Mirjam und Nina auf Entdeckungsreise – Asiatische Traditionen auf der ITB

Ein Bericht von Nina Kownacki und Mirjam Ratmann

Einmal nach Asien: Japan, Korea und China – alles Länder, die so fern liegen, aber doch so nah sein können. Auf der ITB bietet sich die einmalige Möglichkeit in diese fremde Kulturen einzutauchen und Traditionen kennenzulernen. Ohne teure Flugkosten, Packstress und Jetlag. Mirjam und Nina gehen zu Halle 26, um Neues zu entdecken und um etwas auszuprobieren. 

Station Nummer 1: Korea

Anprobe von traditioneller koreanischen Tracht

Hanbok: Traditionelle koreanische Tracht. Diese wird vor allem von der älteren Generation auf Festen getragen, wie dem koreanischen Erntedankfest oder Hochzeiten. Die ledigen Frauen tragen dazu einem geflochtenen Zopf, während verheiratete Frauen ihre Haare zu einer Hochsteckfrisur binden. Ebenso die Farben der Trachten unterscheiden sich mit dem Alter. Je älter, desto dunkler die Farben. Frauen-Hanboks bestehen aus einem langen Rock, der am Brustansatz mit einer Schleife gebunden wird. Darüber trägt man eine kurze Jacke. Angezogen fühlt sich die Kleidung leicht an und der Stoff rau und steif. Zudem ist der Rock sehr lang, sodass kleinere Frauen wie Mirjam diesen beim Laufen hochziehen müssen. Eine Koreanerin, die ihr bei der Anprobe hilft, sagt: „Sie sehen wunderschön aus“.

 

Mirjam trägt eine koreanische Tracht

Mirjam trägt eine koreanische Tracht

 

und Nina auch nochmal...

und Nina auch nochmal…

 

Koreanische Tracht der Erwachsenen

Koreanische Tracht der Erwachsenen

 

Koreanische Tracht der Kinder und Jugendlichen

Koreanische Tracht der Kinder und Jugendlichen

 

Lotusblüte basteln

Ein Mönch faltet Lotusblüten aus Papier. Diese werden auf einen Becher geklebt, sodass sich eine schöne Blüte bildet. Die Lotusblüte ist ein Symbol des Buddhismus und steht für Reinheit. Auf der Messe kann das jeder selbst ausprobieren. Die Blätter sind vorgeschnitten und bemalt. Jeder der mitmacht, muss diese nur noch in Form bringen und aufkleben. Dazu setzt man sich traditionell auf ein Kissen am Boden. Nach einiger Zeit ist das unbequem. Trotzdem vergessen wir die Zeit, obwohl unsere Füße einschlafen.

Wir basteln koreanische Lotusblüten aus Papier

Wir basteln koreanische Lotusblüten aus Papier

 

Die fertigen Lotusblüten. Schön, oder?

Die fertigen Lotusblüten. Schön, oder?

 

Station Nummer 2: Japan

Teeverkostung:

Frau Yoku Kozuma-Chlosta bereitet grünen Tee der Sorte Matcha zu. Dieser ist gemahlen und sieht wie feiner Puder aus. Sie nimmt eine Art Schneebesen aus Bambus und eine Schüssel in die Hand und verrührt die Masse mit heißem Wasser. Vorsichtig hält sie ihren Kimono mit einem Tuch zurück, damit sie diesen nicht in den Tee tunkt. Ihre Haltung ist stets gerade. Sie erklärt uns: „Man nimmt zuerst ein süßes Bonbon aus Reis und Zucker in den Mund. Danach kann man den Tee trinken. Vorsicht, sehr heiß“. Der grüne Tee schmeckt wegen des Bonbons sehr süßlich, aber auch der herbe Geschmack kommt durch.

Frau Yoku Kozuma-Chlosta bereitet grünen Tee zu.

Frau Yoku Kozuma-Chlosta bereitet grünen Tee zu.

 

Grüner Tee und das Bonbon.

Grüner Tee und das Bonbon.

 

Lecker!

Lecker!

 

Eisa-Tanz:

Die Ryukyu Koko Matsuri Daiko Tänzer aus Okinawa führen einen traditionellen japanischen Tanz vor. Die Gruppe wurde vor 30 Jahren gegründet und ist eine von 34 Tanzgruppen aus ganz Japan. Bei diesem Tanz namens Eisa handelt sich um eine traditionelle Volkskunst, bei dem die Geister verstorbener Ahnen geehrt werden. Es ist ein fröhlicher Tanz, mit vielen Trommelschlägen, freudigem Gesang und lauten Rufen: „Eisa, Eisa“. Der Eisa-Tanz wird sowohl auf großen Veranstaltungen, als auch in privaten Haushalten aufgeführt. Dieses findet während der Bon-Zeit statt, also im Sommer, vorwiegend im August.

Beim letzten Tanzteil werden die Zuschauer mit eingebunden. Der Meister der Gruppe verteilt Samba-Schlagzeuge. Das sind kleine Holzinstrumente mit drei Blättern, die sich die Auserwählten zwischen Zeige – und Mittelfinger klemmen sollen. Und dann geht es los: Während der Tanzvorführung muss Nina ihre Finger aufeinander zubewegen, um dadurch der Musik das gewisse Etwas zu verleihen. Es fällt ganz schön schwer, im Takt mitzuschlagen.

httpv://youtu.be/rYF5e7mM5Zk

Eisa-Tanz der Ryukyu Koko Matsuri Daiko Tanzgruppe
Nina mit dem Samba-Schlagzeug

Nina mit dem Samba-Schlagzeug

 

Station Nummer 3: China 

 Kung-Fu Tanztheater

Ein junger Mann tanzt durch die Halle. Dabei muss man mehrmals hinschauen, um das, was er da tut als „Tanz“ zu definieren. Er bewegt sich ganz geschmeidig, geradezu fliessend. Dabei trägt er eine rote Robe und schwarze Schuhe. Die Musik ist laut und energisch, ebenso bewegt sich der junge Chinese dazu. Steigt der Musikpegel an springt er in die Luft, landet danach aber ebenso saft wieder auf dem Boden. Dem Mann folgen zwei Frauen, eine Chinesin und eine Europäerin. Beide bewegen sich rythmisch und synchron zu der Musik. In ihren Händen halten sie Fächer, die sie immer wieder ausbreiten und wieder einfahren. Was folgt lässt sich am besten als „Kung – Fu Tanztheater“ beschreiben. Mit einer Mischung aus Kampf, Tanz und Comedy kommt ein Mann in einer gelben Robe daher.  Mit einem Schwert in der Hand springt und tanzt er über den Boden. Er schwankt, parodiert offenbar einen Betrunkenen. Die Chinesen verstehen Humor. Und dennoch sind die sinnliche Musik und Bewegungen der Vortragenden dadurch nicht weniger eindrucksvoll. Hier müssen wir mal nicht mitmachen.

httpv://youtu.be/3WyMmuZWWqY

Kung-Fu Tanztheater

 

 

Asien ITB 2013

Wo Kinder Könige werden können – Tipps für den Familienurlaub in Schweden

Pippi Langstrumpf auf der ITB. Was hat Schweden außer ihr noch zu bieten? Foto: Marcel Weyrich

 

Dass Schweden ein familienfreundliches Land ist überrascht nicht. Drei Millionen Gäste zog es im Jahr 2012 nach Südschweden ins östliche Smaland und Öland, zwei Drittel davon waren Familien. Fast eine Million Deutsche reisen jedes Jahr nach Schweden. Bietet Südschweden aber mehr als Pipi Langstrumpfs Villa Kunterbunt? Laut Hanna Svensson von Smaland Touismus schon. Ganz anders als in Deutschland gehören Kinder hier viel selbstverständlicher zum Alltag dazu. Denn: „Wenn die Kinder glücklich sind, sind die Eltern glücklich und dann ist es ein gelungener Urlaub.“ Ganz nach dieser Maxime verrieten Svensson und ihre Kollegin Karin Ekjejbär aus der Region Kalmar youngpress ein paar Angebote, die aus den Prospekten so nicht herauszulesen sind:

 

Zum Ritter werden à la Fort Boyard

Von der Astrid Lindgren-Welt in Smaland, in der Pipi Langstrumpf „wohnt“ liegt das „Schloss Kalmar“ nur zwei Autostunden entfernt. Wie in der TV-Serie Fort Boyard können hier Kinder kniffelige Aufgaben lösen, in denen geklettert und gefrickelt werden muss, um zu gewinnen. In der TV-Serie kommen Schlangen und Tiere zum Einsatz. Während der zwei Stunden, die das Spiel in Kalmar dauert, natürlich nicht. In erster Linie dominiert Holz und erzeugt eine Burgatmosphäre ohne exotische Tiere. Am Ende gibt es kein Geld, aber einen Preis: Der oder die Gewinnerin werden offiziell per Schwert zum Ritter geschlagen. www.kalmarslott.se (Seite in Englisch)

 

Glas machen statt zerbrechen

Welcher Elternteil hat sich nicht schon einmal geärgert, dass die Kinder ausgerechnet das Lieblingsglas der Eltern zerstört haben? Im „Kingdom of Glass“ in Växjo, Südschweden, können die Kinder sich einmal bei ihren Eltern revangieren. Glasbläser helfen Kindern, selber ein Glas zu blasen. Die können, wenn alles abgekühlt ist, immer noch entscheiden, ob sie es zur Wiedergutmachung ihren Eltern geben oder es lieber doch selbst behalten und stolz ihren Freunden zeigen. www.glasriket.se (Seite in Englisch und Deutsch)

 

Strandurlaub auf Schwedens „Mallorca“

Sonne ist zwar nicht das erste, woran Deutsche bei Schweden denken. Und doch gibt es einen Ort, der mit seinen Sonnentagen Millionen Schweden anlockt. „Öland ist für Schweden so etwas wie Mallorca für die Deutschen, jeder fährt dort gerne hin“, so Tourismusexpertin Ekjebär. Der Ort liegt mit 437 Sonnenstunden pro Jahr in den Top 5 der schwedischen Messpunkte. www.olandsturist.se (Seite auch in Englisch und Deutsch)

Auf der Messe in Berlin tanzen und backen Pipi Langstrumpf und Co. am 10.03. von 12 – 16 Uhr stündlich am Schweden-Stand in Halle 18.

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen

Video: Urlaubsziele der Kids

Urlaubswünsche der kleinen ITB-Besucher. Foto: Julia Harig

 

Kinder entwickeln immer früher den Wunsch, bei der Urlaubsplanung mit zu entscheiden. In welches Land sie als nächstes Reisen würden und was es dort unbedingt geben muss, das haben uns 12 kleine ITB-Besucher verraten:

httpv://youtu.be/nHrtCQgPiPc

 

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Topstories Trends Video

Authentizität – die Motivation für Kubareisen

 Kubanischer Stand auf der ITB Foto: Julia Harig

 

„Cuba auténtica“ mit diesem Slogan lockt Kuba auf der ITB die Reiselustigen an den Messestand der kommunistischen Karibikinsel. Kuba öffnet sich der Welt, auch die Ausreisebedingungen für die einheimische Bevölkerung haben sich Anfang 2013 gelockert. Was für den Kubaner Freiheit bedeutet wirft die Frage auf, wie lange die Insel sich ihre karibische Immunität gegen westliche Einflüsse noch bewahren kann.

Die Gunst der frühen Stunde

Ob Kuba noch lange mit Authentizität werben kann, wird auch von einer erfahrenen Reiseleiterin und Standbesucherin bezweifelt. Sie weiß um „die Gunst der frühen Stunde“. Bereits 142 Länder bereist, ist sie sicher, dass auch auf Kuba die arrangierten Tourismusangebote in Zukunft die Sicht auf das wahre Leben vor Ort verschleiern werden. „Wer authentisch reisen will, bucht nicht pauschal und sucht sich seine eigenen Wege durch das Land“ so die Rentnerin.

Die Reisegewohnheiten der Kuba-Urlauber bestätigen das. Sie machen sich am liebsten auf eine individuelle Rundreise quer über die Insel, um möglichst viel von Land und Leuten Kubas aufzunehmen.

In Urlaubserinnerungen schwelgend berichtet ein Ehepaar von der Kubareise im letzten Jahr. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass noch lange nicht die ganze Insel auf die Bedürfnisse europäischer Touristen eingestellt ist. Auch für sie geht Reisen mit Charakter vor künstlich errichteten Urlaubsdomizilen. Auch wenn die Karibikseite Kubas laut ihren Angaben bei Hotelkomfort und Freizeitabgebot noch einiges nachholen könnte, sind es am Ende auch ein unbequemes Hotelbett und charismatischer Service, der den Charme einer Kubareise bestimmen. „Schnell nach Kuba bevor der Amerikaner einfällt und die Insel unerschwinglich wird“, rät Kuba-Fan Katharina Jander.

Für den Tourismus ist Kuba bereits seit Anfang der 90er Jahre geöffnet. Vor 20 Jahren verschlug es jährlich rund 300.000 Reisende nach Kuba. Ziel für 2013 ist es, die drei Millionen Marke zu knacken. Vor Ort bedeutet das Investitionen in Hotelanlagen und Angebote.

Verglichen mit der Dominikanischen Republik, die vier Millionen Besucher jährlich meldet, steht Kubas Tourismusbranche noch am Anfang. Die Infrastruktur wird in Zukunft noch an den wachsenden Tourismus angepasst. Abseits von den Hot Spots des Landes, wie Havanna und Varadero, sollen jedoch in Zukunft auch im Landesinneren touristische Angebote geschaffen werden.

Hotelwüsten werden laut Wilson Cardoso vom „cubanischen Fremdenverkehrsamt“ nicht kommen, man versuche auch im Aufbau der Hotellerie die kubanischen Umgebung einfließen zu lassen. Um eine touristische Infrastruktur zu etablieren müssen Straßen verbessert und neue Verkehrsnetze errichtet werden.

Echtes Kuba

Kuba wirbt mit Authentizität. Für Cardoso liegt diese vor allem im Kubaner selbst verwurzelt, in seiner Mentalität. Sichtbare Authentizität findet man in Form von restaurierten Kolonialbauten in Havanna, es ist aber vor allem das Flair, das aus Kuba ein Erlebnis machen kann.

Tourismus bringt Geld ins Land und auch die Kubaner werden in Zukunft in die Reisebranche investieren. Ob eine Fahrt über die Insel und der Austausch mit den kontaktfreudigen Einheimische an Echtheit verlieren wird, kann man pauschal nicht sagen. Es liegt nicht zuletzt an den Bedürfnissen und Vorlieben der Urlauber, wie sich das Angebot auf der Insel in den nächsten Jahren entwickelt.

Allgemein Cuba Fernreisen ITB 2013 Nachhaltigkeit

Stille, fremde Kultur – Bei einem Reiseunternehmen aus Holland wird Gehörlosigkeit zum Vorteil

Jos Wesemanns ist in einer gehörlosen Familie aufgewachsen. Heute bietet er Reisen für Gehörlose an. Foto: Eva L. López

Nein, sie hört nicht das Wellenrauschen. Ja, sie hat eine neue Kultur kennen gelernt. Dass die Gehörlosigkeit bei Reisen von Vorteil sein kann, zeigt Wesemann Travel. Das Reiseunternehmen bietet einen Einblick in fremde Kulturen, da es aktiv auf die Gehörlosengemeinschaft der Einheimischen setzt.

Angefangen hat das niederländische Reiseunternehmen mit organisierten Reisen für Gehörlose nach Tansania. Um einen tollen Urlaub zu bieten, setzt das Unternehmen auf zweierlei: Erstens sind die Reiseleiter vor Ort auch gehörlos und ausschließlich Einheimische. Daher kennen sie die Bedürfnisse ihrer Kunden. Zweitens gehört in den Mittelpunkt jeder Reise, dass der gehhörlose Reisende auf gehörlose Menschen vor Ort trifft. Dem hörenden „Standardtouristen“ bleibt die Welt der Einheimischen oft verschlossen. Der Gehörlose wird von den Einheimischen zu einer Tasse Tee eingeladen. Das Nichthören wird hier zum Vorteil. Die Reisenden haben nach der Philosophie von Wesemann Travel die Chance, ohne Umwege eine neue Kultur kennenzulernen. Denn die gemeinsame Behinderung baut eine kulturelle Brücke zwischen Touristen und Einheimischen.

Der Geschäftsführer Jos Wesemann ist ein Paradebeispiel für das Leben zwischen beiden Welten. Er und sein Bruder sind seit Generationen die einzigen in der Familie, die hören können. Auf seiner ersten Reise nach Tansania wurde Jos Wesemann überrascht: „Du bist einer von uns!“, erkannte ein tauber Einheimischer sofort. Noch bevor Wesemann sprechen lernte, beherrschte er die Gebärdensprache. In Tansania nahm sein Urlaub dadurch die entscheidende Wendung. Zwar ist die Gebärdensprache nicht universell, doch könne man sich gut miteinander verständigen. Wesemann hatte Glück. Ihm wurde ein ungewöhnlich einfacher Zutritt zur tansanischen Kultur ermöglicht und er ist so auf seine Geschäftsidee gestoßen.

In Deutschland leben rund 80.000 Gehörlose. Der Tourismus mit den Gehörlosen ist hier nur eine Nische. Die wenigen Reisen, die angeboten werden, laufen oft über Verbände, die hauptsächlich Kurztrips und Jugendfahrten anbieten. Es gibt aber auch Reisebüros für Gehörlosenreisen, wie „Deaftravel“ oder „XXL-Travelfordeaf“. Bei „Yat-Reisen“ machen Gehörlose gemeinsam mit anderen körperlich Beeinträchtigten Urlaub. Dass Wesemann Travel einen intensiven Kontakt zwischen den Gehörlosen und Einheimischen herstellt, macht deren Angebot besonders.

Für Wesemann Travel und den Einheimischen ist die Zusammenarbeit eine win-win-Situation. „Taub sein in Afrika bedeutet Überlebenskampf!“ macht der Geschäftsführer deutlich.  Das Unternehmen schafft vor Ort Arbeitsplätze. Während eines Vortrags auf der ITB wird er nicht müde zu wiederholen, wie wichtig die lokalen Mitarbeiter seien. „Sie haben eine ganz aktive Rolle“. Wesemann Travel unterstützt in Tansania soziale Projekte wie eine Gehörlosenschule. Jos Wesemann gibt aber auch unumwunden zu, dass er durch seine Arbeit leben kann. Seine Reisen sind in erster Linie ein Geschäftsmodell.

Allgemein Behinderungen Fernreisen ITB 2013 Topstories Trends

Print gegen Online – auch Reisemagazine kämpfen ums Überleben

Foto: ITB Berlin

Die  Printmedien befinden sich im Überlebenskampf.  Denn die klassische Zeitung aus Druckerschwärze auf Papier hat schon seit einigen Jahren einen starken Konkurrenten: Das Internet. Genauer gesagt: Online Portale. Doch wie wirkt sich diese Krise auf den Reisejournalismus aus? 

„Ja wir haben eine Printkrise“, sagt Pascal Brückmann, Produktmanager im Bereich Reise bei der WAZ Media Gruppe. Auch Lars Nielsen, Chefredakteuer von Geo Saison, spürt die Probleme des Online-Booms. Das Reisemagazin hat in den letzen vier Jahren ein Minus von 20 Prozent einstecken müssen. „Ich schlafe ruhig, aber nicht zufrieden“, bewertet Nielsen diesen Trend. Geo Saison musste seinen Preis um 20 Prozent erhöhen, hat dadurch bisher jedoch noch keine Leser verloren. „Das Klientel, das durch unser Magazin bedient wird, möchte sich nicht im Internet bedienen“, sieht der Chefredakteur. Deswegen hat Geo Saison bisher noch keine Onlineplattform.

Dennoch glaubt Brückmann von der WAZ Gruppe, dass digitale Medien ein wichtiger Umsatzmarkt seien, jedoch habe man im Printbereich auch noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Romanus Otte, Leiter von Welt Digital beim Axel Springer Verlag, findet es wichtig, zukünftig ein Online-Geschäftsmodell zu etablieren, das Qualitätsjournalismus garantiert. Deshalb hat der Verlag im Dezember vergangenen Jahres auf seiner Plattform Welt Online eine Bezahlschranke für Besucher eingerichtet. Nutzer der Seite können seitdem 20 Artikel pro Monat kostenlos ansehen, ab dem 21. angeklickten Beitrag greift ein Bezahlsystem, ähnlich eines Abonnements.  „Ziel dabei ist, ein reichweitenstarkes Massenmedium zu erstellen und gleichzeitig an bezahlbare Modelle zu koppeln“, so Otte.  Auch Nielsen ist trotz seiner allgemeinen Online – Skepsis für eine Bezahlschranke: „Was man produziert, soll dann auch bezahlt werden“, meint er.

Wird es die klassische Printzeitung in Zukunft schaffen, mit den Online Angeboten zu konkurrieren? An Internetausgaben werden wohl weder Zeitungen noch Magazine dauerhaft vorbeikommen. Denn egal wie hoch die Skepsis gegenüber „social media“ und Online auch sein mag: „Auch wenn man Online nicht will, muss man sich doch darauf einstellen“, resümiert Romanus Otte.

Allgemein ITB 2013 Print vrs. online Trends

Ägypten – Hat sich der Tourismus nach dem arabischen Frühling erholt?

Mohamed Gamal, der Generaldirektor der Tourismusabteilung Ägyptens, informiert über die touristische Situation in Ägypten. Foto: Sara Bagladi

Schon zwei Jahre liegt der Sturz von Hosni Mubarak, ehemaliger Staatspräsident Ägyptens, zurück, doch die Lage hat sich noch nicht beruhigt in Ägypten. Gerade heute ist es in Kairo und Port Said, nachdem das Urteil über die tödlichen Fussballkrawalle bekannt gegeben wurde, wieder zu Aufständen gekommen. Welche Wirkung diese Tumulte auf den Tourismus haben, gibt der Generaldirektor der Tourismusabteilung Ägyptens, Mohamed Gamal, bekannt.

young press: Sie waren letztes Jahr Partnerland der ITB – brachte dies einen Aufschwung im Tourismus?

Wir haben gute Ergebnisse nach der ITB 2012 erzielt. Zum ersten Mal steht Deutschland auf Platz 2 der wichtigsten Gewinnmärkte für Ägypten. Im Vergleich zu den Jahren davor war Deutschland auf Platz 3. Im Jahr 2012 kamen 1,2 Millionen deutsche Urlauber zu uns und haben 15,5 Millionen touristische Übernachtungen gebucht.

young press: Im Sommer 2012 sind die Zahlen also wieder gestiegen. Sind nach den kürzlichen Unruhen die Touristenzahlen wieder zurückgegangen?

Ehrlich gesagt gibt es negative Auswirkungen. Aber nicht was den Badeurlaub betrifft, sondern die Nilkreuzfahrten. Hier sinken die Besucherzahlen. Damit sind auch die kulturellen Städte wie Luxor und Assuan verbunden, die am östlichen Ufer des Nils liegen. Aber das ist ganz normal – überall gibt es Positives und Negatives. Die Revolution ist ein zweijähriges Baby und für den Wandel zum demokratischen Leben benötigt man eine Generation und nicht zwei Jahre.

young press: Wie werden Touristen nach Ägypten gelockt, dass sie trotz der Risiken die Reise auf sich nehmen?

Wir machen hier an der Messe Liveübertragungen von den Stränden in Ägypten auf grossen Bildschirmen. So können die Menschen Ägypten kennen lernen. Diese Aktion möchten wir gerne erweitern und in grossen deutschen Städten Bildschirme an öffentlichen Plätzen installieren.

young press: Auch die Preise sind gesunken. Ist dies eine weitere Massnahme den Reisenden entgegen zu kommen?

Für den Massentourismus an den Stränden sind die Preise gesunken. Der Besucher bekommt mehr, als er bezahlt. Aber in Bezug auf den Kultururlaub und andere touristische Möglichkeiten sind die Preise erhalten geblieben.

young press: Werden diese Angebote gebucht?

Wenn die Medien nicht berichten, steigen die Buchungen. Es hängt also alles von den Medien ab. Doch diese schildern nur von isolierten Inseln und nicht von ganz Ägypten. Sie legen den Fokus nur auf Kairo und zwei, drei weitere grosse Städte. Aber die anderen Urlaubsziele sind stabil und ruhig. Wie die Lage dort aussieht, ist an den Livescreens zu erkennen.

young press: Gibt es  besondere Sicherheitsmodelle? Auf was sollte man achten, wenn man das Hotelareal verlässt?

Fünf Millionen Menschen arbeiten im Tourismusbereich. Der Tourismus ist ihre Existenz und sie bemühen sich die Sicherheit zu wahren. In Kairo hingegen leben die Leute nicht vom Tourismus. Sie demonstrieren und fordern bessere Arbeitschancen und Demokratie.

young press: Das Auswärtige Amt rät insbesondere dringend ab, in den Sinai (mit Ausnahme der Touristenorte am Roten Meer im Küstenstreifen zwischen Sharm-El-Sheikh und Nuweiba) sowie ins ägyptisch-libysche Grenzgebiet zu reisen. Teilen Sie diese Meinung?

Allein sollte man in diese Regionen nicht gehen, doch in grösseren Gruppen ist das möglich.

young press: Muss man mit der neuen Regierung mit Einschränkungen im Tourismus rechnen? Gibt es beispielsweise Kleidungsvorschriften?

Auf den Livescreens sieht man Badeurlauber im Bikini. Die Regierung hat bekannt gegeben, dass sie nichts gegen Badeurlauber haben. Wenn ich schwimmen gehen möchte, gehe ich ja auch nicht im Anzug. Wir respektieren andere Traditionen und Kulturen.

young press: In der Türkei gibt es auch schöne Strände. Weshalb sollten Touristen genau ans rote Meer in Ägypten kommen?

Ägypten ist eine unersetzliche Destination im Winter. Auch die Unterwasserwelt ist  einzigartig. Natürlich haben andere Länder auch andere Möglichkeiten – aber Ägypten ist unvergleichlich.

Ägypten Fernreisen Interview ITB 2013 Topstories

Bildergalerie: Hallo, Lumela und Selamat Datang!

Händeschütteln und ein freundliches „Guten Tag“ – das reicht in Deutschland, um  anderen Menschen freundlich zu begegnen. Doch nicht überall auf der Welt wird diese Begrüßung akzeptiert. Mongolen können sich zum Beispiel mit einer Prise Schnupftabak begrüßen. Auf der ITB zeigen einige Aussteller und Gäste, wie man sich in ihren Heimatländern begrüßt.

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Allgemein Fernreisen ITB 2013 Traditionen

Wikinger-Projekt hält Jugendliche über Wasser

Heinrich Jenkel und Haiko Theel vor der WikThor (Foto: Madeleine Hofmann)

 

Der Verein „Alte Schule“ ist ein Anker für junge Arbeitslose

Inmitten der zahlreichen Messestände auf der Internationalen Tourismus-Börse Berlin (ITB) fällt die WikThor in Halle 4.1 sofort auf. Das 14 Meter lange Wikingerschiff in Form eines riesigen Seeungeheuers wird von Haiko Theel mit einer Axt bewacht. Obwohl er das wilde Outfit eines Wikingers trägt – Gewand mit Fellschal und dicke Wollsocken in Ledersandalen – jagt er niemandem Angst ein. Er lässt sich geduldig fotografieren und führt Interessierte an Bord des Segelschiffs.

Normalerweise steht die WikThor nicht in Berlin, sondern liegt am 270 Kilometer entfernten Ratzeburger See in Schleswig-Holstein. Dort trägt sie Schüler sicher über das Gewässer zu Aufenthalten in einem der Gästehäuser von Alte Schule e.V. Der Verein wurde 1982 von Christof Müller gegründet. Sein Nachbar, Heinrich Jenkel, war von Anfang an als Techniker am Projekt beteiligt. Er erinnert sich noch gut: „Zu dieser Zeit waren viele Pädagogen höchst unzufrieden mit dem Angebot der Jugendherbergen. Christof wollte deswegen sein eigenes Ding machen und eröffnete ein Tagungshaus in einer – wie der Name des Vereins verrät – alten Schule.“ Die Namensgebung sollte aber auch auf die konservativen Werte verweisen, die der Verein vermittelt: „Wir wollten weg von der weit verbreiteten Profitgier und wieder hin zur Nachhaltigkeit – ökologisch, ökonomisch und sozial“, erklärt Jenkel. „Dafür nahmen wir auch in Kauf, erst einmal kein und später sehr wenig Gehalt zu bekommen.“

200 Jugendliche bauen ein Schiff

Zu der Tagungsstätte am Ratzeburger See kamen schnell weitere Begegnungsstätten und Jugendhäuser in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. „Teilweise bereiteten die Gäste ihre Aufenthalte selbst vor, aber wir organisierten zum Beispiel auch Begegnungen zwischen Jugendlichen aus Ost- und Westdeutschland“, erinnert sich Jenkel.  „Wir hatten Kindergärten, sozial schwache Gruppen, Schulklassen, aber auch gewerkschaftliche und politische Jugendgruppen zu Gast.“ Auch Jürgen Trittin soll einmal da gewesen sein.

Die Projekte der „Alten Schule“ kamen so gut an, dass das Arbeitsamt Radebusch den Verein zu einem „ABM-Projekt“ machte. Fortan kamen arbeitslose Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen im Rahmen einer Bildungs- und Beschäftigungsmaßnahme in die Projekte. Sie arbeiteten nicht nur in den Jugendhäusern mit, sondern halfen auch beim Bau der auf der Messe ausgestellten WikThor: „Wir wollten etwas schaffen, mit dem sich die Jugendlichen identifizieren konnten“, erklärt Jenkel die Idee, ein Wikingerschiff nachzubauen. „Christof Müller ist einfach ein alter Dänemark- und Wikingerfreak.“ 200 arbeitslose Jugendliche halfen beim Bau mit. Dafür erhielt der Verein den Deutschen Kinderkulturpreis des Jahres 2000.

Wikinger-Exkursionen zeigen neue Perspektiven auf

Heute gibt es sogar noch ein zweites Schiff, auf dem Kinder- und Jugendgruppen mitfahren können. Die Crew, die aus zwei Pädagogen und zwei Jugendlichen besteht, bringt der Besatzung an Land dann noch wahlweise Bogenschießen, Schmieden oder Axtwerfen bei und rundet die Tage mit Lagerfeuer und Wikingergeschichten ab. Es arbeiten jährlich 25 Jugendliche bei Alte Schule e.V.: als Servicepersonal in den Jugendherbergen und in der Schiffsinstandhaltung. „Heute nennt man das Ein-Euro-Jobber“, bedauert Jenkel. „Aber die Jugendlichen bekommen hier bei uns mehr als nur eine Beschäftigung.“ Um den Arbeitslosen ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln, ihr Sozialverhalten zu fördern und ihnen eine Perspektive zu geben, unternehmen die Pädagogen von Alte Schule e.V. mit ihnen Schiffsexkursionen ins europäische Ausland, wo sie sich mit anderen Jugendlichen austauschen können. „Nach ihrem Einsatz bei uns können viele Jugendliche wieder ins Arbeitsleben eingegliedert werden“, freut sich Jenkel.  „Und wenn sie keinen Job finden, haben sie zumindest unser Vereinsmotto verinnerlicht, das sie sich in schwierigen Situationen wieder in Erinnerung rufen können: Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, ist es gut ein Schiff zu haben.“

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Nachhaltigkeit Topstories Trends

Von der Reisemesse in den Urlaub – Neues Angebot auf der ITB 2013

Auf der Messe gibt es sehr viel Infomaterial. Direkt buchen kann man aber nicht an jedem Stand.  (Foto: Minou Wallesch)

 

Ab in den Urlaub: Von der ITB direkt nach Mallorca oder in die Dominikanische Republik. Das ist dieses Jahr möglich. Zumindest bei einigen Reiseanbietern, denn nicht alle nutzen die Möglichkeit, ihre Kunden schon auf der Messe die nächste Reise buchen zu lassen. Den meisten ist es wichtiger ihre Kunden zu informieren als die verkaufte Reise. Viele Besucher buchen nach der Messe und lassen sich für ihre Reisen inspirieren. Genauso wie in den letzten Jahren.

Die Reederei Riedel hat insgesamt 50 Tickets für Flussfahrten in Berlin dabei. Sie wollen erst einmal ausprobieren, wie das Angebot angenommen wird. Um zwölf Uhr mittags hat noch keiner ein Ticket gekauft. Stephanie Siegsmund ist zuversichtlich, dass die Tickets am Nachmittag weggehen. Erste Anfragen gab es schon.

Bei TUI cruises hat man nicht damit gerechnet, vor Ort auf der Messe zu verkaufen, sagt die Mitarbeiterin Anke Petersilie. Das Klientel 50 plus bucht Kreuzfahrten hauptsächlich im Reisebüro. Die Möglichkeit eine Reise zu buchen gibt es trotzdem am Messestand, auch wenn sie nicht genutzt wird. Beim Kreuzfahrtanbieter aROSA läuft das Geschäft besser. Am Messestand gibt es ein Buchungsterminal und dazu eine Beraterin. Mandy Wittig betont, dass der Verkauf nur eine untergeordnete Rolle spiele. Wichtig sei ihnen, die Kunden zu informieren. Deshalb vermitteln die aROSA Mitarbeiter das  gewählte Reisepaket auch an das persönliche Reisebüro, falls es von den Kunden gewünscht ist. Das Reisebüro ist immer noch der wichtigste Ansprechpartner bei Kreuzfahrten.

Der Meinung ist auch Anne Lauterbach vom Reiseanbieter Studiosus. Sie informieren an ihrem Messestand über die Reisen. Allerdings wundert sich Lauterbach darüber, dass die ITB erst in diesem Jahr die Möglichkeit zum Verkauf gibt. Auf anderen Reisemessen wie der CMT Stuttgart gibt es das Angebot schon seit einigen Jahren.

Am Gemeinschaftsstand von Binoli, HLX und l‘tur ist man begeistert über die gute Resonanz bei den Kunden. Hier gibt es zwei Terminals, über die gebucht werden kann. Gefragte Reiseziele sind heute Mallorca, Dubai, die Karibik und Ägypten. Bei den Städtereisen steht Wien an erster Stelle. Schon im letzten Jahr haben l‘tur und Co. inoffiziell die direkte Buchung von der ITB aus angeboten. „Wir sind sehr überrascht und zufrieden über die Resonanz“ , sagt Mitarbeiter Domenic Lang. Im letzten Jahr wurde das Angebot deutlich weniger nachgefragt. Auch Lufthansa bietet das Gesamtpaket Flug und Hotel an. Es gibt ein Terminal und persönliche Beratung. Allerdings wird keine Werbung für die Buchung am Messestand gemacht. Auch bei diesem Anbieter steht es an erster Stelle die Kunden zu informieren. Das Angebot wird trotzdem gut angenommen.

Fernreisen ITB 2013 Kurztrips Topstories Trends

Arbeiten auf der Messe – Ein Tag mit Joana am Infostand

Joana Buchwald am Infostand;  Foto: Pia-Maria Schäfer

„Ich mache hier die Halleninfo“, sagt Joana Buchwald und zeigt auf den runden Buchentisch, der sie umgibt. Viele bunte Infobroschüren und Kataloge mit großen Bildern von fernen Ländern liegen aufgestapelt darauf.  Joana lächelt, als eine Frau mit großem Rucksack und Lageplan auf sie zukommt. „Bin ich hier richtig für Halle 2?“, fragt sie die schmale Joana, die fast hinter dem Tisch verloren geht. Sie ist nicht sehr groß und muss sich über den Tisch beugen, um auf den Plan der Frau zu gucken. Nach kurzem Schauen nickt Joana. Sie streicht eine blonde Strähne aus ihrem Gesicht und sagt: „Sie müssen nur noch links durch die große Tür.“ Die Frau folgt der Handbewegung und verschwindet.

Der Wecker von Joana klingelte heute Morgen um halb acht. „Ne Stulle mit Wurst und Salat“ gab es zum Frühstück, sagt Joana. Beim Sprechen berlinert sie leicht. Im ostdeutschen Slang erzählt sie, dass sie um „dreiviertel zehn“, am Stand war und sich erst einmal einrichten musste. Für Joana ist es wichtig, dass die Karten griffbereit liegen. Es gibt 26 Hallen in denen mehr als 10.000 Aussteller ihr Land vorstellen. Wo das Partnerland zu finden ist oder wo die Shows stattfinden, das alles musste sie während der Messe selbst auswendig lernen. Eine Vorbereitung gibt es nicht. „Ich kann nicht zwei Stunden suchen, wenn jemand was fragt“. Es ist etwas leichter, da es die zweite ITB-Messe für Joana ist. Da ist nicht mehr alles neu. Wenn nicht gerade Messe ist, arbeitet sie Teilzeit beim Bundesforum für Kinder- und Jugendreisen und als Softwaretesterin. Die Menschen in der Halle sind ständig in Bewegung. Joana blickt ihnen nach. Die Besucher laufen zwischen den Ständen hin und her. Die Musik dröhnt aus den großen Lautsprechern in der Nähe des Infostandes. Joana dreht den Kopf um die Fragen besser zu verstehen. „Es wird sehr oft nach Spanien und der Karibik gefragt. Aber auch die Halle 25 ist gefragt. Dort sind die ganzen Reiseveranstalter.“ Dieses Jahr können Interessierte zum ersten Mal auf der ITB-Berlin direkt an die Stände gehen und Reisen buchen. Die Menschen sind neugierig ob es Schnäppchen gibt.  Sie lächelt. „Aber auch die Fachbesucher haben in den letzten Tagen danach gefragt.“ Heute am Samstag und Sonntag ist die Messe für jeden offen.

Abschalten kann die 25-Jährige erst abends und eine richtige Pause gibt es auch nicht. Möchte sie kurz weg, muss sie einen Kollegen anrufen, der sie in der Zeit vertritt. Aber Joana geht nicht oft weg. Den Tag über verpflegt sie sich selbst. „Ist viel zu teuer hier“, sagt sie über das Essen auf der Messe und zeigt ihre Dose mit Essen: Cornflakes und Weintrauben. Denn das Essen muss praktisch und schnell zu kauen sein. Wenn die nächste Frage kommt, will der Besucher schnell die Antwort und weiter. Ein voller Mund ist da nicht „angezeigt“.

Die meisten, die an den Stand kommen sind freundlich. Nur selten ist jemand griesgrämig und raunt „Halle 12“. Joana lacht, als sie den Besucher nachahmt. Stillstand gibt es bei der Arbeit am Infostand nicht. In der Halle 4.1., die mehrere Hallen miteinander verbindet, gibt es viele Besucher, die kurz die Orientierung verlieren und die Hilfe von Joana in Anspruch nehmen. Die Besucher sind reichlich mit Taschen und Tüten von den Ständen bepackt. „Der typische Messebesucher trägt mindestens vier Taschen oder hat sogar einen Rolltrolley dabei. Da tun sich die Fachbesucher und die Privatbesucher nichts“, berichtet Joana über ihre Kunden. Das lange Stehen und die vielen Besucher fordern Joana. Und manche Fragen sind überflüssig. „Einmal hat man mich nach dem Globetrotter-Stand gefragt. Der direkt vor diesem Counter ist. Ich hab den Plan geholt, drauf getippt und er hat sich dann umgedreht und entschuldigt.“

Wenn sie um „dreiviertel“ acht zu Hause ist, wird nur was gegessen und dann kuschelt sie sich auf dem Sofa an ihren Freund. Denn am nächsten Tag geht es wieder weiter.

Wenn morgen die Messe endet ist, freut sich Joana auf ihr Bett. Das Schlafen kam in den letzten Tagen zu kurz. Am Montag ist wieder der Alltag da. Joana muss ins Büro. „Deswegen habe ich alle Partys sausen lassen“, denn „Messe ist anstrengend“.

Allgemein ITB 2013

Neukölln ist hip – Klischees gibt es allerdings immer noch

Tanja Dickert und Norbert Kleemann von der KGB 44.  Foto: Minou Wallesch

Raubüberfälle, Bars und hippe Touristen – Neukölln hat viel zu bieten. Nicht nur Gutes, das ist klar. Aber der Tourismus boomt und der Kiez löst sich langsam von seinem Brennpunktimage. Überall entstehen neue Hostels, kleine Cafés und Künstlerkneipen.

Auch auf der ITB ist Neukölln neuerdings vertreten. An diesem Morgen mit zwei Kiezbewohnern am „12 Bezirke“-Stand. Einer davon ist Veranstaltungskaufmann Norbert Kleemann. Er lebt seit 16 Jahren in Neukölln und hat die Kreative Gesellschaft Berlin (KGB 44), eine Art Touristinformation in Neukölln, mit auf die Beine gestellt. Den Imagewandel Neuköllns hat er miterlebt. Vor zehn Jahren hat sich noch kein Unternehmen öffentlich dazu bekennen wollen von Neukölln aus zu arbeiten. Dabei gibt es dort schon seit langer Zeit international agierende Unternehmen.

Die KGB 44 kümmert sich seit vier Jahren um die Öffentlichkeitsarbeit und den Tourismus in Neukölln. „Unser Kiez blüht auf und ist eine eigene Welt für sich“, sagt Kleemann. Es zieht viele junge Menschen nach Neukölln: Vor allem Italiener, Spanier und Griechen. Der Kiez ist international. Den multikulturellen Mix der Menschen findet auch Messebesucherin Barbara Rösch gut. Sie steht gerade am „12 Bezirke“-Stand und informiert sich über neue Reiseziele in Berlin. Durch Neukölln ist sie bisher nur mit dem Fahrrad gefahren. Sie interessiert sich für alle Berliner Bezirke. Neukölln würde sie sich also auch anschauen. Nur abends mit dem Fahrrad durch die Neuköllner Straßen fahren, das traut sie sich nicht.

Kleemann weiß, dass noch viel am Image von Neukölln ‚rumgeschraubt werden muss. Trotz des „sozialer Brennpunkt“-Stempels, den Neukölln noch nicht ganz abgewaschen hat, boomt die Künstler- und Kreativenszene. Auch in Neukölln sind schon Orte zu finden, die so hip sind, dass man sich die Neumieten nicht mehr leisten kann. Dazu gehört zum Beispiel der Reuterkiez. Deshalb konzentriert sich die Arbeit der KGB 44 auch auf den Süden Neuköllns, wo sich der Kiez noch im Wandel befindet.

Zu Fuß durch den Kiez

Neue kreative Bewohner bringen auch besondere Attraktionen in den Kiez. Es gibt beispielsweise ein veganes Viertel am Richardplatz. Kleine Cafés, Restaurants und sogar ein Großsupermarkt bieten hier Essen und Getränke, ohne tierische Produkte zu verwenden. Um diese Besonderheiten zu zeigen bietet die KGB 44  Stadttouren nur in Neukölln an. Oft werden sie gefragt, ob sie denn verrückt sind, ihr Angebot auf diesen Kiez zu beschränken. Kleemann findet die Idee hingegen gut. Sie wollen das andere Neukölln zeigen, abseits der Klischees und Vorurteile. Manchmal bekommt die Gesellschaft allerdings auch Anrufe, die nach Klischee-Touren fragen. Sowas machen sie nicht. Die vier Touren werden zu Fuß angeboten. Schließlich kann der Kiez nur richtig auf einen wirken, wenn man ihn auch sieht. In allen Facetten. Auch der Kontakt zu den Kiezbewohnern kommt bei den Touren zustande. Wer will, kann alles aber auch aus dem Bus heraus anschauen.

ITB 2013 Kurztrips Trends

Video: Warum muss ich mich im Auto anschnallen? – Ein Test mit dem Überschlagssimulator

Fahnen der ITB-Berlin; Foto: ITB-Berlin

Anschnallen im Auto ist für viele eine nervige Pflicht. Für was also überhaupt den Gurt anlegen? Auf der ITB kann man am Stand des ADAC testen, was bei einem Autoüberschlag passiert. Madeleine Hofmann hat die Simulation begleitet.

Video: httpv://youtu.be/vGK_FlFke3A

ITB 2013 Video young press

Neue Studie: Muslime reisen anders

Reem el Shafaki auf dem ITB-Kongress; Foto: Lukas Hoffmann

„Muslim Travel is booming.“ Mit diesen Worten stellte Reem el Shafaki auf dem ITB-Kongress eine Studie der US-amerikanischen Marketingfirma DinarStandard zu den Bedürfnissen und Vorlieben von Touristinnen und Touristen mit muslimischem Glauben vor. Deren Markt sei mit 126 Milliarden Dollar sogar finanzstärker als der bisher größte, der der USA. Das liegt vor allem an den Touristinnen und Touristen der ölreichen Golfstaaten. Unter den meistbesuchten Ländern der Muslime sind viele mit großem muslimischen Bevölkerungsanteil. Der absolute Favorit ist hierbei Malaysia, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten. Europäische Länder sind kaum zu finden.
Woran das liegen könnte, soll in der Studie beantwortet werden.
DinarStandard, die ihr Geld mit Firmenberatung verdient, befragte knapp tausend Muslime aus verschiedenen Ländern nach den wichtigsten Kriterien für ihre Reise und ihren Reisegewohnheiten. Mehr als die Hälfte verreist am liebsten mit der Familie. Und das meist jährlich oder zweijährlich.
Sehr wichtig ist ihnen bei der Auswahl des Reiseziels, dass das Essen entsprechend der Speisevorschriften des Koran „halal“ ist, unter anderem kein Schweinefleisch und Alkohol enthält. Unbedingt notwendig sind Gebetsmöglichkeiten, da Muslima und Muslime fünfmal am Tag beten. Um die muslimische Zielgruppe anzusprechen, müssen Reiseanbieter außerdem darauf achten, dass es Waschmöglichkeiten für die Füße gibt, ebenfalls ein Teil der Gebetszeremonie.
Im Ramadan, der islamischen Fastenzeit, sollten Essensmöglichkeiten vor Sonnenaufgang zugänglich sein.
Bei all diesen Angeboten hinken Reiseanbieter aus nicht-muslimisch geprägten Ländern deutlich hinterher.

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Allgemein Ernährung Fernreisen ITB 2013 Trends

Blogger auf der ITB – Für die einen ein Fluch, für die anderen ein Segen

Foto: Blogger-Speeddating. Hier konnten sich die Aussteller mit den Bloggern austauschen. Quelle: http://newsroom.itb-berlin.de/de/itb-blogger-speed-dating

 

Schon im letzten Jahr konnten sich Blogger auf der ITB akkreditieren. Da lief es allerdings noch nicht so professionell ab. Trotzdem waren rund 140 Blogger da. In diesem Jahr hat sich die Messe noch stärker um sie bemüht. Neben Speeddating mit den Unternehmen gibt es Vorträge von Bloggern. Ansonsten recherchieren sie wie die Journalisten.

220 Blogger sind auf der ITB 2013 akkreditiert. Abgelehnt hat Lea Karnatz, Mitarbeiterin der Pressestelle der ITB, kaum jemanden. Insgesamt hatten sich 307 Blogger für eine Akkreditierung angemeldet. Abgelehnt wurde nur, wer entweder einen kommerziellen Blog betreibt oder nichts mit Reisen zu tun hat. Wichtig für die Zulassung war auch, ob die Blogs gelesen werden. Deshalb mussten die Blogger unter anderem die Anzahl der Twitterfollower und Facebookfans angeben.

Für die Messe sind die Blogger genauso wichtig wie die Journalisten. Vor allem die Unternehmen auf der Messe interessieren sich für die Blogger. Die Blogger sind näher an den Reisenden, meint Karnatz. Sie tragen die Infos und Tipps schnell an ihre Fans weiter. Finden sie etwas gut, übernehmen ihre Fans diese Meinung wahrscheinlich, denn Blogger haben oft den Status eines Freundes. Die Messe hofft so auf eine gute PR für die Unternehmen. „Blogger vermitteln eher die emotionale Qualität und sind authentischer“, meint Karnatz. „Sie stehen mit beiden Beinen im Thema und nutzen die Apps und Technologien, die hier vorgestellt werden, ständig.“  Die neue Technik ist ein wichtiges Thema für die Messe. Die Journalisten sieht Karnatz vor allem als Vermittler von harten Fakten und als Informationsquelle für die Besucher.

 

„Eine Abwertung des Journalistenhandwerks“

Edith Kresta, Reisejournalistin bei der taz, bewertet die Anwesenheit der Blogger auf der ITB negativ. Als großes Problem der Blogs sieht sie die ungefilterten Informationen. Journalisten sind verpflichtet, Informationen kritisch zu hinterfragen. Sie dürfen keine PR oder Werbung für ein bestimmtes Produkt machen. Blogger unterliegen diesem Kodex nicht. Die Informationen, die auf Blogs zu lesen sind, werden deshalb nicht gefiltert. Kresta sieht die Blogberichterstattung über die ITB als Verflachung der Informationen für die Leser. Informieren sie sich nur über Blogs, bekommen sie Informationen geliefert, bei denen nicht zwischen Werbung und reflektierter Berichterstattung unterschieden wird. Es geht der Journalistin nicht um eine Benachteiligung ihrer Arbeit auf der ITB, sondern um eine Abwertung des journalistischen Handwerks. „Wir haben Angst, dass uns durch das Internet das Wasser unter den Füßen weggegraben wird“, erklärt Kresta.

Diese Haltung der Journalisten gegenüber den Bloggern kann Reisebloggerin Yvonne Zagermann bestätigen. Sie fühlt sich von den Journalisten auf der Messe oft nicht ernst genommen. Auch auf Pressereisen würde eher die Nase gerümpft, wenn sie als Bloggerin mitkommt, erzählt sie. Ihr ist es wichtig, dass sie schreibt, was sie meint. Sie hält ihren Blog von Werbung und PR frei. Nur selten findet man einen Verweis zu einer bestimmten Kamera oder einem Hotel. „Von den PR-Leuten lasse ich mir nichts sagen. Wenn ich ‚Scheiße‘ schreiben will, dann schreibe ich das auch.“, sagt sie. Andere Blogger würden das aber auch anders halten. Um die Qualität von Blogs zu verbessern, hat Zagermann mit ein paar anderen Bloggern einen Blogger-Kodex erstellt. Verpflichtend ist der allerdings nicht.

Allgemein ITB 2013 Topstories Trends

Alt ist das neue Jung – die neue Definition des „youth travelers“

Wird der junge Reisende immer älter? Dass sich immer mehr Menschen der älteren Generation auf Reisen begeben, spiegelt sich auch in der Kundschaft von Hostels wieder. Die ursprünglich einmal definierte preisgünstige Herberge für Jugendliche und junge Erwachsene wird immer mehr auch eine regelmäßige Übernachtungsmöglichkeit für Reiselustige in der Altersklasse 30 plus.

Auch mit 35 ist man heute noch „jung“

David Chapman, General Director der World Youth Student and Educational Travel Confederation (WYSE), sieht dennoch die jungen Leute in der Vorwärtsbewegung : „Wir schätzen, dass es weltweit weit über 30 Millionen „youth travelers“ gibt“. Jedoch habe sich in den letzten Jahren die Definition des „youth traveler“ stark gewandelt, ebenso wie die Kundschaft in den Hostels. Obwohl auch hier die Hauptzielgruppe zwischen 20 und 25 Jahren liege, so Richards, seien doch inzwischen auch 14 Prozent der Kunden aus geschäftlichen Gründen unterwegs. Somit sind Hostels nicht mehr ausschliesslich eine Absteige für Rucksackreisende. Der „youth traveler“ sei heutzutage nicht mehr genau auf eine Altersgruppe zu beschränken. Die Altersgrenze steige in den meisten Fällen auf 30, wenn nicht sogar auf 35 Jahre.

Der Preis muss auch für die Älteren  noch stimmen

Warum gehen immer mehr ältere Menschen in Hostels? „Sie werden abenteuerlustiger“, meint Richards. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters wollen die Reisenden das erfahren und erleben, was die Jugend tue. „Menschen in ihren Dreissigern wollen das „backpacking“ nicht so einfach aufgeben“, sagt zudem Carl Michel, Executive Chairman von Generator Hostels. Entscheidungsgrund Nummer eins, wenn es darum geht, für welches Hostel oder welches Hotel sich entschieden wird, ist nach wie vor der Preis. Auch wenn nach WYSE-Studien die Location ebenfalls eine wichtige Rolle spiele, sei letztlich die Location nichts wert, wenn der Preis nicht stimme. Auch Chapman ist der Meinung, dass der „Preis der Hauptfaktor“ für die Reisenden ist.

Die Hostelszene passt sich an: Internet und Komfort

Reisen sei ausserdem sozialer geworden, meint Dirk Föste, Marketing und Pressechef des Reiseveranstalters ruf. Soziale Plattformen seien zudem ein immer wichtig werdender Faktor für die Hotelindustrie. „Schon bevor überhaupt gereist wird, wollen sich die Menschen austauschen“, so Föste. Auf Hostelplattformen unterhalten sich Jugendlichen bereits vor ihren Reisen über die Qualität und den „Entertainmentfaktor“ von Hostels. Jungen aber auch älteren Reisenden sei es wichtig, einen Ort zu finden, der „nett, bezahlbar und angenehm“ ist, sagt Carl Michel. Was ein gutes Hostel ausmacht, hat sich im Laufe der Zeit gewandelt: „Heute kommt es viel mehr darauf an, was für ein Angebot an Events ein Hostel bietet. Und auch das Design nimmt immer mehr Bedeutung an“, erklärt Michel die Veränderung.

Doch ob 18 oder 35 Jahre alt – es sei das soziale Miteinander, das Zusammenkommen und Kennenlernen, das Reisen sowohl für alt als auch für jung ausmacht. Und wie Carl Michel zum Ende der Veranstaltung recht treffend feststellte : „Du lernst mehr auf einer Reise durch die Menschen, die du triffst, als durch Reiseführer“.

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Trends

Kulturaustausch oder Urlaub? – Freiwilligendienste Pro und Contra

Wie sinnvoll sind Freiwilligendienste? Anna (links) und Sara (rechts) haben sich Gedanken gemacht. (Foto: Julia Harig)

Sei es Tansania, Nepal oder Moldawien – Tausende von Freiwilligen reisen jedes Jahr ins Ausland, um sich in sogenannten Entwicklungsländern zu engagieren. Viele Reiseveranstalter bieten auch Freiwilligendienste an und möchten damit den Kulturaustausch fördern. Doch ist das wirklich so? Sara Bagladi findet Ja, Anna Munkler verneint.

 Pro: Eine lohnenswerte Angelegenheit

Freiwilligendienst soll nur ein erlebnisreicher Urlaub für den Freiwilligen sein, wie Kritiker behaupten? Wenn der Aufenthalt vernünftig organisiert wird, ist er für beide Seiten eine wertvolle Erfahrung.

Zur Qualität eines Freiwilligendienstes trägt die Organisation vor, nach und während des Praktikums einen wesentlichen Teil bei. Die Freiwilligen werden von der Organisation schon im Heimatland sorgfältig vorbereitet. Dazu gehört, dass sich die Freiwilligen gründlich über das Zielland informieren und darüber Bescheid wissen, wie ihre Fähigkeiten vor Ort genutzt werden können. Sie weisen Interesse an der anderen Kultur vor, sind bereit Verantwortung zu übernehmen, handeln selbstständig und besitzen – neben Englisch – Basis-Sprachkenntnisse in der Landessprache. Ausserdem muss ein Freiwilliger mehrere Monate einsatzbereit sein. Ob dies der Fall ist, testet die Organisation, die den Dienst anbietet, durch Gespräche. Ist der Volontär soweit gebrieft, kann es losgehen!

Damit der Freiwillige sinnvolle Arbeit leisten kann, muss vor Ort auf einiges geachtet werden. Eine vernünftige Begleit- sowie Fachperson, die sich auskennt, muss vorhanden sein. Diese weiss, wo Hilfe gebraucht wird und kann den Praktikanten zweckmässig einsetzen. Eine Lehrerin sollte beispielsweise nicht in der Landwirtschaft eingesetzt werden, sondern ihre pädagogischen Kenntnisse mit Kindern umsetzen können. Für die Menschen vor Ort ist es eine Bereicherung, die Kultur des Freiwilligen kennen zu lernen. Sie profitieren von dessen Englischkenntnissen, die für den Arbeitsmarkt sehr wichtig sind. Der Freiwillige ist mit den Einheimischen in Kontakt und bietet seine Unterstützung dort an, wo sie gefragt ist.

Nach dem Aufenthalt ist es ratsam, die Erfahrungen an zukünftige Volontäre weiterzugeben, damit sich diese auf die kommenden Probleme einstellen können.

Sind diese und weitere Faktoren gewährleistet, ist der Freiwilligendienst eine beidseitig lohnenswerte Angelegenheit.

Contra: Freiwillige sind auch nur Touristen

Kurzfristige Freiwilligendienste fördern keinen Kulturaustausch für beide Seiten. Für einige Tage, Wochen oder Monate in einem sozialen oder ökologischen Projekt zu arbeiten, ist auch nur eine Reise. Eine Reise mit besserem Gewissen.

Freiwillige, die nur für kurze Zeit in einem anderen Land leben, haben kaum die Möglichkeit, sich richtig einzuleben. Besonders in den Ländern des globalen Südens gibt es so große Unterschiede zu unserer Kultur und Mentalität, dass es selbst in einem Jahr nicht gelingt, anzukommen. Wer sich fremd fühlt, sucht schnell Sicherheit in dem, was er kennt. Ausländer gesellen sich zu Ausländern und schaffen so eine noch größere Kluft zwischen sich und den Einheimischen. Da findet kein Austausch statt. Was die Freiwilligen oberflächlich von der ihnen neuen Kultur kennenlernen, bestätigt unter Umständen sogar Klischees und Vorurteile, während die Einheimischen ihre Gäste nur als Fremde erleben.

Und selbst wenn es Freiwilligen gelingt, sich in einem Land und einer Kultur zurechtzufinden, sich anzupassen, vielleicht sogar Freundschaften zu schließen, so bleibt der Kulturaustausch dennoch einseitig. Die meisten Kontakte haben Freiwillige nämlich zu Menschen, die sich eine Reise beispielsweise nach Deutschland nie leisten können. So beschränken sich deren Erfahrungen mit einer anderen Kultur auf Erzählungen und Fotos. Für einen solchen Austausch brauchen sie keine Freiwilligen, da genügt ein Fernseher oder das Internet.

Es ist also falsch, Freiwilligendienste als eine Möglichkeit zum Kulturaustausch beider Seiten zu bewerben. Schön wenn Reisende durch die Arbeit in einem Projekt die Möglichkeit haben, sich genauer anzusehen, wie Einheimische leben und so ihrem Urlaub mehr Inhalt zu geben. Doch für einen echten, tiefer gehenden Kulturaustausch bräuchte es schon längere Aufenthalte und Gegenbesuche der Gastgeber bei den Gästen.

Allgemein Fernreisen ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Nachhaltigkeit Topstories

Messetour mit Kindern – ein Selbstversuch

 Ein Clown auf der ITB-Messe; Foto: Sara Bagladi

Messespaß für Kinder? Das müssen wir ausprobieren – schließlich schlummert in jedem von uns noch ein Kind. Als Vorbereitung auf die anstehenden Privatbesuchertage, haben wir die von der ITB vorgeschlagene Laufroute für Familien mit Kindern  getestet.

Erste Station: In Halle 1 stehen schon alle Zeichen auf Fußball-WM in Brasilien. Leider haben wir Fußball-Ikone Uwe Reinders gerade verpasst. Das Standpersonal verspricht uns, dass er morgen wieder Rede und Antwort steht und auch gerne für Erinnerungsfotos posiert. Unterstützung bekommt er von Lutz Pfannenstiel, dem ehemaligen deutschen Fußballtorhüter und vielleicht schaut auch Mirko Slomka vorbei. Übrigens gibt’s hier Cocadinhas da Bahia, leckere brasilianische Süßigkeiten.

Spannung und Vorfreude auf die Kindertour

Spannung und Vorfreude auf die Kindertour

Zweite Station: Hier in Peru werden morgen traditionelle Tänze wie Marinera und Huaylas vorgeführt. Wir testen schon einmal Pisco Sour, den landestypischen Cocktail mit Traubenschnaps  –  eine gute Erfrischung für die Eltern.

Dritte Station: Wir sind gespannt auf das angebliche Highlight der Kinderroute: In Halle 4 soll es viele Spiele und Aktionen für Kinder geben. Doch auf der Suche nach dem Weg dorthin lässt unsere Aufmerksamkeit nach. Wir entdecken die Matrioschkas in der Russland-Halle. Die sind einen Schnappschuss wert!

Matrioschkas in Russland

Matrioschkas in Russland

Nach einem längeren Weg an langweiligen Ständen vorbei, kommen wir endlich im Kinderparadies an: Hier herrscht zwar bunteres Treiben, man kann klettern und es gibt Platz zum Toben. Von den Vorbereitungen für Gewinnspiele, Schminkecke, Brotbäckerei und Tanzvorführungen am Wochenende können wir aber noch nichts entdecken.

Vierte Station: Wir ziehen weiter nach Andalusien. Dort sollen wir uns schon wieder einen Tanz anschauen. Immerhin gibt es hier Gummibärchen.

Könnte mal wieder spannender werden

Könnte mal wieder spannender werden

Bevor wir zu der fünften Station in Hessen gelangen, streifen wir Irak und Iran. Diese Länder sind überhaupt nicht auf Kinder vorbereitet – langweilig. Noch mal Jacke und Mütze anziehen, denn um zu Halle 7.2 zu kommen, müssen wir nach draußen in die Kälte. Doch der Weg lohnt sich. Hessen ist ein wahres Märchenland! Schneewittchen und die 7 Zwerge, Frau Holle, Schneeweißchen und Rosenrot und sogar Dornröschen warten auf uns. Morgen hat sich der Rattenfänger angekündigt – hoffentlich lässt er seine Gefolgschaft zu Hause.

Frau Holle und die Königin in Hessen

Frau Holle und die Königin in Hessen

Wir schleppen uns zur sechsten Station, doch langsam haben wir Hunger und sind müde.

Wir wollen nach Hause!

Wir wollen nach Hause!

Die vorgeschlagene Route ist etwas zu lang. Wir hätten zwar gerne noch Pippi Langstrumpf beim Backen zugesehen, aber der Weg ist uns einfach zu weit. Nach über zwei Stunden brechen wir die Tour ab. Zum Glück haben wir unterwegs viele Süßigkeiten für den Heimweg abgestaubt.

 Ein Bericht von Sara Bagladi und Madeleine Hofmann.

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen

Irrungen & Verwirrungen – ein Tag bei young press

 

6:00 Uhr

Meine Füße schmerzen und ich habe Muskelkater. Ich krame mich aus dem Hostel-Bett und durchwühle meinen Koffer nach passenden Anziehsachen. Schick muss es sein. Leider besitze ich nur einen schicken Blazer zu Hause und der muss für die ganze Woche reichen. Anziehen und raus. Ich denke an gestern und ein Wort fällt mir direkt ein: anstrengend. Der Tag bestand aus laufen, Treppen steigen und Hunger leiden. Außerdem Leute befragen, Informationen suchen und zwei Artikel schreiben. Fast wie eine richtige Journalistin.

 

Unser netter Eingang, der zur young press führt.

Unser netter Eingang, der zum young press-Büro führt.

9:10 Uhr

Die Tagesbesprechung hat begonnen und ich bin 10 Minuten zu spät. Ich habe die falsche S-Bahn-Station zur ITB gewählt: Ausstieg Nord/ICC. Der Weg ist doppelt so lang, wie von der Station Messe-Süd. Ich gehe hinein und folge jedem, der aussieht, als würde er für die Presse tätig sein. Und tatsächlich finde ich den Weg zum Media Center in Halle 6.3, sogar ohne weitere Umwege. Auf diesem Wege: Danke an die große Masse an Presseleuten vor mir.

Young press sucht während der Redaktionskonferenz nach Ideen und diese fallen sehr unterschiedlich aus. Es soll über das Essen an der Messe, über Jugendreisen oder zu kritischen politischen Themen berichtet werden. Einige überlegen sich Leute zu interviewen, andere machen Videos oder wollen an Messeständen zu ihrem Thema recherchieren. Wie ich gestern bereits festgestellt habe, ist das nicht so einfach. Die meisten Personen hinter den Ständen wollen ihre Produkte verkaufen und lassen sich nicht in die Karten gucken. Ich habe noch keine genaue Vorstellung, worüber ich heute schreiben will. Um Inspirationen einzuholen, will ich eine Veranstaltung zum Thema Jugendreisen besuchen.

10:30 Uhr

Ende der Besprechung. Auf geht’s, die Zeit ist knapp, denn Abgabe ist um 17:00 Uhr. Noch sehen viele schläfrig aus, andere sind hochmotiviert. Ich bin eine Mischung aus beiden: Todmüde aber willensstark. Ich folge zwei Mädels aus meiner Gruppe, denn sie scheinen einen Plan zu haben, wohin sie wollen. Die Messehallen sind jetzt schon doppelt so voll wie gestern. Heute kann ich nirgends stehenbleiben und nach den Wegweisern gucken, sonst bildet sich entweder eine lange Schlange hinter mir oder sie umgehen mich im Reißverschlussprinzip. Im schlimmsten Fall rennen sie in mich hinein. Ich suche mir die ruhigste Ecke und packe einen von meinen fünf Messeplänen aus. Ich kann nicht vorsichtig genug sein. Ich könnte mich jederzeit verlieren. Egal wie ich den Plan drehe oder wie lange ich drauf gucke, ich werde nicht schlauer.

 

Messeplan - verwirrend

Messeplan – verwirrend

11:00 Uhr

Mittlerweile habe ich mich von den Mädels getrennt und suche nach Fotos, die zeigen, wie viele Leute auf der Messe unterwegs sind. Dabei werde ich von einer Frau abgelenkt, die eine Umfrage zu Deutschlands Ruf im Vergleich zu der Schweiz führen möchte. Auch wenn ich nicht verstehe worum es hierbei geht: ich kann nicht nein sagen, denn die Frau hat so nett gefragt. Wieder habe ich einige Minuten meiner Arbeitszeit vergeudet.

 

Überall so viele Menschen!

Überall so viele Menschen!

12:30 Uhr

Ich bin unterwegs zur Halle 4.1, die ungefähr sechs Hallen und zwei Etagen von meinem jetzigen Standpunkt entfernt liegt. Der Vortag beginnt um 13:00 Uhr. Der Weg ist lang und ich bin spät dran. Unter anderem, weil ich regelmäßig vor einer Rolltreppe stehe und überlege, ob diese nach unten oder oben fährt. Trotzdem entscheide ich mich dennoch jedes Mal für die falsche Etage. Ansonsten suche ich nach meinem Stift, meinem Smartphone, meinem Portmonee, meinem Notizblock. Ich höre eine Frau von der Presse: „Wo sind Sie? Ich stehe vor Halle 5.3. Ich muss zur Halle 7. Nein, tut mit Leid, ich stehe vor Halle 6.2  und muss zur Halle 6.3. Ich muss mich noch einmal korrigieren. Ich stehe doch vor dem richtigen Eingang.“ Anscheinend bin ich mit meinen Sorgen nicht alleine. Kurz darauf laufe ich ins Männerklo. Mist!

 

Ganz viele Rolltreppen.

Ganz viele Rolltreppen.

13:00 Uhr

Ich bin bei der Veranstaltung. Viele Leute, wenig Sitzplätze und es zieht sehr stark von draußen. Alle sprechen verschiedene Sprachen und ich versuche zu erraten, welche das sind. Russisch? Türkisch? Chinesisch? Die Veranstaltung erweist sich als Marketing-Konzept, um neue Kunden davon zu überzeugen, Jugendreisen in ihr Reiseprogramm zu nehmen. Viele Zahlen, wenig Inhalt. Für eine Reportage nicht brauchbar, aber man kann gut eine kurze Mitteilung darüber machen. Trotzdem bin ich froh, denn ich habe ein konkretes Thema gefunden.

 

Veranstaltung über Jugendreisen - langweilig

Veranstaltung über Jugendreisen – langweilig

15:00 Uhr

Endlich bin ich wieder in unserem Arbeitsraum. Leider schaffe ich es nicht, etwas Warmes zu mir zu nehmen, denn ich muss meinen Artikel schnell fertig schreiben. Wir haben nur noch zwei Stunden bis zur Abgabe. Ich brauche was Schnelles zu Essen auf die Hand. Gut, dass im Arbeitsraum so viele Snacks rum liegen. Esse ich also einen Apfel oder lieber einen Keks? Mit der gesünderen Variante in der Hand versuche ich meinen Artikel zu beginnen. Leider fehlen mir wieder einige Informationen über die Person die vorgetragen hat, aber jetzt ist es zu spät. Ich versuche mich mit Google zu retten. Auch alle anderen schreiben an ihren Artikeln und haben Zeitdruck. Mal gucken, ob alle ihr „Tagesziel“ von zwei Artikeln erreichen.

 17: 30 Uhr

Bald ist Abgabe und ich bin immer noch nicht fertig. Ich brauche eine Pause und dringend einen Kaffee. Meine Augen sind übermüdet und die Konzentration lässt nach. Leider ist die Kaffeemaschine im Medienzentrum kaputt und ich laufe wieder zurück. Cola ist die Alternative.

 

Young press, ganz fleißig.

young press, ganz fleißig.

18:30 Uhr

Endlich fertig. In unserem Arbeitsraum herrscht Chaos. Überall liegen leere Pfandflaschen und Prospekte. Zudem wollen alle zur gleichen Zeit ihren Artikel zum redigieren geben. Es herrscht Unzufriedenheit, denn viele haben ihr „Tagesziel“ nicht erreicht.

 

Unser Arbeitsraum, wenn alle unterwegs sind.

Unser Arbeitsraum, wenn alle unterwegs sind.

19:30 Uhr

Mein Artikel ist online und ich will zurück ins Hostel. Das war ein langer Tag. Da ich nichts gegessen habe, bis auf einen Apfel, fahre ich mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof. Hier kenne ich mich wieder aus. Meine Wahl fällt auf eine dicke saftige Pizza. Lecker!

Allgemein ITB 2013 young press

„Selamat Siang“ Indonesien – Guten Tag Indonesien

 Claudia Lang und Monika Bleichern auf dem Stand von Indonesien; Foto: Pia-Maria Schäfer

Jedes Jahr hat die ITB ein neues Partnerland. Dieses Jahr: Indonesien. Claudia Lang, Marketingmanagerin des Indonesischen Fremdenverkehrsamtes  und Monika Blachian, Marketingdirektorin von Travel.PR standen young press Antwort zu den Gastland.

young press: Warum sollte man nach Indonesien reisen?

Indonesien ist das vielseitigste und vielfältigste Land der Welt. Man muss es einfach erlebt haben.

young press: Wodurch drückt sich diese Vielfältigkeit aus?

In Indonesien leben über 700 Kulturen. Von Meer, Strand, Bergen und Kulturstätten bis hin zu modernen Metropolen  kann man alles besichtigen. Jeder Reisende wird zufrieden gestellt.

young press: Beste und schönste Reisezeit?

Die beste Zeit ist nach dem Monsun. Das heißt zwischen April und November. Wobei es in der Monsunzeit auch spannend sein kann. Es regnet zwar zwischendrin, aber wir sind ja am Äquator und es ist immer warm.

young press: Was sollte man unbedingt sehen?

Das ist wirklich die schwierigste Frage, die Sie mir stellen können. Bei 17.000 Inseln kann man viel entdecken. Es kommt vor allem darauf an, wofür man sich interessiert.

young press: Was sind Ihre persönlichen Highlights?

Der buddhistische Tempel in Borobudur und der Toba-See sind zwei Highlights, die man besuchen kann.

young press: Was erhoffen Sie sich von der Messe?

Wir sind schon seit 45 Jahren auf der ITB vertreten. Wir gehören sozusagen schon zum Inventar der Messe.  Und dieses Jahr sind wir ja Partnerland und haben einen größeren Stand.

young press: Wie wird man Partnerland- muss man sich bewerben oder wird man gefragt?

Da gibt es, glaube ich, viele Wege. Und da hat sich auf der politischen Ebene vielleicht was einfädeln lassen und auf alle Fälle wurde es dann angefragt.

young press: Lohnt es sich Partnerland zu sein?

Auf jeden Fall. Man merkt die steigende Aufmerksamkeit, die auch die Medien für dieses Land entwickeln. Wir hoffen natürlich auch auf eine Nachhaltigkeit dieses Interesses. Das Ziel ist es, Besucherzahlen aus Deutschland, Europa und natürlich weltweit zu erhöhen.

young press: Wann haben Sie angefangen für die Messe zu planen?

Angefangen haben wir 2011, als die Einladung kam. Dann gehen die ersten Vorbereitungen los. Das ganze Jahr 2012 haben wir auf die Messe hingearbeitet.

young press: Wie viel Aufwand muss man betreiben, um zwischen den anderen Ständen aufzufallen? Was muss man tun?

Man muss viel bieten. Wir haben natürlich dieses Glück, dass unsere Kulturen sehr auffallen. Schöne Menschen, tolle Kostüme, dass lockt die Besucher an. Die Musik ist exotisch und wir haben aus Indonesien exzellenten Kaffee. Der ist in Deutschland auch kaum bekannt. Auch haben wir eine Massageecke, denn Java ist die Wiege der Spa-Kultur.

young press: Aber sie machen auch viele Shows, um die Besucher auf den Stand aufmerksam zu machen. Wissen Sie, wie viele Shows pro Tag laufen?

Wir haben täglich zwei Hauptblöcke mit Tänzen und kurzen Aufführungen zwischendurch. Es ist noch zu überblicken, aber dafür gibt es dann auch das Personal, die das dann arrangieren.

young press: Die ITB ist vier Tage für Fachbesucher und am Wochenende für alle Interessierten offen. Bieten Sie am Wochenende etwas anderes an?

Nein, es werden die gleichen Shows sein. Natürlich merkt man, dass gewisse Verkäufer nicht mehr so präsent sind, aber wir am Indonesien-Stand sind genauso präsent wie vorher da.

Das Interview führte Pia-Maria Schäfer

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Asien Fernreisen Interview ITB 2013 Topstories

Video: Vom Kleinen zum Großen – zwei Klettergärten auf der ITB

Ich und der kleine Klettermax. Foto: Julia von La Chevallerie

 

Auf der ITB kann man viele große Stände entdecken. Doch die Suche nach Details lohnt sich. Es finden sich auch einige kleine und trotzdem sehenswerte Dinge. Hier könnt Ihr sehen, wie ich dazu kam, mit 22 Jahren noch einmal Playmobil zu spielen:

httpv://youtu.be/mXYJ73L-zHk

 

 

 

 

 

Allgemein ITB 2013 Video

Der Erfolg des Pink Pavillion

200 qm in Halle 2.1 stehen ganz im Zeichen des Regenbogens. Seit 2010 ist Gay and Lesbian Travel als eigenständiges Segment auf der ITB. Eine Zielgruppe mit großem Potential für die Reisebranche, denn gerade Schwule und Lesben investieren ihr Haushaltsgeld mit Vorliebe ins Reisen.

Die ITB tritt auf internationalem Parkett für die Akzeptanz von Gay und Lesbian Travel ein. Als Mitglied im Board of Directors der International Gay und Lesbian Travel Association (IGLTA) arbeitet sie engagiert daran mit, gay and lesbian travel aus der Nische zu holen.

Pionierarbeit hat Thomas Bömkes geleistet, der in seiner Position als Lesbian, Gay, Bisexual und Trans (LGBT) Consulant der ITB Berlin seit 1997 der Tourismusbranche die Augen öffnet.

Thomas Bömkes. LGBT Cosulant ITB Berlin

Thomas Bömkes. LGBT Cosulant ITB Berlin

Schwule und Lesben setzen bei der Auswahl ihrer Destinationen besonders auf eine zielgruppenspezifische Infrastruktur am Urlaubsort. Gay Events und Locations vor Ort sind es, mit denen man die Zielgruppe binden kann.Wo sich die Szene bereits etabliert hat, profitiert die Region von den schwulen und lesbischen Touristen. Die in der Regel kinderlosen Paare lassen es sich im Urlaub gut gehen, bekräftigt Bömkes und charakterisiert die Zielgruppe als erstrebenswertes Reisepublikum für Reiseveranstalter und Hotels. Er verfolgt 2013 verstärkt das Ziel, das Angebot zu erweitern und neue Reiseziele dazuzugewinnen. Um Schwule und Lesben wirbt in diesem Jahr auch die Stadt Wien, die im Pink Pavillion die Besucher zu einer gratis Kaffeepause mit Wiener Melange einlädt. Auch Länder wie  Tschechien, Thailand und Indien buhlen jetzt um das homo- und bisexuelle Reisepublikum, sie sind erstmals mit einem Stand im Gay and Lesbian Travel Sektor vertreten.

Wer sich für die Szene interessant machen will, muss nach dem Top-Down Prozess handeln: die lokale Tourismusbranche muss sich den Vorlieben der Schwulen und Lesben widmen, vorhandenes Potenzial in Szene setzen und „Gay Events“ etablieren. Globaler Tourismus entsteht gerade im Schwulen- und Lesben-Umfeld mehrfach über Events. So setzen sich beispielsweise am Christopher Street Day jährlich tausende Schwule und Lesben in Bewegung um an den verschiedensten Orten der Welt für Toleranz einzutreten.

Angetrieben von ökonomischen Interessen können in diesem Sektor auch politische Prozesse angeleitet werden. Weltweite Toleranz für Schwule und Lesben ist noch lange nicht erreicht,  kann aber, so Bömkes, auch dadurch vorangetrieben werden, dass man ihnen einen wirtschaftlichen Mehrwert erkennbar macht. Toleranz kann auch ein zweiter Schritt sein.

Der ITB als globaler Leitmesse schreibt Bömkes die Aufgabe zu, gay and lesbian travel weltweit als Segment zu positionieren.

Auf welchen Widerstand die Szene regelmäßig trifft, kann Bömkes am Beispiel eines ITB Akademie-Workshops in Goa aufzeigen. Dort setzte sich im letzten Jahr der Erzbischof Goas mit Erfolg dafür ein, die Veranstaltung zu unterbinden. Aufgrund des großen Medieninteresses wurde diese Tatsache dann im Nachhinein zu einer politischen Diskussion erhoben.

Fragt man Bömkes nach seinem Tagesgefühl, kann er entschlossen sagen, dass sich die Szene auf der Messe angekommen fühlt. Die ITB bietet die weltgrößte Präsenz an Veranstaltern im Segment „Gay and Lesbian Travel“ und führt ihren Titel als Leitmesse im Hinblick auf den Support des homo- und bisexuellen Reisepublikums zu Recht.

Allgemein ITB 2013 Trends Zielgruppe Gay and Lesbian

Kinder allein unterwegs

Kinder- und Jugendreisen sind der Themenschwerpunkt auf der diesjährigen ITB Berlin. Auch der „junge“ Nachwuchs muss mitunter alleine verreisen. Für die Erziehungsberechtigten stellt sich dabei die Frage nach dem passenden Transportmittel. Die Bahn und Fluggesellschaften bieten Betreuung.

Die Globalisierung hinterlässt auch in den Familien ihre Spuren. Warum also nicht die Patentante in Spanien besuchen? Oder sich alleine auf dem Weg zu den Großeltern in den Schwarzwald machen? Tatsächlich fordern Kinder und Jugendliche mehr Freiheiten, beobachtet Manfred Fuß vom Bundesforum für Kinder- und Jugendreisen.

74 Prozent der Menschen in Deutschland leben in Städten, so das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln. Sie sind es gewohnt, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Dennoch entspricht eine lange Zugfahrt von Berlin nach Köln nicht dem Alltag. Die Deutsche Bahn bietet Kindern zwischen sechs und 15 Jahren daher eine Betreuung an. Das Angebot gilt freitags und sonntags und ist zurzeit auf neun Verbindungen zwischen den Großstädten möglich. Damit die Deutsche Bahn eine Betreuung gewährleisten kann, arbeitet sie mit den Bahnhofsmissionen zusammen. Nach eigenen Angaben begleitet ein geschulter Betreuer maximal fünf Kinder auf einer Reise. Das Angebot der Deutschen Bahn kostet etwa 25 Euro zusätzlich zum Ticketpreis.

Fliegen ist ein besonderes Erlebnis. Ist das Kind einmal im Flugzeug, braucht es in der Regel keine Hilfe mehr. Anders sieht es am Flughafen direkt aus. Der organisatorische Ablauf ist dort deutlicher komplexer als bei einer Bahnfahrt. Das Ticket muss ausgegeben, das Gepäck abgegeben  und das Handgepäck kontrolliert werden. Einmal am Zielflughafen gelandet, wartet die Passkontrolle und Gepäckausgabe. Aus diesen Gründen dürfen Kinder erst ab zwölf Jahren ganz alleine reisen. Für die Fünf- bis Zwölfjährigen bieten viele deutsche Fluggesellschaften wie Lufthansa, Airberlin und Condor eine Betreuung an.  Die Verantwortlichen nehmen sich den Kindern an, sobald die Eltern alle benötigten Dokumente ausgehändigt haben. Dazu gehört je nach Reiseziel das Betreuungsschreiben, Flugticket, Reisepass und das Visum. Die Gebühren für die Kinderbetreuung variieren je nach Strecke. Für innereuropäische bezahlen Eltern etwa 40 Euro. Führt das Reiseabenteuer die Kids gar auf einen anderen Kontinent, werden bis zu 80 Euro fällig. Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren können dieses Angebot der Fluggesellschaften in Anspruch nehmen oder alleine fliegen.

Allgemein ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen

Verkehrte Welt: Wie PR-Meister von Bloggern lernen

Endlich aus der belächelten Nische herausgewachsen, scheinen es jetzt die Blogger zu sein, die den PR-Managern den Takt vorgeben. Emsig schreibt Senior PR-Managerin Frauke Rothschuh mit, was Profi-Bloggerin Angelika Schwaff kritisiert: Zu wenig fühlt sie sich von klassischen Pressemitteilungen angesprochen. Statt ellenlanger Texte bringen ihr Weblinks in den E-Mails mit kurzen Zusammenfassungen viel mehr. Viele PR-Agenturen würden sich nicht speziell um Blogger kümmern und schicken sie auf die gleichen Pressereisen wie Journalisten. Problem ist aber, dass diese an einem Ort viel länger brauchen. Bloggerin Yvonne Zagermann hat dabei schon zu viele unangenehme Erfahrungen gemacht: „Der Journalist klickt ein Foto und notiert einen Satz. Ich schieße erst mit dem Smartphone ein Foto für Instagram, dann hole ich die Kamera hervor und dann erst mache ich Notizen.“ In der Zwischenzeit wollen die Journalisten schon längst weiter. „Journalisten suchen Fakten, wir wollen Geschichten erzählen“, so Schwaff dazu. Gudrun Fertig vom Special Media Verlag geht noch weiter:  „Wenn wir nach Paris fahren, bringt uns nicht zum Eiffelturm. Jeder weiß, dass er da ist“. Sie macht als Journalistin für Schwule und Lesben die Erfahrung, dass PR-Manager auch diesen neu entdeckten Markt falsch bedienen. Sie bittet außerdem darum, nicht als „Versuchskaninchen“ missbraucht zu werden. PR-Agenturen hätten oft keine Ahnung was für sie gut ist. Vor Ort finde sie dann nichts spannendes vor. „Reisefreundin“ Schwaff versucht, Anfragen mit faulen Angeboten schon im Vorhinein auszusortieren, stößt aber trotzdem manchmal auf schwarze Schafe: „Eine gesponserte Reise nach Dubai letztens war sehr langweilig, das schreibe ich dann auch ehrlich so.“

Für die PR-Manager liegt darin allerdings ein großes Problem. Ihre Auftraggeber sind unter anderem die großen Hotels, in denen die Pressevertreter übernachten. Diese haben ein Interesse, dass über genau das Hotel auch – natürlich möglichst positiv – berichtet wird. Wenn aber tatsächlich das viel coolere Designhotel am gleichen Ort für den Blogger interessanter ist, müssen PR-Manager kreativ werden. „Wir hoffen darauf, dass die Blogger, wenn wir mal einen Tipp für ein ‚fremdes‘ Hotel geben, dafür kooperativer sind, wenn es heißt, bei einem Besuch beim Bürgermeister  freundlich in die Kamera zu schauen“, so Karen Kretschmann von Stromberger PR. Ihre Agentur hat eingesehen, dass Social Media sehr wichtig ist, und freut sich gar auf diese Weise eine „Spielwiese“ zu haben. Letztlich gebe es noch keine wahrhaften „Experten“, jede Firma probiere momentan aus. Von ihrer Vorgesetzten bekomme Kretschmann relativ freie Hand. Social Media ist ein Bereich der ihr am meisten Spaß mache, in dem sonst so „verregelten“ PR-Alltag. Schwaff verdient unter anderem ihr Geld damit, PR-Agenturen Tipps zu geben, wie sie sich Bloggern besser widmen können. „Für mich als Ex-PR-Frau schmerzt es sehr, wenn ich als Bloggerin Kontakt mit Unternehmen habe und merke, dass es nicht funktioniert“, so Schwaff. Allerdings erlebe sie meistens, dass ihre Ideen umgesetzt werden. Letztendlich sei es ein „absoluter Fehler, sich nicht spätestens jetzt damit zu beschäftigen“.

Allgemein ITB 2013 Trends

Mit Jugendreisen zu höherem Umsatz für Reiseunternehmen

Jugendreisen werden für die globale Tourismusbranche immer wichtiger. Mit einem Anteil von 20 Prozent wächst der Anteil der Reisen für Kinder und Jugendliche konstant.

Das berichtet Samuel Vetrak, der Gründer von studentmarketing. Er sieht mit Hilfe von  Jugendreisen eine Chance, besseren Umsatz zu generieren. So könnten sich die Einnahmen von Jugendreisen bis ins Jahr 2020 fast verdoppeln, denn Reisen allgemein wird immer beliebter. Als Ursachen sieht Vetrak unter anderem das steigende Einkommen der Mittelschicht. Zudem werden die Reisebarrieren geringer. Heute sprechen viele Reisende mehrere Sprachen, unter anderem Englisch. Das vereinfacht die Kommunikation vor Ort. Zudem sorgen moderne Zahlungsformen wie Visa und das Internet dafür, dass Bezahlen vor Ort einfacher wird. Aber vor allem Billigfluglinien und Last Minute Angebote ermöglichen kostengünstiges und damit häufigeres Reisen.

Das Besondere an Jugendlichen als Kunden für die Reisebranche ist, dass diese offen für neue Erlebnisse sind und gerne unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Ebenso suchen sie nicht ausschließlich typische Touristenorte auf und bleiben länger an einem Ort. Das ist ein Grund, warum Jugendliche für Unternehmen attraktiv sind, denn aus dem Jugendlichen könnten auch  langfristige Kunden werden. Einige Länder und Kontinente machen sich dieses bereits gut zunutze. Australien zum Beispiel bietet im weltweiten Vergleich sehr erfolgreich mehr Jugendreiseangebote an. Inzwischen wird ein Viertel des Umsatzes im Land durch Jugendreisen erwirtschaftet.

ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Trends

Job in der Sonne – Die Qualität von Jugendreiseleitern

Die erste Reise ohne Eltern ist eine Reise in die Selbstständigkeit, aber keine ohne Regeln. Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder fern ab der Heimat in guten Händen sind. Für Minderjährige gibt es ein breites Angebot an betreuten Reisen. So auch beim Reiseanbieter „ruf. Der Veranstalter castet auf der ITB frische Reiseleiter.

Unter den Bewerbern sind auffällig viele Studenten des Tourismusmanagement. Obwohl sie nun professionell in der Reisebranche arbeiten wollen, erinnern sich die jungen Leute noch gut daran, wie es war, selbst zum ersten Mal ohne Eltern zu verreisen. Studentin Eva weiß, dass es vor allem um Spaß und eine Form von Freiheitsgefühl geht, die Kinder anspornen alleine zu verreisen. Mareike möchte ihrer Funktion mit einem Mix aus Strenge und Coolness gerecht werden. „Regeln werden aufgestellt um sie zu brechen“, beschreibt sie eine Erinnerung aus ihrer Teenagerzeit und nimmt sich vor, mit Sympathie einen Draht zu ihrer Reisegruppe herzustellen.

Das Reiseleiterdasein ist nicht mit bezahltem Urlaub gleichzusetzen. 24 Stunden stellt man sich als Reiseleiter in den Dienst seiner Schützlinge. Die Durchführung und Begleitung von Ausflügen zählen ebenso zu den Aufgaben der Betreuer wie die Bereitschaft zu Nacht- und Notdienst. Die Leiter des Castings legen besonderen Wert darauf, den sozialen Kompetenzen der Bewerber auf den Zahn zu fühlen. Eine pädagogische Ausbildung gehört aber nicht zu den Voraussetzungen. Anhand eines Fragenkataloges wird getestet, wie die Bewerber mit Konflikt- und Problemsituationen umgehen.

Welche pädagogischen Qualifikationen von dem jungen Team gefordert werden, nennt Christoph Edling, Leiter der ruf Akademie, gleich am Anfang des Castings im Plenum. Dann werden die Bewerber in Gruppendiskussionen und Einzelgesprächen weiter auf ihre Eignung als Reiseleiter im Kinder- und Jugendbereich getestet. Hinterfragt wird, ob die Bewerber einfühlsam genug sind, ein Kind bei Heimweh zu trösten oder Mobbing in der Gruppe abzuwehren, bevor sie in die nächste Ausbildungsrunde in der „ruf“-Akademie eingeladen werden. In einer mehrtägigen Ausbildung müssen sie auch trockene Fakten lernen, wie beispielsweise das Jugendschutzgesetz. Wenn der Bewerber sich zudem als guter Ansprechpartner und souveräner Reisebegleiter auszeichnet, müssen nur noch wenige Dinge erfüllt sein.

„Bis zum Ende der Ausbildung muss der Bewerber einen großen Erste-Hilfe-Schein, einen Rettungsschwimmer-Schein und ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen können“, sagt Christoph Edling. Die individuelle Betreuung ist gerade bei den Kleinen besonders gefordert. Für die Jüngsten gibt es deshalb mehr Betreuer als für die Teenager.

Auch Bewerberin Julia aus Berlin ist im Anschluss an die Gruppendiskussionen des Castings davon überzeugt, dass die Auswahl der Reiseleiter gewissenhaft durchgeführt wird. „Es kann nur der überzeugen, der von den Leitern als aufgeschlossen, belastbar und einfühlsam bewertet wird“, so die Tourismus- und Eventmanagementstudentin.

Qualitätskontrollen gibt es auch. Ruf verfügt über das Siegel „Sicher Gut“ vom Bundesforum Kinder und Jugendreisen e.V., welches auch die Qualität der Reiseleiterausbildung bescheinigt. Der Diplom-Sozialpädagoge Manfred Fuß bestätigt, dass auch ruf, obwohl diese anders als gemeinnützige Organisationen ökonomische Ziele verfolgen, das Siegel zurecht tragen. Die Akademie erfüllt die Mindestanzahl der Ausbildungsstunden ihrer Reiseleiter und vermittelt den Bewerbern rechtliches und pädagogisches Know-how. Das Bundesforum prüft die Qualität der Reiseleiter nicht ausschließlich über Resonanz und Fragenkataloge, sondern testet einmal jährlich vor Ort die Ausbildung. Die Prüfer nehmen zudem mindestens einen beschäftigten Reiseleiter im Gespräch genauer in Augenschein.

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