Gefährliche rechtliche Grauzonen bei Jugendreisen

Der deutsche Fachverband von Jugendreisen, Reisenetz, warnt vor rechtlichen Unklarheiten

Costa Brava: Jugendliche stürzen durch Alkohol ab oder haben das erste Mal sexuellen Kontakt mit dem anderen Geschlecht. Solche „Ausschreitungen“ der Jugendlichen stellt Veranstalter von Jugendreisen stellt vor neue Probleme: Denn die Grenzen zwischen Verantwortungs- und Schutzpersonen verschwimmen.

Das stellt auch Eltern vor große Probleme. Sie kostet es ohnehin viel Mut ihre Kinder das erste Mal unter die Obhut Unbekannter zu geben. Aus einer unüberblickbaren Masse an Informationsmaterial müssen sie den geeigneten Reiseveranstalter für ihre Kinder finden. „Viele Geschäftsmodelle bieten zwar billige Jugendreisen an, generieren ihren Gewinn aber über Verkauf von Alkoholika im Reisegebiet“, warnt Klaus Eikmeier, Geschäftsführer von CTS Gruppen- und Studienreisen GmbH. Gemeinsam mit Rechtsanwältin Anja Smettan-Öztürk hat er die Informationsbroschüre von Reisenetz, deutscher Fachverband für Jugendreisen, auf der ITB in Berlin vorgestellt. Jugendreisen bieten gefährliche rechtliche Grauzonen. Auf diese sollen Eltern, aber vor allem Veranstalter von Jugendreisen in der Broschüre „Jugendreisen: Aufsichtspflicht bei 16plus“ hingewiesen werden. „Leider gibt es von staatlicher Seite in Deutschland keine Gütekriterien für Jugendreisen“, beurteilt Eikmeier die Gefahrenlage. Solche Qualitätsstandards würden nur von Dachverbänden wie Reisenetz verfasst. Gefährlich, denn diese Standards sind somit nur für Mitglieder der entsprechenden Dachverbände gültig.

Qualitätsstandards für Jugendreisen

„Die Ausbildung ist das A und O, es muss ein Mindeststandard an Ausbildung für junge Betreuer gegeben sein. Ein mehrtägiges Seminar wie es bereits viele Veranstalter anbieten, reicht dazu aus“, sagt Eikmeier. Smettan-Öztürk und Eikmeier empfehlen außerdem eine Erste Hilfe- Ausbildung und eine verpflichtende Vorlage des polizeilichen Führungszeugnisses. Gefahrensituationen wie beispielswiese ein Badeausflug in eine unbekannte Bucht oder riskante Alkoholmischungen in Clubs sollen vor oder nachher thematisiert werden. „Wenn man auf eine Gefahrensituation vorbereitet wird, kann man ganz anders damit umgehen“, weiß Smettan-Öztürk. Insgesamt sehen die Smettan-Öztürk und Eikmeier eine Qualifizierung der Angebote auf dem Jugendreisemarkt. Dennoch fehlt Eikmeier eine Initiative der Regierung Reisen für Jugendliche sicherer zu machen. „In Deutschland haben wir das Problem, dass sich die Ministerien überhaupt nicht mit der Sache beschäftigen. Das ist nicht gut!“ (ani)

ITB 2014 Kinder- und Jugendreisen Tag 3 | 7. März 2014

Jugendlichen den Sommer ihres Lebens ermöglichen

v.l. Alexis Quantel, Patricia Slunjski

Berlin, 5. März. Wenn es für Jugendliche zum ersten Mal ohne ihre Eltern in den Urlaub geht, dann meistens über eine Jugendreise. Es ist der erste Urlaub mit Freunden, fremde Menschen und um sich in einer unbekannten Stadt zu Recht zu finden. Interessante Erfahrungen, aber auch neue Herausforderungen warten dort auf sie. Häufig geht der erste Urlaub in einen Partyort wie Calella oder Lloret de Mar in Spanien. Die Jugendlichen werden auf diesen Touren von so genannten Teamern betreut, die oft nur wenige Jahre älter sind und zum Beispiel Partyexzesse begrenzen müssen. Eine verantwortungsvolle Aufgabe.

Alexis Quantel ist 25 Jahre alt und einer dieser Teamer bei  Ruf Reisen. Seit sieben Jahren arbeitet er für die Organisation, die Jugendreisen für unterschiedliche Altersklassen veranstaltet. Vor Ort unterstützen ihn zusätzlich so genannte Langzeit- Teamer. Sie sind älter, haben jahrelange Erfahrung und sind den gesamten Sommer über in den Reisezielen vor Ort.

Voraussetzungen für eine Anstellung als Betreuer
Vor seinem ersten Einsatz für Ruf Reisen hat Alexis Jugendgruppen auf Kirchenfahrten betreut. Diese Vorkenntnisse haben ihm bei der Einladung zum Seminar geholfen. Auch Sprachkenntnisse sind Auswahlkriterien für die Einladung als Teamer. Es gibt entweder ein fünftägiges Seminar oder ein dreitägiges Intensivseminar. Dort werden Konflikte simuliert und das Sprechen vor Gruppen trainiert. Der Veranstalter Ruf Reisen empfiehlt zwar, das längere Seminar zu besuchen, viele Bewerber haben aber keine fünf Tage Zeit und besuchen den Intensivkurs, erklärt Inga Hörttrich von Ruf Reisen. Alle Mitarbeiter der Organisation, sogar das Küchenpersonal, müssen das pädagogische Seminar besuchen, aber nicht jeder werde danach eingestellt.

Schwierige Gratwanderung
Viele Studenten wie Alexis arbeiten in ihrer vorlesungsfreien Zeit für Veranstalter von Jugendreisen.  Die Arbeit für Ruf Reisen sei für ihn auch Urlaub und überfordert hat er sich trotz der geringen Altersunterschiede zu den Mitreisenden bisher nie gefühlt. „Es ist schwierig streng und gleichzeitig nicht zu streng mit den Jugendlichen zu sein, ich versuche ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen aufzubauen“, beschreibt Alexis seine Beziehung zu seinen Teilnehmern. Seit Jahren stehen seine Pläne für den Sommer fest: „Den Jugendlichen den Sommer ihres Lebens ermöglichen.“ (ani)

ITB 2014 Kinder- und Jugendreisen Tag 1 | 5. März 2014

Wo Kinder Könige werden können – Tipps für den Familienurlaub in Schweden

Pippi Langstrumpf auf der ITB. Was hat Schweden außer ihr noch zu bieten? Foto: Marcel Weyrich

 

Dass Schweden ein familienfreundliches Land ist überrascht nicht. Drei Millionen Gäste zog es im Jahr 2012 nach Südschweden ins östliche Smaland und Öland, zwei Drittel davon waren Familien. Fast eine Million Deutsche reisen jedes Jahr nach Schweden. Bietet Südschweden aber mehr als Pipi Langstrumpfs Villa Kunterbunt? Laut Hanna Svensson von Smaland Touismus schon. Ganz anders als in Deutschland gehören Kinder hier viel selbstverständlicher zum Alltag dazu. Denn: „Wenn die Kinder glücklich sind, sind die Eltern glücklich und dann ist es ein gelungener Urlaub.“ Ganz nach dieser Maxime verrieten Svensson und ihre Kollegin Karin Ekjejbär aus der Region Kalmar youngpress ein paar Angebote, die aus den Prospekten so nicht herauszulesen sind:

 

Zum Ritter werden à la Fort Boyard

Von der Astrid Lindgren-Welt in Smaland, in der Pipi Langstrumpf „wohnt“ liegt das „Schloss Kalmar“ nur zwei Autostunden entfernt. Wie in der TV-Serie Fort Boyard können hier Kinder kniffelige Aufgaben lösen, in denen geklettert und gefrickelt werden muss, um zu gewinnen. In der TV-Serie kommen Schlangen und Tiere zum Einsatz. Während der zwei Stunden, die das Spiel in Kalmar dauert, natürlich nicht. In erster Linie dominiert Holz und erzeugt eine Burgatmosphäre ohne exotische Tiere. Am Ende gibt es kein Geld, aber einen Preis: Der oder die Gewinnerin werden offiziell per Schwert zum Ritter geschlagen. www.kalmarslott.se (Seite in Englisch)

 

Glas machen statt zerbrechen

Welcher Elternteil hat sich nicht schon einmal geärgert, dass die Kinder ausgerechnet das Lieblingsglas der Eltern zerstört haben? Im „Kingdom of Glass“ in Växjo, Südschweden, können die Kinder sich einmal bei ihren Eltern revangieren. Glasbläser helfen Kindern, selber ein Glas zu blasen. Die können, wenn alles abgekühlt ist, immer noch entscheiden, ob sie es zur Wiedergutmachung ihren Eltern geben oder es lieber doch selbst behalten und stolz ihren Freunden zeigen. www.glasriket.se (Seite in Englisch und Deutsch)

 

Strandurlaub auf Schwedens „Mallorca“

Sonne ist zwar nicht das erste, woran Deutsche bei Schweden denken. Und doch gibt es einen Ort, der mit seinen Sonnentagen Millionen Schweden anlockt. „Öland ist für Schweden so etwas wie Mallorca für die Deutschen, jeder fährt dort gerne hin“, so Tourismusexpertin Ekjebär. Der Ort liegt mit 437 Sonnenstunden pro Jahr in den Top 5 der schwedischen Messpunkte. www.olandsturist.se (Seite auch in Englisch und Deutsch)

Auf der Messe in Berlin tanzen und backen Pipi Langstrumpf und Co. am 10.03. von 12 – 16 Uhr stündlich am Schweden-Stand in Halle 18.

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen

Video: Urlaubsziele der Kids

Urlaubswünsche der kleinen ITB-Besucher. Foto: Julia Harig

 

Kinder entwickeln immer früher den Wunsch, bei der Urlaubsplanung mit zu entscheiden. In welches Land sie als nächstes Reisen würden und was es dort unbedingt geben muss, das haben uns 12 kleine ITB-Besucher verraten:

httpv://youtu.be/nHrtCQgPiPc

 

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Topstories Trends Video

Wikinger-Projekt hält Jugendliche über Wasser

Heinrich Jenkel und Haiko Theel vor der WikThor (Foto: Madeleine Hofmann)

 

Der Verein „Alte Schule“ ist ein Anker für junge Arbeitslose

Inmitten der zahlreichen Messestände auf der Internationalen Tourismus-Börse Berlin (ITB) fällt die WikThor in Halle 4.1 sofort auf. Das 14 Meter lange Wikingerschiff in Form eines riesigen Seeungeheuers wird von Haiko Theel mit einer Axt bewacht. Obwohl er das wilde Outfit eines Wikingers trägt – Gewand mit Fellschal und dicke Wollsocken in Ledersandalen – jagt er niemandem Angst ein. Er lässt sich geduldig fotografieren und führt Interessierte an Bord des Segelschiffs.

Normalerweise steht die WikThor nicht in Berlin, sondern liegt am 270 Kilometer entfernten Ratzeburger See in Schleswig-Holstein. Dort trägt sie Schüler sicher über das Gewässer zu Aufenthalten in einem der Gästehäuser von Alte Schule e.V. Der Verein wurde 1982 von Christof Müller gegründet. Sein Nachbar, Heinrich Jenkel, war von Anfang an als Techniker am Projekt beteiligt. Er erinnert sich noch gut: „Zu dieser Zeit waren viele Pädagogen höchst unzufrieden mit dem Angebot der Jugendherbergen. Christof wollte deswegen sein eigenes Ding machen und eröffnete ein Tagungshaus in einer – wie der Name des Vereins verrät – alten Schule.“ Die Namensgebung sollte aber auch auf die konservativen Werte verweisen, die der Verein vermittelt: „Wir wollten weg von der weit verbreiteten Profitgier und wieder hin zur Nachhaltigkeit – ökologisch, ökonomisch und sozial“, erklärt Jenkel. „Dafür nahmen wir auch in Kauf, erst einmal kein und später sehr wenig Gehalt zu bekommen.“

200 Jugendliche bauen ein Schiff

Zu der Tagungsstätte am Ratzeburger See kamen schnell weitere Begegnungsstätten und Jugendhäuser in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. „Teilweise bereiteten die Gäste ihre Aufenthalte selbst vor, aber wir organisierten zum Beispiel auch Begegnungen zwischen Jugendlichen aus Ost- und Westdeutschland“, erinnert sich Jenkel.  „Wir hatten Kindergärten, sozial schwache Gruppen, Schulklassen, aber auch gewerkschaftliche und politische Jugendgruppen zu Gast.“ Auch Jürgen Trittin soll einmal da gewesen sein.

Die Projekte der „Alten Schule“ kamen so gut an, dass das Arbeitsamt Radebusch den Verein zu einem „ABM-Projekt“ machte. Fortan kamen arbeitslose Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen im Rahmen einer Bildungs- und Beschäftigungsmaßnahme in die Projekte. Sie arbeiteten nicht nur in den Jugendhäusern mit, sondern halfen auch beim Bau der auf der Messe ausgestellten WikThor: „Wir wollten etwas schaffen, mit dem sich die Jugendlichen identifizieren konnten“, erklärt Jenkel die Idee, ein Wikingerschiff nachzubauen. „Christof Müller ist einfach ein alter Dänemark- und Wikingerfreak.“ 200 arbeitslose Jugendliche halfen beim Bau mit. Dafür erhielt der Verein den Deutschen Kinderkulturpreis des Jahres 2000.

Wikinger-Exkursionen zeigen neue Perspektiven auf

Heute gibt es sogar noch ein zweites Schiff, auf dem Kinder- und Jugendgruppen mitfahren können. Die Crew, die aus zwei Pädagogen und zwei Jugendlichen besteht, bringt der Besatzung an Land dann noch wahlweise Bogenschießen, Schmieden oder Axtwerfen bei und rundet die Tage mit Lagerfeuer und Wikingergeschichten ab. Es arbeiten jährlich 25 Jugendliche bei Alte Schule e.V.: als Servicepersonal in den Jugendherbergen und in der Schiffsinstandhaltung. „Heute nennt man das Ein-Euro-Jobber“, bedauert Jenkel. „Aber die Jugendlichen bekommen hier bei uns mehr als nur eine Beschäftigung.“ Um den Arbeitslosen ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln, ihr Sozialverhalten zu fördern und ihnen eine Perspektive zu geben, unternehmen die Pädagogen von Alte Schule e.V. mit ihnen Schiffsexkursionen ins europäische Ausland, wo sie sich mit anderen Jugendlichen austauschen können. „Nach ihrem Einsatz bei uns können viele Jugendliche wieder ins Arbeitsleben eingegliedert werden“, freut sich Jenkel.  „Und wenn sie keinen Job finden, haben sie zumindest unser Vereinsmotto verinnerlicht, das sie sich in schwierigen Situationen wieder in Erinnerung rufen können: Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, ist es gut ein Schiff zu haben.“

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Nachhaltigkeit Topstories Trends

Alt ist das neue Jung – die neue Definition des „youth travelers“

Wird der junge Reisende immer älter? Dass sich immer mehr Menschen der älteren Generation auf Reisen begeben, spiegelt sich auch in der Kundschaft von Hostels wieder. Die ursprünglich einmal definierte preisgünstige Herberge für Jugendliche und junge Erwachsene wird immer mehr auch eine regelmäßige Übernachtungsmöglichkeit für Reiselustige in der Altersklasse 30 plus.

Auch mit 35 ist man heute noch „jung“

David Chapman, General Director der World Youth Student and Educational Travel Confederation (WYSE), sieht dennoch die jungen Leute in der Vorwärtsbewegung : „Wir schätzen, dass es weltweit weit über 30 Millionen „youth travelers“ gibt“. Jedoch habe sich in den letzten Jahren die Definition des „youth traveler“ stark gewandelt, ebenso wie die Kundschaft in den Hostels. Obwohl auch hier die Hauptzielgruppe zwischen 20 und 25 Jahren liege, so Richards, seien doch inzwischen auch 14 Prozent der Kunden aus geschäftlichen Gründen unterwegs. Somit sind Hostels nicht mehr ausschliesslich eine Absteige für Rucksackreisende. Der „youth traveler“ sei heutzutage nicht mehr genau auf eine Altersgruppe zu beschränken. Die Altersgrenze steige in den meisten Fällen auf 30, wenn nicht sogar auf 35 Jahre.

Der Preis muss auch für die Älteren  noch stimmen

Warum gehen immer mehr ältere Menschen in Hostels? „Sie werden abenteuerlustiger“, meint Richards. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters wollen die Reisenden das erfahren und erleben, was die Jugend tue. „Menschen in ihren Dreissigern wollen das „backpacking“ nicht so einfach aufgeben“, sagt zudem Carl Michel, Executive Chairman von Generator Hostels. Entscheidungsgrund Nummer eins, wenn es darum geht, für welches Hostel oder welches Hotel sich entschieden wird, ist nach wie vor der Preis. Auch wenn nach WYSE-Studien die Location ebenfalls eine wichtige Rolle spiele, sei letztlich die Location nichts wert, wenn der Preis nicht stimme. Auch Chapman ist der Meinung, dass der „Preis der Hauptfaktor“ für die Reisenden ist.

Die Hostelszene passt sich an: Internet und Komfort

Reisen sei ausserdem sozialer geworden, meint Dirk Föste, Marketing und Pressechef des Reiseveranstalters ruf. Soziale Plattformen seien zudem ein immer wichtig werdender Faktor für die Hotelindustrie. „Schon bevor überhaupt gereist wird, wollen sich die Menschen austauschen“, so Föste. Auf Hostelplattformen unterhalten sich Jugendlichen bereits vor ihren Reisen über die Qualität und den „Entertainmentfaktor“ von Hostels. Jungen aber auch älteren Reisenden sei es wichtig, einen Ort zu finden, der „nett, bezahlbar und angenehm“ ist, sagt Carl Michel. Was ein gutes Hostel ausmacht, hat sich im Laufe der Zeit gewandelt: „Heute kommt es viel mehr darauf an, was für ein Angebot an Events ein Hostel bietet. Und auch das Design nimmt immer mehr Bedeutung an“, erklärt Michel die Veränderung.

Doch ob 18 oder 35 Jahre alt – es sei das soziale Miteinander, das Zusammenkommen und Kennenlernen, das Reisen sowohl für alt als auch für jung ausmacht. Und wie Carl Michel zum Ende der Veranstaltung recht treffend feststellte : „Du lernst mehr auf einer Reise durch die Menschen, die du triffst, als durch Reiseführer“.

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Trends

Kulturaustausch oder Urlaub? – Freiwilligendienste Pro und Contra

Wie sinnvoll sind Freiwilligendienste? Anna (links) und Sara (rechts) haben sich Gedanken gemacht. (Foto: Julia Harig)

Sei es Tansania, Nepal oder Moldawien – Tausende von Freiwilligen reisen jedes Jahr ins Ausland, um sich in sogenannten Entwicklungsländern zu engagieren. Viele Reiseveranstalter bieten auch Freiwilligendienste an und möchten damit den Kulturaustausch fördern. Doch ist das wirklich so? Sara Bagladi findet Ja, Anna Munkler verneint.

 Pro: Eine lohnenswerte Angelegenheit

Freiwilligendienst soll nur ein erlebnisreicher Urlaub für den Freiwilligen sein, wie Kritiker behaupten? Wenn der Aufenthalt vernünftig organisiert wird, ist er für beide Seiten eine wertvolle Erfahrung.

Zur Qualität eines Freiwilligendienstes trägt die Organisation vor, nach und während des Praktikums einen wesentlichen Teil bei. Die Freiwilligen werden von der Organisation schon im Heimatland sorgfältig vorbereitet. Dazu gehört, dass sich die Freiwilligen gründlich über das Zielland informieren und darüber Bescheid wissen, wie ihre Fähigkeiten vor Ort genutzt werden können. Sie weisen Interesse an der anderen Kultur vor, sind bereit Verantwortung zu übernehmen, handeln selbstständig und besitzen – neben Englisch – Basis-Sprachkenntnisse in der Landessprache. Ausserdem muss ein Freiwilliger mehrere Monate einsatzbereit sein. Ob dies der Fall ist, testet die Organisation, die den Dienst anbietet, durch Gespräche. Ist der Volontär soweit gebrieft, kann es losgehen!

Damit der Freiwillige sinnvolle Arbeit leisten kann, muss vor Ort auf einiges geachtet werden. Eine vernünftige Begleit- sowie Fachperson, die sich auskennt, muss vorhanden sein. Diese weiss, wo Hilfe gebraucht wird und kann den Praktikanten zweckmässig einsetzen. Eine Lehrerin sollte beispielsweise nicht in der Landwirtschaft eingesetzt werden, sondern ihre pädagogischen Kenntnisse mit Kindern umsetzen können. Für die Menschen vor Ort ist es eine Bereicherung, die Kultur des Freiwilligen kennen zu lernen. Sie profitieren von dessen Englischkenntnissen, die für den Arbeitsmarkt sehr wichtig sind. Der Freiwillige ist mit den Einheimischen in Kontakt und bietet seine Unterstützung dort an, wo sie gefragt ist.

Nach dem Aufenthalt ist es ratsam, die Erfahrungen an zukünftige Volontäre weiterzugeben, damit sich diese auf die kommenden Probleme einstellen können.

Sind diese und weitere Faktoren gewährleistet, ist der Freiwilligendienst eine beidseitig lohnenswerte Angelegenheit.

Contra: Freiwillige sind auch nur Touristen

Kurzfristige Freiwilligendienste fördern keinen Kulturaustausch für beide Seiten. Für einige Tage, Wochen oder Monate in einem sozialen oder ökologischen Projekt zu arbeiten, ist auch nur eine Reise. Eine Reise mit besserem Gewissen.

Freiwillige, die nur für kurze Zeit in einem anderen Land leben, haben kaum die Möglichkeit, sich richtig einzuleben. Besonders in den Ländern des globalen Südens gibt es so große Unterschiede zu unserer Kultur und Mentalität, dass es selbst in einem Jahr nicht gelingt, anzukommen. Wer sich fremd fühlt, sucht schnell Sicherheit in dem, was er kennt. Ausländer gesellen sich zu Ausländern und schaffen so eine noch größere Kluft zwischen sich und den Einheimischen. Da findet kein Austausch statt. Was die Freiwilligen oberflächlich von der ihnen neuen Kultur kennenlernen, bestätigt unter Umständen sogar Klischees und Vorurteile, während die Einheimischen ihre Gäste nur als Fremde erleben.

Und selbst wenn es Freiwilligen gelingt, sich in einem Land und einer Kultur zurechtzufinden, sich anzupassen, vielleicht sogar Freundschaften zu schließen, so bleibt der Kulturaustausch dennoch einseitig. Die meisten Kontakte haben Freiwillige nämlich zu Menschen, die sich eine Reise beispielsweise nach Deutschland nie leisten können. So beschränken sich deren Erfahrungen mit einer anderen Kultur auf Erzählungen und Fotos. Für einen solchen Austausch brauchen sie keine Freiwilligen, da genügt ein Fernseher oder das Internet.

Es ist also falsch, Freiwilligendienste als eine Möglichkeit zum Kulturaustausch beider Seiten zu bewerben. Schön wenn Reisende durch die Arbeit in einem Projekt die Möglichkeit haben, sich genauer anzusehen, wie Einheimische leben und so ihrem Urlaub mehr Inhalt zu geben. Doch für einen echten, tiefer gehenden Kulturaustausch bräuchte es schon längere Aufenthalte und Gegenbesuche der Gastgeber bei den Gästen.

Allgemein Fernreisen ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Nachhaltigkeit Topstories

Messetour mit Kindern – ein Selbstversuch

 Ein Clown auf der ITB-Messe; Foto: Sara Bagladi

Messespaß für Kinder? Das müssen wir ausprobieren – schließlich schlummert in jedem von uns noch ein Kind. Als Vorbereitung auf die anstehenden Privatbesuchertage, haben wir die von der ITB vorgeschlagene Laufroute für Familien mit Kindern  getestet.

Erste Station: In Halle 1 stehen schon alle Zeichen auf Fußball-WM in Brasilien. Leider haben wir Fußball-Ikone Uwe Reinders gerade verpasst. Das Standpersonal verspricht uns, dass er morgen wieder Rede und Antwort steht und auch gerne für Erinnerungsfotos posiert. Unterstützung bekommt er von Lutz Pfannenstiel, dem ehemaligen deutschen Fußballtorhüter und vielleicht schaut auch Mirko Slomka vorbei. Übrigens gibt’s hier Cocadinhas da Bahia, leckere brasilianische Süßigkeiten.

Spannung und Vorfreude auf die Kindertour

Spannung und Vorfreude auf die Kindertour

Zweite Station: Hier in Peru werden morgen traditionelle Tänze wie Marinera und Huaylas vorgeführt. Wir testen schon einmal Pisco Sour, den landestypischen Cocktail mit Traubenschnaps  –  eine gute Erfrischung für die Eltern.

Dritte Station: Wir sind gespannt auf das angebliche Highlight der Kinderroute: In Halle 4 soll es viele Spiele und Aktionen für Kinder geben. Doch auf der Suche nach dem Weg dorthin lässt unsere Aufmerksamkeit nach. Wir entdecken die Matrioschkas in der Russland-Halle. Die sind einen Schnappschuss wert!

Matrioschkas in Russland

Matrioschkas in Russland

Nach einem längeren Weg an langweiligen Ständen vorbei, kommen wir endlich im Kinderparadies an: Hier herrscht zwar bunteres Treiben, man kann klettern und es gibt Platz zum Toben. Von den Vorbereitungen für Gewinnspiele, Schminkecke, Brotbäckerei und Tanzvorführungen am Wochenende können wir aber noch nichts entdecken.

Vierte Station: Wir ziehen weiter nach Andalusien. Dort sollen wir uns schon wieder einen Tanz anschauen. Immerhin gibt es hier Gummibärchen.

Könnte mal wieder spannender werden

Könnte mal wieder spannender werden

Bevor wir zu der fünften Station in Hessen gelangen, streifen wir Irak und Iran. Diese Länder sind überhaupt nicht auf Kinder vorbereitet – langweilig. Noch mal Jacke und Mütze anziehen, denn um zu Halle 7.2 zu kommen, müssen wir nach draußen in die Kälte. Doch der Weg lohnt sich. Hessen ist ein wahres Märchenland! Schneewittchen und die 7 Zwerge, Frau Holle, Schneeweißchen und Rosenrot und sogar Dornröschen warten auf uns. Morgen hat sich der Rattenfänger angekündigt – hoffentlich lässt er seine Gefolgschaft zu Hause.

Frau Holle und die Königin in Hessen

Frau Holle und die Königin in Hessen

Wir schleppen uns zur sechsten Station, doch langsam haben wir Hunger und sind müde.

Wir wollen nach Hause!

Wir wollen nach Hause!

Die vorgeschlagene Route ist etwas zu lang. Wir hätten zwar gerne noch Pippi Langstrumpf beim Backen zugesehen, aber der Weg ist uns einfach zu weit. Nach über zwei Stunden brechen wir die Tour ab. Zum Glück haben wir unterwegs viele Süßigkeiten für den Heimweg abgestaubt.

 Ein Bericht von Sara Bagladi und Madeleine Hofmann.

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen

Kinder allein unterwegs

Kinder- und Jugendreisen sind der Themenschwerpunkt auf der diesjährigen ITB Berlin. Auch der „junge“ Nachwuchs muss mitunter alleine verreisen. Für die Erziehungsberechtigten stellt sich dabei die Frage nach dem passenden Transportmittel. Die Bahn und Fluggesellschaften bieten Betreuung.

Die Globalisierung hinterlässt auch in den Familien ihre Spuren. Warum also nicht die Patentante in Spanien besuchen? Oder sich alleine auf dem Weg zu den Großeltern in den Schwarzwald machen? Tatsächlich fordern Kinder und Jugendliche mehr Freiheiten, beobachtet Manfred Fuß vom Bundesforum für Kinder- und Jugendreisen.

74 Prozent der Menschen in Deutschland leben in Städten, so das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln. Sie sind es gewohnt, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Dennoch entspricht eine lange Zugfahrt von Berlin nach Köln nicht dem Alltag. Die Deutsche Bahn bietet Kindern zwischen sechs und 15 Jahren daher eine Betreuung an. Das Angebot gilt freitags und sonntags und ist zurzeit auf neun Verbindungen zwischen den Großstädten möglich. Damit die Deutsche Bahn eine Betreuung gewährleisten kann, arbeitet sie mit den Bahnhofsmissionen zusammen. Nach eigenen Angaben begleitet ein geschulter Betreuer maximal fünf Kinder auf einer Reise. Das Angebot der Deutschen Bahn kostet etwa 25 Euro zusätzlich zum Ticketpreis.

Fliegen ist ein besonderes Erlebnis. Ist das Kind einmal im Flugzeug, braucht es in der Regel keine Hilfe mehr. Anders sieht es am Flughafen direkt aus. Der organisatorische Ablauf ist dort deutlicher komplexer als bei einer Bahnfahrt. Das Ticket muss ausgegeben, das Gepäck abgegeben  und das Handgepäck kontrolliert werden. Einmal am Zielflughafen gelandet, wartet die Passkontrolle und Gepäckausgabe. Aus diesen Gründen dürfen Kinder erst ab zwölf Jahren ganz alleine reisen. Für die Fünf- bis Zwölfjährigen bieten viele deutsche Fluggesellschaften wie Lufthansa, Airberlin und Condor eine Betreuung an.  Die Verantwortlichen nehmen sich den Kindern an, sobald die Eltern alle benötigten Dokumente ausgehändigt haben. Dazu gehört je nach Reiseziel das Betreuungsschreiben, Flugticket, Reisepass und das Visum. Die Gebühren für die Kinderbetreuung variieren je nach Strecke. Für innereuropäische bezahlen Eltern etwa 40 Euro. Führt das Reiseabenteuer die Kids gar auf einen anderen Kontinent, werden bis zu 80 Euro fällig. Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren können dieses Angebot der Fluggesellschaften in Anspruch nehmen oder alleine fliegen.

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen

Mit Jugendreisen zu höherem Umsatz für Reiseunternehmen

Jugendreisen werden für die globale Tourismusbranche immer wichtiger. Mit einem Anteil von 20 Prozent wächst der Anteil der Reisen für Kinder und Jugendliche konstant.

Das berichtet Samuel Vetrak, der Gründer von studentmarketing. Er sieht mit Hilfe von  Jugendreisen eine Chance, besseren Umsatz zu generieren. So könnten sich die Einnahmen von Jugendreisen bis ins Jahr 2020 fast verdoppeln, denn Reisen allgemein wird immer beliebter. Als Ursachen sieht Vetrak unter anderem das steigende Einkommen der Mittelschicht. Zudem werden die Reisebarrieren geringer. Heute sprechen viele Reisende mehrere Sprachen, unter anderem Englisch. Das vereinfacht die Kommunikation vor Ort. Zudem sorgen moderne Zahlungsformen wie Visa und das Internet dafür, dass Bezahlen vor Ort einfacher wird. Aber vor allem Billigfluglinien und Last Minute Angebote ermöglichen kostengünstiges und damit häufigeres Reisen.

Das Besondere an Jugendlichen als Kunden für die Reisebranche ist, dass diese offen für neue Erlebnisse sind und gerne unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Ebenso suchen sie nicht ausschließlich typische Touristenorte auf und bleiben länger an einem Ort. Das ist ein Grund, warum Jugendliche für Unternehmen attraktiv sind, denn aus dem Jugendlichen könnten auch  langfristige Kunden werden. Einige Länder und Kontinente machen sich dieses bereits gut zunutze. Australien zum Beispiel bietet im weltweiten Vergleich sehr erfolgreich mehr Jugendreiseangebote an. Inzwischen wird ein Viertel des Umsatzes im Land durch Jugendreisen erwirtschaftet.

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Trends

Job in der Sonne – Die Qualität von Jugendreiseleitern

Die erste Reise ohne Eltern ist eine Reise in die Selbstständigkeit, aber keine ohne Regeln. Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder fern ab der Heimat in guten Händen sind. Für Minderjährige gibt es ein breites Angebot an betreuten Reisen. So auch beim Reiseanbieter „ruf. Der Veranstalter castet auf der ITB frische Reiseleiter.

Unter den Bewerbern sind auffällig viele Studenten des Tourismusmanagement. Obwohl sie nun professionell in der Reisebranche arbeiten wollen, erinnern sich die jungen Leute noch gut daran, wie es war, selbst zum ersten Mal ohne Eltern zu verreisen. Studentin Eva weiß, dass es vor allem um Spaß und eine Form von Freiheitsgefühl geht, die Kinder anspornen alleine zu verreisen. Mareike möchte ihrer Funktion mit einem Mix aus Strenge und Coolness gerecht werden. „Regeln werden aufgestellt um sie zu brechen“, beschreibt sie eine Erinnerung aus ihrer Teenagerzeit und nimmt sich vor, mit Sympathie einen Draht zu ihrer Reisegruppe herzustellen.

Das Reiseleiterdasein ist nicht mit bezahltem Urlaub gleichzusetzen. 24 Stunden stellt man sich als Reiseleiter in den Dienst seiner Schützlinge. Die Durchführung und Begleitung von Ausflügen zählen ebenso zu den Aufgaben der Betreuer wie die Bereitschaft zu Nacht- und Notdienst. Die Leiter des Castings legen besonderen Wert darauf, den sozialen Kompetenzen der Bewerber auf den Zahn zu fühlen. Eine pädagogische Ausbildung gehört aber nicht zu den Voraussetzungen. Anhand eines Fragenkataloges wird getestet, wie die Bewerber mit Konflikt- und Problemsituationen umgehen.

Welche pädagogischen Qualifikationen von dem jungen Team gefordert werden, nennt Christoph Edling, Leiter der ruf Akademie, gleich am Anfang des Castings im Plenum. Dann werden die Bewerber in Gruppendiskussionen und Einzelgesprächen weiter auf ihre Eignung als Reiseleiter im Kinder- und Jugendbereich getestet. Hinterfragt wird, ob die Bewerber einfühlsam genug sind, ein Kind bei Heimweh zu trösten oder Mobbing in der Gruppe abzuwehren, bevor sie in die nächste Ausbildungsrunde in der „ruf“-Akademie eingeladen werden. In einer mehrtägigen Ausbildung müssen sie auch trockene Fakten lernen, wie beispielsweise das Jugendschutzgesetz. Wenn der Bewerber sich zudem als guter Ansprechpartner und souveräner Reisebegleiter auszeichnet, müssen nur noch wenige Dinge erfüllt sein.

„Bis zum Ende der Ausbildung muss der Bewerber einen großen Erste-Hilfe-Schein, einen Rettungsschwimmer-Schein und ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen können“, sagt Christoph Edling. Die individuelle Betreuung ist gerade bei den Kleinen besonders gefordert. Für die Jüngsten gibt es deshalb mehr Betreuer als für die Teenager.

Auch Bewerberin Julia aus Berlin ist im Anschluss an die Gruppendiskussionen des Castings davon überzeugt, dass die Auswahl der Reiseleiter gewissenhaft durchgeführt wird. „Es kann nur der überzeugen, der von den Leitern als aufgeschlossen, belastbar und einfühlsam bewertet wird“, so die Tourismus- und Eventmanagementstudentin.

Qualitätskontrollen gibt es auch. Ruf verfügt über das Siegel „Sicher Gut“ vom Bundesforum Kinder und Jugendreisen e.V., welches auch die Qualität der Reiseleiterausbildung bescheinigt. Der Diplom-Sozialpädagoge Manfred Fuß bestätigt, dass auch ruf, obwohl diese anders als gemeinnützige Organisationen ökonomische Ziele verfolgen, das Siegel zurecht tragen. Die Akademie erfüllt die Mindestanzahl der Ausbildungsstunden ihrer Reiseleiter und vermittelt den Bewerbern rechtliches und pädagogisches Know-how. Das Bundesforum prüft die Qualität der Reiseleiter nicht ausschließlich über Resonanz und Fragenkataloge, sondern testet einmal jährlich vor Ort die Ausbildung. Die Prüfer nehmen zudem mindestens einen beschäftigten Reiseleiter im Gespräch genauer in Augenschein.

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen

Heute mal Salat statt Burger: gesunde Ernährung ist hip

Die „Vitaminbar“ : So sieht gesunde Ernährung am ITB-Stand von ruf Jugendreisen aus

 

Schon seit längerer Zeit liegt gesunde Ernährung in Deutschland im Trend. In den vergangenen Jahren beschäftigen sich auch immer stärker Eltern von Kindern und Jugendlichen mit dem Thema, bestätigt auch Maike Rummich, Online Marketing Managerin und Presseprecherin für „A und O Hostels und Hotels“ in Deutschland. Bei der Entscheidung „Wo schicke ich meine Schützlinge eigentlich hin?“ spielt die Frage, ob dort gesund gegessen wird eine wichtige Rolle – sei es auf Klassenfahrt, Vereinsausflug oder im Sommerurlaub.

Dass gesundes Essen ein brisantes und „großes Thema“ ist, meint auch Prof. Dr. Heike Bähre, Geschäftsführerin des Institus für Tourismus und Kommunikation. Spätestens seit der rot-grünen Regierung von 1998 bis 2005 sei das Interesse an bewusster, gesunder Ernährung gewachsen. „Heutzutage muss in Deutschland das Essen gesund sein“, sagt Bähre. Touristen, die nach Deutschland kommen, seien hingegen oft überrascht und sogar abgeneigt gegenüber der gesunden deutschen Kost. Seitdem Hotels durch die Vergabe von Sternen zertifiziert werden, erwarten Kunden auch gewisse Standards – gesunde Ernährung, aber auch die Garantie, dass auf Lebensmittelunverträglichkeiten Rücksicht genommen wird.

Aber nicht nur Eltern, auch Lehrer und Kinder sowie die Jugendlichen selbst achten vermehrt darauf, was sie auf den Teller bekommen. Klassenfahrten und –ausflüge werden immer häufiger an bewusster Ernährung „ausgerichtet“. In Schullandheimen wie dem ADS Schullandheim Ulsnis an der Schlei lernen junge, aber auch ältere Menschen Lebensmittel kennen, erfahren, wo diese herkommen und wie man sie verarbeiten kann. „Wir betreiben damit sozusagen eine Aufklärungskampagne“, erläutert Andreas Heiler, Leiter des Schullandheims.

Auch Jugendreiseveranstalter wie ruf Jugendreisen haben den Trend längst erkannt. Neben gluten- und laktosefreien Speisen und Getränken, so verspricht die ruf-Broschüre, werden auch zu jeder Mahlzeit vegetarische Gerichte angeboten. „Bei 250 Teilnehmern sind im Durchschnitt 10 Prozent Vegetarier“, sagt ein Koch bei ruf. Um die gesunde Ernährung zu unterstützen, bietet ruf bei Reisen unter anderem eine Vitaminbar an, an der jeder seinen eigenen Joghurt mit Obst mischen kann – frei nach dem Motto „Pimp My Joghurt“. Bei der Veranstaltung „Das ruf Verpflegungskonzept – Verköstigung“ auf der ITB konnte man sogar selber mal seinen eigenen Joghurt „pimpen“, allerdings keinen laktosefreien.

Aber kommt das gesunde Essen denn bei den Kindern und Jugendlichen überhaupt an? „Sicherlich achten ältere Kinder mehr auf gesunde Ernährung und essen bewusster als jüngere“, meint der ruf-Koch. Insgesamt werde das Essen jedoch gut angenommen, das bestätigen auch die Fragebögen, bei denen die Jugendlichen die Reisen im Nachhinein bewerten.

Doch obwohl die Nachfrage nach gesundem Essen immer mehr steigt, ist der Bedarf doch noch nicht so hoch, dass es sich schon im Preis niederschlägt. Somit ist gesundes Essen derzeit weder für Verbraucher noch für Unternehmen teurer.

Allgemein Ernährung ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Nachhaltigkeit Trends

Vereinsreisen in Konkurrenz zu kommerziellen Reiseanbietern

Vereine müssen sich um Ferienkinder bemühen. Alexandra Ehlers vom Landesjugendring Schleswig-Holstein berichtet, die Anmeldezahlen für Verbandsreisen seien in den letzten Jahren immer mehr zurückgegangen. Als einen Grund dafür sieht der Verband die Ganztagsschulen. „Kinder haben einfach immer weniger Zeit für die Mitgliedschaft in Sportvereinen“, erklärt Ehlers. Früher waren die Ferienlager von Sport- und Musikvereinen Selbstläufer. Heute bemühen sich die Verbände um Mitreisende. Für die Suche nach dem passenden Ferienprogramm hat der Landesjugendring Schleswig-Holstein deshalb das Internetportal www.ferienbörse-sh.de für Verbandsreisen gegründet. Über das Portal sollen die Eltern die gemeinnützigen Vereine wiederentdecken.

Eltern suchen ein passendes Ferienprogramm für ihre Kinder häufig online. Große kommerzielle Reiseanbieter haben dadurch Vorteile. Sie stehen bei Google weit oben. Entweder wegen bezahlter Anzeigen oder auf Grund von professionellem Online-Marketing. Sportvereine sind oft weniger  professionell im Internet unterwegs. Deshalb werden ihre Reiseangebote nicht so einfach gefunden. Das Internetportal www.ferienbörse-sh.de ist ein Beispiel dafür, wie  die Vereinsreisen im Internet präsenter gemacht werden.

Auch den demografischen Wandel spüren die Vereine. Es gibt bis zu fünfzehn Prozent weniger Kinder und Jugendliche im Reisealter als noch vor zehn Jahren. Alexandra Ehlers vom Landesjugendring Schleswig Holstein erinnert sich: „Zu meiner Zeit waren wir 100 auf einer Freizeit, heute fahren nur noch zwischen 60 und 80 Kinder mit.“ Neben diesem Punkt gibt es auch viele Eltern, die ihre Kinder mit kommerziellen Reiseanbietern wie RUF in die Ferien schicken, anstatt mit Sportvereinen. „Bei Kinder- und Jugendverbänden steckt immer eine Idee dahinter. Sie setzen auf Gemeinschaft, auf den Sport oder sind politisch engagiert. Bei RUF ist die Freizeit irgendwann vorbei und die Kinder sind wieder weg.“ Das könnten Eltern auch als Vorteil sehen, vermutet Ehlers. Es ist kein weiteres Engagement gefragt, wie es bei einem Verein der Fall wäre. Für Eltern zählen der Preis, der passende Zeitpunkt während der Ferien und die Qualität. Das erfüllen auch kommerzielle Reiseveranstalter. Wenn die drei Punkte erfüllt sind, suchen Eltern oft nicht weiter. Obwohl die Vereine  auch darüber hinaus etwas zu bieten haben: Soziales Engagement, feste Bezugspersonen über die Reise hinaus und regionale Verbundenheit.

Die Preise von Vereinsreisen und Reiseanbietern haben sich angeglichen. Was bei den Reiseanbietern fehlt ist allerdings die Förderung bedürftiger Kinder und Jugendlicher. Diese ist nur bei den gemeinnützigen Vereinen gegeben. Generell sehen Ehlers und Jensen Anbieter wie RUF nicht als tatsächliche Konkurrenz. Schließlich sei die Bindung an regionale Verbände viel größer. „Hier geht es um das Wir-Gefühl. Für viele Mitglieder ist die Freizeit das Highlight des Jahres. Und das besteht auch über die Reise hinaus weiter.“  Ein Viertel bis ein Drittel der Kinder und Jugendlichen werden nach einer Freizeit auch im Verein aktiv, schätzt Jensen. Er erklärt, dass die meisten Vereine aber nicht darauf aus seien, viel mehr Kinder als ihre eigenen Mitglieder mit in die Ferien zu nehmen. „Dieses finanzielle Potential sehen die meisten Verbände gar nicht.“

Wenig Konkurrenzdenken von RUF

Im Gegensatz zu den Vereinen haben die kommerziellen Jugendreiseveranstalter keine Probleme. Seit Jahren steigen die Zahlen der Reisenden. Beim Marktführer für Jugendreisen RUF waren es 2010 noch rund 70.000, zwei Jahre später schon 80.000 Kinder und Jugendliche. Inga Krusch, Pressesprecherin bei RUF, sieht eher ein Miteinander mit den Vereinen als eine starke Konkurrenz. „Wenn die klassischen Sportverbände eine Konkurrenz für uns sind, dann weil sie so Viele sind. Außerdem haben sie einfach eine jahrzehntelange Tradition.“ Die Vorteile der großen Reiseveranstalter sind ihre flächendeckenden Angebote. Die Zielgruppe ist größer, weil sie nicht auf eine Region beschränkt ist. Überraschenderweise gibt es auch bei RUF eine langjährige Bindung. Alleine bei den unter 20 Jährigen gibt es einige, die schon zehn Mal und mehr mitgefahren sind. Auch hier haben sich also die kommerziellen Reiseveranstalter an die Vereine angeglichen.

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen

Per Mausklick auf die Piste – Snowbon.com bietet vergünstigte Skipässe via Internet

Auf der ITB informiert Stefan Senft viele Kunden und Besucher über das neue Portal Snowbon.com. (Foto: Anna Munkler)

Skifahren ist teuer. Einen großen Anteil daran hat meist der Skipass. Über hohe Skipass-Preise haben sich auch Tim Huonker und Stefan Senft geärgert. Besonders darüber, dass sie immer gleich teuer sind. „Manchmal sind die Skigebiete leer und manchmal voll, manchmal ist der Schnee schlecht und manchmal gut und trotzdem kostet das Skifahren immer gleich viel“, kritisiert Stefan Senft. Im Frühjahr 2012 haben die beiden Studienfreunde deshalb  die  Agentur „Snow&Alps“ gegründet. Auf ihrer Internet-Plattform „Snowbon.com“ bieten sie teils stark vergünstigte Skipässe. Seit November können Kunden dort Skipässe kaufen und dabei Rabatte von bis zu 70 Prozent bekommen.

Bereits während ihres Studiums in Maastricht hätten Tim Huonker und er  gemeinsam gearbeitet, berichtet Stefan Senft. Dann sei Huonker als Unternehmensberater tätig gewesen, er selbst habe mehrere Praktika gemacht und als Skilehrer in Deutschland und Japan gearbeitet. In München hätten sie sich wieder getroffen und Tim Huonker habe ihm von einer Skipass-Plattform in den USA erzählt. Weil dieses  Konzept auch in Europa bezahlbaren Skitourismus ermöglichen  könnte, gründeten die beiden 27-Jährigen ihre Firma, für die sie mittlerweile hauptberuflich arbeiten.

Mit ihr haben sie  gleich den Sprungbrett-Preis des Verbandes Internet Reisevertrieb gewonnen.  Zum Gewinn gehört neben einem Geldpreis und Unterstützung in der PR-Arbeit auch die Finanzierung eines Standes auf der ITB. Ein großes Plakat mit einem Skifahrer im Pulverschnee hängt an der Wand, die dem jungen Unternehmen zugeteilt wurde. Ab und zu klappt die eine Hälfte herunter. „Das muss ich schnell richten“, sagt Stefan Senft, grinst verlegen und fügt hinzu: „Wir wussten nicht, dass wir so eine Plastikwand haben, an der das nicht hält.“ Abgesehen von dem nicht klebenden Plakat wirkt der Stand von Snowbon.com professionell. Kleine Eiskratzer und Süßigkeiten liegen als Werbegeschenke bereit. Sogar eine eigene Pressesprecherin leisten sich die jungen Firmenchefs. Muriel van der Linden  informiert am Stand über Snowbon.com, während Senft und Huonker Gespräche mit potentiellen Partnern führen. Ein bestimmtes Klientel gebe es bisher nicht, sagt van der Linden, doch erstaunlicherweise buchten besonders viele Familien über die Plattform. „Dabei war die Seite ursprünglich für Jugendliche und junge Erwachsene gedacht.“ Stefan Senft fällt ein anderes Detail auf, mit dem keiner gerechnet hatte: „Bei uns buchen viele Familien den Skipass, bevor sie sich überhaupt um eine Unterkunft kümmern.“ Ein Zeichen mehr dafür, dass der Preis des Skipasses eine Rolle spielt.

Derzeit sind es 51 Skigebiete in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz, die Pässe über Snowbon.com verkaufen. Sie haben damit eine Werbeplattform im Internet und können auch an auslastungsschwächeren Tagen Karten verkaufen.  An den ITB-Ständen bayerischer Skiregionen kennt jedoch noch keiner Snowbon. Maximilian Hillmeier, Kurdirektor des Allgäuer Ortes Bad Hindelang, fragt zum Beispiel zweimal nach, wie das Portal heißt. Davon habe er noch nie gehört.

Stefan Senft wundert es nicht, dass die für einzelne Regionen zuständigen Fachleute seine Firma nicht kennen: „Die sind gar nicht unsere Zielgruppe.“ Tim Huonker und er  seien vor allem auf der Messe, um sich mit Reiseveranstaltern, Urlaubsportalen und Touranbietern zu vernetzen. „Wir könnten deren Angebote um Skipässe on demand erweitern“, sagt er. Das bedeute, dass Reisende selbst entscheiden könnten, für wie viele Tage sie Skipässe brauchen und nicht das übliche Pauschalangebot vorgelegt bekommen. Für die Zukunft planten sie vor allem weitere Kooperationsangebote, sagt Stefan Senft: „Wir wollen verschiedene Zielgruppen ansprechen, die Familien über Hausfrauenmagazine, die jungen und jung gebliebenen Leute über Apps und Bonusprogramme und alle über Pakete inklusive Skiverleih.“

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Skireisen Trends

Der Trend zum Nichttrend

Jugendreiseveranstalter setzen in diesem Jahr auf Altbewährtes, die Kids auf Mitbestimmung

Die Jugendreiseveranstalter sind sich einig: Abenteuerurlaub ist bei Teenagern sehr beliebt und läuft gut. Eltern und Lehrer wünschen sich, dass der Nachwuchs kulturell und sprachlich im Urlaub etwas dazulernt. Die Teenager wollen vor allem eins: Spaß! Wenig überraschend, kaum was Neues auf der Messe für die jungen Kunden.

Generator Hostel zum Beispiel ist auf diese Zielgruppe spezialisiert: Die Kundenansprache ist modern,  das Design ist hip. Über soziale Medien wie Facebook und Twitter sind sie im ständigen Kontakt mit den jungen Erwachsenen. Das war aber auch schon im letzten Jahr so. Trotz des direkten Drahts bleibt die Antwort nach Trends vage. „Die Gäste machen meistens das gleiche: Hauptattraktionen und ein paar Insidertipps reichen“, berichtet ein Mitarbeiter Schulter zuckend. Nur eins fällt ihm auf: Dass die Jugendlichen sich unabhängig in das Abenteuer stürzen wollen. Das Geschäft mit den Freiheitsliebenden wächst für die Hostels seit Jahren.

Sind also Individualreisen der neue Trend? Das Bundesforum Kinder- und Jugendreisen sieht das anders. Alleine elf Millionen Kinder und Jugendliche nahmen im vergangenen Jahr an organisierte Gruppenreisen teil. Vielleicht wurde für die Jugendlichen schon das passende Urlaubsrezept gefunden. Manfred Fuss vom Bundesforum Kinder und Jugendreisen kann sich das vorstellen. Er ist überzeugt, dass die Jugendlichen heute genauso begeisterungsfähig seien wie vor einigen Jahren. Er unterstreicht aber auch noch einmal, wie wichtig die Unabhängigkeit für die Jugendlichen sei. Sie wollen ihre Reise selbst mit planen, ihren Leidenschaften nachgehen. Manfred Fuss hat das Gefühl, dass die Teenager heute selbstbewusster sind. Daher können sie mehr fordern.

Ganz neue Entwicklungen haben die Jugendreiseveranstalter in den vergangenen Jahren nicht gefunden. Bei den Erwachsenen wird das Wohlergehen immer wichtiger. Hier gibt es einen ganz klaren Trend in Richtung Gesundheitstourismus. Es gibt durchaus auch Eltern, die Jugendreisen mit Sport und Stressregulierung für ihren Nachwuchs suchen. Der klassische Gesundheitstourismus spielt in dieser Altersgruppe allerdings immer noch keine Rolle.

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Kurztrips Trends

Von den (Groß-) Eltern gebucht – Reiseveranstalter werben um Eltern und Kinder gleichermassen

Kinder und Jugendliche bieten ein großes Potential für Reiseveranstalter. Schließlich haben sie viel mehr Ferien als ihre Eltern. Doch sind diese immer noch der wichtigste Ansprechpartner, denn nur sie können die Reisen buchen. Deshalb fahren die meisten Reiseanbieter zweigleisig: Sie versuchen Eltern und Kinder parallel für ihr Angebot zu begeistern.

Der Sprachreiseanbieter „Oskar lernt Englisch“ setzt auf das Internet und Feste, um Kinder- und Jugendlichen auf sich aufmerksam zu machen. Sie haben einen Facebook-Account und sind bei Twitter aktiv. In den Social Networks starten sie häufig Mitmachaktionen, um Kinder- und Jugendliche für ihre Angebote zu gewinnen. Zum Beispiel können die Kinder auf Fotos nach dem Maskottchen Oskar suchen.  Ihre aktuelle Aktion ist allerdings offline: Aus dem Flyer können die Kinder ein Schiffchen falten. Damit setzen sie auch bei den Jüngeren in Klasse eins bis drei an. „Die Eltern freuen sich, wenn auch schon ihre Kleinen Englisch lernen können“, erklärt Mathias Metzner, Campkoordinator. Um mit ihrer Zielgruppe in Kontakt zu treten organisiert „Oskar-lernt-Englisch“ Projektwochen an Schulen und ist auf Kinderfesten präsent. Sie stehen ständig und direkt mit der Zielgruppe in Kontakt. Der Weg zur Reise mit „Oskar lernt Englisch“ führe dennoch vor allem über die Lehrer und Eltern. Hier erfolgt der Kontakt weniger spielerisch wie bei den Kindern, sondern über Flyer, den Internetauftritt und über die Schulen.

Im Bereich der Jugendherbergen sind die Großeltern immer öfter die treibende Kraft für die Reise. Markus Hirschberg vom Deutschen Jugendherbergswerk Berlin-Brandenburg erkennt in den letzten Jahren den Trend zu Familienreisen mit der Jugendherberge als Unterkunft. Auch die Großeltern werden hier immer aktiver. Sie wollen gerne Urlaub mit ihren Enkeln machen. „In den Jugendherbergen müssen sie sich keine Gedanken über umgekippte Tassen machen. Das ist viel unkomplizierter als im Hotel“, erklärt Hirschberg. Die Großeltern ständen an zweiter Stelle, nach den Eltern, wenn es um die Herbergsbuchung geht. Die Lehrer machen den dritten Platz. Das Bewusstsein, dass Jugendherbergen sich auch für den Privaturlaub eignen ist in den letzten sechs Jahren gestiegen. „Das freut uns sehr“,  sagt Hirschberg. Die Information über die Unterkünfte erfolge primär online. Gebucht würde allerdings immer noch häufig über das Telefon. Doch auch die Internetbuchungen nehmen zu. In Brandenburg gibt es die Möglichkeit, den Aufenthalt in den Jugendherbergen online zu buchen, allerdings erst seit 2012.

Online buchen liegt im Trend

Der Trend zur Onlinebuchung ist auch insgesamt zu erkennen. Das ergeben die Erhebungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Von 2011 auf 2012 stieg die Zahl der über das Internet gebuchten Reisen um sechs Millionen.  Mehr als ein Drittel der Familienreisen werden schon online gebucht. Damit sind Onlinebuchung, Reisebüro und Katalog fast gleichauf. Auch die Buchung über Smartphones wird immer wichtiger. Die GfK geht davon aus, dass Buchungsapps in den nächsten Jahren eine immer größere Rolle spielen werden.

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Kurztrips Trends

Camping deluxe – auch Jugendliche haben Ansprüche

Wer „zelten“ hört, denkt zuerst an einen Campingplatz. Man baut sein Zelt auf, bringt eigene Schlafsachen mit und schläft zwischen Taschen auf einer unbequemen Iso-Matte. Aber offenbar ist das selbst für Jugendliche nicht mehr genug. Auf der ITB finden sich neue Trends zum Thema Camping, die nur noch wenig mit Zeltlagern zu tun haben.

ruf-Reisen bietet den Jugendlichen „Deluxezelte“ mit einem Standard wie Zuhause im Kinderzimmer. Ein richtiges Bett, ein Schrank, sogar auf Licht und Strom müssen die Jugendlichen nicht mehr verzichten. Selbst aufrecht stehen ist möglich. Zudem hat jeder seinen eigenen Schlafbereich mit Vorhängen. „Nur noch der Schlafsack erinnert ans Zelten“, darauf legt Nico Kroll, Reiseleiter bei ruf-Reisen wert. Der Trend zum Zeltreisen mit Komfort, sogenanntes „Glamping“ (con glamour und camping) ist nicht nur ein Kindertrend, das bestätigt auch ein Mitarbeiter des Reisebüros berliner klub Tourist, die Reisen in allen Bereichen anbieten.

Andere Anbieter, wie Camp Adventure setzen auf spezielle Outdoor-Programme, wie „Adventure Camp“, „Beach Camp“ oder „Sport Camp“. Auch hier ist der Trend: Es muss außergewöhnlich sein. Und sei es außergewöhnlich spartanisch oder abenteuerlich. Das „Adventure Camp“ bietet Wanderungen mit Zelten in der Wildnis, eben mit Iso-Matte, wo die Jugendlichen so weit wie möglich auf sich selbst gestellt sind. Es gibt aber auch Angebote zum altbewährten Zeltlager, wie in Marburg, wo in weißen Zeltlagerzelten geschlafen wird.

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Kurztrips Trends

Wenn das Kind auf Reisen geht… Wie können Eltern sicher gehen, dass der Urlaub des Kindes ein Erfolg wird?

Daniel Ott auf dem Stand vom Bundesforum; Foto von: Pia-Maria Schäfer

Wenn Kinder das erste Mal allein verreisen, packt die Eltern oft die Angst. Wird mein Kind richtig  betreut? Ist die Unterkunft gut und das Essen gesund?

Eine erste Hilfe kann das Qualitätszertifikat des Bundesforums Kinder- und Jugendreisen sein. Unterstützt und finanziert wird diese Initiative vom Bundesfamilienministerium.  Sozusagen als die Beruhigungspille für alle besorgten Eltern. young press wollte von Daniel Ott, Projektmitarbeiter im Qualitätsmanagement, wissen, was diese Prüfung leisten kann.

young press: Sie werben mit dem Wort Qualität.  Was bedeutet es für Sie?

Qualität bedeutet für uns, dass sich die Veranstalter und Häuser Kriterien und Leitsätzen unterordnen. Das muss in schriftlicher Form gefasst sein. Ein Beispiel sind die Teamausbildungen bei Jugendreisen. Von der Auswahl der Betreuer, über die Betreuung vor Ort, bis zur Nachbetreuung nach dem Einsatz.

young press: Wie kommen die Eltern an Informationen und woher wissen sie, ob die Unterkunft geprüft ist?

Es ist eigentlich sehr leicht für Eltern einen Überblick zu schaffen, ob man seinen Sprössling mit einem Veranstalter verreisen lässt. Zuerst kann man auf die Seite des Bundesforums schauen, ob der Veranstalter ein Mitglied ist. Bei Mitgliedern kann man von einer vernünftigen Qualität ausgehen und darauf kann man sich dann auch verlassen.

young press: Aber worauf genau sollten die Eltern vor der Reisebuchung achten?

Wichtig bei Jugendreisen ist, wenn man gar keine Ahnung hat, sich erst mal auf der Homepage des Bundesforums zu informieren und dann, dass die Veranstalter eine umfangreiche Betreuung anbieten. Das ist das A und O, wenn man seine Kinder wegschickt, dann möchte man natürlich, dass die vor Ort gut betreut werden. Viele andere Kleinigkeiten sind auch wichtig. Wie werden die Kinder hingebracht, wie ist die Gesamtsituation vor Ort und wie ist das Notfallmanagement, wenn es drauf ankommt. Es gibt viele Dinge, die man beachten muss.

young press: Sie werben mit „Pädagogischen Begleitern“. Bei manchen Anbietern, wie RUF,  sind die Begleiter Studenten, die vielleicht Geschichte oder Physik studieren. Wie wird dort überprüft, ob sie geeignet sind?

Da kommt das System Qualitätssiegel zum Tragen, was die Auswahl der Reiseleitung angeht. Das heißt, dass in mehrtägigen Seminaren sichergestellt wird, dass diese Menschen, auch wenn sie scheinbar völlig fachfremd sind und nicht Pädagogik oder Tourismus studieren, für den Job im Sommer geeignet sind. Indem sie verschiedenste Anforderungen erfüllen, wie eine Abschlussshow zu erstellen oder auch in rechtlichen Fragen geschult werden. Das ist ganz wichtig im Umgang mit Jugendlichen.

young press: Auf der Homepage gibt es einen Fragebogen für Veranstalter. Den füllt man aus und sendet ihn zu Ihnen und dann ist man geprüft?

Das mit dem Qualitätsmanagement für Veranstalter ist sicher gut. Das läuft so ab, dass der Veranstalter sich den Fragebogen von der Homepage runter lädt und selbst mal schaut, wo er steht. Nach dem Ausfüllen und uns Zuschicken kontrolliert ein Gutachter den umfangreichen Fragebogen und bestätigt dies auch in einem Vorortbesuch. Dieser kann durchaus auch einen halben Tag dauern.

young press: Legt sich der Gutachter denn auch in ein Bett rein oder isst mit?

Nee, das jetzt nicht. Das „Sicher Gut“ ist nur für die Veranstalter. Die Unterkünfte werden auch von Gutachtern untersucht. Der macht so was. Das steht nicht auf einer Liste drauf, aber es kann durchaus mal passieren, dass der mitisst. Vor allem aber fragt er die harten Fakten des Hauses ab.

young press: Einmal festgestellte Qualität bleibt für immer oder gibt es weitere Überprüfungen?

Was den Turnus der Überprüfung des Zertifikats angeht, sind drei Jahre angesetzt. Dann müssen die ganzen Genehmigungen bei Häusern, wie Brandschutz oder Hygienerichtlinien, erneut überprüft werden. Auch bei den Veranstaltern kann sich einiges ändern. Da sind drei Jahre ein vernünftiger Zeitraum, um die Qualität dauerhaft gewährleisten zu können.

 

Das Interview führte Pia-Maria Schäfer.

Interview ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen