-Bloggerin Angelika Schwaff kritisiert: Zu wenig fühlt sie sich von klassischen Pressemitteilungen angesprochen. Statt ellenlanger Texte bringen ihr Weblinks in den E-Mails mit kurzen Zusammenfassungen viel mehr. Viele PR-Agenturen würden sich nicht speziell um Blogger kümmern und schicken sie auf die gleichen Pressereisen wie Journalisten. Problem ist aber, dass diese an einem Ort viel länger brauchen. Bloggerin Yvonne Zagermann hat dabei schon zu viele unangenehme Erfahrungen gemacht: „Der Journalist klickt ein Foto und notiert einen Satz. Ich schieße erst mit dem Smartphone ein Foto für Instagram, dann hole ich die Kamera hervor und dann erst mache ich Notizen.“ In der Zwischenzeit wollen die Journalisten schon längst weiter. „Journalisten suchen Fakten, wir wollen Geschichten erzählen“, so Schwaff dazu. Gudrun Fertig vom Special Media Verlag geht noch weiter:  „Wenn wir nach Paris fahren, bringt uns nicht zum Eiffelturm. Jeder weiß, dass er da ist“. Sie macht als Journalistin für Schwule und Lesben die Erfahrung, dass PR-Manager auch diesen neu entdeckten Markt falsch bedienen. Sie bittet außerdem darum, nicht als „Versuchskaninchen“ missbraucht zu werden. PR-Agenturen hätten oft keine Ahnung was für sie gut ist. Vor Ort finde sie dann nichts spannendes vor. „Reisefreundin“ Schwaff versucht, Anfragen mit faulen Angeboten schon im Vorhinein auszusortieren, stößt aber trotzdem manchmal auf schwarze Schafe: „Eine gesponserte Reise nach Dubai letztens war sehr langweilig, das schreibe ich dann auch ehrlich so.“

Für die PR-Manager liegt darin allerdings ein großes Problem. Ihre Auftraggeber sind unter anderem die großen Hotels, in denen die Pressevertreter übernachten. Diese haben ein Interesse, dass über genau das Hotel auch – natürlich möglichst positiv – berichtet wird. Wenn aber tatsächlich das viel coolere Designhotel am gleichen Ort für den Blogger interessanter ist, müssen PR-Manager kreativ werden. „Wir hoffen darauf, dass die Blogger, wenn wir mal einen Tipp für ein ‚fremdes‘ Hotel geben, dafür kooperativer sind, wenn es heißt, bei einem Besuch beim Bürgermeister  freundlich in die Kamera zu schauen“, so Karen Kretschmann von Stromberger PR. Ihre Agentur hat eingesehen, dass Social Media sehr wichtig ist, und freut sich gar auf diese Weise eine „Spielwiese“ zu haben. Letztlich gebe es noch keine wahrhaften „Experten“, jede Firma probiere momentan aus. Von ihrer Vorgesetzten bekomme Kretschmann relativ freie Hand. Social Media ist ein Bereich der ihr am meisten Spaß mache, in dem sonst so „verregelten“ PR-Alltag. Schwaff verdient unter anderem ihr Geld damit, PR-Agenturen Tipps zu geben, wie sie sich Bloggern besser widmen können. „Für mich als Ex-PR-Frau schmerzt es sehr, wenn ich als Bloggerin Kontakt mit Unternehmen habe und merke, dass es nicht funktioniert“, so Schwaff. Allerdings erlebe sie meistens, dass ihre Ideen umgesetzt werden. Letztendlich sei es ein „absoluter Fehler, sich nicht spätestens jetzt damit zu beschäftigen“.

Allgemein ITB 2013 Trends

Mit Jugendreisen zu höherem Umsatz für Reiseunternehmen

Jugendreisen werden für die globale Tourismusbranche immer wichtiger. Mit einem Anteil von 20 Prozent wächst der Anteil der Reisen für Kinder und Jugendliche konstant.

Das berichtet Samuel Vetrak, der Gründer von studentmarketing. Er sieht mit Hilfe von  Jugendreisen eine Chance, besseren Umsatz zu generieren. So könnten sich die Einnahmen von Jugendreisen bis ins Jahr 2020 fast verdoppeln, denn Reisen allgemein wird immer beliebter. Als Ursachen sieht Vetrak unter anderem das steigende Einkommen der Mittelschicht. Zudem werden die Reisebarrieren geringer. Heute sprechen viele Reisende mehrere Sprachen, unter anderem Englisch. Das vereinfacht die Kommunikation vor Ort. Zudem sorgen moderne Zahlungsformen wie Visa und das Internet dafür, dass Bezahlen vor Ort einfacher wird. Aber vor allem Billigfluglinien und Last Minute Angebote ermöglichen kostengünstiges und damit häufigeres Reisen.

Das Besondere an Jugendlichen als Kunden für die Reisebranche ist, dass diese offen für neue Erlebnisse sind und gerne unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Ebenso suchen sie nicht ausschließlich typische Touristenorte auf und bleiben länger an einem Ort. Das ist ein Grund, warum Jugendliche für Unternehmen attraktiv sind, denn aus dem Jugendlichen könnten auch  langfristige Kunden werden. Einige Länder und Kontinente machen sich dieses bereits gut zunutze. Australien zum Beispiel bietet im weltweiten Vergleich sehr erfolgreich mehr Jugendreiseangebote an. Inzwischen wird ein Viertel des Umsatzes im Land durch Jugendreisen erwirtschaftet.

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Trends

In drei Schritten vom Naturerlebnis zur digitalen „Story“

 

Tipps für Firmen und Blogger, wie komplizierte Inhalte interessanter werden.

Audrey Scott und Daniel Noll beraten unter dem Namen „uncornered market“ Firmen und Organisationen, die ihr Marketing aufpeppen wollen. Für young press erklären sie, wie zum Beispiel ein Thema wie „Kayaking in Südfrankreich“ zu einer spannenden „Geschichte“ werden kann.  „Unter Begriffen wie Ecotourism oder Nachhaltigkeit kann sich oft keiner Konkretes vorstellen“, so Noll. Das Gegenmittel: Nicht einfach mit Begriffen um sich werfen, sondern lieber Geschichten erzählen – auf Englisch „storytelling“. Mit Geschichten ist nicht gemeint, einen Roman zu schreiben. „Eine Geschichte kann alles sein, sei es ein Bericht auf einer website oder auch nur ein tweet“, sagt Noll.

Daniel Noll erklärt "Digital Storytelling" Anhand des Beispiels Morgan's Rock in Nicaragua

Daniel Noll erklärt „digital storytelling“ anhand des Beispiels Morgan’s Rock in Nicaragua

Auf jeden Fall sollten „storyteller“ eine lange Auflistung von Fakten zu Nachhaltigkeit und Ökologie vermeiden. Vielmehr heiße es, diese Worte mit Emotionen zu füllen, mit Inhalten. Eine Geschichte zu Kayaking müsste man  so bearbeiten:

1) Personalisieren: Analysieren, wer an dem Angebot beteiligt ist. Ist es der Reisende, ist es der Guide, der im Vordergrund steht? So könnten die Beweggründe, warum ein Tourguide diesen Job gewählt hat oder was ein Tourist mit dem Ort verbindet, für eine „Geschichte“ sehr spannend sein.

2) Illustrieren: Mit allen Medien arbeiten. Bilder, Texte, Videos und alles andere, was die Technik noch so hergibt, einbinden. Insbesondere Geräusche könnten eine wichtige Rolle spielen. „Paddler sind so leise, dass sie oft ganz nah an Vögel herankommen, Geräusche unverfälscht aufnehmen“, weiß Scott. Zu erleben, dass dies am beworbenen Ort möglich sei, könne die „Geschichte“ daher sehr gut erzählen. Es muss aber nicht gleich ein Video sein. Fotos unterlegt mit zwitschernden Vögeln, plätscherndem Wasser könnten neben Videos genauso effektiv sein.

3) Streuen: Die Materialien auf allen Kanälen der sozialen Medien herausgeben. „Für Fotos könnte Instagram sehr passend sein“, so Scott, schließlich sei es sehr bildlastig. Ein besonderes sinnliches Format für Bilder einer Kayakreise könne Pinstagram sein. In Form einer virtuellen Pinnwand dargestellt wirke die Präsentation der Fotos dort „sehr visuell“. Für Videos sei Youtube wie gemacht. Idealerweise per facebook veröffentlicht, um dieses auch zu verbreiten. Nicht zu vergessen natürlich die eigene website, sofern vorhanden.

Daniel Noll und Audrey Scott erkären Storytelling im digitalen Kontext

Daniel Noll und Audrey Scott erkären storytelling im digitalen Kontext

Über die genaueren technischen Schritte und Möglichkeiten, die sozialen Netzwerke bieten, referieren Scott und Noll auf der ITB am Samstag, 9. März. Ort: Halle 7.1c auf der eTravel-Stage. Mehr Infos: http://www.itb-berlin.de/Besucher-Service/Fachbesucher-Service/RecommendedForBloggers/Tagesempfehlungen/VierterTag/

Allgemein ITB 2013 Trends

Videos: Klettern und Bier in Halle vier

 

Julia Harig entdeckt in der Halle „Ecotourism“, dass Messe auch spannend sein kann. Statt öder Vorträge erforscht sie, was einige Messestände besser machen.

httpv://youtu.be/9EdB3GDxV9I

 

 

Marcel Weyrich verrät, wo es leckere Goodies gibt und präsentiert den Globetrotter Kletterpark für Adventure-Begeisterte.

httpv://youtu.be/8lfJUMMMKbA

Allgemein Interview ITB 2013 Trends Video

Heute mal Salat statt Burger: gesunde Ernährung ist hip

Die „Vitaminbar“ : So sieht gesunde Ernährung am ITB-Stand von ruf Jugendreisen aus

 

Schon seit längerer Zeit liegt gesunde Ernährung in Deutschland im Trend. In den vergangenen Jahren beschäftigen sich auch immer stärker Eltern von Kindern und Jugendlichen mit dem Thema, bestätigt auch Maike Rummich, Online Marketing Managerin und Presseprecherin für „A und O Hostels und Hotels“ in Deutschland. Bei der Entscheidung „Wo schicke ich meine Schützlinge eigentlich hin?“ spielt die Frage, ob dort gesund gegessen wird eine wichtige Rolle – sei es auf Klassenfahrt, Vereinsausflug oder im Sommerurlaub.

Dass gesundes Essen ein brisantes und „großes Thema“ ist, meint auch Prof. Dr. Heike Bähre, Geschäftsführerin des Institus für Tourismus und Kommunikation. Spätestens seit der rot-grünen Regierung von 1998 bis 2005 sei das Interesse an bewusster, gesunder Ernährung gewachsen. „Heutzutage muss in Deutschland das Essen gesund sein“, sagt Bähre. Touristen, die nach Deutschland kommen, seien hingegen oft überrascht und sogar abgeneigt gegenüber der gesunden deutschen Kost. Seitdem Hotels durch die Vergabe von Sternen zertifiziert werden, erwarten Kunden auch gewisse Standards – gesunde Ernährung, aber auch die Garantie, dass auf Lebensmittelunverträglichkeiten Rücksicht genommen wird.

Aber nicht nur Eltern, auch Lehrer und Kinder sowie die Jugendlichen selbst achten vermehrt darauf, was sie auf den Teller bekommen. Klassenfahrten und –ausflüge werden immer häufiger an bewusster Ernährung „ausgerichtet“. In Schullandheimen wie dem ADS Schullandheim Ulsnis an der Schlei lernen junge, aber auch ältere Menschen Lebensmittel kennen, erfahren, wo diese herkommen und wie man sie verarbeiten kann. „Wir betreiben damit sozusagen eine Aufklärungskampagne“, erläutert Andreas Heiler, Leiter des Schullandheims.

Auch Jugendreiseveranstalter wie ruf Jugendreisen haben den Trend längst erkannt. Neben gluten- und laktosefreien Speisen und Getränken, so verspricht die ruf-Broschüre, werden auch zu jeder Mahlzeit vegetarische Gerichte angeboten. „Bei 250 Teilnehmern sind im Durchschnitt 10 Prozent Vegetarier“, sagt ein Koch bei ruf. Um die gesunde Ernährung zu unterstützen, bietet ruf bei Reisen unter anderem eine Vitaminbar an, an der jeder seinen eigenen Joghurt mit Obst mischen kann – frei nach dem Motto „Pimp My Joghurt“. Bei der Veranstaltung „Das ruf Verpflegungskonzept – Verköstigung“ auf der ITB konnte man sogar selber mal seinen eigenen Joghurt „pimpen“, allerdings keinen laktosefreien.

Aber kommt das gesunde Essen denn bei den Kindern und Jugendlichen überhaupt an? „Sicherlich achten ältere Kinder mehr auf gesunde Ernährung und essen bewusster als jüngere“, meint der ruf-Koch. Insgesamt werde das Essen jedoch gut angenommen, das bestätigen auch die Fragebögen, bei denen die Jugendlichen die Reisen im Nachhinein bewerten.

Doch obwohl die Nachfrage nach gesundem Essen immer mehr steigt, ist der Bedarf doch noch nicht so hoch, dass es sich schon im Preis niederschlägt. Somit ist gesundes Essen derzeit weder für Verbraucher noch für Unternehmen teurer.

Allgemein Ernährung ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Nachhaltigkeit Trends

Das spielende Geschäft – wie einfach ist es, Besucher an den Stand zu locken?

Romina im Seilgarten von Globetrotter; Foto von: Pia-Maria Schäfer

Romina Berni ist als nächste an der Reihe. Sie trägt einen Helm zur Sicherheit und schaut die Leiter hoch. „Es ist schon ein ziemlicher Nervenkitzel“, sagt sie und steht kurz danach lächelnd auf dem Seil. Von dort aus geht es, auf wackeligen Beinen, einmal im Viereck um den Stand von Globetrotter. Wieder unten angekommen und nach dem Ablegen der Sicherung und des Helms erzählt sie begeistert: „Es war super und es hat echt gut geklappt.“

Für die zukünftige Bürokauffrau ein Erlebnis und für die Firma Globetrotter ein Erfolg. Der Seilparcour kommt nicht nur bei Romina gut an, sondern auch bei vielen anderen Besuchern. Günther Hoffmann, Geschäftsführer der Globetrotter Akademie meint: „Ein kleiner Stand nur mit Heften reizt dazu, vorbei zu gehen. Jede Aktivität, sei es ein Seilgarten  oder eine Kleinigkeit, wo man aktiv werden kann, ist ein Eyecatcher.“

Auf der ITB Berlin versuchen jeden Tag rund 10.000 Aussteller aus 180 Ländern Geschäfte zu machen. Doch wie lockt man potenzielle Geschäftskunden am besten an? Wie macht man auf sich aufmerksam?

Zwei Gänge neben Globetrotter ist alles gelb und schwarz. Wer hier an Fußball denkt ist falsch. Das gelbe Auto und die großen Pappschilder gehören zum ADAC- Stand. Fabian Balon steigt nach dem simulierten Autounfall mit Überschlag lächelnd aus dem Wagen aus. Es stehen viele Besucher der Messe um das Auto und haben ihm zu geschaut. Fabian erzählt: „Es war relativ lustig. Es geht ein bisschen auf den Kopf, denn wenn man kopfüber ist, fließt das Blut in den Kopf. Wenn man minutenlang so bleibt, bekommt man Kopfschmerzen. Aber es ist mal ´ne Erfahrung.“

Mit der Simulation lockt der ADAC viele Zuschauer an, und diejenigen, die eingestiegen sind, bleiben gerne noch am Stand stehen und reden über das Erlebte. Und schon geht es weiter. Neue Interessierte wollen einsteigen. Die Simulation läuft den ganzen Tag, noch bis Sonntag ist die Tourismusmesse offen. Das Auto wird im Dauereinsatz sein.

Ein kurzes Stück den Gang hoch gibt es ein weiteres Beispiel für erfolgreiches Anwerben: der Jugendhof Knivsberg. Eigentlich ein unscheinbarer Stand, wäre da nicht das Spiel Jakkolo. Das aus Holz bestehende Spiel lädt zum Mitmachen und Zugucken ein. Ein Spieler kickt die kleinen Scheiben in Lücken mit verschiedenen Punkten. Zum Schluss wird gezählt und aufgeschrieben. Am Ende des Tages wird der beste Spieler benachrichtigt und gewinnt eine viertägige Reise des Veranstalters.

Heiko Frost, Organisator des Standes sagt: „Es ist ganz wichtig, einen Magneten zu haben, damit man Leute einbinden kann und Spaß vermittelt. Dadurch hat man die Chance, dass die Leute stehen bleiben und Fragen stellen. Nur so kann man im Prinzip etwas verkaufen.“

Also alles ganz einfach: Interaktionen anbieten, die Spaß machen, und dann verkaufen. So sieht er aus: der Weg zum Erfolg.

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Allgemein ITB 2013 Trends

Sozial verantwortlich reisen – aber wie?

Centre for Community Tourism in the Amazon; Foto: Madeleine Hofmann 

Wer in fremde Länder reist, erlebt häufig einen Kulturschock. Nicht nur ist man einem ganz neuen Klima ausgesetzt, auch Sprache und Lebensgewohnheiten der Einheimischen wirken oft erst einmal befremdlich. Mehr über die fremde Kultur und die Traditionen des Urlaubslandes kann der Reisende lernen, wenn er sich einen Reiseveranstalter sucht, der Touren und Aktivitäten mit Einheimischen organisiert. Die Entscheidung für ein Programm fällt bei der großen Auswahl an Reiseangeboten jedoch oft schwer.

Gleich mehrere Möglichkeiten, mit der brasilianischen Bevölkerung in Kontakt zu treten bietet das „Centre for Community Tourism in the Amazon“ (CCTA). Dieses, von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) geförderte Projekt verspricht „gemeindebasierten Tourismus“. In der Niederlassung des CCTA in der Stadt Manaus können Touristen Übernachtungen im Amazonasgebiet buchen – zum Beispiel in voll ausgestatteten Holzhütten oder auf einem am Flussufer ankernden Schiff. Wer mag, kann den Einheimischen auch bei der traditionellen Herstellung von Kunstgegenständen über die Schulter schauen oder mit ihnen gemeinsam Bootstouren unternehmen. CCTA legt besonders Wert darauf, dass die Gemeinden ihre Projekte selbst auf die Beine gestellt haben und übernimmt lediglich die Rolle desVermittlers zwischen Kunde und Anbieter. Ziel des Projektes ist es, die Entwicklung dieser regionalen Tourismusprojekte anzutreiben und den Beteiligten vor Ort auch Know-how im Bereich Marketing zu vermitteln. „Alle finanziellen Mittel, die von Touristen gezahlt werden, bleiben in der Gemeinde“, berichtet Dirk Henker, der das Projekt als Abgesandter der GIZ unterstützt. „Wir sind ein auf NGOs gestütztes Projekt“.

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Anders ist das bei Anbietern wie „Socialtours“ aus Nepal oder „The Blue Yonder“ aus Indien. Auch hier kann man in Gemeinden übernachten und Workshops zum Beispiel im Töpfern oder Kochen mit Einheimischen belegen. Die Projekte sind allerdings nicht aus einer Idee von Einheimischen entstanden, sondern auf Nachfrage durch die Agenturen. Diese möchten mit ihren Angeboten kulturelle Schätze erhalten. „Manche Traditionen würden einfach aussterben, wenn wir den Einheimischen durch den Tourismus kein neues Standbein bieten würden“, erklärt Anne Zummach von „The Blue Yonder“. Die Gemeinden bekommen etwa ein Drittel von den Gebühren, die Touristen für die Touren zahlen.

Beim Stöbern in all diesen Angeboten darf man nicht vergessen, dass der Kontakt mit der Bevölkerung im Reiseland immer zwei Seiten hat. Für Europäer ist es wichtig, Einblicke in fremde Kulturen zu bekommen. Gleichzeitig dürfen die im Reiseland bestehenden Sozialsysteme aber nicht zu sehr beeinflusst werden. Als Besucher sollte man deshalb immer sicherstellen, dass die Gemeindemitglieder mit dem Besuch der Touristen einverstanden sind und über die Häufigkeit und Dauer selbst bestimmen können. „Häufig wird die Tradition in ländlichen Gegenden durch den Tourismus erhalten“, erklärt Adina Panicke von Tourism Watch. „Der Tourismus ist ein wichtiger Arbeitssektor, ohne den die Jugendlichen abwandern würden.“ Damit der Ausflug in die fremde Kultur sozialverträglich ist, sollte ein langfristiger Nutzen der Einheimischen gewährleistet sein. Adina Panicke rät dazu, sich vor der Reise gut zu informieren: „Eine Möglichkeit die Sozialverträglichkeit sicherzustellen ist, sich einen für sozialverträgliches Reisen zertifizierten Veranstalter zu suchen.“

Allgemein Fernreisen ITB 2013 Nachhaltigkeit Trends

Per Mausklick auf die Piste – Snowbon.com bietet vergünstigte Skipässe via Internet

Auf der ITB informiert Stefan Senft viele Kunden und Besucher über das neue Portal Snowbon.com. (Foto: Anna Munkler)

Skifahren ist teuer. Einen großen Anteil daran hat meist der Skipass. Über hohe Skipass-Preise haben sich auch Tim Huonker und Stefan Senft geärgert. Besonders darüber, dass sie immer gleich teuer sind. „Manchmal sind die Skigebiete leer und manchmal voll, manchmal ist der Schnee schlecht und manchmal gut und trotzdem kostet das Skifahren immer gleich viel“, kritisiert Stefan Senft. Im Frühjahr 2012 haben die beiden Studienfreunde deshalb  die  Agentur „Snow&Alps“ gegründet. Auf ihrer Internet-Plattform „Snowbon.com“ bieten sie teils stark vergünstigte Skipässe. Seit November können Kunden dort Skipässe kaufen und dabei Rabatte von bis zu 70 Prozent bekommen.

Bereits während ihres Studiums in Maastricht hätten Tim Huonker und er  gemeinsam gearbeitet, berichtet Stefan Senft. Dann sei Huonker als Unternehmensberater tätig gewesen, er selbst habe mehrere Praktika gemacht und als Skilehrer in Deutschland und Japan gearbeitet. In München hätten sie sich wieder getroffen und Tim Huonker habe ihm von einer Skipass-Plattform in den USA erzählt. Weil dieses  Konzept auch in Europa bezahlbaren Skitourismus ermöglichen  könnte, gründeten die beiden 27-Jährigen ihre Firma, für die sie mittlerweile hauptberuflich arbeiten.

Mit ihr haben sie  gleich den Sprungbrett-Preis des Verbandes Internet Reisevertrieb gewonnen.  Zum Gewinn gehört neben einem Geldpreis und Unterstützung in der PR-Arbeit auch die Finanzierung eines Standes auf der ITB. Ein großes Plakat mit einem Skifahrer im Pulverschnee hängt an der Wand, die dem jungen Unternehmen zugeteilt wurde. Ab und zu klappt die eine Hälfte herunter. „Das muss ich schnell richten“, sagt Stefan Senft, grinst verlegen und fügt hinzu: „Wir wussten nicht, dass wir so eine Plastikwand haben, an der das nicht hält.“ Abgesehen von dem nicht klebenden Plakat wirkt der Stand von Snowbon.com professionell. Kleine Eiskratzer und Süßigkeiten liegen als Werbegeschenke bereit. Sogar eine eigene Pressesprecherin leisten sich die jungen Firmenchefs. Muriel van der Linden  informiert am Stand über Snowbon.com, während Senft und Huonker Gespräche mit potentiellen Partnern führen. Ein bestimmtes Klientel gebe es bisher nicht, sagt van der Linden, doch erstaunlicherweise buchten besonders viele Familien über die Plattform. „Dabei war die Seite ursprünglich für Jugendliche und junge Erwachsene gedacht.“ Stefan Senft fällt ein anderes Detail auf, mit dem keiner gerechnet hatte: „Bei uns buchen viele Familien den Skipass, bevor sie sich überhaupt um eine Unterkunft kümmern.“ Ein Zeichen mehr dafür, dass der Preis des Skipasses eine Rolle spielt.

Derzeit sind es 51 Skigebiete in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz, die Pässe über Snowbon.com verkaufen. Sie haben damit eine Werbeplattform im Internet und können auch an auslastungsschwächeren Tagen Karten verkaufen.  An den ITB-Ständen bayerischer Skiregionen kennt jedoch noch keiner Snowbon. Maximilian Hillmeier, Kurdirektor des Allgäuer Ortes Bad Hindelang, fragt zum Beispiel zweimal nach, wie das Portal heißt. Davon habe er noch nie gehört.

Stefan Senft wundert es nicht, dass die für einzelne Regionen zuständigen Fachleute seine Firma nicht kennen: „Die sind gar nicht unsere Zielgruppe.“ Tim Huonker und er  seien vor allem auf der Messe, um sich mit Reiseveranstaltern, Urlaubsportalen und Touranbietern zu vernetzen. „Wir könnten deren Angebote um Skipässe on demand erweitern“, sagt er. Das bedeute, dass Reisende selbst entscheiden könnten, für wie viele Tage sie Skipässe brauchen und nicht das übliche Pauschalangebot vorgelegt bekommen. Für die Zukunft planten sie vor allem weitere Kooperationsangebote, sagt Stefan Senft: „Wir wollen verschiedene Zielgruppen ansprechen, die Familien über Hausfrauenmagazine, die jungen und jung gebliebenen Leute über Apps und Bonusprogramme und alle über Pakete inklusive Skiverleih.“

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Skireisen Trends

Kurzurlaub auf der ITB

Zu Fuß nach Lateinamerika – Wie man auf der ITB Kurzurlaub machen kann

Für Menschen wie mich, die unter chronischem Fernweh leiden ist die ITB Fluch und Segen zugleich. Einmal durch die Hallen gestreift, wächst in mir die Sehnsucht nach der Ferne mit jedem Schritt. Vor meinem inneren Auge buche ich mich bereits an den nächsten Traumstrand. Aber warum Geld ausgeben wenn die Welt hier zum Greifen nahe ist? Lateinamerika ist mein altes Laster – zu finden in Halle 1.1. Auf dem Weg dorthin versetze ich mich bereits in den Travelmodus.

Ich starte auf den Rolltreppen in Halle 6.3. Flughafenatmosphäre – check. Auf jeder Etage wartet am Ende der Treppe eine Frau mit Empfangsschild. Wie am Flughafen. Rollkoffer und Multikulti tragen ebenfalls zur richtigen Stimmung bei. Mir begegnen auf meinem Gang Richtung Süden Menschen mit verschiedenstem ethnischen Hintergrund. Es überwiegt allerdings der Modetrend Jackett und Bluse, auch die Umhängeschilder, die ein jeder um den Hals trägt, trügen meine Gedankenreise in Richtung Lateinamerika.

Ich betrete Halle 1.1 – nein stopp, ich betrete den lateinamerikanischen Kontinent. Ich steuere auf Bolivien zu und vergesse das Rechts und Links und konzentriere mich ganz auf meinen Gesprächspartner, in dessen Kultur ich eintauchen möchte. Ich reise in der Landessprache Spanisch. Mein Gegenüber und ich verfallen in ein interessantes Gespräch über die mit Getreide gefüllten Porzellanschalen auf dem Tresen vor uns. „Quinua“ gibt es in drei Farben und ist eine der wichtigsten Nahrungsgrundlagen in Bolivien.

Esther von der bolivianischen Tanzgruppe hat sich zu uns gesellt und ihr Anblick – sie trägt eine bolivische Tracht – schafft den Rahmen. Sie hat lange in Bolivien gelebt und ist Mitglied einer Tanzschule, die von den Standbetreibern angefragt wurde, das kulturelle Flair zu schaffen. In Bolivien fehlt mir noch der Zauber. Ich linse nach Brasilien. Das ist das Großartige auf der imaginären Weltreise auf der ITB – nur wenige Schritte und eine neue Welt offenbart sich.

Auf der Brasilienfläche wechselt nicht nur die Sprache, im Grunde springe ich auch in die Zukunft, denn hier stehen bereits alle Zeichen auf 2014. Fußballfieber treibt die Tourismusbranche an. Ich mache mich auf die Suche nach Impressionen und lande bei Nüssen und Kaffee. So langsam wird es was mit der Sinnesreise. Augen, Nase, Mund und Ohren sind jetzt auf kulturellen Abwegen.

Weiterreise in Paraguay bei „Aristocrata“ – ein köstliches Gemisch aus Guavensaft, Kondensmich und Rum. Alkohol am Mittag, warum nicht, ich bin ja schließlich auf Urlaubsreise. Angepriesen von Alexandra aus Asunción, die eine bezaubernde „Traje tipico de Aruna“ – die typische Landestracht – trägt, lasse ich mich hinreißen.

Um die Ecke treffe ich Tania Perez. Sie fertigt ecuadorianische Sombreros an. Ganz verloren habe ich mich dann nebenan in Kolumbien. Ich fahre Fahrrad durch den Tayorana Nationalpark und besuche im Anschluss das „Museo del Oro“ (Goldmuseum). Auch eine Salsastunde lasse ich mir nicht entgehen. Multimedia macht es möglich. Radeln vor riesigem Bildschirm und Tanzstunde á la  Spielkonsole. Sightseeing trifft Action. Kolumbien hat überzeugt. Und bei abschließendem Kaffee frage ich mich, welche Sinneseindrücke ich vermisse.

Wärme und Strand fehlen. Ich beschließe in die Karibik zu wechseln. Der Transit zwischen den Kontinenten wird durch die Verbindungswege zwischen den Hallen verkörpert. In verlasse Lateinamerika.

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Strand suche ich vergeblich, treffe aber in der Dominikanischen Republik auf einheimisches Handwerk. Hier werden Porzellanpüppchen und Zigarren ad hoc hergestellt. Die Mitarbeiter am Stand begrüßen meine Neugier sehr, schließlich ist man stolz auf seine Kultur und man schenkt mir eine der frisch gerollten Zigarren. Diese landet in meiner mitgebrachten Tasche aus Kolumbien.

Im grünen Urwald von Costa Rica gönne ich mir einen letzten Kaffee. Mit Koffeinüberdosis verlasse ich den Kontinent und begebe mich zurück nach Berlin, also zurück ins Pressezentrum. Satt vom Essen und den Eindrücken Lateinamerikas, nur braun geworden bin ich auf meiner bunten Weltreise durch die Hallen leider nicht.

Allgemein Fernreisen ITB 2013 Topstories Trends

Der Trend zum Nichttrend

Jugendreiseveranstalter setzen in diesem Jahr auf Altbewährtes, die Kids auf Mitbestimmung

Die Jugendreiseveranstalter sind sich einig: Abenteuerurlaub ist bei Teenagern sehr beliebt und läuft gut. Eltern und Lehrer wünschen sich, dass der Nachwuchs kulturell und sprachlich im Urlaub etwas dazulernt. Die Teenager wollen vor allem eins: Spaß! Wenig überraschend, kaum was Neues auf der Messe für die jungen Kunden.

Generator Hostel zum Beispiel ist auf diese Zielgruppe spezialisiert: Die Kundenansprache ist modern,  das Design ist hip. Über soziale Medien wie Facebook und Twitter sind sie im ständigen Kontakt mit den jungen Erwachsenen. Das war aber auch schon im letzten Jahr so. Trotz des direkten Drahts bleibt die Antwort nach Trends vage. „Die Gäste machen meistens das gleiche: Hauptattraktionen und ein paar Insidertipps reichen“, berichtet ein Mitarbeiter Schulter zuckend. Nur eins fällt ihm auf: Dass die Jugendlichen sich unabhängig in das Abenteuer stürzen wollen. Das Geschäft mit den Freiheitsliebenden wächst für die Hostels seit Jahren.

Sind also Individualreisen der neue Trend? Das Bundesforum Kinder- und Jugendreisen sieht das anders. Alleine elf Millionen Kinder und Jugendliche nahmen im vergangenen Jahr an organisierte Gruppenreisen teil. Vielleicht wurde für die Jugendlichen schon das passende Urlaubsrezept gefunden. Manfred Fuss vom Bundesforum Kinder und Jugendreisen kann sich das vorstellen. Er ist überzeugt, dass die Jugendlichen heute genauso begeisterungsfähig seien wie vor einigen Jahren. Er unterstreicht aber auch noch einmal, wie wichtig die Unabhängigkeit für die Jugendlichen sei. Sie wollen ihre Reise selbst mit planen, ihren Leidenschaften nachgehen. Manfred Fuss hat das Gefühl, dass die Teenager heute selbstbewusster sind. Daher können sie mehr fordern.

Ganz neue Entwicklungen haben die Jugendreiseveranstalter in den vergangenen Jahren nicht gefunden. Bei den Erwachsenen wird das Wohlergehen immer wichtiger. Hier gibt es einen ganz klaren Trend in Richtung Gesundheitstourismus. Es gibt durchaus auch Eltern, die Jugendreisen mit Sport und Stressregulierung für ihren Nachwuchs suchen. Der klassische Gesundheitstourismus spielt in dieser Altersgruppe allerdings immer noch keine Rolle.

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Kurztrips Trends

Von den (Groß-) Eltern gebucht – Reiseveranstalter werben um Eltern und Kinder gleichermassen

Kinder und Jugendliche bieten ein großes Potential für Reiseveranstalter. Schließlich haben sie viel mehr Ferien als ihre Eltern. Doch sind diese immer noch der wichtigste Ansprechpartner, denn nur sie können die Reisen buchen. Deshalb fahren die meisten Reiseanbieter zweigleisig: Sie versuchen Eltern und Kinder parallel für ihr Angebot zu begeistern.

Der Sprachreiseanbieter „Oskar lernt Englisch“ setzt auf das Internet und Feste, um Kinder- und Jugendlichen auf sich aufmerksam zu machen. Sie haben einen Facebook-Account und sind bei Twitter aktiv. In den Social Networks starten sie häufig Mitmachaktionen, um Kinder- und Jugendliche für ihre Angebote zu gewinnen. Zum Beispiel können die Kinder auf Fotos nach dem Maskottchen Oskar suchen.  Ihre aktuelle Aktion ist allerdings offline: Aus dem Flyer können die Kinder ein Schiffchen falten. Damit setzen sie auch bei den Jüngeren in Klasse eins bis drei an. „Die Eltern freuen sich, wenn auch schon ihre Kleinen Englisch lernen können“, erklärt Mathias Metzner, Campkoordinator. Um mit ihrer Zielgruppe in Kontakt zu treten organisiert „Oskar-lernt-Englisch“ Projektwochen an Schulen und ist auf Kinderfesten präsent. Sie stehen ständig und direkt mit der Zielgruppe in Kontakt. Der Weg zur Reise mit „Oskar lernt Englisch“ führe dennoch vor allem über die Lehrer und Eltern. Hier erfolgt der Kontakt weniger spielerisch wie bei den Kindern, sondern über Flyer, den Internetauftritt und über die Schulen.

Im Bereich der Jugendherbergen sind die Großeltern immer öfter die treibende Kraft für die Reise. Markus Hirschberg vom Deutschen Jugendherbergswerk Berlin-Brandenburg erkennt in den letzten Jahren den Trend zu Familienreisen mit der Jugendherberge als Unterkunft. Auch die Großeltern werden hier immer aktiver. Sie wollen gerne Urlaub mit ihren Enkeln machen. „In den Jugendherbergen müssen sie sich keine Gedanken über umgekippte Tassen machen. Das ist viel unkomplizierter als im Hotel“, erklärt Hirschberg. Die Großeltern ständen an zweiter Stelle, nach den Eltern, wenn es um die Herbergsbuchung geht. Die Lehrer machen den dritten Platz. Das Bewusstsein, dass Jugendherbergen sich auch für den Privaturlaub eignen ist in den letzten sechs Jahren gestiegen. „Das freut uns sehr“,  sagt Hirschberg. Die Information über die Unterkünfte erfolge primär online. Gebucht würde allerdings immer noch häufig über das Telefon. Doch auch die Internetbuchungen nehmen zu. In Brandenburg gibt es die Möglichkeit, den Aufenthalt in den Jugendherbergen online zu buchen, allerdings erst seit 2012.

Online buchen liegt im Trend

Der Trend zur Onlinebuchung ist auch insgesamt zu erkennen. Das ergeben die Erhebungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Von 2011 auf 2012 stieg die Zahl der über das Internet gebuchten Reisen um sechs Millionen.  Mehr als ein Drittel der Familienreisen werden schon online gebucht. Damit sind Onlinebuchung, Reisebüro und Katalog fast gleichauf. Auch die Buchung über Smartphones wird immer wichtiger. Die GfK geht davon aus, dass Buchungsapps in den nächsten Jahren eine immer größere Rolle spielen werden.

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Kurztrips Trends

Camping deluxe – auch Jugendliche haben Ansprüche

Wer „zelten“ hört, denkt zuerst an einen Campingplatz. Man baut sein Zelt auf, bringt eigene Schlafsachen mit und schläft zwischen Taschen auf einer unbequemen Iso-Matte. Aber offenbar ist das selbst für Jugendliche nicht mehr genug. Auf der ITB finden sich neue Trends zum Thema Camping, die nur noch wenig mit Zeltlagern zu tun haben.

ruf-Reisen bietet den Jugendlichen „Deluxezelte“ mit einem Standard wie Zuhause im Kinderzimmer. Ein richtiges Bett, ein Schrank, sogar auf Licht und Strom müssen die Jugendlichen nicht mehr verzichten. Selbst aufrecht stehen ist möglich. Zudem hat jeder seinen eigenen Schlafbereich mit Vorhängen. „Nur noch der Schlafsack erinnert ans Zelten“, darauf legt Nico Kroll, Reiseleiter bei ruf-Reisen wert. Der Trend zum Zeltreisen mit Komfort, sogenanntes „Glamping“ (con glamour und camping) ist nicht nur ein Kindertrend, das bestätigt auch ein Mitarbeiter des Reisebüros berliner klub Tourist, die Reisen in allen Bereichen anbieten.

Andere Anbieter, wie Camp Adventure setzen auf spezielle Outdoor-Programme, wie „Adventure Camp“, „Beach Camp“ oder „Sport Camp“. Auch hier ist der Trend: Es muss außergewöhnlich sein. Und sei es außergewöhnlich spartanisch oder abenteuerlich. Das „Adventure Camp“ bietet Wanderungen mit Zelten in der Wildnis, eben mit Iso-Matte, wo die Jugendlichen so weit wie möglich auf sich selbst gestellt sind. Es gibt aber auch Angebote zum altbewährten Zeltlager, wie in Marburg, wo in weißen Zeltlagerzelten geschlafen wird.

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Kurztrips Trends

Nach dem Maya-Kalender geht eine Ära zu Ende, aber nicht die Welt

Foto: Der Maya-Priester und die Messekoordinatorin von Guatemala auf der ITB Berlin. Quelle: Jana Rentmeister

Am 21. Dezember geht der Maya-Kalender zu Ende. Gerüchte über das, was dann passiert, gibt es viele. Ein großes Naturereignis ist nicht zu erwarten. Stattdessen zeigen bunte Feste und Zeremonien eine lebendige Mayakultur – lebendig sicherlich noch weitere 5128 Jahre.

Auf der ITB Berlin, der weltweit größten Tourismusmesse, treffe ich am Guatemala-Stand auf einen Maya-Priester. Genauer gesagt ist er Tagzähler, in seiner Sprache Ajkij, was wohl am besten seine Berufung in der Heimat beschreibt. Er stammt aus Guatemala, ist nicht besonders groß, vielleicht 1,70 Meter. Ich vermute, sein gestreiftes Hemd ist aus seiner Heimat: Vereinzelte Stickereien mit dickem bunten Garn ähneln der Dekoration des Messestandes. Er ist klein, aber kräftig und er wirkt agil in seinen Bewegungen, als würde er tatsächlich oft spirituelle Tänze machen.

Der Mann aus Guatemala ist für mich der Richtige, um die Bedeutung über das Ende des Maya-Kalenders zu ergründen. Viele Gerüchte bestehen: Am 21. Dezember 2012 soll die Welt untergehen. Dass an dem Kalender etwas wahr ist, hatten schon viele astronomische Ereignisse bewiesen, die tatsächlich auftraten: Sonnen- oder Mondfinsternisse beispielsweise. Eine andere Theorie kam mir noch zu Ohren: Die Mayas waren gerade dabei, den Kalender zu schreiben, als plötzlich die Spanier ins Land einfielen. Sie konnten ihre Arbeit einfach nicht zu Ende bringen.

Zugegeben, für mich sind diese bewiesenen astronomischen Phänomene in Kombination mit spiritueller Endzeitphantasie nur nette Esoterik. Ich bin weniger spirituell als dass ich rational denke, wie wahrscheinlich die meisten Menschen in Europa.

Der Mann aus Guatemala lacht. „Sicherlich geht nicht die Welt unter und der Kalender ist auch vollständig“, versichert er. Alle 5128 Jahre endet ein Kalender – und geht am nächsten Tag wieder von vorne los. „Vielleicht wird es für ein bis zwei Tage dunkel …“

Tatsächlich soll sich die Sonne in den dunklen Graben im Zentrum der Milchstraße bewegen – sie lädt ihre Energie wieder auf und kann uns weitere 5128 Jahre damit versorgen. Sollte das passieren, dann am Tag der Wintersonnenwende – eben am 21. Dezember 2012. Im Maya-Kalender hat jeder Tag eine andere Energie „und wir Menschen stehen in direkter Verbindung dazu.“ Das kann man sich etwa so vorstellen, wie ein Handy, das an das Stromnetz angestöpselt wird – es füllt sich wieder mit neuer Energie, so auch die Sonne.

Der Maya-Kalender gilt als wesentlich präziser als der Gregorianische, den wir hier im Abendland kennen. „Sonne, Venus und Erde werden im Dezember ansatzweise in einer Linie stehen“, erklärt der Maya-Priester und Tagzähler.

Wir sitzen während der Tourismusmesse in Berlin in einem nachgebauten Mayatempel, dieser ist etwa vier Meter hoch und aus Plastik. Die graue Außenwand ist stufig, wie auch die der richtigen Tempel in Guatemala, Mexiko und Belize, die vor tausenden von Jahren gebaut wurden. Von allen vier Himmelsrichtungen kann man bei den originalen Mayabauwerken je 91 Stufen bis zu einer Plattform hinaufsteigen. Von dort haben die Astrologen in die Sterne geschaut und ihre Berechnungen aufgestellt. 91 mal vier plus eins ergibt 365. Ein Zeichen?

Vor dem Übergang in die neue Ära haben die Einwohner Guatemalas keine Angst. Sie planen großartige Feste und Zeremonien, Tänze, und Opfergaben von Schokolade und anderen Süßigkeiten, denn das ist, was die Götter lieben. Außerdem gibt es Alkohol, der die bösen Geister vertreibt. Kerzen werden bei solch einer Zeremonie in alle vier Himmelsrichtungen aufgestellt und die Götter werden vom Maya-Priester angerufen. Im Feuer erkennt der Priester das Wohlwollen der Götter. Die Bewohner freuen sich nicht nur auf die Zeremonien: Festivals und künstlerische Auftritte werden das Bild von einem bunten und spirituellen Land abrunden.

Zeit ist die Leidenschaft der Mayas. Für sie ist sie wiederkehrend, nicht linear wie bei uns Europäern. Unterschiedliche Kalender existieren in der Maya-Welt: Für rituelle Zwecke nutzen sie den Tzolkin-Kalender mit 260 Tagen. 260 ist das Produkt aus den Multiplikatoren 13 und 20. 13 Zahlen und 20 Namen greifen wie unterschiedlich große Zahnräder ineinander – 260 Kombinationsmöglichkeiten gibt es. Dem Haab-Kalender liegt der Umlauf der Sonne um die Erde zugrunde – eine Periode von 365 Tagen. Angenommen, beide Kalender starten am gleichen Tag, ist dieser Anfangspunkt erst wieder nach 52 Jahren erreicht. Die Mayas nennen dies „Kalender Runde“.

Iris Lohrengel ist Reiseleiterin in Guatemala

Iris Lohrengel ist Reiseleiterin in Guatemala

„Jegliche Prophezeiungen, die sich um den 21. Dezember 2012 drehen, basieren auf einem dritten Kalender. Die sogenannte ‚lange Zählung’“, erklärt Iris Lohrengel, die einst als Deutsche nach Guatemala reiste, um dort Spanisch zu lernen und nun dort als Reiseleiterin arbeitet, „begann wahrscheinlich am 11. August 3114 v. Chr.“ Das Ende der Periode von 5128 Jahren ist auf den 21. Dezember diesen Jahres datiert.

Ich bin nur mäßig überrascht, dass die Welt nicht untergehen wird. Stattdessen überrascht und fasziniert mich die Kultur der Mayas, ihre astronomische Wissenschaft, deren Großteil erst vor 30-40 Jahren entschlüsselt wurde. 90 bis 95 Prozent der Inhalte sind heute überliefert.

„Die Welt geht nicht einfach unter, höchstens lassen wir Menschen sie untergehen“, sagt Iris Lohrengel. Für die Zukunft wünscht sie sich eins: „Ich hoffe, das Jahr 2012 ist für die Menschen eine Anregung einmal über den Sinn des Lebens nachzudenken. Der Sinn sollte nicht das eigene Haus und der BMW davor sein. Ich wünsche mir, dass die Menschen die Welt als Geschenk sehen und mehr teilen. Sie sollen ihr Leben so führen, dass sie direkt oder indirekt niemandem schaden.“

Allgemein ITB 2012 Trends

Interrail: Seit 40 Jahren mit der Bahn durch Europa

Quelle: Deutsche Bahn

Ein Klassiker hat Geburtstag: Vor 40 Jahren sind die ersten Jugendlichen mit Interrail durch Europa gereist. Aber ist das Bahn-Angebot angesichts der Konkurrenz durch Billigflieger überhaupt noch zeitgemäß? Die europäischen Bahnen sind davon überzeugt und haben das Interrail-System 2010 reformiert. Und das Erlebnis Bahnreise lässt sich ohnehin durch keinen Flug ersetzen.

Wer 1972 von Deutschland ans Mittelmeer fahren wollte und kein Auto hatte, dem blieb kaum etwas anderes übrig, als die Bahn zu nehmen. Flugtickets waren unerschwinglich, höchstens trampen war noch eine Alternative. Heute ist das anders: Ryanair und Easyjet fliegen im Akkord sonnenhungrige Nordeuropäer an die Strände des Südens. Harte Zeiten für das Interrail-Angebot der europäischen Bahnen, könnte man meinen.

Doch die Bahnunternehmen haben das Interrail-Angebot dem Reiseverhalten angepasst. Wer schnell mit dem Flugzeug an den Ferienort fliegen und dann vor Ort mit der Bahn weiterreisen will, kann einen Länderpass kaufen, der nur in einem Land freie Fahrt erlaubt. Daneben bieten die Bahnen den Globalpass an, der in allen 30 europäischen Interrail-Ländern für die meisten Züge gültig ist. Diese Pässe sprechen eher die klassischen Interrailer an, die komplett mit dem Zug verreisen wollen. Im vergangenen Jahr waren das die meisten Kunden: Von den rund 236.000 verkauften Interrail-Pässen waren rund zwei Drittel Globalpässe. Auch die Globalpässe gelten allerdings nur im Ausland – Hin- und Rückfahrt zum ersten Bahnhof hinter der Grenze müssen extra bezahlt werden.

Darüber hinaus versuchen die Bahnen seit einigen Jahren für Interrail neue Kundengruppen zu gewinnen. War das Interrail-Angebot 1972 noch als ein auf neun Monate befristetes Spezialangebot konzipiert, das nur Jugendliche unter 21 Jahren in Anspruch nehmen konnten, gibt es heute Interrail-Angebote für alle Altersgruppen, auch zum Beispiel für Senioren. Gerade die seien heute viel mobiler als früher, meint Andreas Fuhrmann, Sprecher der Deutschen Bahn. „Wer vor vierzig Jahren schon mit Interrail gereist ist, will vielleicht heute nochmal eine Tour machen“, sagt er. Zur Not auf dem Gang zu schlafen sei dann allerdings nicht mehr jedermanns Sache. Deshalb können Reisende Interrail auch erster Klasse buchen.

Erster Klasse bleiben allerdings wahrscheinlich gerade jene Abenteuer auf der Strecke, die Interrail-Reisen unverwechselbar machen. Als 24-jähriger Student fuhr zum Beispiel Alexander Mahler mit Interrail von Straßburg durch die Schweiz und Österreich nach Budapest, Belgrad, Sarajevo und Zagreb – eine Reise, die ihn bis heute beeindruckt. „Wer fliegt, steigt in einem anonymen Flughafen in eine abgeschottete Kabine und wird an einem anderen Ort plötzlich wieder ausgespuckt. Mit der Bahn erlebt man die Reise viel intensiver, man erfährt sie mit dem Zug buchstäblich“, sagt er. Die Fahrt von Zagreb nach Sarajevo, an sich nicht besonders lang, habe sich für ihn wie eine kleine Weltreise angefühlt. „Drei Mal werden die Pässe kontrolliert, von böse guckenden, sowjetisch wirkenden Beamten“, erzählt er. Vor dem Fenster veränderte sich derweil die Landschaft, und im Abteil fuhren Menschen mit, die aus den jeweiligen Regionen stammten. „Das ist spannender, als zigtausend Kilometer mit dem Flugzeug zu reisen“, sagt er.

Erfahrungen, die in den vergangenen vierzig Jahren knapp acht Millionen Interrailer machten – und die heute so aktuell sind wie damals.

Preisinfo:

Globalpässe sind in allen Interrail-Ländern außer dem Heimatland gültig. Der günstigste Globalpass ist innerhalb einer Reisezeit von zehn Tagen an fünf Tagen gültig. Er kostet für Jugendliche (bis 25 Jahre) ab 175 Euro, für Erwachsende ab 267 Euro und für Senioren ab 241 Euro. Der Globalpass erster Klasse kostet 409 Euro für Erwachsene und 369 Euro für Senioren. Jugendliche können keinen Globalpreis erster Klasse kaufen.  Der teuerste Globalpass, gültig einen Monat lang, kostet zwischen 429 Euro für Jugendliche und 977 Euro für Erwachsene in der ersten Klasse.

Länderpässe kosten je nach Land und Reisedauer zwischen 36 Euro (3 Tage in Bulgarien, Mazedonien, Serbien und der Türkei) und 211 Euro (8 Tage in Deutschland, Frankreich oder Großbritannien für Jugendliche. Erwachsene zahlen in der zweiten Klasse zwischen 56 Euro und 319 Euro, die erste Klasse kostet zwischen 86 Euro und 489 Euro. Ein Seniorenangebot wie bei den Globalpässen gibt es bei den Länderpässen nicht.

ITB 2012 Trends

Nicht nur ein Trend: Social Media & Mobile World

Quelle: Katharina Czech

PC, Smartphone, App, und Tablet bestimmen mehr und mehr unser Leben. Das spiegelt sich auch im Veranstaltungsprogramm der ITB 2012 wider. Themen  wie  „Kollaboration Reise-Ideen und Konzepte für ein neues Zeitalter im Tourismus“, „Wie Smartphones, Tablet, PC und App den Internethandel revolutionieren“ oder  „Wie Social Media und Mobile Marketing den Kulturjournalismus verändern“  sorgen für volle Stuhlreihen in den Kongresssälen.

Dabei steht immer das Wort der Veränderung im Mittelpunkt. Im Prozess der gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen durch die mediale Welt befinden wir uns aber bereits nicht mehr nur am Anfang sondern sind mitten drin im virtuellen Geschehen. Viele verknüpfen  heute die reale Welt mit der virtuellen und pflegen ihre Kontakte durch Social Media Dienste (Facebook, Xing). Die Tourismuswelt hinkt diesem Prozess hinterher. Ideen, die den Einstieg in die mobile Welt ermöglichen, kommen meistens aus anderen Wirtschaftsbereichen. In der Tourismusbranche selbst ist also der Bedarf an Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten groß, damit auch dort mehr spezielle Angebote für Smartphones, etc. entwickelt werden.

„Das Reiseerlebnis beginnt schon vor der Reise“, erklärt Oliver Puhle vom Travel Trend Guide. Empfehlungen und Bewertungen bei Social Media Diensten entscheiden immer häufiger über Erfolg  oder  Niederlage einer Destination, somit hat der Märchenbuch-Reisekatalog eigentlich ausgedient. Das Social Network hat sich zum eigenen Reisekatalog  mit vielen positiven aber auch negativen kritischen Einblicken in die Tourismuswelt entwickelt.

Mobile Medien sind längst etabliert. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Smartphones mehr und mehr den Markt beherrschen. Das zeigen jedenfalls die Verkaufszahlen. Apps erleichtern das Leben zunehmend, Hotels und Flüge werden über das Smartphone von heute auf morgen gebucht und auch das Bestellen eines Taxis funktioniert auf Knopfdruck. 31 Prozent der Smartphonebesitzer durchstöbern in der virtuellen Welt die Rubrik Reise, der Tourismus steht dabei prozentual vor den Themen Bildung und Medizin.  Lange Warteschleifen, Wege ins Reisebüro oder auch die Buchung eines Events über die Theaterkasse sind passé. Dies hat die Reisebranche weitgehend noch nicht erkannt: Wenn der klassische Tourismus nicht schnell neue Wege einschlägt, wird dieser stagnieren.

Allgemein ITB 2012 Trends

Glamping verbindet Glamour und Camping – Eurocamp setzt voll auf die neue Art von entspanntem Familienurlaub

Foto: Simone Pokrandt, Marketingleiterin von Eurocamp. Quelle: Jana Rentmeister

Gegensätzlicher kann die Vorstellung eines Urlaubs kaum sein: Wie passen unbequeme Isomatten, wettersensible Zelte und knisterndes Lagerfeuer zu luxuriösen Badezimmern und einem Vor-Ort-Service der Spitzenklasse? Eurocamp bietet jungen Familien genau das: Abenteuer für die Kids und Entspannung für die Eltern – eben Harmonie für die ganze Familie.

Mit der Rolle Klopapier unterm Arm über den dunklen Campingplatz zu den Sanitäranlagen huschen, ein vom Regen durchnässtes Zelt wieder abbauen und nachts vom Lärm der Jugendlichen wachgehalten werden – keine schöne Vorstellung für viele Mütter und Väter, die sich Erholung für die ganze Familie wünschen. Viele Reisende lehnen oftmals das Camping als Urlaubsform ab – besonders mit kleinen Kindern sind das eigene Kochen und die Anreise mit viel Ausstattung genügend Hindernisgründe und der Urlaub ist mit mehr Aufwand verbunden, als man im Gegensatz an Entspannung zurückbekommt.

Beim Glamping zieht sicher der Glamour durch die den ganzen Urlaub, von Anfang bis Ende: Familien erreichen ihren gebuchten Campingplatz und finden das aufgebaute Zelt vor, während des Urlaubs nutzen sie Geschirr und Töpfe der Unterkunft und erkundigen sich nach Ausflugsmöglichkeiten bei der extra eingerichteten Eurocamp-Rezeption und vor Abreise können die Urlauber getrost auf die Endreinigung verzichten – das ist alles inklusive.

„Es gibt wirklich einen positiven Unterschied“, weiß Ralph Binder aus Idstein. Er hatte bei der ITB 2012, der weltweit größten Reisemesse, dem Vortrag von Simone Pokrandt, der Marketingleitung von Eurocamp, gespannt zugehört, denn er kennt Eurocamp und lacht: „Die Atmosphäre ist einfach der Hammer! Unsere Kinder waren die ganze Zeit beschäftigt, hatten direkten Anschluss zu den anderen Urlaubskindern und meine Frau und ich mussten uns erst einmal daran gewöhnen, dass wir gar nicht gefragt waren.“ Auf den gewohnten Standard musste Binder nicht verzichten.

Eurocamp spricht vor allem junge Familien an, bei denen viel Wert auf Natur, Gesundheit und Kindererziehung gelegt wird. Die meisten haben ein mittleres bis hohes Einkommen. „Vor allem die Vielverdiener“, so Simone Pokrandt, „sind oft von den 5-Sterne Hotels gelangweilt. Zwar wollen sie auf das eigene Bad nicht verzichten, aber bevorzugen für den eigenen Sommerurlaub mit der Familie eine legere Atmosphäre ohne gehobene Etikette. Oft nutzen auch Großeltern Eurocamp, um mit ihren Enkeln entspannte Tage zu genießen.

Durchschnittlich kostet eine Woche Urlaub für eine Familie mit bis zu sechs Personen 800 Euro. Für Alleinerziehende gibt es einen besonderen Rabatt. Das ist vergleichbar mit einer normalen Ferienwohnung. Zum Service zählt außerdem eine kompetente vor Ort-Betreuung sowie die qualifizierte Kinderbetreuung. Besondere Highlights werden gegen Gebühr hinzugebucht.

Mehr Informationen unter http://www.eurocamp.de

Allgemein ITB 2012 Trends

SO-LO-MO – oder wohin die Reise der Reise geht

Foto: Dipl. Math. Heike Helmers. Quelle: Jana Rentmeister

Alle Referenten beim Panel sprechen von den diesjährigen Trends im eTourismus: Social Media. Ob alle Unternehmer und auch kleine Betriebe mithalten können, ist noch die Frage. Denn wie so oft geht es bei Trends um Erwartungen, nicht um Versprechungen.

In ganzen Hallen der ITB Berlin, der weltweit größten Messe für Tourismus, geht es nur um das Thema „Wohin geht die Reise der Reise?“, sprich: welche Entwicklungen können wir im Tourismus erwarten? Und es gibt viele Antworten. Die Trends im eTourismusmarketing auf sind nach einem Tag schnell auf den Punkt gebracht: SO-LO-MO, die Kurzform für social, local und mobile.

Im eTravel World Lab der Halle 7.1c dreht sich jeder Vortrag darum. Auf „Konsumentenmarkting im Social Web“ folgt „Social Media 2012 – 10 Thesen vom Hype zum Kommunikationsalltag“ über „Social Media along the travel chain“ bis hin zu „Kollaboratives Reisen – Ideen und Konzepte für ein neue Zeitalter im Tourismus“.

„Dabei ist das Bewusstsein für Social Media bei Klein(st)unternehmen noch längst nicht da“, weiß Dipl. Math. Heike Helmers aus eigener Erfahrung. Die Marketingberaterin von Tourismuskontor sitzt mit im Publikum und hört gespannt den Vorträgen zu. Sie entwickelt für Kleinst- und Kleinunternehmen aus der Tourismusbranche Strategien zur Marktbeschreitung und ist seit zehn Jahren selbstständig. „Wie Social Media funktioniert, welche Chancen und Tücken es mit sich bringt, wissen viele noch nicht. Mit Seminaren machen wir vorwiegend Aufklärungsarbeit.“

Im Kern geht es bei Social Media um folgendes: Mit „Web 2.0“ oder „Mitmach-Web“, zwei Synonyme für „Social Media“, hat sich nicht etwa eine neue Version des Internets entwickelt, sondern es ist vielmehr ein neues Verständnis darüber in unserer Gesellschaft entstanden. Es hat eine Machtverschiebung gegeben, denn es sind nicht mehr nur große Konzerne, die Inhalte im Netz publizieren können sondern jeder einzelne Reisende. Das geschieht vorrangig über Dialogfunktionen und vereinfachte Kommunikationswege, über Bewertungsfunktionen und eine erhöhte Zugänglichkeit von Informationen.

Der Reisende entscheidet, was er wahrnehmen möchte und was nicht. Für die Masse an Werbebotschaften, die täglich auf ihn einprasseln, hat er Filter entwickelt, die Informationen selektieren, bevor ihnen große Aufmerksamkeit geschenkt wird. Björn Zimmer, CEO von Yourfans, empfiehlt Unternehmen daher, auf kontinuierliche und kanalübergreifende Berichterstattung mit konstanten Botschaften zu setzen. Erfolgsfaktoren bei Facebook-Marketing seien Markenbildung, Botschaften, Frequenz, Reichweite und Vertrauen: „Ein Wanderreise-Anbieter wird erst dann mit seiner Social Media-Strategie erfolgreich sein, wenn der Internetnutzer bei seiner Recherche im Internet ihn immer wieder entdeckt.“

Markenbildnerin Heike Helmers sieht die Problematik vor allem darin, dass in Kleinunternehmen zu wenige Kapazitäten für Social Media vorhanden sind. „Für das Verfolgen einer Social Media Strategie müssen Mitarbeiter erst einmal geschult werden, bevor sie kontinuierlich Inhalte veröffentlichen, denn jede Veröffentlichung bringt im besten Fall Kommunikation und erfordert Zeit für Dialog.“ Die Beraterin wünscht sich mehr Mut, damit die unternehmerische Schere zwischen kleinen und großen Unternehmen aus der Tourismusbranche nicht zu stark auseinander geht. Kleinunternehmer sollen mit offenen Augen durch das Web gehen und sich nicht von alltäglichen Sachzwängen leiten lassen. Besonders für den Regionaltourismus erkennt sie hohes Potential und viele Chancen.

In einem Punkt sind sich alle Referenten einig: Die Urlaubsentscheidung liegt nicht mehr in der Kontrolle des Vermarkters, denn sie haben dank des Internets eigene Möglichkeiten zum Vergleich. Der Vermartker stattdessen kann nur mit Mehrwert und Kompetenz punkten.

Allgemein ITB 2012 Topstories Trends

Die Illusion der Bewertung

Quelle: Maria Langhammer.

Auf der ITB Berlin 2011 diskutierten Vertreter der Bewertungsplattformen Holidaycheck, TripAdvisor und neuerdings auch Google und die Vertreter der Hotellerie über das Thema „Social Media und Bewertungsplattformen – Freunde fürs Leben?“ – Ein Kommentar.

TripAdvisor, Holidaycheck und nun auch Google Places – die Qualität eines Hotels wird immer stärker in der Öffentlichkeit diskutiert. Und natürlich ist alles authentisch, denn schließlich sind es ja die Endverbraucher, die ihre Stimmen abgeben. Oder? Die Zweifel daran sind berechtigt. Hotelrankings sind undurchschaubar. Sie erscheinen manipuliert und kein Hotelier weiß so recht, warum sein Haus sich im Ranking auf Platz 1, 50 oder 100 befindet. Geht es da noch mit rechten Dingen zu? Es fällt schwer daran zu glauben.

Die Hotellerie sieht nicht richtig durch und bleibt skeptisch – zu Recht. Es fehle Ihr an Fairness und Transparenz, die Kriterien für das Ranking seien undurchsichtig und die Kooperationsbereitschaft nicht immer wie gewünscht, kritisiert der Geschäftsführer des Hotelverbandes Deutschland (IHA), Markus Luthe. Die Bewertungsportale kommen nicht gut weg, und doch pochen sie auf ihre Unabhängigkeit und auf die unzähligen Vorteile, die sie angeblich bieten. Kommentar- und Bewertungsfunktionen gäbe es, damit eventuell unfaire Bewertungen mit einer Gegendarstellung ausgeglichen werden könnten. Und Filter und manuelle Tests, um zu prüfen, ob sich nicht doch eine gefälschte, gekaufte oder von der Konkurrenz geschriebene Bewertung eingeschlichen hat. Es bleibt jedoch offen, ob diese Maßnahmen wirklich erfolgreich sind.

Denn wie soll dies auch nachgeprüft werden? TripAdvisor versucht, mit unheimlich beeindruckenden Zugriffszahlen den Erfolg zu stützen – jedoch vollkommen ungeachtet der Tatsache, dass diese ja nur den Erfolg der Website, nicht aber die Qualität der Bewertungen beweisen. Ohnehin ahnen viele Verbraucher noch nichts von der Kritik. TripAdvisor macht mit lasziver Selbstverständlichkeit ein Geheimnis aus seinen Ranking-Kriterien, Holidaycheck legt im Gegensatz dazu besonderen Wert auf Transparenz. Aber was genau dahinter steckt, bleibt offen. Und Google? Nach den Eskapaden mit Google Street View und dem fehlenden Datenschutz, reißt die Kritik nicht ab. Bewertungen von TripAdvisor zum Beispiel scheinen einfach kopiert und aus dem Zusammenhang gerissen, rufschädigende Bewertungen mit großer Beliebtheit hoch ins Ranking gestellt. Auf einen Nenner werden die Beteiligten wohl nicht kommen.
Wenn die Hotellerie schon nicht durchsieht, wie sieht es dann bei den Verbrauchern aus? Viele haben großes Vertrauen in die Bewertungsportale und betrachten diese als eine wichtige Entscheidungshilfe. Doch rätselhafte Rankings, von schwarzen Schafen erkaufte Bewertungen oder von der Konkurrenz zur Geschäftsschädigung geschriebene Bewertungen führen auch die Verbraucher in eine missliche Lage: Sie werden getäuscht.

ITB 2011 Trends

„Ein Wasserkocher reicht nicht mehr“ – Chinesischer Auslandstourismus als Zukunftsmarkt

Foto: Prof. Dr. Wolfgang Arlt klärt Touristiker über die Bedürfnisse chinesischer Kundschaft auf. Quelle: Moritz Jacobi.

Sie kommen in Gruppen, machen viele Fotos, kaufen unheimlich viel ein und verlassen nach durchschnittlich zwei Übernachtungen Deutschland schon wieder: chinesische Touristen. Vor 2001 als touristische Zielgruppe noch ignoriert, sind Chinesen inzwischen eine der wichtigsten überhaupt. Sie bereisen Afrika, Europa, Asien und die Karibik. Unternehmer und Regierungen reiben sich die Hände angesichts der zahlungskräftigen Oberschicht, die in typischen Urlaubsländern nicht zuletzt die finanziellen Löcher stopfen soll, die die Wirtschaftskrise bei europäischen und amerikanischen Quellmärkten gerissen hat.

Innerhalb Chinas wurde schon immer viel gereist. Eine Reise von 1.000 Li sei wie das Lesen von 10.000 Büchern, sagt ein Sprichwort. Doch schaffte es jahrhundertelang kaum ein Chinese je ins Ausland. Selbst Xiu Xiake, der berühmteste Reiseschriftsteller in der Geschichte des Landes, verließ China niemals. Im Jahr 1925 reisten zwanzig Chinesen zur Kirschblüte nach Japan. Sie gelten als die ersten Outbound Touristen des Landes – und sollten lange Zeit die einzigen bleiben. Erst seit der wirtschaftlichen Öffnung des Landes und der Hinwendung des Mittelstands zum Konsumerismus seit den 1990er Jahren nimmt der Tourismus eine immer bedeutendere Rolle ein.

Heute wird das Reich der Mitte als wichtigster Zukunftsmarkt im Tourismus prognostiziert. Waren bisher westliche und arabische Länder die größten Zielgruppen der Tourismusindustrie, so entwickelt sich nun China langsam aber stetig zum wichtigsten Quellmarkt für Outbound Tourismus. Die UNWTO beschwört die magische Zahl von 100 Millionen Ausreisen im Jahr 2015, in diesem Jahr werden es schätzungsweise 55 Millionen sein. Die meisten Reisen führen dabei lediglich nach Hong Kong, Macau oder zur chinesischen Diaspora in Südostasien, ein weiterer Teil betrifft nur den täglichen Grenzverkehr von Händlern. Doch auch Europareisen gehören zunehmend zum Statussymbol, vornehmlich unter wohlhabenden Chinesen. Deutschland verzeichnet dabei mehr chinesische Touristen, als jedes andere EU-Land: über eine halbe Million.

Doch die Bedeutung von Auslandsreisen und die Vorstellung eines gelungenen Urlaubs sind in China andere, als hierzulande; etwas, worauf sich Reiseveranstalter, Fremdenverkehrsämter und Hoteliers in den nächsten Jahren einstellen müssen. Für Westler gilt das Reisen in der Freizeit als eine Parallelwelt der Erholung, Selbstfindung oder Bildung des Individuums, idealerweise verbunden mit Orts- und Klimawechsel. Im Urlaub eine andere Person werden – für Chinesen undenkbar. Skifahren, am Strand in der Sonne liegen oder tausend Jahre alte Kulturstätten besuchen, können sie auch zu Hause. Sie verbinden Urlaub stattdessen mit Prestigegewinn, Erlebnissen im Kollektiv und Einkaufsmöglichkeiten. Ein Großteil der chinesischen Auslandstouristen sind – vor allem in Deutschland – Geschäftsreisende. Studien zeigen, dass Freizeittouristen oftmals die deutschen Städte aufsuchen, die sie zuvor auf Geschäftsreisen besucht hatten: die kennen sie, und die wollen sie später ihrer Familie zeigen.

Doch je mehr Auslandsreisen zu einem Teil des im Leben von immer mehr Chinesen werden, umso unterschiedlicher wird die Klientel. „Es gibt jetzt auch die Macchiato-Fraktion, gut ausgebildete und auslandserfahrene Individualreisende aus China. Es reicht einfach nicht mehr aus, einen Wasserkocher ins Hotelzimmer zu stellen, weil Chinesen so gerne Tee trinken“ , sagt Professor Dr. Wolfgang Arlt, Tourismusforscher und Chinaexperte an der FH Westküste und Gründer des China Outbound Tourism Research Institute. Arlt war im vergangenen Jahr u. a. vom jamaikanischen Tourismusministerium eingeladen worden, das nach dem rezessionsbedingten Ausbleiben der US-amerikanischen Touristen auf die chinesische Oberschicht zielt. Seit 2008 gibt es verstärkt Nachfrage nach sinologischer Expertise in der Tourismusindustrie. Man beginnt, China als Käuferpool wahrzunehmen. „Wir alle sind schließlich auch Kunden der Chinesen. Jeder trägt irgendetwas made in China am Körper. Es ist immer gut, zu schauen, wie die Kunden ticken,“ sagt Arlt.

Im kleinen Metzingen, der Heimatstadt von Designer Hugo Boss in der Nähe Stuttgarts, weiß man das längst. Chinesische Touristen stellen im berühmten Outletcenter inzwischen eine der kaufkräftigsten Gruppen – mit zweistelligen Wachstumszahlen. „Die Chinesen geben pro Person deutlich mehr aus als der durchschnittliche deutsche Kunde“ sagt Ute Christmann von Outletcity Metzingen. Der Global Blue Report, der die Zahlen über Kunden aus dem Ausland, denen die Mehrwertsteuer zurückerstattet wird, nach Ländern aufschlüsselt, listet China bereits auf Platz Sieben. Mehr als die Hälfte des Reisebudgets geht im Schnitt für Markenprodukte drauf. Und so gibt es inzwischen auf chinesisch geschulte Servicekräfte und Verkäufer, chinesische Broschüren und außerhalb von Metzingen sogar das erste Hotel für chinesische Reisegruppen. Damit beweist man Gespür für die kulturelle Identität der ostasiatischen Gäste. „Chinesische Touristen im Ausland sehen sich selbst vor allem als chinesische Touristen. Informationen und Beschilderungen auf Chinesisch helfen also nicht nur dem individuellen Urlauber, sondern zollen gewissermaßen allen Chinesen und der Bedeutung Chinas in der Welt Respekt,“ erklärt Arlt. Nicht ohne Grund ist der chinesische Auslandstourismus in Europa weitgehend in auslandschinesischer Hand.

Die chinesische Regierung, die die touristischen Agenturen noch fest in staatlicher Hand hält, sorgt sich um ihren Ruf. Regelmäßig erneuert die Regierung ihren Aufruf, während Auslandsreisen etwa nicht in der Öffentlichkeit zu urinieren, nicht mit freiem Oberkörper in die Öffentlichkeit zu gehen, nicht rückwärts zu laufen, nicht zu spucken, zu schmatzen oder Essensreste auf den Boden zu werfen. Universitäten veranstalten Etikettenwettbewerbe. Das Benimmbuch eines in London lebenden chinesischen Autors rät, „sich nicht in der Öffentlichkeit die Ohren zu säubern“ oder „Frauen besser nicht nach ihrem Alter zu fragen.“

Auch das Bild von Europa ist in China ein anderes: die Alte Welt wird als eine Destination mit unterschiedlichen kulturellen Facetten auf kleinem Raum wahrgenommen. Dabei interessieren weniger die historischen Stätten oder das Verlangen nach authentischer Kultur, sondern Entertainment. „Mit den Chinesen reisen keine Bewunderer unserer Kunstschätze an“, so Arlt. Die erste große Gruppe chinesischer Touristen in Island beispielsweise war von spontan akquirierten chinesischen Studenten aus Norwegen durch das Land geführt worden, von dem diese selbst genauso wenig Ahnung hatten wie ihre Reisegruppe. Die auf der Tour frei erfundenen Märchengeschichten der Guides, etwa über Berge, an denen früher Jungfrauen geopfert worden seien, erfüllten schließlich ihren Zweck: Unterhaltung der Reisenden, auf chinesische Art. Es geht eben auch ohne die Suche nach Authentizität.

Allgemein Fernreisen ITB 2011 Trends