Liechtenstein: Klein, aber oho!

Liechtenstein ist mehr als eine Steueroase. Das wollen die Liechtensteiner auf der ITB Berlin beweisen. Nicole Friesenbichler war im Sommer ein Monat im sechstkleinsten Land der Welt und hat den Stand auf der ITB unter die Lupe genommen.

Das Herz von Liechtenstein ist ihr Fürst: Hans-Adam II war zwar noch nie auf der ITB Berlin vor Ort, dafür hatten Messebesucher dieses Jahr die Möglichkeit, sich selbst einmal als Staatsoberhaupt ablichten zu lassen. „Alpen und Monarchie“ ruft mir Pawel aus Polen auf die Frage, was er mit Liechtenstein verbindet, vom roten Samtstuhl aus zu. Dann richtet er sich nochmal die Krone und lächelt in die Kamera. Klick – das schrille Geräusch des Auslösers ertönt. Hinter der Kamera ist ein Bildschirm angebracht, wo Pawel noch seine E-Mailadresse eingibt. So wird ihm das Erinnerungsfoto vom Liechtenstein-Stand auf der ITB Berlin nicht nur in die Hand gedrückt, sondern auch gleich als digitales Andenken geschickt.

Nicht nur auf der Landkarte, auch auf der ITB ist Liechtenstein zwischen Österreich und der Schweiz zu finden: Mit einem für die Kleinheit des Landes außergewöhnlich großen Stand in Halle 17 präsentiert sich das 37.000-Einwohner-Land auf der größten Tourismusmesse der Welt. Zentrales Element ist immer der Fürst mit der Krone. Nicht nur anhand des aufgebauten Fotostudios, sondern auch auf allen Merchandising-Artikeln ist er präsent. „Das ist unser USP“, erklärt Martina Hoch, Front Office-Leiterin von Liechtenstein Marketing. „Wir sind die einzige Monarchie weltweit, die noch einen Fürst hat. Das hebt uns von jedem anderen Land ab.“

Gastfreundlich: Snacks und Getränke am Stand

Als gesellig und gastfreundlich präsentiert das Team von Liechtenstein Marketing ihre Landsleute. Am Stand schenken sie Wein aus der Hofkellerei des Fürsten aus, verkosten Käse und selbstgebrannten Liechtensteiner Whiskey. Im Mittelpunkt steht auch das Schloss Vaduz, in dem die Liechtensteiner Fürstenfamilie wohnt. Außer zu besonderen Anlässen wie offiziellen Empfängen kann das Schloss daher nicht besucht werden. Eine Ausnahme stellt der Staatsfeiertag am 15. August dar, an dem jährlich tausende Besucher aus der ganzen Welt zum Fürstenfest nach Vaduz strömen. Der Fürst lädt dabei höchstpersönlich zum Apero – so nennen die Liechtensteiner in ihrem Vorarlberger-Schweizerischem Dialekt einen Aperitif, in den Rosengarten, schenkt Bier aus, schüttelt Hände und steht bereitwillig für Selfies zur Verfügung. So ist es nicht verwunderlich, dass die Liechtensteiner sehr stolz auf ihren Fürsten sind und manch treue Anhänger ihren Nationalstolz sogar auf ihren Autos in Form eines Aufklebers mit der Aufschrift „Für Gott, Fürst und Vaterland“ zeigen.

Vom Skifahren bis zum Wandern

Dennoch sind meist Steuerparadies, Berge und Schweiz die Begriffe, die am häufigsten mit dem sechstkleinsten Land der Welt in Verbindung gebracht werden. „Liechtenstein wird oft mit ‚Finanzplatz‘ verbunden, aber man kennt es nicht als Reise- und Tourismusland“, schildert Martina Hoch vom Tourismusverband die Problematik. Den ITB-Besuchern will man deshalb vermitteln, dass es jede Menge Freizeit- und Urlaubsangebote in Liechtenstein gibt – vom Wandern im Sommer bis zum Skifahren im Winter. Bereits zum 8. Mal ist Liechtenstein Marketing auf der größten Reisemesse der Welt mit einem eigenen Stand vertreten, davor war man gemeinsam mit dem Schweiz Tourismus als Partner aufgetreten. „Das erste Mal mit einem eigenen Stand waren wir 2008 hier – in dem Jahr der Liechtensteiner Steueraffäre“, erinnert sich Hoch zurück. „Weil wir Angst hatten, dass etwas passiert, hatten wir damals sogar Bodyguards beim Stand.“ Natürlich habe es den ein oder anderen blöden Spruch dazu gegeben, insgesamt sei die Messe aber positiv für Liechtenstein verlaufen.

Vorort: Liechtensteins Botschafter

Mittlerweile kämen etwa 150 Fach- und noch viel mehr Privatbesucher zum Liechtenstein Stand. Außerdem findet laut Hoch jedes Jahr eine Pressekonferenz beim Stand statt, um Journalisten über die Neuheiten aus dem Land zu informieren und eventuell auch zu einer individuellen Pressereise einzuladen. Jedes Mal dabei: Prinz Stefan von und zu Liechtenstein, der liechtensteinische Botschafter in Berlin. Da Liechtenstein Marketing aber sogar mit „fürstlichen Momenten“ wirbt, scheint es verwunderlich, dass der Fürst selbst noch nie auf der ITB vor Ort war. „Der Fürst kann natürlich nicht überall sein“, erklärt Hoch. „Aber vielleicht machen wir das irgendwann einmal. Das wäre natürlich ein Highlight.“

Mit kulturellen Highlights wartet Liechtenstein schon jetzt auf: Im Rahmen des Liechtensteiner Kulturjahres wirbt Liechtenstein Marketing für die Hauptstadt Vaduz unter anderem mit „Kultur mit Großstadtflair.“ Dass Vaduz mit rund 5.000 Einwohnern wohl die kleinste Hauptstadt Europas und damit alles andere als eine Großstadt ist, sollte man in diesem Zusammenhang jedoch wissen. An einem Sonntag Nachmittag kann das „Städtle“ schon einmal wie ausgestorben wirken. „Das ist natürlich mit einem Augenzwinkern gemeint“, sagt Hoch schmunzelnd.

Frankencrash als Herausforderung

2015 wird wohl auch ein herausforderndes Tourismus-Jahr für Liechtenstein: Dass der Frankenkurs in der Schweiz Anfang des Jahres so in die Höhe geschnellt ist, sei „im ersten Moment natürlich ein Schock“ für Liechtenstein gewesen. Man müsse jetzt abwarten, „wie sich das ganze entwickelt.“ „Wir sind nach wie vor günstiger als die Schweiz“, betont Hoch. Außerdem gäbe es die Möglichkeit, zum Tageskurs in Euro zu bezahlen. Dennoch räumt sie ein: „Es gibt sicher einige, die abspringen, aber viele würden die Qualität und Freundlichkeit schätzen.“ Zudem will man nicht nur Deutsche, Österreicher und Schweizer ansprechen. Auch Urlauber aus den Benelux-Staaten seien für Liechtenstein interessant.

(fri)

 

Wusstest du, dass…

… Liechtenstein zu einem der letzten Länder gehört, in denen die Todesstrafe abgeschafft wurde, nämlich 1987? Das letzte Todesurteil im Land wurde im Jahre 1978 ausgesprochen, diese wurde jedoch nie vollzogen. Vor Gericht stand ein Mann, der seine Frau und seine zwei Kinder erschossen hatte. Da in Liechtenstein damals noch das österreichische Strafrecht aus dem Jahre 1850 galt, blieb dem Gericht kein anderer Ausweg, als die Todesstrafe zu verhängen, während diese in Österreich schon längst abgeschafft war. Ein Jahr später wurde dieses Todesurteil schließlich in eine Haftstrafe umgewandelt.

… Käseknöpfle mit saurem Käse eine Spezialität in Liechtenstein sind? Dabei werden Spätzle, abgeschmälzte Zwiebeln und verschiedene Käsesorten geschichtet. Dazu serviert werden Blattsalat, Kartoffelsalat oder Apfelmus.

… Fürst Hans Adam II. alle Liechtensteiner anlässlich ihres 18. Geburtstags zu einer Jungbürgerfeier aufs Schloss Vaduz einlädt? Dort gibt es einen Apero und der Fürst mischt sich unter die Jugendlichen.

… das Fürstentum Liechtenstein fast so viele Beschäftigte hat wie Pendler? 2014 waren 48,7 Prozent der Beschäftigten in Liechtenstein Pendler. Während die Zahl der Pendler aus der Schweiz auf 7338 gestiegen ist, stagnierte die Zahl der Pendler aus Österreich und liegt derzeit bei 7258 Personen.

 

ITB 2015 Tag 4 | 7. März 2015 young press 2015

Audio: Die Probe aufs Exempel – Wie viel wissen die Promoter wirklich?

Bunt und vielfältig zeigte sich die ITB Berlin in diesem Jahr. Viele Länder, Kulturen und Regionen wurden vorgestellt. Am Samstag, dem vorletzten Tag der ITB Berlin, wurde die Messe für Privatkunden geöffnet. Viele der fachkundigen Aussteller sind aber bereits auf dem Heimweg. Wir fragen diejenigen, die heute an den Ständen stehen, ob sie denn auch über Land und Leute Bescheid wissen, die sie auf der Messe repräsentieren: Philip Ziche hat bei Vertretern von Indonesien, Frankreich, den USA nd Portugal mal gefragt. (pyz)

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Bier ist nicht nur Männersache

Auf der ITB wird ganz versteckt der Weltfrauentag gefeiert.

Auf der ITB Berlin sucht man lange nach Ständen, die auf den Weltfrauentag aufmerksam machen. „Viele Kolleginnen vergessen durch den Trubel auf der ITB Berlin einfach, dass es heute um uns Frauen geht“, sagt Pilar Wolff-Olloqui vom spanischen Fremdenverkehrsamt. Sie habe heute morgen allen gratuliert, da sie es wichtig findet, auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. „Besser wäre es natürlich, nicht nur einmal im Jahr daran zu denken, dass Frauen immer noch Schwierigkeiten haben, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen.“ Sie spricht aus eigener Erfahrung, denn in der spanischen Tourismusbranche sind sehr viele Frauen beschäftigt.

Auch VisitFlanders, der Tourismusstand der Region Flandern, erinnert an den Tag der Frau und bietet heute zur Feier des Tages jede Stunde ein Bier-Tasting der besonderen Art an. Passend zu ihrem Themenschwerpunkt in diesem Jahr, die Bierkultur in Flandern, dürfen Frauen vier verschiedene Biersorten aus Flandern probieren. Sylvia Kopp leitet die Bierproben und weißt darauf hin, dass es mittlerweile immer mehr weibliche Brauereimeisterinnen gibt.

Die Überraschung unter den Zuschauern ist groß. „Und trotzdem ist Bier gerade durch die Werbung immer noch Männersache“, fügt Kopp hinzu, „dabei könnten auch wir Frauen sicher auf den Geschmack kommen, würden wir uns mehr mit den unterschiedlichen Sorten an Bier beschäftigen.“ Deshalb werden während dem Bier-Tasting besonders exotische Biersorten getestet, wie das spontan vergorene Bier aus der Region um Brüssel. Alle anwesenden Frauen sind von der Idee einer Bierprobe anlässlich des Weltfrauentages begeistert. Für die Männer gibt es während dieser Zeit auch ein Glas Bier. Auf die Frage, was er vom Weltfrauentag hält, antwortet Peters: „Schade, dass er überhaupt nötig ist.“ (haw)

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¡Vámonos! – Flamenco auf der ITB Berlin

Um Besucher an den Stand von Andalusia auf der ITB Berlin zu kriegen, wurde dort für das Besucherwochenende ein Flamenco-Show organisiert. Das Show findet jeweils drei Mal am Tag statt. Auf der Bühne tanzen ein Tänzer und eine Tänzerin für 20 Minuten. Die Musik wird live mit einer Gitarre gespielt und ein Mann singt mit einer leicht rauen Stimme. Auf der Bühne rechts steht ein sonderbarer grüner Stuhl, der mit Blumen dekoriert ist. Das soll eine spanische Atmosphäre schaffen.

Der Tänzer und die Tänzerin tragen sehr klassische Kostüme: ein weißes Hemd, eine schwarze Stoffgürtel und ein Paar sehr enge Hosen für den Mann, eine lange, bunte Kleidung mit Volant und Fransen und natürlich eine Blume in den Haaren für die Frau.

Das Show ist in zwei Teile mit einem musikalischen Intermezzo unterteilt. Während die Tänzer sich umziehen, spielen der Gitarrist und der Sänger für das Publikum. Die Tänzer tanzen am Anfang zusammen. Ihre Bewegungen sind ganz langsam sind und dann werden sie plötzlich unglaublich schnell. Jeder tanzt danach alleine. Zum Schluss des zweiten Teils tanzen die Tänzer mit einem paar Kastagnetten getanzt. Anschließend gibt es einen kleinen Workshop für das Publikum, um Kastagnette spielen zu lernen und werden spanischen Wein und Schinken probiert.

Das Show ist ein großer Erfolg. Das Publikum ist von der Geschichtlichkeit der Tänzer, des Musikers und des Sängers begeistert und die Schlange für die Kostprobe von Schinken und Wein war sehr lang. Niemand hat allerdings gewagt, mitzutanzen, obwohl einige Flamenco-Fans im Publikum anwesend waren. Flamenco ist schwierig zu tanzen und auch die Basis-Schritte sind anspruchsvoll. Schade: man sagt, Flamenco sei ein Tanz, der immer viele Emotionen mitbringen soll. Aber niemand wollte diese Emotionen auch für wenige Sekunden spüren.

Josè Galvañ, professioneller Flamenco-Tänzer aus Malaga, der für das Publikum der ITB Berlin tanzt, beschreibt so seine Gefühle beim Tanzen: „Flamenco bewegt mich immer stark. Es ist nicht nur ein Job, es ist nicht nur ein Tanz. Es ist ein Schauder, der meinen Körper und meinen Kopf nimmt und mich tanzen lässt. Ich tanze und fühle die Anstrengung nicht. Nur das Tanzen und die Musik existieren in diesen Momenten.“ Flamenco ist ein intensiver Tanz, der man jahrelang üben muss, um ihn wirklich zu lernen. Flamenco ist ein besonderer Tanz. Im Gegensatz zu vielen anderen Tänzen aus spanischsprachigen Länder wie Salsa wirkt er nicht wie ein Flirt-Tanz. Flamenco kann man auch allein tanzen und seine Schritte sind nicht so sexy wie zum Beispiel die von Tango. Dem Zuschauer soll Flamenco vor allem die Idee eines Lebens wiedergeben, das intensiv bis zu letzten Sekunden gelebt wird. (mam)

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Schreiben rund um die Welt – „young press“-Redakteurin Caro hat eine Reisejournalistin begleitet.

Agnieszka1Agnieszka Nowak ist eine der wenigen Journalistinnen, die bis zum Schluss auf der Messe aushaaren. Die meisten ihrer Kollegen reisen nach den Fachbesuchertagen ab. Deshalb sitzt sie nun fast alleine im Medienzentrum und schreibt an ihrem Artikel über die ITB für ein polnisches Internetmagazin. Sie hat sich dem Tourismus verschrieben und richtet sich deshalb mit ihren Artikeln vor allem an Fachkundige der Tourismusbranche. Im Gegensatz zu Reisejournalisten stehen bei ihren Reisen nicht die Länder und Kulturen selbst im Vordergrund, sondern neue Trends und touristische Angebote, sowie deren Auswirkungen und Unterschiede. Circa viermal im Jahr geht sie, meist zusammen mit ihrem Mann, der auch im Tourismus tätig ist, für ein paar Wochen auf Reisen. Eine konkrete Reiseplanung ist ihr hierbei besonders wichtig: „Die Ziele wähle ich aus, indem ich schaue, wo es neue und interessante Entwicklungen gibt.“

Seit gut zehn Jahren ist sie als freie Journalistin tätig, davor arbeitete sie bereits im Tourismus als Beraterin. „Das Schreiben und Publizieren ist für mich ein großer Spaß“, erzählt Agnieszka. Gerade bereitet sie sich auf Radiointerviews vor, für die sie als Fachfrau über die ITB in Polen angefragt wurde. Auf der Berliner Messe war sie bereits in den vergangenen Jahren schon. Dieses Jahr stand ihr Heimatland im Focus ihrer Recherche. Sie erkundigte sich bei den Ständen von Polen über neue Projekte und touristische Angebote, recherchierte aber auch, welche Rolle Polen im europäischen und weltweiten Tourismus einnimmt. Dies interessiert Angnieszka besonders, da sie gerne wissenschaftlich arbeitet und nebenher an ihrer Doktorarbeit schreibt. „Wenn die Doktorarbeit hinter mir ist, möchte ich mir noch mehr Zeit für den Journalismus nehmen“, berichtet die Polin und rückt ihre Brille zurecht. (caf)

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Spiel, Spaß und Action – Angebote für Familien und junge Erwachsene auf der ITB Berlin

100_7442Popcorn-Duft liegt in der Luft, Kinder halten gelbe und blaue Luftballons in den Händen und Eltern entspannen auf orangenen Liegestühlen. Es ist Mittagszeit auf der ITB und dieses Wochenende öffnen sich erstmals die Tore für Privatbesucher. In der Kinder- und Jugendhalle gibt es für die kleinen Besucher viel zu entdecken. Direkt neben dem Eingang befindet sich der Stand von Radio Teddy. Hier werden sie mit einer Mischung aus Kinderliedern und der besten Musik von heute beschallt. Auf bunten Puzzleteppichen stehen kleine blaue Stühle und Tische. Auf den Tischen befinden sich Buntstifte und Papier zum Malen. Die ersten Plätze sind bereits besetzt.

Der größere Andrang herrscht jedoch gegenüber. Eine professionelle Theater-Maskenbildnerin bemalt die Gesichter der Besucher. „Die Jungen wollen alle Löwen oder Spiderman sein, den Mädchen ist es egal, Hauptsache Glitzer“, sagt Inge Holzmann vom Österreichischen Jugendherbergswerk. Innerhalb von drei Stunden wurden schon mehr als 20 Kinder geschminkt. Darunter sind auch einige Wiederholungstäter, die jedes Jahr an den Stand zurückkehren. Sie haben genaue Vorstellungen, nach denen das Fotobuch durchgeblättert und eine Vorlage ausgewählt wird. Annika und Sophie, beide 11 Jahre alt: „Das halbe Gesicht bemalen reicht, am liebsten mit Blumen!“ Doch nicht alle sind zufrieden. Caio, 8 Jahre alt, wäre am liebsten ein Gepard gewesen, doch den gab es nicht. Eine Notlösung musste her und es sollte ein Tier sein, das weit springen kann. „Jetzt bin ich halt ein Tiger“, sagt er mit gesenktem Blick. Nicht nur die Jüngeren sind vom Schminken angetan. Viele Jugendliche warten ungeduldig in der Schlange.

Sport und Action gibt es bei Globetrotter. Auf einer schmalen, orange bemalten Kletterwand klettern jeweils zwei Kinder um die Wette. Die Wand reicht bis unter die Hallendecke. Am Ende gibt es zur Belohnung Gummibärchen oder Bonbons. Daneben können die Jugendlichen zeigen, was in ihnen steckt. Ein riesiger quadratischer Hochseilgarten auf einer grünen Fläche, umgeben von Pflanzen, Zelten und Lagerfeuer fordert die Kräfte der jungen Erwachsenen. In der Höhe müssen sie über frei schwingende Stufen, Seile und Hängebrücken auf die gegenüberliegende Seite gelangen. Immer wieder hört man Freuden- und Verzweiflungsrufe der jungen Besucher, je nachdem wo sie sich befinden. Freunde und Familien feuern sie mit Motivationssprüchen an. Neben dem Hochseilgarten bietet Globetrotter weitere Angebote, wie Flaschenwerfen und in einem kleinen runden Sandkasten nach verborgenen Schätzen suchen.

Der Gleichgewichtssinn wird bei Camp Adventure auf die Probe gestellt. Ein Vater und sein Sohn Micha stellen sich der Herausforderung auf einem Seil zu balancieren. Der Papa schafft es ohne Probleme, Micha schaut voller Stolz zu ihm auf. „Das will ich auch schaffen!“ Irgendwie will es nicht so klappen, bis der Papa den fünfjährigen Micha an die Hand nimmt. Am Ende steigt Micha vom Seil und lässt sich erschöpft auf der Liege nebenan nieder. Dort finden zu jeder vollen Stunde Zaubershows statt, die in einer kleinen Holzhütte für maximal 20 Personen vorgeführt werden. Die Hütte ist mit wärmenden Tierfellen ausgelegt.

Ein Haus füllt sich mit Rauch, nebenan steht eine große Figur in Feuerwehruniform. Die Familien bleiben stehen und gucken interessiert, schicken ihre Kinder zu den Ausstellern von „KiEZ Frauensee“. Das Haus ist ein wenig größer als ein Puppenhaus und zeigt den Kindern, wie sie sich im Brandfall verhalten müssen. Tom, 10 Jahre: „Wenn es brennt, dann würde ich die Tür zu machen!“. Richtig, deshalb darf Tom an der Seitenhauswand an einem Draht ziehen. Die Tür schließt sich. Neben dem Haus steht eine Kerze. Die kleine Sarah hantiert dort mit einem Streichholz in der Hand, während der Papa mit Adleraugen daneben steht und alles genau beobachtet. Ein Feuerwehrmann erklärt ihr den richtigen Umgang mit Kerzen und Streichhölzern. Sie hört aufmerksam zu, stellt Fragen. „Zuhause habe ich immer Kerzen angezündet, wenn ich alleine war. Der Papa hat das dann gerochen und geschimpft“, sagt der kleine Feuerteufel. Jetzt kennt sie die Risiken.

Im hinteren Bereich der Kinder- und Jugendhalle befindet sich eine große Bühne mit etwa 70 Plätzen. Das Programm besteht aus viel Musik, Tanz und Vorträgen von Fachleuten, die sich mit Reisen und Projekten im Ausland beschäftigen. Indische Frauen und Männer tanzen zu lauter Musik, die in der ganzen Halle hörbar ist. Die Erwachsenen folgen aufmerksam dem Geschehen, die Kinder schauen sehnsüchtig zu den Spielen und Aktivitäten an den Ständen. Viele fotografieren die Aufritte mit ihren Kameras. An den Ständen, die sich mit ernsten Themen, wie Hungersnot beschäftigen, warten die Aussteller vergeblich auf interessierte Besucher. Ab und zu sieht man einzelne Personen dort stehen. „Ich will unbedingt helfen, egal wie und wo. Deshalb informiere ich mich darüber, was ich tun kann. Aber der Spaß steht bei mir heute im Vordergrund“, sagt die 18-jährige Sandra aus Polen. Das spiegelt sich auch an den Ständen, die nur Informationsflyer ausgelegt haben, wieder. Die Besucher gehen vorbei, lassen einmal kurz den Blick schweifen, doch kaum einer bleibt stehen. Mit gelangweilten Gesichtern stützen sich die Aussteller auf den Theken ab oder laufen im Kreis um ihren Stand herum. Die Tage der Fachbesucher sind vorbei, am Wochenende steht der Spaß im Vordergrund.

(kig)

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Give Aways auf der ITB Berlin – Auch unerwartete Andenken wurden verschenkt

An den Besuchertagen hat kaum ein Messegast nicht beide Hände voll mit Broschüren und Tüten. Einige Besucher sind sogar mit Koffern angereist und verstauen die gratis Heftchen und Werbegeschenke zügig darin. Andere tragen mehrere Papiertaschen mit sich herum. Give-Aways wie Bonbons und Kugelschreiber liegen an fast allen Ständen aus. Aber viele der Standbetreiber waren kreativer und haben sich außergewöhnlich Goodies einfallen lassen.

Sonnenhut

Einen Sonnenhut kann jeder am Glücksrad von „Lidl Reisen“ erspielen. Ein praktischer Begleiter fürs Sonnenbad bei einer Reise in die Karibik.

Krone

Eine goldenen Krone aus Pappe bekommt jeder Gast am „Lichtenstein- Stand“ aufgesetzt. Die Messegäste können sich hier für einen kurzen Moment wie eine Königin oder eine König fühlen.

Ente

Die kleine pinke Ente schwimmt gerne im Badewasser. Sie ist ein Geschenk der „Therme Erdingen“. Sicherlich wird sie viele Badewannen aufhübschen.

Sissi

Die beiden Sissi Prinzessinnen sind typisch für Wien. Die kitschigen Figuren gibt es als Anhänger für Schlüssel oder als Magnet für den Kühlschrank.

Indien

Das kleine Stoffmännchen hat einen weiten Weg hinter sich. Als Andenken aus Indien schmückt es nach der ITB Berlin viele Schlüsselbunde.

Vögel

Die zwei leuchtenden Vögel sind handgemacht und aus Archipel angereist. Sie geben einen guten Eindruck wie farbenfroh diese Inselgruppe ist.

Teddy

Auch der Berliner Bär ist auch auf der ITB. Dieser kleine, rote Teddybär ist von der „Trendy Hotelkette“ und passt perfekt zum Messeauftritt in Berlin.

(ela)

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Video: Mach mal ein Selfie in Russland!

Der interaktive Bildschirm am Russlandstand auf der ITB Berlin.

Ein Foto vor der Ermitage oder vor der Auferstehungskirche in St. Petersburg. Schön, oder? Russland ist zwar nicht gerade um die Ecke. Aber ein interaktiver Bildschirm am Stand von Russland auf der ITB Berlin zaubert den gewünschten Hintergrund und prompt bekommen die Besucher ein Foto von sich auf einem der berühmtesten Plätze in Russland.

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Nackte Oberkörper, schöne Kleider, exotische Urvölker

Die ausgefallensten Outfits auf der ITB Berlin.

Auf der weltweit größten Reisemesse ITB Berlin sind auch in diesem Jahr Länder aus aller Welt vertreten. Um aus der Masse hervorzustechen, müssen sich die Reiseanbieter der einzelnen Stände schon einiges einfallen lassen. Kimberly von „Young Press“ stellt hier ihre Top 15 der ausgefallensten Outfits der ITB Berlin 2015:

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Platz 15: Louisa (20), klagt nach vier Tagen bereits über die ungewohnt hohen Schuhe. „Mittlerweile tun mir wirklich die Füße weh“. Ungewohnt für sie, denn im wahren Leben macht die Studentin was ganz anderes. Was, verrät sie nicht.

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Platz 14: In der Bayernhalle trifft man Steffi I. (28). Die dunkelhaarige Schönheit ist Repräsentantin des Bayerischen Waldes und des Fleischerhandwerks. Immer die Weißwurst in der Hand bewegt sie sich galant über die ganze Messe und sorgt für schmunzelnde Gesichter.

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Platz 13: Am Marokko-Stand tanzt sich M’Barek Oussidi (38) in die Herzen der Besucher. „Ich spüre bei jedem Besucher, ob dieser positive oder negative Energien mitbringt.“ Wenn der geborene Marokkaner nicht gerade an der Uniklinik Kiel praktiziert, veranstaltet der Arzt „keimfreie“ Sahara-Yoga-Reisen in die Wüste.

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Platz 12: Helga, Heiko und Ina werben in der Berlin-Halle für ihr Musical „Der Hauptmann von Köpenick“. Die Damen sind gleichzeitig Produzentinnen des Stücks. Heiko, der Hahn im Korb, hat die Musik geschrieben. Wie alt sie sind, verschweigen sie dem Besucher.

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Platz 11: Die Außerirdischen haben die ITB nicht eingenommen. Wendy (30) möchte nur auf Tauchausflüge in Kolumbien aufmerksam machen. Augen auf, vielleicht schwimmt sie euch entgegen. Woher sie kommt und was sie im wahren Leben macht, kann sie wegen des Helmes nicht mitteilen.

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Platz 10: Fürstliche Prominenz: Luise Henriette von Oranien schreitet über die Messe und verteilt fleißig Autogrammkarten. Vivienne, Alter wird verschwiegen, schlüpft auch jenseits der ITB regelmäßig in die Rolle der Kurfürstin und macht Werbung für ihre Stadtführungen in Oranienburg.

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Platz 9: Das Partnerland der ITB Berlin 2015, die Mongolei, darf natürlich nicht fehlen. Selengesuzen (17) und Khulan (21) tragen traditionelle Festkleider und sind somit ein wahrer Blickfang. Die zwei Mongolinnen sprechen weder Deutsch noch Englisch und konzentrieren sich deshalb vor allem darauf, gut auszusehen.

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Platz 8: Mauricio (34) zeigt sich mit seiner Frau in bolivianischer Tracht, die heute noch von den Bergvölkern zum Kampf getragen wird. Das vergossene Blut ist eine Opfergabe, damit die nächste Ernte gut wird. Eigentlich wohnt der gebürtige Bolivianer schon fast sein ganzes Leben lang in Stuttgart im Schwabenland.

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Platz 7: In der USA-Halle stellen Indianer ihre Kultur vor. Kelly und Kristy gehören den Navajos an, dem zweitgrößten indianischen Stamm in den Vereinigten Staaten. Die Traditionskleidung wird noch getragen, hauptsächlich aber von den Großeltern. Kelly, Alter geheim, springt für die ITB Berlin Besucher jeden Tag in ein neues Outfit.

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Platz 6: Diese vier kommen aus der Dominikanischen Republik: Pebol, Natalie, Engels und Amaurys (von links). Auch sie zeigen sich jeden Tag in unterschiedlichen Kleidern und Anzügen. Sie sprechen weder englisch, noch deutsch, überzeugen dafür aber mit traditionellen Tänzen von ihrer Trauminsel.

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Platz 5: Isabell (27) posiert in der perfekt nachgebildeten Kulisse Perus in der Tracht einer Häuptlingstochter eines Bergvolkes. Im wahren Leben stammt sie aus Leipzig und hat mit Peru nicht viel am Hut. Nur die gute Bezahlung in der Südamerikahalle hat sie überzeugt.

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Platz 4: Am Kenia-Stand ziehen Tobiko (40), Gladys (40) und Siahi (38) die Blicke auf sich. Sie sind echte Massai und haben den weiten Weg von Afrika nach Berlin auf sich genommen. Das Gedränge ist groß um sie. Den ganzen Tag hetzen sie zwischen dem Blitzlichtgewitter von Schaulustigen unten und offiziellen Fotoanfragen von Fachbesuchern oben hin und her.

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Platz 3: Der dritte Platz geht an David (31) von den Fidschi-Inseln. Tag für Tag kocht er halbnackt in seinem traditionellen Bastrock Kaffee und bringt die Besucher der ITB Berlin mit flotten englischen Sprüchen zum Lachen. Er freut sich über jeden, der sich an seinem Kaffeekränzchen beteiligt. Unbedingt vorbeischauen: Nach der ITB fliegt er wieder nach Hause auf die Fidschi-Inseln.

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Platz 2: Auf dem zweiten Rang befindet sich ein Paar, das zwei Mayakrieger aus Guatemala nachstellt. Sharon und Juan kommen zwar aus Guatemala, tragen privat jedoch lieber Jeans und T-Shirt. Sie wollen die Besucher über die Geschichte des Urvolkes in ihrer Heimat aufklären. Fragen willkommen.

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Platz 1: Der erste Platz geht in diesem Jahr an Brasilien. Nach der grandiosen Niederlage bei der WM, mit Sicherheit ein kleiner Trost. Carlos und Klis schwingen die Hüften und Federn, um Besucher auf den Brasilien-Stand aufmerksam zu machen. Normalerweise leben beide in Manaus und zeigen sie sich privat lieber mehr angezogen.

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