Video: Urlaubsziele der Kids

Urlaubswünsche der kleinen ITB-Besucher. Foto: Julia Harig

 

Kinder entwickeln immer früher den Wunsch, bei der Urlaubsplanung mit zu entscheiden. In welches Land sie als nächstes Reisen würden und was es dort unbedingt geben muss, das haben uns 12 kleine ITB-Besucher verraten:

httpv://youtu.be/nHrtCQgPiPc

 

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Stille, fremde Kultur – Bei einem Reiseunternehmen aus Holland wird Gehörlosigkeit zum Vorteil

Jos Wesemanns ist in einer gehörlosen Familie aufgewachsen. Heute bietet er Reisen für Gehörlose an. Foto: Eva L. López

Nein, sie hört nicht das Wellenrauschen. Ja, sie hat eine neue Kultur kennen gelernt. Dass die Gehörlosigkeit bei Reisen von Vorteil sein kann, zeigt Wesemann Travel. Das Reiseunternehmen bietet einen Einblick in fremde Kulturen, da es aktiv auf die Gehörlosengemeinschaft der Einheimischen setzt.

Angefangen hat das niederländische Reiseunternehmen mit organisierten Reisen für Gehörlose nach Tansania. Um einen tollen Urlaub zu bieten, setzt das Unternehmen auf zweierlei: Erstens sind die Reiseleiter vor Ort auch gehörlos und ausschließlich Einheimische. Daher kennen sie die Bedürfnisse ihrer Kunden. Zweitens gehört in den Mittelpunkt jeder Reise, dass der gehhörlose Reisende auf gehörlose Menschen vor Ort trifft. Dem hörenden „Standardtouristen“ bleibt die Welt der Einheimischen oft verschlossen. Der Gehörlose wird von den Einheimischen zu einer Tasse Tee eingeladen. Das Nichthören wird hier zum Vorteil. Die Reisenden haben nach der Philosophie von Wesemann Travel die Chance, ohne Umwege eine neue Kultur kennenzulernen. Denn die gemeinsame Behinderung baut eine kulturelle Brücke zwischen Touristen und Einheimischen.

Der Geschäftsführer Jos Wesemann ist ein Paradebeispiel für das Leben zwischen beiden Welten. Er und sein Bruder sind seit Generationen die einzigen in der Familie, die hören können. Auf seiner ersten Reise nach Tansania wurde Jos Wesemann überrascht: „Du bist einer von uns!“, erkannte ein tauber Einheimischer sofort. Noch bevor Wesemann sprechen lernte, beherrschte er die Gebärdensprache. In Tansania nahm sein Urlaub dadurch die entscheidende Wendung. Zwar ist die Gebärdensprache nicht universell, doch könne man sich gut miteinander verständigen. Wesemann hatte Glück. Ihm wurde ein ungewöhnlich einfacher Zutritt zur tansanischen Kultur ermöglicht und er ist so auf seine Geschäftsidee gestoßen.

In Deutschland leben rund 80.000 Gehörlose. Der Tourismus mit den Gehörlosen ist hier nur eine Nische. Die wenigen Reisen, die angeboten werden, laufen oft über Verbände, die hauptsächlich Kurztrips und Jugendfahrten anbieten. Es gibt aber auch Reisebüros für Gehörlosenreisen, wie „Deaftravel“ oder „XXL-Travelfordeaf“. Bei „Yat-Reisen“ machen Gehörlose gemeinsam mit anderen körperlich Beeinträchtigten Urlaub. Dass Wesemann Travel einen intensiven Kontakt zwischen den Gehörlosen und Einheimischen herstellt, macht deren Angebot besonders.

Für Wesemann Travel und den Einheimischen ist die Zusammenarbeit eine win-win-Situation. „Taub sein in Afrika bedeutet Überlebenskampf!“ macht der Geschäftsführer deutlich.  Das Unternehmen schafft vor Ort Arbeitsplätze. Während eines Vortrags auf der ITB wird er nicht müde zu wiederholen, wie wichtig die lokalen Mitarbeiter seien. „Sie haben eine ganz aktive Rolle“. Wesemann Travel unterstützt in Tansania soziale Projekte wie eine Gehörlosenschule. Jos Wesemann gibt aber auch unumwunden zu, dass er durch seine Arbeit leben kann. Seine Reisen sind in erster Linie ein Geschäftsmodell.

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Ägypten – Hat sich der Tourismus nach dem arabischen Frühling erholt?

Mohamed Gamal, der Generaldirektor der Tourismusabteilung Ägyptens, informiert über die touristische Situation in Ägypten. Foto: Sara Bagladi

Schon zwei Jahre liegt der Sturz von Hosni Mubarak, ehemaliger Staatspräsident Ägyptens, zurück, doch die Lage hat sich noch nicht beruhigt in Ägypten. Gerade heute ist es in Kairo und Port Said, nachdem das Urteil über die tödlichen Fussballkrawalle bekannt gegeben wurde, wieder zu Aufständen gekommen. Welche Wirkung diese Tumulte auf den Tourismus haben, gibt der Generaldirektor der Tourismusabteilung Ägyptens, Mohamed Gamal, bekannt.

young press: Sie waren letztes Jahr Partnerland der ITB – brachte dies einen Aufschwung im Tourismus?

Wir haben gute Ergebnisse nach der ITB 2012 erzielt. Zum ersten Mal steht Deutschland auf Platz 2 der wichtigsten Gewinnmärkte für Ägypten. Im Vergleich zu den Jahren davor war Deutschland auf Platz 3. Im Jahr 2012 kamen 1,2 Millionen deutsche Urlauber zu uns und haben 15,5 Millionen touristische Übernachtungen gebucht.

young press: Im Sommer 2012 sind die Zahlen also wieder gestiegen. Sind nach den kürzlichen Unruhen die Touristenzahlen wieder zurückgegangen?

Ehrlich gesagt gibt es negative Auswirkungen. Aber nicht was den Badeurlaub betrifft, sondern die Nilkreuzfahrten. Hier sinken die Besucherzahlen. Damit sind auch die kulturellen Städte wie Luxor und Assuan verbunden, die am östlichen Ufer des Nils liegen. Aber das ist ganz normal – überall gibt es Positives und Negatives. Die Revolution ist ein zweijähriges Baby und für den Wandel zum demokratischen Leben benötigt man eine Generation und nicht zwei Jahre.

young press: Wie werden Touristen nach Ägypten gelockt, dass sie trotz der Risiken die Reise auf sich nehmen?

Wir machen hier an der Messe Liveübertragungen von den Stränden in Ägypten auf grossen Bildschirmen. So können die Menschen Ägypten kennen lernen. Diese Aktion möchten wir gerne erweitern und in grossen deutschen Städten Bildschirme an öffentlichen Plätzen installieren.

young press: Auch die Preise sind gesunken. Ist dies eine weitere Massnahme den Reisenden entgegen zu kommen?

Für den Massentourismus an den Stränden sind die Preise gesunken. Der Besucher bekommt mehr, als er bezahlt. Aber in Bezug auf den Kultururlaub und andere touristische Möglichkeiten sind die Preise erhalten geblieben.

young press: Werden diese Angebote gebucht?

Wenn die Medien nicht berichten, steigen die Buchungen. Es hängt also alles von den Medien ab. Doch diese schildern nur von isolierten Inseln und nicht von ganz Ägypten. Sie legen den Fokus nur auf Kairo und zwei, drei weitere grosse Städte. Aber die anderen Urlaubsziele sind stabil und ruhig. Wie die Lage dort aussieht, ist an den Livescreens zu erkennen.

young press: Gibt es  besondere Sicherheitsmodelle? Auf was sollte man achten, wenn man das Hotelareal verlässt?

Fünf Millionen Menschen arbeiten im Tourismusbereich. Der Tourismus ist ihre Existenz und sie bemühen sich die Sicherheit zu wahren. In Kairo hingegen leben die Leute nicht vom Tourismus. Sie demonstrieren und fordern bessere Arbeitschancen und Demokratie.

young press: Das Auswärtige Amt rät insbesondere dringend ab, in den Sinai (mit Ausnahme der Touristenorte am Roten Meer im Küstenstreifen zwischen Sharm-El-Sheikh und Nuweiba) sowie ins ägyptisch-libysche Grenzgebiet zu reisen. Teilen Sie diese Meinung?

Allein sollte man in diese Regionen nicht gehen, doch in grösseren Gruppen ist das möglich.

young press: Muss man mit der neuen Regierung mit Einschränkungen im Tourismus rechnen? Gibt es beispielsweise Kleidungsvorschriften?

Auf den Livescreens sieht man Badeurlauber im Bikini. Die Regierung hat bekannt gegeben, dass sie nichts gegen Badeurlauber haben. Wenn ich schwimmen gehen möchte, gehe ich ja auch nicht im Anzug. Wir respektieren andere Traditionen und Kulturen.

young press: In der Türkei gibt es auch schöne Strände. Weshalb sollten Touristen genau ans rote Meer in Ägypten kommen?

Ägypten ist eine unersetzliche Destination im Winter. Auch die Unterwasserwelt ist  einzigartig. Natürlich haben andere Länder auch andere Möglichkeiten – aber Ägypten ist unvergleichlich.

Ägypten Fernreisen Interview ITB 2013 Topstories

Wikinger-Projekt hält Jugendliche über Wasser

Heinrich Jenkel und Haiko Theel vor der WikThor (Foto: Madeleine Hofmann)

 

Der Verein „Alte Schule“ ist ein Anker für junge Arbeitslose

Inmitten der zahlreichen Messestände auf der Internationalen Tourismus-Börse Berlin (ITB) fällt die WikThor in Halle 4.1 sofort auf. Das 14 Meter lange Wikingerschiff in Form eines riesigen Seeungeheuers wird von Haiko Theel mit einer Axt bewacht. Obwohl er das wilde Outfit eines Wikingers trägt – Gewand mit Fellschal und dicke Wollsocken in Ledersandalen – jagt er niemandem Angst ein. Er lässt sich geduldig fotografieren und führt Interessierte an Bord des Segelschiffs.

Normalerweise steht die WikThor nicht in Berlin, sondern liegt am 270 Kilometer entfernten Ratzeburger See in Schleswig-Holstein. Dort trägt sie Schüler sicher über das Gewässer zu Aufenthalten in einem der Gästehäuser von Alte Schule e.V. Der Verein wurde 1982 von Christof Müller gegründet. Sein Nachbar, Heinrich Jenkel, war von Anfang an als Techniker am Projekt beteiligt. Er erinnert sich noch gut: „Zu dieser Zeit waren viele Pädagogen höchst unzufrieden mit dem Angebot der Jugendherbergen. Christof wollte deswegen sein eigenes Ding machen und eröffnete ein Tagungshaus in einer – wie der Name des Vereins verrät – alten Schule.“ Die Namensgebung sollte aber auch auf die konservativen Werte verweisen, die der Verein vermittelt: „Wir wollten weg von der weit verbreiteten Profitgier und wieder hin zur Nachhaltigkeit – ökologisch, ökonomisch und sozial“, erklärt Jenkel. „Dafür nahmen wir auch in Kauf, erst einmal kein und später sehr wenig Gehalt zu bekommen.“

200 Jugendliche bauen ein Schiff

Zu der Tagungsstätte am Ratzeburger See kamen schnell weitere Begegnungsstätten und Jugendhäuser in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. „Teilweise bereiteten die Gäste ihre Aufenthalte selbst vor, aber wir organisierten zum Beispiel auch Begegnungen zwischen Jugendlichen aus Ost- und Westdeutschland“, erinnert sich Jenkel.  „Wir hatten Kindergärten, sozial schwache Gruppen, Schulklassen, aber auch gewerkschaftliche und politische Jugendgruppen zu Gast.“ Auch Jürgen Trittin soll einmal da gewesen sein.

Die Projekte der „Alten Schule“ kamen so gut an, dass das Arbeitsamt Radebusch den Verein zu einem „ABM-Projekt“ machte. Fortan kamen arbeitslose Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen im Rahmen einer Bildungs- und Beschäftigungsmaßnahme in die Projekte. Sie arbeiteten nicht nur in den Jugendhäusern mit, sondern halfen auch beim Bau der auf der Messe ausgestellten WikThor: „Wir wollten etwas schaffen, mit dem sich die Jugendlichen identifizieren konnten“, erklärt Jenkel die Idee, ein Wikingerschiff nachzubauen. „Christof Müller ist einfach ein alter Dänemark- und Wikingerfreak.“ 200 arbeitslose Jugendliche halfen beim Bau mit. Dafür erhielt der Verein den Deutschen Kinderkulturpreis des Jahres 2000.

Wikinger-Exkursionen zeigen neue Perspektiven auf

Heute gibt es sogar noch ein zweites Schiff, auf dem Kinder- und Jugendgruppen mitfahren können. Die Crew, die aus zwei Pädagogen und zwei Jugendlichen besteht, bringt der Besatzung an Land dann noch wahlweise Bogenschießen, Schmieden oder Axtwerfen bei und rundet die Tage mit Lagerfeuer und Wikingergeschichten ab. Es arbeiten jährlich 25 Jugendliche bei Alte Schule e.V.: als Servicepersonal in den Jugendherbergen und in der Schiffsinstandhaltung. „Heute nennt man das Ein-Euro-Jobber“, bedauert Jenkel. „Aber die Jugendlichen bekommen hier bei uns mehr als nur eine Beschäftigung.“ Um den Arbeitslosen ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln, ihr Sozialverhalten zu fördern und ihnen eine Perspektive zu geben, unternehmen die Pädagogen von Alte Schule e.V. mit ihnen Schiffsexkursionen ins europäische Ausland, wo sie sich mit anderen Jugendlichen austauschen können. „Nach ihrem Einsatz bei uns können viele Jugendliche wieder ins Arbeitsleben eingegliedert werden“, freut sich Jenkel.  „Und wenn sie keinen Job finden, haben sie zumindest unser Vereinsmotto verinnerlicht, das sie sich in schwierigen Situationen wieder in Erinnerung rufen können: Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, ist es gut ein Schiff zu haben.“

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Nachhaltigkeit Topstories Trends

Von der Reisemesse in den Urlaub – Neues Angebot auf der ITB 2013

Auf der Messe gibt es sehr viel Infomaterial. Direkt buchen kann man aber nicht an jedem Stand.  (Foto: Minou Wallesch)

 

Ab in den Urlaub: Von der ITB direkt nach Mallorca oder in die Dominikanische Republik. Das ist dieses Jahr möglich. Zumindest bei einigen Reiseanbietern, denn nicht alle nutzen die Möglichkeit, ihre Kunden schon auf der Messe die nächste Reise buchen zu lassen. Den meisten ist es wichtiger ihre Kunden zu informieren als die verkaufte Reise. Viele Besucher buchen nach der Messe und lassen sich für ihre Reisen inspirieren. Genauso wie in den letzten Jahren.

Die Reederei Riedel hat insgesamt 50 Tickets für Flussfahrten in Berlin dabei. Sie wollen erst einmal ausprobieren, wie das Angebot angenommen wird. Um zwölf Uhr mittags hat noch keiner ein Ticket gekauft. Stephanie Siegsmund ist zuversichtlich, dass die Tickets am Nachmittag weggehen. Erste Anfragen gab es schon.

Bei TUI cruises hat man nicht damit gerechnet, vor Ort auf der Messe zu verkaufen, sagt die Mitarbeiterin Anke Petersilie. Das Klientel 50 plus bucht Kreuzfahrten hauptsächlich im Reisebüro. Die Möglichkeit eine Reise zu buchen gibt es trotzdem am Messestand, auch wenn sie nicht genutzt wird. Beim Kreuzfahrtanbieter aROSA läuft das Geschäft besser. Am Messestand gibt es ein Buchungsterminal und dazu eine Beraterin. Mandy Wittig betont, dass der Verkauf nur eine untergeordnete Rolle spiele. Wichtig sei ihnen, die Kunden zu informieren. Deshalb vermitteln die aROSA Mitarbeiter das  gewählte Reisepaket auch an das persönliche Reisebüro, falls es von den Kunden gewünscht ist. Das Reisebüro ist immer noch der wichtigste Ansprechpartner bei Kreuzfahrten.

Der Meinung ist auch Anne Lauterbach vom Reiseanbieter Studiosus. Sie informieren an ihrem Messestand über die Reisen. Allerdings wundert sich Lauterbach darüber, dass die ITB erst in diesem Jahr die Möglichkeit zum Verkauf gibt. Auf anderen Reisemessen wie der CMT Stuttgart gibt es das Angebot schon seit einigen Jahren.

Am Gemeinschaftsstand von Binoli, HLX und l‘tur ist man begeistert über die gute Resonanz bei den Kunden. Hier gibt es zwei Terminals, über die gebucht werden kann. Gefragte Reiseziele sind heute Mallorca, Dubai, die Karibik und Ägypten. Bei den Städtereisen steht Wien an erster Stelle. Schon im letzten Jahr haben l‘tur und Co. inoffiziell die direkte Buchung von der ITB aus angeboten. „Wir sind sehr überrascht und zufrieden über die Resonanz“ , sagt Mitarbeiter Domenic Lang. Im letzten Jahr wurde das Angebot deutlich weniger nachgefragt. Auch Lufthansa bietet das Gesamtpaket Flug und Hotel an. Es gibt ein Terminal und persönliche Beratung. Allerdings wird keine Werbung für die Buchung am Messestand gemacht. Auch bei diesem Anbieter steht es an erster Stelle die Kunden zu informieren. Das Angebot wird trotzdem gut angenommen.

Fernreisen ITB 2013 Kurztrips Topstories Trends

Blogger auf der ITB – Für die einen ein Fluch, für die anderen ein Segen

Foto: Blogger-Speeddating. Hier konnten sich die Aussteller mit den Bloggern austauschen. Quelle: http://newsroom.itb-berlin.de/de/itb-blogger-speed-dating

 

Schon im letzten Jahr konnten sich Blogger auf der ITB akkreditieren. Da lief es allerdings noch nicht so professionell ab. Trotzdem waren rund 140 Blogger da. In diesem Jahr hat sich die Messe noch stärker um sie bemüht. Neben Speeddating mit den Unternehmen gibt es Vorträge von Bloggern. Ansonsten recherchieren sie wie die Journalisten.

220 Blogger sind auf der ITB 2013 akkreditiert. Abgelehnt hat Lea Karnatz, Mitarbeiterin der Pressestelle der ITB, kaum jemanden. Insgesamt hatten sich 307 Blogger für eine Akkreditierung angemeldet. Abgelehnt wurde nur, wer entweder einen kommerziellen Blog betreibt oder nichts mit Reisen zu tun hat. Wichtig für die Zulassung war auch, ob die Blogs gelesen werden. Deshalb mussten die Blogger unter anderem die Anzahl der Twitterfollower und Facebookfans angeben.

Für die Messe sind die Blogger genauso wichtig wie die Journalisten. Vor allem die Unternehmen auf der Messe interessieren sich für die Blogger. Die Blogger sind näher an den Reisenden, meint Karnatz. Sie tragen die Infos und Tipps schnell an ihre Fans weiter. Finden sie etwas gut, übernehmen ihre Fans diese Meinung wahrscheinlich, denn Blogger haben oft den Status eines Freundes. Die Messe hofft so auf eine gute PR für die Unternehmen. „Blogger vermitteln eher die emotionale Qualität und sind authentischer“, meint Karnatz. „Sie stehen mit beiden Beinen im Thema und nutzen die Apps und Technologien, die hier vorgestellt werden, ständig.“  Die neue Technik ist ein wichtiges Thema für die Messe. Die Journalisten sieht Karnatz vor allem als Vermittler von harten Fakten und als Informationsquelle für die Besucher.

 

„Eine Abwertung des Journalistenhandwerks“

Edith Kresta, Reisejournalistin bei der taz, bewertet die Anwesenheit der Blogger auf der ITB negativ. Als großes Problem der Blogs sieht sie die ungefilterten Informationen. Journalisten sind verpflichtet, Informationen kritisch zu hinterfragen. Sie dürfen keine PR oder Werbung für ein bestimmtes Produkt machen. Blogger unterliegen diesem Kodex nicht. Die Informationen, die auf Blogs zu lesen sind, werden deshalb nicht gefiltert. Kresta sieht die Blogberichterstattung über die ITB als Verflachung der Informationen für die Leser. Informieren sie sich nur über Blogs, bekommen sie Informationen geliefert, bei denen nicht zwischen Werbung und reflektierter Berichterstattung unterschieden wird. Es geht der Journalistin nicht um eine Benachteiligung ihrer Arbeit auf der ITB, sondern um eine Abwertung des journalistischen Handwerks. „Wir haben Angst, dass uns durch das Internet das Wasser unter den Füßen weggegraben wird“, erklärt Kresta.

Diese Haltung der Journalisten gegenüber den Bloggern kann Reisebloggerin Yvonne Zagermann bestätigen. Sie fühlt sich von den Journalisten auf der Messe oft nicht ernst genommen. Auch auf Pressereisen würde eher die Nase gerümpft, wenn sie als Bloggerin mitkommt, erzählt sie. Ihr ist es wichtig, dass sie schreibt, was sie meint. Sie hält ihren Blog von Werbung und PR frei. Nur selten findet man einen Verweis zu einer bestimmten Kamera oder einem Hotel. „Von den PR-Leuten lasse ich mir nichts sagen. Wenn ich ‚Scheiße‘ schreiben will, dann schreibe ich das auch.“, sagt sie. Andere Blogger würden das aber auch anders halten. Um die Qualität von Blogs zu verbessern, hat Zagermann mit ein paar anderen Bloggern einen Blogger-Kodex erstellt. Verpflichtend ist der allerdings nicht.

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Kulturaustausch oder Urlaub? – Freiwilligendienste Pro und Contra

Wie sinnvoll sind Freiwilligendienste? Anna (links) und Sara (rechts) haben sich Gedanken gemacht. (Foto: Julia Harig)

Sei es Tansania, Nepal oder Moldawien – Tausende von Freiwilligen reisen jedes Jahr ins Ausland, um sich in sogenannten Entwicklungsländern zu engagieren. Viele Reiseveranstalter bieten auch Freiwilligendienste an und möchten damit den Kulturaustausch fördern. Doch ist das wirklich so? Sara Bagladi findet Ja, Anna Munkler verneint.

 Pro: Eine lohnenswerte Angelegenheit

Freiwilligendienst soll nur ein erlebnisreicher Urlaub für den Freiwilligen sein, wie Kritiker behaupten? Wenn der Aufenthalt vernünftig organisiert wird, ist er für beide Seiten eine wertvolle Erfahrung.

Zur Qualität eines Freiwilligendienstes trägt die Organisation vor, nach und während des Praktikums einen wesentlichen Teil bei. Die Freiwilligen werden von der Organisation schon im Heimatland sorgfältig vorbereitet. Dazu gehört, dass sich die Freiwilligen gründlich über das Zielland informieren und darüber Bescheid wissen, wie ihre Fähigkeiten vor Ort genutzt werden können. Sie weisen Interesse an der anderen Kultur vor, sind bereit Verantwortung zu übernehmen, handeln selbstständig und besitzen – neben Englisch – Basis-Sprachkenntnisse in der Landessprache. Ausserdem muss ein Freiwilliger mehrere Monate einsatzbereit sein. Ob dies der Fall ist, testet die Organisation, die den Dienst anbietet, durch Gespräche. Ist der Volontär soweit gebrieft, kann es losgehen!

Damit der Freiwillige sinnvolle Arbeit leisten kann, muss vor Ort auf einiges geachtet werden. Eine vernünftige Begleit- sowie Fachperson, die sich auskennt, muss vorhanden sein. Diese weiss, wo Hilfe gebraucht wird und kann den Praktikanten zweckmässig einsetzen. Eine Lehrerin sollte beispielsweise nicht in der Landwirtschaft eingesetzt werden, sondern ihre pädagogischen Kenntnisse mit Kindern umsetzen können. Für die Menschen vor Ort ist es eine Bereicherung, die Kultur des Freiwilligen kennen zu lernen. Sie profitieren von dessen Englischkenntnissen, die für den Arbeitsmarkt sehr wichtig sind. Der Freiwillige ist mit den Einheimischen in Kontakt und bietet seine Unterstützung dort an, wo sie gefragt ist.

Nach dem Aufenthalt ist es ratsam, die Erfahrungen an zukünftige Volontäre weiterzugeben, damit sich diese auf die kommenden Probleme einstellen können.

Sind diese und weitere Faktoren gewährleistet, ist der Freiwilligendienst eine beidseitig lohnenswerte Angelegenheit.

Contra: Freiwillige sind auch nur Touristen

Kurzfristige Freiwilligendienste fördern keinen Kulturaustausch für beide Seiten. Für einige Tage, Wochen oder Monate in einem sozialen oder ökologischen Projekt zu arbeiten, ist auch nur eine Reise. Eine Reise mit besserem Gewissen.

Freiwillige, die nur für kurze Zeit in einem anderen Land leben, haben kaum die Möglichkeit, sich richtig einzuleben. Besonders in den Ländern des globalen Südens gibt es so große Unterschiede zu unserer Kultur und Mentalität, dass es selbst in einem Jahr nicht gelingt, anzukommen. Wer sich fremd fühlt, sucht schnell Sicherheit in dem, was er kennt. Ausländer gesellen sich zu Ausländern und schaffen so eine noch größere Kluft zwischen sich und den Einheimischen. Da findet kein Austausch statt. Was die Freiwilligen oberflächlich von der ihnen neuen Kultur kennenlernen, bestätigt unter Umständen sogar Klischees und Vorurteile, während die Einheimischen ihre Gäste nur als Fremde erleben.

Und selbst wenn es Freiwilligen gelingt, sich in einem Land und einer Kultur zurechtzufinden, sich anzupassen, vielleicht sogar Freundschaften zu schließen, so bleibt der Kulturaustausch dennoch einseitig. Die meisten Kontakte haben Freiwillige nämlich zu Menschen, die sich eine Reise beispielsweise nach Deutschland nie leisten können. So beschränken sich deren Erfahrungen mit einer anderen Kultur auf Erzählungen und Fotos. Für einen solchen Austausch brauchen sie keine Freiwilligen, da genügt ein Fernseher oder das Internet.

Es ist also falsch, Freiwilligendienste als eine Möglichkeit zum Kulturaustausch beider Seiten zu bewerben. Schön wenn Reisende durch die Arbeit in einem Projekt die Möglichkeit haben, sich genauer anzusehen, wie Einheimische leben und so ihrem Urlaub mehr Inhalt zu geben. Doch für einen echten, tiefer gehenden Kulturaustausch bräuchte es schon längere Aufenthalte und Gegenbesuche der Gastgeber bei den Gästen.

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„Selamat Siang“ Indonesien – Guten Tag Indonesien

 Claudia Lang und Monika Bleichern auf dem Stand von Indonesien; Foto: Pia-Maria Schäfer

Jedes Jahr hat die ITB ein neues Partnerland. Dieses Jahr: Indonesien. Claudia Lang, Marketingmanagerin des Indonesischen Fremdenverkehrsamtes  und Monika Blachian, Marketingdirektorin von Travel.PR standen young press Antwort zu den Gastland.

young press: Warum sollte man nach Indonesien reisen?

Indonesien ist das vielseitigste und vielfältigste Land der Welt. Man muss es einfach erlebt haben.

young press: Wodurch drückt sich diese Vielfältigkeit aus?

In Indonesien leben über 700 Kulturen. Von Meer, Strand, Bergen und Kulturstätten bis hin zu modernen Metropolen  kann man alles besichtigen. Jeder Reisende wird zufrieden gestellt.

young press: Beste und schönste Reisezeit?

Die beste Zeit ist nach dem Monsun. Das heißt zwischen April und November. Wobei es in der Monsunzeit auch spannend sein kann. Es regnet zwar zwischendrin, aber wir sind ja am Äquator und es ist immer warm.

young press: Was sollte man unbedingt sehen?

Das ist wirklich die schwierigste Frage, die Sie mir stellen können. Bei 17.000 Inseln kann man viel entdecken. Es kommt vor allem darauf an, wofür man sich interessiert.

young press: Was sind Ihre persönlichen Highlights?

Der buddhistische Tempel in Borobudur und der Toba-See sind zwei Highlights, die man besuchen kann.

young press: Was erhoffen Sie sich von der Messe?

Wir sind schon seit 45 Jahren auf der ITB vertreten. Wir gehören sozusagen schon zum Inventar der Messe.  Und dieses Jahr sind wir ja Partnerland und haben einen größeren Stand.

young press: Wie wird man Partnerland- muss man sich bewerben oder wird man gefragt?

Da gibt es, glaube ich, viele Wege. Und da hat sich auf der politischen Ebene vielleicht was einfädeln lassen und auf alle Fälle wurde es dann angefragt.

young press: Lohnt es sich Partnerland zu sein?

Auf jeden Fall. Man merkt die steigende Aufmerksamkeit, die auch die Medien für dieses Land entwickeln. Wir hoffen natürlich auch auf eine Nachhaltigkeit dieses Interesses. Das Ziel ist es, Besucherzahlen aus Deutschland, Europa und natürlich weltweit zu erhöhen.

young press: Wann haben Sie angefangen für die Messe zu planen?

Angefangen haben wir 2011, als die Einladung kam. Dann gehen die ersten Vorbereitungen los. Das ganze Jahr 2012 haben wir auf die Messe hingearbeitet.

young press: Wie viel Aufwand muss man betreiben, um zwischen den anderen Ständen aufzufallen? Was muss man tun?

Man muss viel bieten. Wir haben natürlich dieses Glück, dass unsere Kulturen sehr auffallen. Schöne Menschen, tolle Kostüme, dass lockt die Besucher an. Die Musik ist exotisch und wir haben aus Indonesien exzellenten Kaffee. Der ist in Deutschland auch kaum bekannt. Auch haben wir eine Massageecke, denn Java ist die Wiege der Spa-Kultur.

young press: Aber sie machen auch viele Shows, um die Besucher auf den Stand aufmerksam zu machen. Wissen Sie, wie viele Shows pro Tag laufen?

Wir haben täglich zwei Hauptblöcke mit Tänzen und kurzen Aufführungen zwischendurch. Es ist noch zu überblicken, aber dafür gibt es dann auch das Personal, die das dann arrangieren.

young press: Die ITB ist vier Tage für Fachbesucher und am Wochenende für alle Interessierten offen. Bieten Sie am Wochenende etwas anderes an?

Nein, es werden die gleichen Shows sein. Natürlich merkt man, dass gewisse Verkäufer nicht mehr so präsent sind, aber wir am Indonesien-Stand sind genauso präsent wie vorher da.

Das Interview führte Pia-Maria Schäfer

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Asien Fernreisen Interview ITB 2013 Topstories

Irgendwann war ich geerdet – Auf der Suche nach Erholung im Messetrubel

Im Salzburgerland gibt es kuschelige Kissen und Musik auf die Ohren. So konnte ich den Trubel mal kurz vergessen. Foto: Minou Wallesch

 

Alles ist schnell und laut. Stimmen, Schritte, Geschirr klirrt. Es rauscht und summt um mich herum, wenn ich durch die Hallen streife. Alles verschwimmt zu einer Suppe. Schwappt auf und ab, in mein Ohr und an mir vorbei. Auf der ITB plappert und klappert es an jeder Ecke. Doch auch hier gibt es Ruhe und Raum für Erholung. Ich muss sie nur finden.

Zielstrebig steuere ich die Wellnesshalle an.  In der kleinen Halle stehen ein paar Messestände im Kreis herum. Mein Weg zum Wellnessbereich war bunt. Die Messestände hatten Säulen und Bilder, es standen verkleidete Menschen herum und es gab viel zu entdecken. Hier dominiert die Farbe Weiß und die Stände sehen irgendwie ungeliebt aus. Nur „Panorama Morska“ bietet Wellness. Eine kostenlose Nackenmassage. Der Stuhl für die Massage steht allerdings zwischen einem Stehtisch und vielen Menschen. Als ich auf den Stuhl steige fühle ich mich beobachtet.  Während das Foto gemacht wird massiert mich Alexander Posmyk nicht. Er platziert nur seine Hände in meinem Nacken. Sanft liegen sie auf meinen Schultern. Ich bin immer noch verspannt.

Im „Raum der Stille“ rieselt die Musik leise aus einem Lautsprecher in der Ecke. Von draußen dringen vorbei eilende Schritte und ein monotones Brummen herein. Wahrscheinlich sind es die Autos auf dem Parkplatz. Die zwei Männer auf der anderen Seite des Raumes klappern dezent mit Plastikstäbchen in ihren Teebechern. Ihre Lippen bewegen sie fast lautlos. In der Ecke kniet ein Mann auf einem Gebetsteppich. Er blickt in Richtung Mekka und murmelt leise seine Gebete vor sich hin. Ich sitze ein bisschen auf meinem Holzstuhl und starre im Raum umher. Abwechselnd auf die Männer und den Teppich an der Wand. Stille finde ich hier nicht. Auch keine innere.

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In Polen stehe ich plötzlich vor einem wahren Wellnesstempel. Zu meiner Linken glänzt ein Fuß in Öl. Die dazugehörige Frau blickt zufrieden von ihrer Liege auf den Messetrubel. Ein leichter Duft nach Aromaölen hängt in der Luft. Es gibt Massagen aller Art: Egal ob Hand-, Rücken- oder Nackenverspannungen, an diesen Ständen wird alles gelöst.  Nur ein bisschen anstehen muss man dafür. Ein paar Vorhänge trennen die Liegen voneinander. Es gibt an jeder Ecke Tischchen mit Ölen und Blütenblättern darauf. Die Masseure kneten fleißig eine Hand nach der anderen.

Am Messestand von salzburgerland.com stehen Holzbänke mit dicken Kissen. Bequem gebettet gönne ich mir eine kleine Pause. Es gibt Brot, Käse, Trauben und Kopfhörer. Mit klassischer Musik auf den Ohren kann man sich auf einem Flachbildschirm hübsche Bilder von Salzburg anschauen. Durch die Musik hindurch höre ich nichts mehr dröhnen, plappern oder klirren. Mit den Augen auf dem Bildschirm sind auch die umherströmenden Messebesucher schnell vergessen. Ich versinke ein bisschen. Geige und Bläser wechseln sich ab. „Du willst was erleben“, sagen mir die Töne. Ich lege meine Ohren wieder frei.

Eigentlich ist Entspannung ganz einfach. Ich stehe im Fahrstuhl zwischen Medienzentrum und Presseraum und schließe die Augen. Es ist ein erhebendes Gefühl oder ein erdendes. Je nachdem was ich gerade brauche und in welche vertikale Richtung sich der Aufzug gerade bewegt. Stille. Ruhe. Auch innere.

ITB 2013 Kurztrips Topstories

Kurzurlaub auf der ITB

Zu Fuß nach Lateinamerika – Wie man auf der ITB Kurzurlaub machen kann

Für Menschen wie mich, die unter chronischem Fernweh leiden ist die ITB Fluch und Segen zugleich. Einmal durch die Hallen gestreift, wächst in mir die Sehnsucht nach der Ferne mit jedem Schritt. Vor meinem inneren Auge buche ich mich bereits an den nächsten Traumstrand. Aber warum Geld ausgeben wenn die Welt hier zum Greifen nahe ist? Lateinamerika ist mein altes Laster – zu finden in Halle 1.1. Auf dem Weg dorthin versetze ich mich bereits in den Travelmodus.

Ich starte auf den Rolltreppen in Halle 6.3. Flughafenatmosphäre – check. Auf jeder Etage wartet am Ende der Treppe eine Frau mit Empfangsschild. Wie am Flughafen. Rollkoffer und Multikulti tragen ebenfalls zur richtigen Stimmung bei. Mir begegnen auf meinem Gang Richtung Süden Menschen mit verschiedenstem ethnischen Hintergrund. Es überwiegt allerdings der Modetrend Jackett und Bluse, auch die Umhängeschilder, die ein jeder um den Hals trägt, trügen meine Gedankenreise in Richtung Lateinamerika.

Ich betrete Halle 1.1 – nein stopp, ich betrete den lateinamerikanischen Kontinent. Ich steuere auf Bolivien zu und vergesse das Rechts und Links und konzentriere mich ganz auf meinen Gesprächspartner, in dessen Kultur ich eintauchen möchte. Ich reise in der Landessprache Spanisch. Mein Gegenüber und ich verfallen in ein interessantes Gespräch über die mit Getreide gefüllten Porzellanschalen auf dem Tresen vor uns. „Quinua“ gibt es in drei Farben und ist eine der wichtigsten Nahrungsgrundlagen in Bolivien.

Esther von der bolivianischen Tanzgruppe hat sich zu uns gesellt und ihr Anblick – sie trägt eine bolivische Tracht – schafft den Rahmen. Sie hat lange in Bolivien gelebt und ist Mitglied einer Tanzschule, die von den Standbetreibern angefragt wurde, das kulturelle Flair zu schaffen. In Bolivien fehlt mir noch der Zauber. Ich linse nach Brasilien. Das ist das Großartige auf der imaginären Weltreise auf der ITB – nur wenige Schritte und eine neue Welt offenbart sich.

Auf der Brasilienfläche wechselt nicht nur die Sprache, im Grunde springe ich auch in die Zukunft, denn hier stehen bereits alle Zeichen auf 2014. Fußballfieber treibt die Tourismusbranche an. Ich mache mich auf die Suche nach Impressionen und lande bei Nüssen und Kaffee. So langsam wird es was mit der Sinnesreise. Augen, Nase, Mund und Ohren sind jetzt auf kulturellen Abwegen.

Weiterreise in Paraguay bei „Aristocrata“ – ein köstliches Gemisch aus Guavensaft, Kondensmich und Rum. Alkohol am Mittag, warum nicht, ich bin ja schließlich auf Urlaubsreise. Angepriesen von Alexandra aus Asunción, die eine bezaubernde „Traje tipico de Aruna“ – die typische Landestracht – trägt, lasse ich mich hinreißen.

Um die Ecke treffe ich Tania Perez. Sie fertigt ecuadorianische Sombreros an. Ganz verloren habe ich mich dann nebenan in Kolumbien. Ich fahre Fahrrad durch den Tayorana Nationalpark und besuche im Anschluss das „Museo del Oro“ (Goldmuseum). Auch eine Salsastunde lasse ich mir nicht entgehen. Multimedia macht es möglich. Radeln vor riesigem Bildschirm und Tanzstunde á la  Spielkonsole. Sightseeing trifft Action. Kolumbien hat überzeugt. Und bei abschließendem Kaffee frage ich mich, welche Sinneseindrücke ich vermisse.

Wärme und Strand fehlen. Ich beschließe in die Karibik zu wechseln. Der Transit zwischen den Kontinenten wird durch die Verbindungswege zwischen den Hallen verkörpert. In verlasse Lateinamerika.

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Strand suche ich vergeblich, treffe aber in der Dominikanischen Republik auf einheimisches Handwerk. Hier werden Porzellanpüppchen und Zigarren ad hoc hergestellt. Die Mitarbeiter am Stand begrüßen meine Neugier sehr, schließlich ist man stolz auf seine Kultur und man schenkt mir eine der frisch gerollten Zigarren. Diese landet in meiner mitgebrachten Tasche aus Kolumbien.

Im grünen Urwald von Costa Rica gönne ich mir einen letzten Kaffee. Mit Koffeinüberdosis verlasse ich den Kontinent und begebe mich zurück nach Berlin, also zurück ins Pressezentrum. Satt vom Essen und den Eindrücken Lateinamerikas, nur braun geworden bin ich auf meiner bunten Weltreise durch die Hallen leider nicht.

Allgemein Fernreisen ITB 2013 Topstories Trends

Chance für Nachwuchsjournalisten. Presseworkshop young press berichtet täglich von der ITB Berlin 2013

Zum 19. Mal veranstaltet die Thomas-Morus-Akademie Bensberg in Kooperation mit der Messe Berlin einen Presseworkshop auf der weltgrößten Tourismusmesse in Berlin. Ein Training on the job bietet der Workshop 15 jungen Teilnehmern und Teilnehmerinnen, die journalistische oder touristische Vorerfahrungen aus Studium oder Beruf mitbringen und sich um einen der Workshopplätze beworben haben. Unter fachkundiger Begleitung erstellen sie während der ITB Berlin 2013 den Pressedienst young press und vertiefen ihre (reise-)journalistischen Kenntnisse. Mit kritischer Distanz begleitet young press die Tourismusmesse in der Bundeshauptstadt. Das Augenmerk des Pressedienstes, der u.a. vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziell unterstützt wird, richtet sich dabei vor allem auf Themen, die sonst eher vernachlässigt werden: internationale Kinder- und Jugendreisen.

Betreut werden die jungen Journalistinnen und Journalisten von Dr. Jan-Christoph Kitzler (Deutschlandradio), Christine Berger (freie Reisejournalistin, u.a. National Geographic), Tobias Asmuth (freier Journalist u.a. FR, Berliner Tageszeitung), Edith Kresta (die tageszeitung) und Yvonne Zagermann (u.a. http://www.justtravelous.com). Die von young press produzierten Artikel werden auf mehreren Social-Media-Portalen wie Social-Media-Portalen wir Xing oder Facebook für spannende Diskussionen rund um das Thema Tourismus sorgen. Zudem werden die Artikel auf der Homepage der ITB Berlin und im Blog der Thomas-Morus-Akademie platziert.

Das Büro von young press befindet sich im Pressezentrum (Zwischengeschoss, Raum 503) und ist vom 6. bis 10. März 2013 täglich von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr besetzt. Ansprechpartner sind Astrid Zand, Messe/ITB Berlin sowie Stefan Leister von der Thomas-Morus-Akademie Bensberg.

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Allgemein ITB 2013 Topstories

Ein Jahr danach

Foto: Angela Troisi, Quelle: Katharina Klöber

Roter Kimono und freundliches Lächeln: Angela Troisi verteilt geduldig Prospekte und informiert interessierte Messebesucher. Auf den ersten Blick erinnert nichts an den 11. März 2011. Als damals, vor genau einem Jahr, in Japan die Erde bebte, und damit einen Tsunami und den Gau in Fukushima auslöste, war die ITB Berlin wie jedes Jahr Anfang März in vollem Gange; Japan war wie immer mit einem Messestand vertreten. Die Touristiker machten ihre Arbeit – bis zu jenem Donnerstag, der den Nordosten Japans in eine apokalyptische Landschaft verwandelte.

„Als sich die Nachricht von dem Unglück bei uns herumsprach, haben wir unseren Ausstellern erlaubt zu gehen“, erinnert sich Angela Troisi von der Japanischen Fremdenverkehrszentrale in Frankfurt. „Es war schon chaotisch, weil es unterschiedliche Pressemeldungen gab und niemand wusste, was stimmt und was nicht.“ Troisi und ihr Team sagten alle Veranstaltungen und Termine auf der Messe ab. „Wir sind mit dem Stand trotzdem bis zum Ende der Messe geblieben“, sagt sie, „aber wir haben die Beleuchtung ausgeschaltet. Und der Stand war leer, weil die Kollegen aus Japan abgereist waren.“

Foto: Hideaki Nakazawa, Quelle: Katharina Klöber

Wie die junge Frau blieb auch ihr Chef, Hideaki Nakazawa, Direktor der Fremdenverkehrszentrale, bis zum Ende der Messe. „Viele Besucher haben uns ihr Beileid und Mitgefühl ausgedrückt“, sagt er. „Das war sehr nett.“ Er selbst habe sein Heimatland seit der Katastrophe zum ersten Mal im vergangenen September besucht. „Meine Mutter wohnt in Yokohama. Das ist zum Glück mehr als 280 Kilometer von Fukushima entfernt“, sagt Nakazawa. „In Tokio war die Stimmung schon gedrückt und es war dunkler als sonst“, erzählt er. „Normalerweise ist alles hell beleuchtet, aber der Strom musste genau eingeteilt werden.“ Mittlerweile sei es in der Hauptstadt fast wie früher. „Natürlich werden wir uns immer an diese Katastrophe erinnern“, sagt Nakazawa. „Beim Abschlussfest auf der ITB gedenken wir zum Jahrestag der Opfer. Gleichzeitig möchten wir uns für die große Anteilnahme bedanken.“

Er hofft, dass 2012 wieder mehr Touristen ins Land kommen. „2010 hatten wir 124.000 Gäste aus Deutschland; im vergangenen Jahr waren es 35 Prozent weniger“, sagt Nakazawa. Geschäfts- und Individualreisen würden zwar weiterhin gebucht, aber Pauschalreisen liefen schlecht, berichtet Angela Troisi. „Pauschaltouristen sind besonders ängstlich“, sagt sie. „Dabei befinden sich die Haupttourismusrouten genau entgegengesetzt von Fukushima, im Süden des Landes.“ Hideaki Nakazawa gibt sich optimistisch: „Wir wollen dieses Jahr wieder über 100.000 kommen, vielleicht werden es ja 130.000 Besucher. Die deutsche Wirtschaft hat gute Laune.“

Fernreisen ITB 2012 Topstories

Schluss mit Folklore

Foto: Eine Szene am Algerien-Stand. Quelle: Miriam Gutekunst.

Wenn ich über die ITB Berlin schlendere, stoße ich immer wieder auf skurrile Situationen.

Da steht eine junge, halbnackte Frau mit dunkler Haut und langen schwarzen Haaren. Bekleidet ist sie mit einem Bastrock und ein paar beigen Lappen. Verschüchtert und mit leicht gesenktem Blick steht sie da, als eine Besucherin sich vor ihr aufbaut und abdrückt.  Als der Blitz der Kamera ihr ins Gesicht schlägt, sieht sie nicht so aus, als ob sie sich in dieser Rolle wohl fühlen würde. Die Fotografin dagegen ist begeistert über ihren Treffer und träumt im Weitergehen schon von exotischen Wochen in Papua Neuguinea. Ein paar Stände weiter bittet eine andere Besucherin ein Mädchen in bunter Blütentracht den Kopf ein wenig zu neigen, damit die prächtige Blume im Haar besser zu sehen ist. Hinter mir meint im gleichen Moment jemand: „So sehen die dort aber nicht aus!“ Gemeint sind die Frauen auf den Malediven. Die Inseln werden an diesem Stand präsentiert.

Das Schema setzt sich in den Hallen der südamerikanischen, afrikanischen und asiatischen Länder fort. Die Szenen erinnern an die Entdeckung der Urvölker in kolonialen Zeiten. Sie gleichen den Fotografien des Ethnologen Bronislaw Malinowski, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Weg zu den Trobriand-Inseln in der Südsee machte, um über die Bevölkerung dort zu forschen. Heutzutage steht sein Verständnis als überlegener, fortschrittlicher Forscher in der Ethnologie stark in der Kritik. Es findet ein Wandel statt, weg von einem ethnozentristischen Blick, der nicht-westliche Völker grundsätzlich als unterlegen und rückschrittlich betrachtet.

Aber nicht auf der ITB Berlin. Touristen sehnen sich nach Gegensätzlichem und Exotik und zahlen dafür, wenn sie einen Urlaub buchen. Die Reiseveranstalter möchten Geld verdienen und bedienen diese Wünsche und stereotypen Bilder. Der Tourismus ist in vielen Regionen ein wichtiges Standbein. Während die europäischen Länder also in schicken Lounges mit technischem Fortschritt, Hochkultur und Feinkost werben, liegen in den Afrika-Hallen Trommelklänge und Gesänge in der Luft. Stammesführer mit Lendenschurz und Speer verteilen Visitenkarten und verschleierte Frauen ziehen Besucher in ihren Bann. Doch Afrika, Asien und Südamerika haben mehr zu bieten als Musik, Tanz und Tracht. In den verschiedenen Ländern haben sich Metropolen entwickelt, die reich sind an jungen Kreativen und politisch Engagierten.

Ägypten hat im letzten Jahr auf der ITB Berlin gezeigt, dass deren Kultur nicht nur aus Kunsthandwerk, Bauchtänzerinnen und Pyramiden besteht. Sie warben mit ihrer Revolution, auf die sie stolz sind und für die sie weltweit Bewunderung und Respekt erhalten haben. Slogans wie „Eine friedliche Revolution inspiriert die Welt“ und „Tahrir – ein Platz rockt die Welt“ sind Beispiele, wie eine andere Vermarktung funktionieren kann. In diesem Jahr sind sie als Partnerland zurück zum Gewöhnlichen gekehrt und haben einen großen Basar aufgebaut mit einem Teppichweber, einer Wahrsagerin und einem Schriftenzeichner, dazwischen ein paar Kleopatras und Männer mit Turban. Der Tourist möchte im Urlaub eben das Exotische entdecken.

Die Frage ist, ob wir das wirklich wollen? Oder gibt es nicht viel Spannenderes zu entdecken in diesen Ländern, wenn wir uns öffnen und den Menschen die Möglichkeit geben, zu zeigen, was ihr Land noch zu bieten hat?  Über was wollen wir uns informieren auf einer Tourismusmesse? Wollen wir Neues erfahren oder vielmehr die Bilder live konsumieren, die wir sowieso in uns tragen? Ich habe für mich entschieden, dass Folklore für mich bestimmt kein Grund ist, um in ein Land zu reisen.

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Allgemein ITB 2012 Topstories

Weltenbummler, Teppichhändler, Entertainer – Doug Lansky kann den Beruf Reisejournalist nicht empfehlen

„Die größten Fehler im Tourismusmarketing … und was wir von ihnen lernen können” – über dieses Thema sprach Doug Lansky auf der ITB Berlin 2012. Bekannt wurde der 40-Jährige als Reisejournalist. Er war in den letzten 20 Jahren in über 120 Ländern unterwegs und schrieb für Zeitungen und Magazine wie die Huffington Post und National Geographic. Auch bei Reiseführern wie Lonely Planet und Rough Guides war er als Autor beteiligt. Mittlerweile ist Doug Lansky vor allem als Redner erfolgreich und sorgt mit seinen unterhaltsamen Präsentationen für ausverkaufte Säle. Auch an Universitäten ist er als Dozent tätig und lehrt dort seine Art des Reisens. Wie er zum Reisejournalismus kam, warum dieser Beruf keine Zukunft hat und wie er eine Alternative für sich gefunden hat, erzählte er im Interview mit Young Press.

Miriam Gutekunst: Was warst du zuerst – Journalist oder Reisender?

Doug Lansky: Das ist eine gute Frage. Eigentlich war ich zuerst Reisender. Aber ich schrieb schon während der Highschool. Ich arbeitete damals bei einer Zeitung. Dann reiste ich das erste Mal und übernahm den Schreibstil, den ich während dieser Zeit gelernt hatte.  

Miriam Gutekunst: Was war deine erste Reise?

Doug Lansky: Das kommt darauf an, was man als Reise versteht. Ich denke das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte gereist zu sein, war, als ich 20, 21 war. Ich studierte damals für sechs Monate in London und den Sommer nutzte ich, um mit dem Zug durch Europa zu fahren. Reisen ist wie Ski fahren: Du beginnst am Anfängerhügel und wagst nach und nach immer schwierigere Pisten. Nach zwei Monaten in Europa war ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung und landete in Marokko. Ich habe damals in Marrakesch Teppiche verkauft. Da springt wirklich viel Geld heraus.

Miriam Gutekunst: Wie bist du denn dazu gekommen, Teppiche zu verkaufen?

Doug Lansky: Eigentlich habe ich sie nicht wirklich verkauft. Ich hatte im Zug zwei Marokkaner kennengelernt, die ein Teppichgeschäft hatten. Ich bot ihnen an, an die touristischen Plätze zu gehen und dort Kunden zu werben. Ich bin also auf Touristen zugegangen und habe ihnen gesagt: Wenn Sie noch nie in einem Teppichgeschäft waren, müssen sie das unbedingt noch nachholen. Ob heute oder morgen, lassen Sie mich das einfach wissen. Ich bin hier. Ich habe sie dann zu dem Laden geführt und wenn sie fertig waren mit Verhandlungen und Tee trinken, haben sie mir Bescheid gegeben und ich habe sie zurückgeführt. Das war mein Job. Und ich bekam für jeden Touristen Provision.

Miriam Gutekunst: Also hast du in Marokko ziemlich schnell die Seiten gewechselt!

Doug Lansky: Also ich war bei jedem Geschäft ehrlich mit den Leuten. Ich habe gesagt, dass ich etwas verkaufe und damit Geld verdiene. Ich habe nichts versteckt. Aber du hast Recht, ich wurde vom Touristen zum Teppichverkäufer. Und ich habe ziemlich gutes Geld gemacht.

Miriam Gutekunst: Als Nachwuchsjournalistin würde mich interessieren, ist es möglich vom Reisejournalismus zu leben?

Doug Lansky: Es kommt darauf an, was du willst. Es gibt nicht viele Reisejournalisten, die einen besonders hohen Lebensstandard haben. Ich hatte lange Zeit wirklich wenig Geld. Aber heutzutage ist es eigentlich einfacher als je zuvor Reisejournalist zu sein. In Zeiten von Twitter und Blogs kannst du auf eigene Faust über deine Reisen schreiben. Du kannst das machen ohne auf Verlage angewiesen zu sein. Just do it. Veröffentlichungen haben heutzutage keinen Anreiz mehr. In den USA zahlen sie so wenig für einen Beitrag, denn jedermann bloggt und macht es umsonst. Es gibt also keinen Anreiz mehr zu veröffentlichen. Wenn hunderttausend Menschen deine Twittereinträge verfolgen, dann kommen Verlage von selbst auf dich zu und fragen an, ob du für sie schreiben würdest. Sie setzen darauf, dass du den Artikel über Twitter publik machst und deine Follower das lesen. Die Anzahl der Twitter Follower ist die Währung.

Miriam Gutekunst: Machst du deine Arbeit als Redner und Dozent also einfach aus finanziellen Gründen oder auch aus Leidenschaft?

Doug Lansky: Beides. Es zahlt sich schon aus. Das Problem ist, dass meine Begeisterung für Reisejournalismus nachgelassen hat, weil immer und immer wieder die gleichen langweiligen Geschichten gewünscht sind. Das habe ich lange Zeit gemacht. Die Vorträge über das Reisen machen dagegen einfach Spaß. Es macht Spaß auf der Bühne zu stehen. Aber auch wenn ich als Dozent Studenten unterrichte. Wenn ich danach in ihren Augen sehe:  Wow, ich kann jetzt auf Reisen gehen. Ich kann es und zwar auf eine andere Art und Weise und ich werde Einheimische treffen. Ich habe das Gefühl, dass ich bei diesen Studenten etwas bewegen kann. Auch wenn es nur ein paar wenige Menschen sind, es fühlt sich wichtig an. Der Reisejournalismus fühlt sich viel weniger wichtig an.

Miriam Gutekunst: Welche Eigenschaften sollte jemand haben, der Reisejournalist werden möchte?

Doug Lansky: Er sollte unabhängig und wohlhabend sein. Du musst nette Eltern oder genug Geld haben, um davon leben zu können.

Miriam Gutekunst: Hattest du diese Eigenschaften?

Doug Lansky: Ja, ich hatte Geld. Meine Großmutter ist gestorben als ich die Universität abschloss und sie hat mir Geld hinterlassen. Meine Mutter meinte, ich soll mir ein Auto, eine Wohnung und schöne Kleidung kaufen und mir dann einen Job suchen. Ich sagte: Auf keinen Fall! Also ging ich auf Reisen, weil ich die finanziellen Mittel dazu hatte. Aber ich hatte auch während der Reisen Jobs und arbeitete die ganze Zeit. Deswegen hatte ich bei meiner Rückkehr immer noch Geld und konnte es mir leisten weiter als Reisejournalist zu arbeiten. Du musst eben von etwas leben. Ich hatte versucht vor allem in Länder zu reisen, in denen die Lebenshaltungskosten niedrig sind. Aber du musst ja auch immer wieder zurück nach Hause, irgendwohin, wo es eine gute Internetverbindung gibt. Um Leute zu finden, die dich unterstützen und dir bei der technischen Umsetzung helfen. Man muss Zeit und Geld investieren.  Außerdem sind Leidenschaft  und einfach Talent wichtige Voraussetzungen. Du musst richtig gut darin sein. Man muss sich durch etwas Einzigartiges auszeichnen, durch eine besondere, persönliche Sichtweise. Es gibt keinen richtigen Weg. Du musst deinen eigenen Weg finden. Wenn du den gleichen Weg wie ich gehen würdest, würdest du wahrscheinlich scheitern.

Miriam Gutekunst: Immer mehr Journalisten, vor allem Reisejournalisten, arbeiten sowohl im Journalismus als auch in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Was hältst du von dieser Entwicklung?

Doug Lansky: Ich finde es nicht gut. Ich denke das ist wie die Kirche im Staat und das muss getrennt sein. Ich gehe diesen Weg nicht. Aber ich kenne viele Leute, die es tun. Die meisten arbeiten für beide Seiten.

Miriam Gutekunst: Aber was ist mit deiner Arbeit beim Scandinavian Airlines Inflight Magazin? War das etwa keine PR?

Doug Lansky: Nein, das war etwas anderes. Ich war damals Reiseredakteur. Der Chefredakteur hat nie verlangt, dass die Autoren nach den Wünschen der Airline schreiben. Ein Grund, warum ich irgendwann gekündigt habe, war, dass sich das geändert hat. Sie gaben plötzlich vor über welche Orte wir berichten sollen und da kam ich ins Zweifeln, denn die Airline flog genau diese Orte an. Also war es Zeit zu gehen.

Miriam Gutekunst: Noch eine letzte Frage: Was wird deine nächste Geschichte sein?

Doug Lansky: Ich bringe gerade vier Bücher zu Ende. Zwei davon aktualisiere ich nur. Außerdem bringe ich ein kleines, lustiges Buch heraus, ein Geschenkbuch voll mit kitschigen Souvenirs. Ansonsten schreibe ich immer wieder kleine Reisegeschichten. Wenn ein befreundeter Redakteur mich anfragt etwas zu schreiben, dann mache ich das gerne und gehe wieder auf Reisen.

Allgemein Interview ITB 2012 Topstories

Zoff um Ruhrpott-Klischee bei Sat.1

Foto: Ingo Lenßen auf dem Werbeplakat für die nach ihm benannte Sendung bei Sat.1. Quelle: Sat.1

Kaum angelaufen, gibt es schon Zoff um TV-Anwalt Ingo Lenßen. Für die neuen Folgen, die Sat.1 seit dem 5. März im Vorabendprogramm ausstrahlt, hat der Münchener seine Kanzlei ins Ruhrgebiet verlegt. Auf dem Werbeplakat für die Sendung thront der Mann mit dem gezwirbelten Schnurrbart in seinem Schreibtischstuhl auf einer Halde. Im Hintergrund: Dunkle Industriegebäude und rauchende Schlote.

Das Motto für die neuen Folgen lautet: ‚Der Pott ist sein Büro’. Ein Klischee, dass die Ruhr Tourismus GmbH nervt. „Wir sehen das nicht gerne“, sagt Jochen Schlutius von Ruhr Tourismus. „Das alte Image vom Kohlenpott ist zwar immer noch begehrt“, sagt er, „aber wir wollen den Menschen in Deutschland lieber das neue Bild vom Ruhrgebiet zeigen.“ Auf der ITB Berlin 2012 wirbt Ruhr Tourismus deshalb mit erstklassigen Kulturveranstaltungen, guter Küche und und dem Ruhrtalradweg um Besucher.

SAT.1-Sprecherin Diana Schardt erklärt die Wahl des Plakats so: „Anzeigenmotive arbeiten mit Stereotypen und überspitzten Darstellungen. Das ist auch in diesem Fall so.“ Seine Schönheit wolle man dem Ruhrgebiet aber nicht absprechen. TV-Anwalt Ingo Lenßen meint: „Mir gefällt das Motiv, da es genau das in den Mittelpunkt stellt, was der Pott war und heute noch ist: Er hat seine alten Industrieanlagen in Kulturstätten umgewandelt.“ Ganz so genau nimmt es Sat.1 anscheinend dennoch nicht. Schließlich haben  Kulturstätten in ehemaligen Industriegebäuden heutzutage keine rauchenden Schlote mehr.

Allgemein ITB 2012 Topstories

Deutsche reisen trotz Finanzkrise

Foto: Prof. Hans-Werner Sinn, Volkswirt und Chef des Münchener ifo Instituts, spricht bei der Kongresseröffnung der ITB Berlin 2012 über die Entwicklung der Weltwirtschaft. Quelle: ITB Berlin 2012

Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen. Das hat die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelt. „Die Finanzkrise ist keine Tourismuskrise“, sagte Vorstandsvorsitzender Matthias Hartmann am Mittwoch auf der ITB Berlin 2012.

Obwohl die Medien intensiv über die weltweite Wirtschaftskrise berichten, wirke sich die Krisenstimmung nicht auf die Reisebranche aus. Die Deutschen seien Konsumoptimisten. Die Ursache sieht Hartmann in der gesunkenen Arbeitslosenquote. Mit mehr Geld in der Tasche könne man auch mehr ausgeben. Wer hierzulande dennoch mit weniger Geld auskommen muss, kürze lieber bei Essen und Trinken, bei der Kleidung oder beim Ausgehen. „Am Urlaub sparen die Deutschen als letztes.“

In unsicheren Zeiten geht der Trend hin zum Urlaub im eigenen Land: Statt um die Welt zu fliegen, verbringen immer mehr Deutsche ihre Ferien lieber zwischen Flensburg und Garmisch. Von den Umbrüchen in der Arabischen Welt profitieren laut GfK insbesondere die Kanarischen Inseln und die Türkei. Das Land am Bosporus zieht in der Finanzkrise zudem viele Griechenland-Fans an. Hans-Werner Sinn, Chef vom Münchener ifo Institut, hat dafür eine Erklärung parat. In der Türkei könne man genauso gut Urlaub machen wie in Griechenland – allerdings zum halben Preis.

Allgemein ITB 2012 Topstories

Politischer Umbruch – Welche Rolle spielt der Tourismus?

Foto: Edith Kresta, Thomas Müller, Nicole Häusler, Dr. Peyman Javaher-Haghighi, Hamed Abdel-Samad, Dr. Wolfgang Aschauer, Burghard Rauschelbach. Quelle: Miriam Gutekunst.

Dass es einen Zusammenhang zwischen politischen Umbrüchen und Tourismus gibt, ist wissenschaftlich nachgewiesen: Während zum Beispiel Ägypten vor den Demonstrationen am Tahrir-Platz in Kairo eine führende Position im touristischen Wachstum besetzte, brach der Tourismus im Februar und März 2011 um bis zu 80 % ein. Mittlerweile hat sich der Rückgang bei circa 30 % eingependelt und die Touristenzahlen gingen von 14 Millionen auf 10 Millionen zurück. Brauchen Länder wie Ägypten in einer politisch instabilen Situation Tourismus? Und wenn ja, welche Art von Tourismus?

Abseits des regen, bunten Treibens der ITB Berlin hatte sich heute Morgen eine kleine Runde zusammengefunden, um über diese Fragen zu diskutieren. In zahlreichen Podiumsdiskussionen über die Zukunft der arabischen Länder nach der Revolution würde auf der Messe ja doch jeder das Gleiche sagen: „Kommt, bereist uns, dann helft ihr der Wirtschaft!“, erklärte der Moderator Burghard Rauschelbach, Leiter des Sektorvorhabens „Tourismus und nachhaltige Entwicklung“ der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Dieser scheinbare Konsens der ITB Berlin sollte in diesem überschaubaren Rahmen nun mit kritischen Stimmen beleuchtet werden. Eingeladen waren der deutsch-ägyptische Politikwissenschaftler und Autor Hamed Abdel-Samad, der Soziologe Dr. Wolfgang Aschauer, die Leiterin der Redaktion „Reisen und Interkulturelles“ der taz – die tageszeitung Edith Kresta, die Beraterin für nachhaltigen Tourismus Nicole Häusler und der iranischstämmige Experte und Autor Dr. Peyman Javaher-Haghighi.

Edith Kresta plädierte für einen „Revolutionstourismus“. Diese Art des Reisens hat seine Wurzeln bei der linken Bewegung in den 1970er Jahren. Zu dieser Zeit hieß es zum Beispiel: „Wir reisen nach Nicaragua und helfen bei der Revolution.“ Die Journalistin war in den letzten Monaten mehrere Male in Tunesien und ist begeistert von der neuen Offenheit der Menschen. Sie sieht im Tourismus eine Chance für die Bevölkerung sich dem Westen weiter zu öffnen. Das Land habe als Ursprung des arabischen Frühlings zum ersten Mal ein Gesicht bekommen. Ein Alleinstellungsmerkmal, das Tunesien als Reiseziel nicht länger austauschbar mit jedem anderen All-Inclusive-Urlaubsangebot mache. Man solle als Tourist die Bevölkerung unterstützen und abseits der 3-Sterne-Clubhotels mit den Menschen ins Gespräch kommen.

Dass Touristen nicht mehr die „Autobahn der Vorurteile“  fahren, sondern in Kontakt mit den Einheimischen treten, wünscht sich auch Hamed Abdel-Samad für sein Geburtsland Ägypten. „Touristen und Ägypter beobachten sich wie im Zoo und keiner weiß, wer der Affe ist“, beschrieb der Politikwissenschaftler die Begegnung zwischen Besuchern und Gastgebern. Diese Bilder müssten jetzt diskutiert und verhandelt werden. Die Frage sei, welche Tourismusform dabei helfen kann?

Die Ethnologin Nicole Häusler hält es in diesem Zusammenhang für wichtig, die gesamte Bevölkerung am Tourismus partizipieren zu lassen. Man müsse auch dem Mittelstand die Chance bieten sich einzubringen und Unternehmen zu gründen. Diese Länder bräuchten einen Tourismus, der mittelständig orientiert ist und auch in prekären Regionen ankommt, bestätigte Edith Kersta den Ansatz des „community-based tourism“. Bisher habe sich der Tourismus wie ein rotes Band durch Ägypten gezogen, das von Urlaubern abgeklappert wurde: immer die gleichen Hotels, immer die gleichen Restaurants.

Ob Ägypten und Tunesien für diese Art des Reisens schon bereit sind, bezweifelt Dr. Wolfgang Aschauer – war der Tourismus dort doch lange Zeit ein „paradiesischer Käfig mit starken Sicherheitsmaßnahmen“. Darüber zu urteilen, ob die Reise in ein Land im politischen Umbruch gut oder schlecht ist, hält er allerdings für ethnozentristisch. Man solle doch darauf hören, was  die Bevölkerung des Ziellandes selbst wolle.

Dr. Peyman Javaher-Haghighi weiß von Bekannten und Verwandten im Iran, dass sich die iranische Bevölkerung Tourismus wünscht und offen ist gegenüber Besuchern. Die interkulturellen Begegnungen könnten sogar den Demokratisierungsprozess anstoßen, da die Iraner durch den Kontakt mit Touristen andere Lebensformen und Sichtweisen kennen lernen könnten. Der Reiseveranstalter SKR möchte genau aus diesem Grund den Iran bald in sein Angebot aufnehmen.  Für den Geschäftsführer des Familienunternehmens Thomas Müller ist die Komponente des Austauschs zentral für Tourismus in einem diktatorisch regierten Land.

Welche Rolle spielt nun Tourismus in einem politisch instabilen Land? Die Experten sind sich einig: Man braucht diesen Wirtschaftssektor tatsächlich. Aber sie sprechen sich für eine neue Form aus – weg vom Massentourismus in abgeschotteten Hotelanlagen, gesteuert von wenigen großen Reiseveranstaltern, hin zum individuellen Reisen mit Raum für Begegnungen mit Einheimischen, von dem kleine Unternehmen profitieren. Nur dann kann der Tourismus in Ländern wie Ägypten und Tunesien nach der Revolution eine positive Rolle spielen.

Zum Abschluss warf Thomas Müller noch einen wichtigen Gedanken in die Runde: „Letzten Endes entscheidet jeder Kunde selbst, ob er in den Massenbunker möchte oder etwas anderes.“ Ob diese Botschaft zu den Besuchern und Reiseveranstalter der ITB Berlin durchdringt, bleibt durch die Abgeschlossenheit und Exklusivität dieser Veranstaltung fraglich.

Allgemein ITB 2012 Topstories

Traumbranche Tourismus: Welcher Weg führt zum Erfolg?

Quelle: ITB Berlin.

„Fragt man Bewerber im Vorstellungsgespräch, warum sie in die Tourismusbranche wollen, sagen viele, dass sie Fremdsprachen beherrschen und gerne reisen“, sagt Katrin Hörner, Leiterin der Abteilung Nachwuchsentwicklung beim Tourismus-Konzern Thomas Cook. Bei Neueinstellungen achte das Unternehmen jedoch stattdessen vor allem auf solide mathematische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Bewerber müssten sich mit wirtschaftlichen Kennzahlen auskennen und diese schnell richtig interpretieren können.

Auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin raten deshalb Praktiker aus der Tourismusbranche Berufseinsteigern zu einer Kombination aus praktischer Berufsausbildung und Studium.

Denn Auszubildende lernen genau kennen, wie Unternehmen funktionieren und welche Aufgaben in der Praxis wichtig sind. „Es ist ein großer Vorteil, wenn man in der Lage ist, auch Buchungen durchzuführen“, sagt Hans-Gustav Koch, Geschäftsführer des Deutschen Reiseverbandes. Einzelne Praktika während eines Touristikstudiums könnten eine Ausbildung nicht ausgleichen. „Auch Abiturienten brauchen dafür 24 Monate, das kann kein Betrieb in wenigen Wochen leisten“, meint Katrin Hörner. Besser seien zudem einzelne längere Praktika statt vieler kurzer.

Dass eine Berufserfahrung praktische Kenntnisse vermittelt, die vielen Studenten fehlen, kann Johanna Breit bestätigen. Die 23-jährige ist Auszubildende bei FTI in München. Kürzlich musste sie eine Praktikantin einarbeiten, die seit vier Semestern studiert. „Die fängt quasi bei null an“, sagt Breit – und erklärt ihr jetzt unter anderem, dass die Abkürzung „HP“ in Preisvergleichen für „Halbpension“ steht.

Doch andererseits lernen Studenten an Universität oder Fachhochschule Abstraktionsfähigkeit und das Denken in Konzepten. „Wir brauchen auch Absolventen, die über den Tellerrand hinaus blicken, die innovativ sind und Ideen mitbringen“, sagt Katrin Hörner.

Auch Johanna Breit möchte nach ihrer Ausbildung noch studieren. Wie viele andere Berufseinsteiger hat sie allerdings Angst, dann deshalb keine Stelle mehr zu finden, weil sie nach ihrem Studium mit 28 Jahren zu alt sein könnte. Diese Befürchtung sei jedoch unbegründet, meinen viele Praktiker auf der ITB. „Nehmen Sie so viel Ausbildung mit, wie sie bekommen können“, rät Hans-Gustav Koch den Zuhörern. Und Thomas-Cook-Personalerin Hörner erklärt, ihr Unternehmen würde bei der Bewerberauswahl nicht aufs Alter schauen, sondern auf die Qualifikation.

Unerreichbar ist er glücklicherweise nicht, der Traumjob in der Tourismusbranche. Aber auf einen langen Weg dorthin müssen sich Interessierte einstellen.

Allgemein ITB 2012 Topstories

Tourismus als Lebenselexier?

Foto: Tanouri-Tänzer auf der ITB Berlin. Quelle: Miriam Gutekunst

Es wird still im Publikum. Mit fünfzehnminütiger Verspätung treffen die angekündigten Tanoura-Tänzer ein. Mit ernster Miene schreiten die drei jungen Männer auf die Bühne und positionieren sich in einer Reihe. Mit dem ersten Trommelwirbel der Musik beginnen sie sich zu drehen. Schneller und schneller. In Windeseile falten sich ihre langen, bunten Röcke auf und steigen höher und höher. Tanoura ist  die Kunstform des traditionellen Tanzes der Derwische, der Vertreter des mystischen Islams. Das Drehen soll zu Ekstase und dadurch in himmlische Sphären führen.

Aber an diesem Mittwochmorgen handelt es sich nicht um eine religiöse Zeremonie, sondern um eine Aufführung für die Besucher der ITB Berlin. Die drei Tänzer vertreten das Partnerland Ägypten und werben um Touristen. Ein Jahr ist es her, dass der arabische Frühling nach Ägypten schwappte und sich am Tahrir-Platz in Kairo hunderttausende Menschen zusammenfanden,  um gegen die Regierung Mubarak zu demonstrieren. Der Präsident wurde gestürzt. Die erfolgreiche, friedliche Revolution der Ägypter löste weltweit Respekt und Bewunderung aus. Nun ist es unklar, wie sich das Land weiterentwickeln wird. Doch eines steht für Tourismusminister Mounir Fakhry Abdel Nour fest: „Die Regierung muss 800.000 jungen Menschen Arbeit geben, sie kann nicht auf Urlauber verzichten.“ Vor der Revolution reisten noch 14,7 Millionen Touristen in das Land der Pyramiden, davon 1,3 Millionen aus Deutschland. Seit den politischen Umbrüchen sind diese Zahlen stark eingebrochen. Die diesjährige ITB soll dazu beitragen, den Tourismus wieder anzukurbeln.      

Die drei Ägypter wirbeln über die Bühne.  Sie sind umgeben von ihren kreisförmigen Röcken, deren grelle Farben verschwimmen, so schnell drehen sie sich. „Elixier der Glückseligkeit“, so wird der Tanz der Derwische genannt. Als „Lebenselixier“ bezeichnet auch Dr. Christian Gölke, Geschäftsführer der Messe Berlin, die Bedeutung des Tourismus für Ägypten. Die Branche ist ein wichtiges Standbein für das Land und erwirtschaftete vor der Revolution zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Folgt nach der politischen Revolution im Land der Pauschalreisen eine Revolution im Tourismus? Ein Blick in das Kongressprogramm der ITB Berlin zeigt, dass darüber kontrovers diskutiert wird. In Podiumsdiskussionen und Workshops geht es um die Bedeutung und Auswirkungen der Tourismuswirtschaft  in einem Land, das sich im politischen Aufbruch befindet: Minister, Wissenschaftler und Reiseveranstalter debattieren zum Beispiel über die Frage, ob es sich bei der „Arabellion“ um einen arabischen Frühling oder um eine touristische Eiszeit handelt. Auch der CDU-Politiker Klaus Brähmig, Vorsitzender des Bundestags-Tourismusausschusses, äußerte sich kurz vor der Eröffnung der Tourismusmesse gegenüber dem Hamburger Abendblatt kritisch und sprach sich gegen Urlaubsreisen nach Ägypten in der momentanen Situation aus, unter anderem wegen der Unterdrückung der koptischen Christen und den Prozessen gegen Mitarbeiter von Organisationen wie der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Einer der Tänzer wirft plötzlich seinen Rock in die Luft, blickt flehend gen Himmel und schlägt die Arme über dem Kopf zusammen.  Die Show ist aus und die Künstler verlassen unter verhaltenem Applaus die Bühne. Ob es tatsächlich Folkloreaufführungen sind, die Touristen wieder nach Ägypten locken, oder es etwas Anderes, etwas Neues braucht, um die Menschen zu überzeugen, wird sich in der kommenden Urlaubssaison zeigen.

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Allgemein ITB 2012 Topstories

SO-LO-MO – oder wohin die Reise der Reise geht

Foto: Dipl. Math. Heike Helmers. Quelle: Jana Rentmeister

Alle Referenten beim Panel sprechen von den diesjährigen Trends im eTourismus: Social Media. Ob alle Unternehmer und auch kleine Betriebe mithalten können, ist noch die Frage. Denn wie so oft geht es bei Trends um Erwartungen, nicht um Versprechungen.

In ganzen Hallen der ITB Berlin, der weltweit größten Messe für Tourismus, geht es nur um das Thema „Wohin geht die Reise der Reise?“, sprich: welche Entwicklungen können wir im Tourismus erwarten? Und es gibt viele Antworten. Die Trends im eTourismusmarketing auf sind nach einem Tag schnell auf den Punkt gebracht: SO-LO-MO, die Kurzform für social, local und mobile.

Im eTravel World Lab der Halle 7.1c dreht sich jeder Vortrag darum. Auf „Konsumentenmarkting im Social Web“ folgt „Social Media 2012 – 10 Thesen vom Hype zum Kommunikationsalltag“ über „Social Media along the travel chain“ bis hin zu „Kollaboratives Reisen – Ideen und Konzepte für ein neue Zeitalter im Tourismus“.

„Dabei ist das Bewusstsein für Social Media bei Klein(st)unternehmen noch längst nicht da“, weiß Dipl. Math. Heike Helmers aus eigener Erfahrung. Die Marketingberaterin von Tourismuskontor sitzt mit im Publikum und hört gespannt den Vorträgen zu. Sie entwickelt für Kleinst- und Kleinunternehmen aus der Tourismusbranche Strategien zur Marktbeschreitung und ist seit zehn Jahren selbstständig. „Wie Social Media funktioniert, welche Chancen und Tücken es mit sich bringt, wissen viele noch nicht. Mit Seminaren machen wir vorwiegend Aufklärungsarbeit.“

Im Kern geht es bei Social Media um folgendes: Mit „Web 2.0“ oder „Mitmach-Web“, zwei Synonyme für „Social Media“, hat sich nicht etwa eine neue Version des Internets entwickelt, sondern es ist vielmehr ein neues Verständnis darüber in unserer Gesellschaft entstanden. Es hat eine Machtverschiebung gegeben, denn es sind nicht mehr nur große Konzerne, die Inhalte im Netz publizieren können sondern jeder einzelne Reisende. Das geschieht vorrangig über Dialogfunktionen und vereinfachte Kommunikationswege, über Bewertungsfunktionen und eine erhöhte Zugänglichkeit von Informationen.

Der Reisende entscheidet, was er wahrnehmen möchte und was nicht. Für die Masse an Werbebotschaften, die täglich auf ihn einprasseln, hat er Filter entwickelt, die Informationen selektieren, bevor ihnen große Aufmerksamkeit geschenkt wird. Björn Zimmer, CEO von Yourfans, empfiehlt Unternehmen daher, auf kontinuierliche und kanalübergreifende Berichterstattung mit konstanten Botschaften zu setzen. Erfolgsfaktoren bei Facebook-Marketing seien Markenbildung, Botschaften, Frequenz, Reichweite und Vertrauen: „Ein Wanderreise-Anbieter wird erst dann mit seiner Social Media-Strategie erfolgreich sein, wenn der Internetnutzer bei seiner Recherche im Internet ihn immer wieder entdeckt.“

Markenbildnerin Heike Helmers sieht die Problematik vor allem darin, dass in Kleinunternehmen zu wenige Kapazitäten für Social Media vorhanden sind. „Für das Verfolgen einer Social Media Strategie müssen Mitarbeiter erst einmal geschult werden, bevor sie kontinuierlich Inhalte veröffentlichen, denn jede Veröffentlichung bringt im besten Fall Kommunikation und erfordert Zeit für Dialog.“ Die Beraterin wünscht sich mehr Mut, damit die unternehmerische Schere zwischen kleinen und großen Unternehmen aus der Tourismusbranche nicht zu stark auseinander geht. Kleinunternehmer sollen mit offenen Augen durch das Web gehen und sich nicht von alltäglichen Sachzwängen leiten lassen. Besonders für den Regionaltourismus erkennt sie hohes Potential und viele Chancen.

In einem Punkt sind sich alle Referenten einig: Die Urlaubsentscheidung liegt nicht mehr in der Kontrolle des Vermarkters, denn sie haben dank des Internets eigene Möglichkeiten zum Vergleich. Der Vermartker stattdessen kann nur mit Mehrwert und Kompetenz punkten.

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Chance für Nachwuchsjournalisten. Presseworkshop young press berichtet täglich von der ITB Berlin 2012

Zum 18. Mal veranstaltet die Thomas-Morus-Akademie Bensberg in Kooperation mit der Messe Berlin einen Presseworkshop auf der weltgrößten Tourismusmesse in Berlin. Als Training on the job bietet der Workshop 15 jungen Teilnehmern und Teilnehmerinnen, die journalistische oder touristische Vorerfahrungen aus Studium oder Beruf mitbringen und sich um einen der Workshopplätze beworben haben. Unter fachkundiger Begleitung erstellen sie während der ITB Berlin 2012 den Pressedienst young press und vertiefen ihre (reise-)journalistischen Kenntnisse. Mit kritischer Distanz begleitet young press die Tourismusmesse in der Bundeshauptstadt. Das Augenmerk des Pressedienstes, der u.a. vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziell unterstützt wird, richtet sich dabei vor allem auf Themen, die sonst eher vernachlässigt werden: Reisebedürfnisse von jungen Leuten, auf sie zugeschnittene Reiseangebote, studentische Tourismusinitiativen und wissenschaftliche Diskussionen.

Betreut werden die jungen Journalistinnen und Journalisten von Dr. Jan-Christoph Kitzler (Deutschlandradio), Christine Berger (freie Reisejournalistin, u.a. National Geographic), Günter Ermlich (freier Journalist, u.a. DIE ZEIT, die tageszeitung, Der Tagesspiegel), Tobias Asmuth (freier Journalist u.a. fluter, FR, Berliner Tageszeitung) und Edith Kresta (die tageszeitung). Die von young press produzierten Artikel werden auf mehreren Social-Media-Portalen wie Social-Media-Portalen wir Xing oder Facebook für spannende Diskussionen rund um das Thema Tourismus sorgen. Zudem werden die Artikel auf der Homepage der ITB Berlin und im Blog der Thomas-Morus-Akademie platziert.

Das Büro von young press befindet sich im Pressezentrum (Zwischengeschoss, Raum 503) und ist vom 7. bis 11. März 2012 täglich von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr besetzt und unter der Rufnummer 0 30 / 30 38 –81 073 erreichbar. Ansprechpartner sind Astrid Ehring, Messe/ITB Berlin sowie Susanna Theunissen von der Thomas-Morus-Akademie Bensberg.

Die Redaktionsmitglieder von young press:

Kristina Czech, Angelica Germanà, Miriam Gutekunst, Katharina Klöber, Jana Rentmeister, Marcel Weyrich,

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