„Die Sprache ist so reich“ – Interview mit Schauspieler Hans-Jürgen Schatz

Eine Reise in die Vergangenheit der deutschen romantischen Literatur – Premiere der Jean Paul Tage in Bad Berneck.

Wir treffen den Schauspieler Hans-Jürgen Schatz auf der ITB und sprechen mit ihm über sein aktuelles Projekt Jean Paul Tage Bad Berneck. Jean Paul hat selbst viele Jahre in Franken gelebt. Die Premiere dieser Veranstaltungsreihe findet das erste Mal vom 10.-12. Oktober 2014 in Bad Berneck im Fichtelgebirge statt. Hier erfahren die Besucher alles rund um den Menschen und den Schriftsteller Jean Paul (1763 – 1825) und die Zeitepoche der Romantik, in der er lebte. Die Gäste erwartet Lesungen, Jean Pauls Lieblingsmusik sowie hausgemachte zeitgenössische Speisen namens „Hoppel Poppel“. Das Programm ist vom künstlerischen Leiter und Initiator Hans-Jürgen Schatz zusammengestellt worden, der sich seit Jahren begeistert mit der romantischen Literatur und dem Leben des Schriftstellers Jean Paul beschäftigt. Heute erzählt uns der Berliner gut gelaunt von seinem Projekt, wobei er es sich nicht nehmen lässt, ab und zu das fränkische „r“ kräftig zu rollen. Ein Gespräch über Sprache, Speisen und „Angsthasen“.

Herr Schatz, was fasziniert Sie am Schriftsteller Jean Paul?

Es ist großartig: die Atmosphäre die er schafft, wie er Gefühle vermitteln kann und was er für irrsinnige Geschichten erfindet. Da kommen viele Dinge zusammen. Es macht mir viel Freude, wenn ich lese, dass ich gefordert werde durch Worte, die ich noch gar nicht kannte. Dann hat er auch Worte erfunden, die wir bis heute alle verwenden wie „Gänsefüßchen“ und „Angsthase“ – eine ganze Menge moderner Begriffe, die er zum ersten mal benutzt hat.

Welche Highlights gibt es bei den Jean Paul Tagen?

Für die Eröffnung des Abends habe ich echte Fränkinnen engagiert – zwei starke Frauen – Cosima Lutz, eine Kulturjournalistin und die Köchin Beate Roth aus dem Fichtelgebirge. Die werden über Essen und Trinken in der Jean-Paul-Zeit einen portionierten Vortrag machen. Dazwischen gibt es Gerichte aus der Zeit, nachgekocht. Also „Hoppel Poppel“ und „Schnepfendreck“. Sonnabend haben wir in der Kirche eine Konzertlesung, da spielen Freunde von mir von den Berliner Philharmonikern und ich werde lesen. Ich möchte die musikalische Welt Jean Pauls darstellen.Was hat er geliebt, gekannt, geschätzt.

Vor welche Herausforderungen stellte Sie die Arbeit als künstlerischer Leiter?

Ich möchte nicht das jemand kommt und irgendwas spielt oder aufsagt, was er gerade kann oder macht, wie das oft bei den Festivals der Fall ist. Das heißt die Kollegen müssen das machen, was ich vorgebe. Das ist natürlich nicht leicht dann Leute zu finden, die das auch wollen und extra dafür etwas Neues lernen. Das große Zittern wird im September/Oktober kommen. Ist das Wetter auch schön so, wie man das erhofft hat? Kommen die Leute? Und wie weit kann die Werbung greifen? Dafür ist natürlich so eine Messe auch nützlich.

Warum sollte jeder nach Bad Berneck?

Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck beschrieben den Ort in mehreren ausführlichen Erwähnungen ihrer Reisebriefe und sagen, dass das die schönste Gegend ist, die sie bei ihrer Reise gefunden haben. Und natürlich ist klar, dass dort auch der Grundstein für die Romantik gelegt wurde. Alles, was in der Romantik immer wieder vorkommt: Ritter und Burgen, Natur und Wald, Felsen und Flüsse – das ist ja alles da!

Hier auf der ITB gibt es ja viel Inspiration für Reiseorte. Wo fahren Sie gern hin, wenn Sie nicht gerade in Deutschland unterwegs sind?

Was ich ganz aufregend finde und wo ich eine große Affinität habe, das ist der Südwesten Englands. Ich bin ein bekennender Jane-Austin-Fan – ich habe gerade gestern eine neue Verfilmung angefangen zu gucken und ich liebe englisches Interieur. (pac)

Interview ITB 2014 Tag 2 | 6. März 2014

Ägypten – Hat sich der Tourismus nach dem arabischen Frühling erholt?

Mohamed Gamal, der Generaldirektor der Tourismusabteilung Ägyptens, informiert über die touristische Situation in Ägypten. Foto: Sara Bagladi

Schon zwei Jahre liegt der Sturz von Hosni Mubarak, ehemaliger Staatspräsident Ägyptens, zurück, doch die Lage hat sich noch nicht beruhigt in Ägypten. Gerade heute ist es in Kairo und Port Said, nachdem das Urteil über die tödlichen Fussballkrawalle bekannt gegeben wurde, wieder zu Aufständen gekommen. Welche Wirkung diese Tumulte auf den Tourismus haben, gibt der Generaldirektor der Tourismusabteilung Ägyptens, Mohamed Gamal, bekannt.

young press: Sie waren letztes Jahr Partnerland der ITB – brachte dies einen Aufschwung im Tourismus?

Wir haben gute Ergebnisse nach der ITB 2012 erzielt. Zum ersten Mal steht Deutschland auf Platz 2 der wichtigsten Gewinnmärkte für Ägypten. Im Vergleich zu den Jahren davor war Deutschland auf Platz 3. Im Jahr 2012 kamen 1,2 Millionen deutsche Urlauber zu uns und haben 15,5 Millionen touristische Übernachtungen gebucht.

young press: Im Sommer 2012 sind die Zahlen also wieder gestiegen. Sind nach den kürzlichen Unruhen die Touristenzahlen wieder zurückgegangen?

Ehrlich gesagt gibt es negative Auswirkungen. Aber nicht was den Badeurlaub betrifft, sondern die Nilkreuzfahrten. Hier sinken die Besucherzahlen. Damit sind auch die kulturellen Städte wie Luxor und Assuan verbunden, die am östlichen Ufer des Nils liegen. Aber das ist ganz normal – überall gibt es Positives und Negatives. Die Revolution ist ein zweijähriges Baby und für den Wandel zum demokratischen Leben benötigt man eine Generation und nicht zwei Jahre.

young press: Wie werden Touristen nach Ägypten gelockt, dass sie trotz der Risiken die Reise auf sich nehmen?

Wir machen hier an der Messe Liveübertragungen von den Stränden in Ägypten auf grossen Bildschirmen. So können die Menschen Ägypten kennen lernen. Diese Aktion möchten wir gerne erweitern und in grossen deutschen Städten Bildschirme an öffentlichen Plätzen installieren.

young press: Auch die Preise sind gesunken. Ist dies eine weitere Massnahme den Reisenden entgegen zu kommen?

Für den Massentourismus an den Stränden sind die Preise gesunken. Der Besucher bekommt mehr, als er bezahlt. Aber in Bezug auf den Kultururlaub und andere touristische Möglichkeiten sind die Preise erhalten geblieben.

young press: Werden diese Angebote gebucht?

Wenn die Medien nicht berichten, steigen die Buchungen. Es hängt also alles von den Medien ab. Doch diese schildern nur von isolierten Inseln und nicht von ganz Ägypten. Sie legen den Fokus nur auf Kairo und zwei, drei weitere grosse Städte. Aber die anderen Urlaubsziele sind stabil und ruhig. Wie die Lage dort aussieht, ist an den Livescreens zu erkennen.

young press: Gibt es  besondere Sicherheitsmodelle? Auf was sollte man achten, wenn man das Hotelareal verlässt?

Fünf Millionen Menschen arbeiten im Tourismusbereich. Der Tourismus ist ihre Existenz und sie bemühen sich die Sicherheit zu wahren. In Kairo hingegen leben die Leute nicht vom Tourismus. Sie demonstrieren und fordern bessere Arbeitschancen und Demokratie.

young press: Das Auswärtige Amt rät insbesondere dringend ab, in den Sinai (mit Ausnahme der Touristenorte am Roten Meer im Küstenstreifen zwischen Sharm-El-Sheikh und Nuweiba) sowie ins ägyptisch-libysche Grenzgebiet zu reisen. Teilen Sie diese Meinung?

Allein sollte man in diese Regionen nicht gehen, doch in grösseren Gruppen ist das möglich.

young press: Muss man mit der neuen Regierung mit Einschränkungen im Tourismus rechnen? Gibt es beispielsweise Kleidungsvorschriften?

Auf den Livescreens sieht man Badeurlauber im Bikini. Die Regierung hat bekannt gegeben, dass sie nichts gegen Badeurlauber haben. Wenn ich schwimmen gehen möchte, gehe ich ja auch nicht im Anzug. Wir respektieren andere Traditionen und Kulturen.

young press: In der Türkei gibt es auch schöne Strände. Weshalb sollten Touristen genau ans rote Meer in Ägypten kommen?

Ägypten ist eine unersetzliche Destination im Winter. Auch die Unterwasserwelt ist  einzigartig. Natürlich haben andere Länder auch andere Möglichkeiten – aber Ägypten ist unvergleichlich.

Ägypten Fernreisen Interview ITB 2013 Topstories

„Selamat Siang“ Indonesien – Guten Tag Indonesien

 Claudia Lang und Monika Bleichern auf dem Stand von Indonesien; Foto: Pia-Maria Schäfer

Jedes Jahr hat die ITB ein neues Partnerland. Dieses Jahr: Indonesien. Claudia Lang, Marketingmanagerin des Indonesischen Fremdenverkehrsamtes  und Monika Blachian, Marketingdirektorin von Travel.PR standen young press Antwort zu den Gastland.

young press: Warum sollte man nach Indonesien reisen?

Indonesien ist das vielseitigste und vielfältigste Land der Welt. Man muss es einfach erlebt haben.

young press: Wodurch drückt sich diese Vielfältigkeit aus?

In Indonesien leben über 700 Kulturen. Von Meer, Strand, Bergen und Kulturstätten bis hin zu modernen Metropolen  kann man alles besichtigen. Jeder Reisende wird zufrieden gestellt.

young press: Beste und schönste Reisezeit?

Die beste Zeit ist nach dem Monsun. Das heißt zwischen April und November. Wobei es in der Monsunzeit auch spannend sein kann. Es regnet zwar zwischendrin, aber wir sind ja am Äquator und es ist immer warm.

young press: Was sollte man unbedingt sehen?

Das ist wirklich die schwierigste Frage, die Sie mir stellen können. Bei 17.000 Inseln kann man viel entdecken. Es kommt vor allem darauf an, wofür man sich interessiert.

young press: Was sind Ihre persönlichen Highlights?

Der buddhistische Tempel in Borobudur und der Toba-See sind zwei Highlights, die man besuchen kann.

young press: Was erhoffen Sie sich von der Messe?

Wir sind schon seit 45 Jahren auf der ITB vertreten. Wir gehören sozusagen schon zum Inventar der Messe.  Und dieses Jahr sind wir ja Partnerland und haben einen größeren Stand.

young press: Wie wird man Partnerland- muss man sich bewerben oder wird man gefragt?

Da gibt es, glaube ich, viele Wege. Und da hat sich auf der politischen Ebene vielleicht was einfädeln lassen und auf alle Fälle wurde es dann angefragt.

young press: Lohnt es sich Partnerland zu sein?

Auf jeden Fall. Man merkt die steigende Aufmerksamkeit, die auch die Medien für dieses Land entwickeln. Wir hoffen natürlich auch auf eine Nachhaltigkeit dieses Interesses. Das Ziel ist es, Besucherzahlen aus Deutschland, Europa und natürlich weltweit zu erhöhen.

young press: Wann haben Sie angefangen für die Messe zu planen?

Angefangen haben wir 2011, als die Einladung kam. Dann gehen die ersten Vorbereitungen los. Das ganze Jahr 2012 haben wir auf die Messe hingearbeitet.

young press: Wie viel Aufwand muss man betreiben, um zwischen den anderen Ständen aufzufallen? Was muss man tun?

Man muss viel bieten. Wir haben natürlich dieses Glück, dass unsere Kulturen sehr auffallen. Schöne Menschen, tolle Kostüme, dass lockt die Besucher an. Die Musik ist exotisch und wir haben aus Indonesien exzellenten Kaffee. Der ist in Deutschland auch kaum bekannt. Auch haben wir eine Massageecke, denn Java ist die Wiege der Spa-Kultur.

young press: Aber sie machen auch viele Shows, um die Besucher auf den Stand aufmerksam zu machen. Wissen Sie, wie viele Shows pro Tag laufen?

Wir haben täglich zwei Hauptblöcke mit Tänzen und kurzen Aufführungen zwischendurch. Es ist noch zu überblicken, aber dafür gibt es dann auch das Personal, die das dann arrangieren.

young press: Die ITB ist vier Tage für Fachbesucher und am Wochenende für alle Interessierten offen. Bieten Sie am Wochenende etwas anderes an?

Nein, es werden die gleichen Shows sein. Natürlich merkt man, dass gewisse Verkäufer nicht mehr so präsent sind, aber wir am Indonesien-Stand sind genauso präsent wie vorher da.

Das Interview führte Pia-Maria Schäfer

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Asien Fernreisen Interview ITB 2013 Topstories

Videos: Klettern und Bier in Halle vier

 

Julia Harig entdeckt in der Halle „Ecotourism“, dass Messe auch spannend sein kann. Statt öder Vorträge erforscht sie, was einige Messestände besser machen.

httpv://youtu.be/9EdB3GDxV9I

 

 

Marcel Weyrich verrät, wo es leckere Goodies gibt und präsentiert den Globetrotter Kletterpark für Adventure-Begeisterte.

httpv://youtu.be/8lfJUMMMKbA

Allgemein Interview ITB 2013 Trends Video

Interview gesucht

Zwischen Strand und Messe ist da noch der Präsident

„Hugo Chavez ist tot“. Diese Radionachricht ließ mich heute morgen auf meinem Weg zur ITB aufhorchen. Ich hatte sofort das Gefühl, dass dies das perfekte Thema für meinen ersten young press-Artikel ist:
„Ich werde eine Interview mit einer Venezolanerin oder einem Venezolaner führen.“ Hat zwar nicht viel mit Reisen zu tun, aber ich finde es neu, wichtig und überaus interessant (diese drei Merkmale braucht ein guter Beitrag, wie ich gestern gelernt habe). Der venezolanische Präsident Chavez war eben kein gewöhnlicher Politiker, sondern seit über fünfzehn Jahren trotz Putschversuchen und Generalstreiks im Amt. Er versprach, das Land auf den „Pfad des Sozialismus des neuen Jahrhunderts“ zu führen, er war der Commandante.

Nachdem ich in unserem Büro den Wikipedia-Artikel über Hugo Chavez durchgeackert habe und gefühlt hundert Google-News durchgegangen bin,  mache ich mich auf den Weg in Halle 3.1, wo der venezolanische Stand zu finden ist.
Wie finde ich jetzt einen Interviewpartner oder eine Interviewpartnerin? Nachdem ich meine Schüchternheit überwunden habe, frage ich einen wichtig aussehenden Businessmenschen. Er verspricht mir, dass ich in wenigen Minuten jemanden mit meinen Fragen bombardieren kann.
Während mich leichtbekleidete Frauen und Männer von den großen Propagandabildern her anlachen und in ihr Paradies hineinziehen wollen, gehe ich im Kopf noch einmal meine Fragen durch: Wie haben sie vom Tod erfahren? Was war ihre erste Reaktion? Glauben sie, dass sich jetzt viel in ihrem Leben ändern wird? Ich erinnere mich daran, offene Fragen zu stellen, damit ich Platz für die Geschichten der oder des Interviewten lasse.

Doch ich werde enttäuscht. Als ich der jungen Frau, auf die ich gewartet habe, mein Anliegen schildere, schreckt sie kurz zurück und blockt dann mit einem unsicheren Lächeln ab. Sie könne leider kein Interview geben, sie sei nur Repräsentantin des Landes. Außerdem sei der zuständige offizielle Vertreter direkt nach der Nachricht von Chavez´ Tod zurück nach Venezuela geflogen.
Ich muss umdisponieren.
Wie kann ich daraus jetzt noch einen Artikel machen, damit ich nachher um 17 Uhr nicht mit leeren Händen dastehe?
Ich versuche sie in ein Gespräch zu verwickeln, indem ich nach anderen Dinge frage. Das klappt auch ganz gut und ich stelle einfach während dieses Gespräches meine vorbereiteten Fragen, nur ohne Aufnahmegerät.  Sie durchschaut meine Taktik des versteckten Interviews aber schnell und will das Gespräch beenden. Als Ausgleich verspricht sie, mir eine Pressemitteilung zu schicken, in der Länder wie Kuba oder Bolivien ihre Trauer um den Tod des Präsidenten ausdrücken.
Das reicht mir aber nicht und ich hake weiter nach.  Mehr als vage Andeutungen, dass es für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sie natürlich ein Schock gewesen sei, aber die offizielle Anweisung laute, die Arbeit fortzusetzen, kriege ich nicht aus ihr heraus. Relativ schnell ist das Gespräch dann doch beendet.
Als sie mich dann auch noch bittet, ihren Namen nicht zu nennen, kommen Fragen in mir auf. Erlebe ich hier gerade live mit, wie in Venezuela mit Meinungsfreiheit umgegangen wird? Oder ist diese Situation nur der Unsicherheit der Venezolanerin geschuldet?
Ich nehme auf jeden Fall den Eindruck mit, dass ihr die Situation äußerst unangenehm war. Bestimmt wird mich dieses Erlebnis an den verbleibenden Messetagen weiter beschäftigen. Interessant fände ich es, einmal mit einem venezolanischen Journalisten über diese Geschichte und die Lage im Land zu sprechen. Vielleicht klappt das ja noch auf der ITB.

Allgemein Interview ITB 2013

Wenn das Kind auf Reisen geht… Wie können Eltern sicher gehen, dass der Urlaub des Kindes ein Erfolg wird?

Daniel Ott auf dem Stand vom Bundesforum; Foto von: Pia-Maria Schäfer

Wenn Kinder das erste Mal allein verreisen, packt die Eltern oft die Angst. Wird mein Kind richtig  betreut? Ist die Unterkunft gut und das Essen gesund?

Eine erste Hilfe kann das Qualitätszertifikat des Bundesforums Kinder- und Jugendreisen sein. Unterstützt und finanziert wird diese Initiative vom Bundesfamilienministerium.  Sozusagen als die Beruhigungspille für alle besorgten Eltern. young press wollte von Daniel Ott, Projektmitarbeiter im Qualitätsmanagement, wissen, was diese Prüfung leisten kann.

young press: Sie werben mit dem Wort Qualität.  Was bedeutet es für Sie?

Qualität bedeutet für uns, dass sich die Veranstalter und Häuser Kriterien und Leitsätzen unterordnen. Das muss in schriftlicher Form gefasst sein. Ein Beispiel sind die Teamausbildungen bei Jugendreisen. Von der Auswahl der Betreuer, über die Betreuung vor Ort, bis zur Nachbetreuung nach dem Einsatz.

young press: Wie kommen die Eltern an Informationen und woher wissen sie, ob die Unterkunft geprüft ist?

Es ist eigentlich sehr leicht für Eltern einen Überblick zu schaffen, ob man seinen Sprössling mit einem Veranstalter verreisen lässt. Zuerst kann man auf die Seite des Bundesforums schauen, ob der Veranstalter ein Mitglied ist. Bei Mitgliedern kann man von einer vernünftigen Qualität ausgehen und darauf kann man sich dann auch verlassen.

young press: Aber worauf genau sollten die Eltern vor der Reisebuchung achten?

Wichtig bei Jugendreisen ist, wenn man gar keine Ahnung hat, sich erst mal auf der Homepage des Bundesforums zu informieren und dann, dass die Veranstalter eine umfangreiche Betreuung anbieten. Das ist das A und O, wenn man seine Kinder wegschickt, dann möchte man natürlich, dass die vor Ort gut betreut werden. Viele andere Kleinigkeiten sind auch wichtig. Wie werden die Kinder hingebracht, wie ist die Gesamtsituation vor Ort und wie ist das Notfallmanagement, wenn es drauf ankommt. Es gibt viele Dinge, die man beachten muss.

young press: Sie werben mit „Pädagogischen Begleitern“. Bei manchen Anbietern, wie RUF,  sind die Begleiter Studenten, die vielleicht Geschichte oder Physik studieren. Wie wird dort überprüft, ob sie geeignet sind?

Da kommt das System Qualitätssiegel zum Tragen, was die Auswahl der Reiseleitung angeht. Das heißt, dass in mehrtägigen Seminaren sichergestellt wird, dass diese Menschen, auch wenn sie scheinbar völlig fachfremd sind und nicht Pädagogik oder Tourismus studieren, für den Job im Sommer geeignet sind. Indem sie verschiedenste Anforderungen erfüllen, wie eine Abschlussshow zu erstellen oder auch in rechtlichen Fragen geschult werden. Das ist ganz wichtig im Umgang mit Jugendlichen.

young press: Auf der Homepage gibt es einen Fragebogen für Veranstalter. Den füllt man aus und sendet ihn zu Ihnen und dann ist man geprüft?

Das mit dem Qualitätsmanagement für Veranstalter ist sicher gut. Das läuft so ab, dass der Veranstalter sich den Fragebogen von der Homepage runter lädt und selbst mal schaut, wo er steht. Nach dem Ausfüllen und uns Zuschicken kontrolliert ein Gutachter den umfangreichen Fragebogen und bestätigt dies auch in einem Vorortbesuch. Dieser kann durchaus auch einen halben Tag dauern.

young press: Legt sich der Gutachter denn auch in ein Bett rein oder isst mit?

Nee, das jetzt nicht. Das „Sicher Gut“ ist nur für die Veranstalter. Die Unterkünfte werden auch von Gutachtern untersucht. Der macht so was. Das steht nicht auf einer Liste drauf, aber es kann durchaus mal passieren, dass der mitisst. Vor allem aber fragt er die harten Fakten des Hauses ab.

young press: Einmal festgestellte Qualität bleibt für immer oder gibt es weitere Überprüfungen?

Was den Turnus der Überprüfung des Zertifikats angeht, sind drei Jahre angesetzt. Dann müssen die ganzen Genehmigungen bei Häusern, wie Brandschutz oder Hygienerichtlinien, erneut überprüft werden. Auch bei den Veranstaltern kann sich einiges ändern. Da sind drei Jahre ein vernünftiger Zeitraum, um die Qualität dauerhaft gewährleisten zu können.

 

Das Interview führte Pia-Maria Schäfer.

Interview ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen

Die Virtuelle Welt wird auch beim Reisen wichtiger – Stefan Niemeyer über Chancen und Perspektiven der mobilen Vermarktung

Foto: IC Tourismus

Auf der Fachbesuchermesse der ITB 2012 in Berlin wird ein Vortrag nach dem anderen über Social Media, Smartphones & Co. gehalten. Die Säle sind übervoll. Und die Referenten freuen sich über die große Anzahl an interessierten Zuhörern. Mitten drin im Geschehen Stefan Niemeyer, Agenturleiter bei IC Tourismus. Nach seinem spannenden Vortrag „Kultur wird sozial und mobil. Wie Social Media und Mobile Marketing den Kulturtourismus verändern“, beantwortet der Marketing Designer & Entwickler Fragen von young press:

Katharina Czech: Täglich sind wir mehr und mehr der virtuellen Welt ausgesetzt. Wie wirkt sich dies auf die Tourismusbranche aus?  Sehen die Anbieter Smartphones und Apps als Gefahr oder fasst die Branche diese Erneuerung als Erweiterung der eigenen Möglichkeiten am Markt auf?

Stefan Niemeyer: Ich hoffe sehr das die Tourismusbranche dies nicht als Gefahr sieht, denn es ist keine Gefahr. Es ist  vielmehr eine ganz große Chance, die es in den unterschiedlichen Reisephasen gibt. Unter anderem in der Phase des Aufenthaltes. Der Gast hat durch die mobile Welt die Möglichkeit seine Reise noch interaktiver zu gestalten. Diese Medien können stärker herauszufinden, was der Gast während  seiner Reise erlebt, was er empfiehlt und was er für Impressionen hinterher mitnimmt.  Dies sind die Anforderungen, die ein Gast mobil während eines Aufenthaltes nutzt. In all den Medienanwendungen, die ich mit meinem Smartphone mache, kann ich alle kleinen Eindrücke festhalten, die ich in der Destination sehe. Und je besser die Destination, das Unternehmen, der Reiseanbieter darauf einsteigt, diese animiert und auch reflektiert, um so größer ist die Chance für die Destination, Multiplikatoren zu finden aber auch die eigene Qualität zu kontrollieren.

Katharina Czech: Was folgt daraus? Werden zum Beispiel im klassischen Tourismus-Geschäft Stellen abgebaut? Kann man das heute schon beobachten?

Stefan Niemeyer: Das klassische Reisebüro muss grundsätzlich niemals aussterben, weil es schon vor 10 Jahren so war, das gesagt wurde, das Reisebüro ist tot. Aber auch heute lebt es noch. Jedes Unternehmen muss aber auch einen Wandel mitmachen, muss die Komponenten, die den Reiseinteressierten beschäftigen und die er anwenden will, mittragen können. Es muss nicht zwingend Personal reduziert werden. Das Personal muss da eingesetzt werden, wo es gebraucht wird. Für den Gesamttourismus würde ich nicht von echten Rückgängen sondern von Personalverlagerungen sprechen, und Unternehmen müssen sich neu definieren.

Katharina Czech: Der Weiterbildungssektor wird somit in den nächsten Jahren für den klassischen Tourismus eine große Rolle spielen?

Stefan Niemeyer: Es ist ein sehr dynamischer Trend und auf dem Weiterbildungsmarkt gibt es spannende Ansätze, bestehende Berufsfelder werden zum Beispiel um neue Komponenten erweitert. Ob es nun zwingend einen neuen Weiterbildungsbereich geben muss, da bin ich mir nicht sicher, in manchen Teilen vielleicht. Ich glaube aber schon, dass man die bestehenden Berufsfelder an die Angebote anpassen muss. Dies passiert auch gerade und wird in Zukunft bestimmt weiter ausgebaut. Aber mit Sicherheit gibt es in der Tourismusbranche noch Nachholbedarf. Dass natürlich der Nachwuchs jetzt schon das erlernt, was er dann in vier bis fünf Jahren wirklich anwenden muss und anwenden will, damit der Gast zufrieden ist, steht außer Frage.

Katharina Czech: Ist es möglich, dass die virtuelle Welt den Menschen aus Fleisch und Blut in seiner Funktion ersetzt, z. B. den Reiseführer? So wie mit der Industrialisierung auch die Maschinenkraft die menschliche Arbeitskraft ersetzt hat?

Stefan Niemeyer: Das glaube ich nicht. Ich glaube viel mehr, dass die Kombination aus beidem spannend sein kann. Also, Reisen und der Urlaub als solches ist ein emotionales Gut,  der persönliche Kontakt ist ein wichtiger Faktor. Eine gewünschte Führung durch einen Urlaub ist immer etwas, das im Kopf haften bleibt. Ein Smartphone kann das nicht ersetzen, und auch die beste App nicht. Aber es gibt Bereiche während einer Reise, auf denen das Smartphone mir Mehrwerte bieten kann, die über den persönlichen Kontakt hinausgehen. Technik ist immer ein Unterstützer. Technik ist nicht dominierend. Und beide Komponenten, das Persönliche und das Mediale, sind sicherlich spannende Ergänzungen. Somit sollte das Thema Servicequalität und das Thema  der persönlichen Ansprache in den Vordergrund rücken. Weil es genau diese herzlichen Begegnungen sind, die Dinge, die ein Smartphone niemals leisten kann. Und das sind die Bereiche, wo man auf einmal noch stärker als bisher punkten kann.

Katharina Czech: Wie sieht die Zukunft aus? Kann man dann auf Bargeld verzichten, da es z. B. heute schon die Möglichkeit des Tickting gibt?

Stefan Niemeyer: Ich kann es mir vorstellen. Technisch ist es jetzt schon machbar. Das größte Hindernis dabei ist der Mensch und das wir bereit sind, auf alte Gewohnheiten zu verzichten. Die Hauptkomponente beim bargeldlosen Zahlen ist aber immer der Sicherheitsaspekt. Wenn dieser so gelöst ist, dass das Vertrauen der Menschen da ist, dann glaube ich, dass man in vier bis fünf  Jahren in Ansätzen und in 10 Jahren schon flächendeckend  diese Bezahlmöglichkeit praktizieren kann. Unterm Strich glaube ich, dass die Kreditkarte in der Tasche ein höheres Sicherheitsrisiko ist als das Smartphone. Es ist natürlich eine Sache, die im Kopf sich abspielen muss, und ein flächendeckendes Angebot der Geräte muss gegeben sein.

Katharina Czech: Und eine persönliche Abschlussfrage. Was ist ihr nächstes persönliches Reiseziel?

Stefan Niemeyer: Amerika, genauer New York. Bruce Springsteen geht auf Tour, und ich möchte ihn gerne in New York sehen. Das wäre mein nächster Wunschreiseort.

Allgemein Interview ITB 2012

Weltenbummler, Teppichhändler, Entertainer – Doug Lansky kann den Beruf Reisejournalist nicht empfehlen

„Die größten Fehler im Tourismusmarketing … und was wir von ihnen lernen können” – über dieses Thema sprach Doug Lansky auf der ITB Berlin 2012. Bekannt wurde der 40-Jährige als Reisejournalist. Er war in den letzten 20 Jahren in über 120 Ländern unterwegs und schrieb für Zeitungen und Magazine wie die Huffington Post und National Geographic. Auch bei Reiseführern wie Lonely Planet und Rough Guides war er als Autor beteiligt. Mittlerweile ist Doug Lansky vor allem als Redner erfolgreich und sorgt mit seinen unterhaltsamen Präsentationen für ausverkaufte Säle. Auch an Universitäten ist er als Dozent tätig und lehrt dort seine Art des Reisens. Wie er zum Reisejournalismus kam, warum dieser Beruf keine Zukunft hat und wie er eine Alternative für sich gefunden hat, erzählte er im Interview mit Young Press.

Miriam Gutekunst: Was warst du zuerst – Journalist oder Reisender?

Doug Lansky: Das ist eine gute Frage. Eigentlich war ich zuerst Reisender. Aber ich schrieb schon während der Highschool. Ich arbeitete damals bei einer Zeitung. Dann reiste ich das erste Mal und übernahm den Schreibstil, den ich während dieser Zeit gelernt hatte.  

Miriam Gutekunst: Was war deine erste Reise?

Doug Lansky: Das kommt darauf an, was man als Reise versteht. Ich denke das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte gereist zu sein, war, als ich 20, 21 war. Ich studierte damals für sechs Monate in London und den Sommer nutzte ich, um mit dem Zug durch Europa zu fahren. Reisen ist wie Ski fahren: Du beginnst am Anfängerhügel und wagst nach und nach immer schwierigere Pisten. Nach zwei Monaten in Europa war ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung und landete in Marokko. Ich habe damals in Marrakesch Teppiche verkauft. Da springt wirklich viel Geld heraus.

Miriam Gutekunst: Wie bist du denn dazu gekommen, Teppiche zu verkaufen?

Doug Lansky: Eigentlich habe ich sie nicht wirklich verkauft. Ich hatte im Zug zwei Marokkaner kennengelernt, die ein Teppichgeschäft hatten. Ich bot ihnen an, an die touristischen Plätze zu gehen und dort Kunden zu werben. Ich bin also auf Touristen zugegangen und habe ihnen gesagt: Wenn Sie noch nie in einem Teppichgeschäft waren, müssen sie das unbedingt noch nachholen. Ob heute oder morgen, lassen Sie mich das einfach wissen. Ich bin hier. Ich habe sie dann zu dem Laden geführt und wenn sie fertig waren mit Verhandlungen und Tee trinken, haben sie mir Bescheid gegeben und ich habe sie zurückgeführt. Das war mein Job. Und ich bekam für jeden Touristen Provision.

Miriam Gutekunst: Also hast du in Marokko ziemlich schnell die Seiten gewechselt!

Doug Lansky: Also ich war bei jedem Geschäft ehrlich mit den Leuten. Ich habe gesagt, dass ich etwas verkaufe und damit Geld verdiene. Ich habe nichts versteckt. Aber du hast Recht, ich wurde vom Touristen zum Teppichverkäufer. Und ich habe ziemlich gutes Geld gemacht.

Miriam Gutekunst: Als Nachwuchsjournalistin würde mich interessieren, ist es möglich vom Reisejournalismus zu leben?

Doug Lansky: Es kommt darauf an, was du willst. Es gibt nicht viele Reisejournalisten, die einen besonders hohen Lebensstandard haben. Ich hatte lange Zeit wirklich wenig Geld. Aber heutzutage ist es eigentlich einfacher als je zuvor Reisejournalist zu sein. In Zeiten von Twitter und Blogs kannst du auf eigene Faust über deine Reisen schreiben. Du kannst das machen ohne auf Verlage angewiesen zu sein. Just do it. Veröffentlichungen haben heutzutage keinen Anreiz mehr. In den USA zahlen sie so wenig für einen Beitrag, denn jedermann bloggt und macht es umsonst. Es gibt also keinen Anreiz mehr zu veröffentlichen. Wenn hunderttausend Menschen deine Twittereinträge verfolgen, dann kommen Verlage von selbst auf dich zu und fragen an, ob du für sie schreiben würdest. Sie setzen darauf, dass du den Artikel über Twitter publik machst und deine Follower das lesen. Die Anzahl der Twitter Follower ist die Währung.

Miriam Gutekunst: Machst du deine Arbeit als Redner und Dozent also einfach aus finanziellen Gründen oder auch aus Leidenschaft?

Doug Lansky: Beides. Es zahlt sich schon aus. Das Problem ist, dass meine Begeisterung für Reisejournalismus nachgelassen hat, weil immer und immer wieder die gleichen langweiligen Geschichten gewünscht sind. Das habe ich lange Zeit gemacht. Die Vorträge über das Reisen machen dagegen einfach Spaß. Es macht Spaß auf der Bühne zu stehen. Aber auch wenn ich als Dozent Studenten unterrichte. Wenn ich danach in ihren Augen sehe:  Wow, ich kann jetzt auf Reisen gehen. Ich kann es und zwar auf eine andere Art und Weise und ich werde Einheimische treffen. Ich habe das Gefühl, dass ich bei diesen Studenten etwas bewegen kann. Auch wenn es nur ein paar wenige Menschen sind, es fühlt sich wichtig an. Der Reisejournalismus fühlt sich viel weniger wichtig an.

Miriam Gutekunst: Welche Eigenschaften sollte jemand haben, der Reisejournalist werden möchte?

Doug Lansky: Er sollte unabhängig und wohlhabend sein. Du musst nette Eltern oder genug Geld haben, um davon leben zu können.

Miriam Gutekunst: Hattest du diese Eigenschaften?

Doug Lansky: Ja, ich hatte Geld. Meine Großmutter ist gestorben als ich die Universität abschloss und sie hat mir Geld hinterlassen. Meine Mutter meinte, ich soll mir ein Auto, eine Wohnung und schöne Kleidung kaufen und mir dann einen Job suchen. Ich sagte: Auf keinen Fall! Also ging ich auf Reisen, weil ich die finanziellen Mittel dazu hatte. Aber ich hatte auch während der Reisen Jobs und arbeitete die ganze Zeit. Deswegen hatte ich bei meiner Rückkehr immer noch Geld und konnte es mir leisten weiter als Reisejournalist zu arbeiten. Du musst eben von etwas leben. Ich hatte versucht vor allem in Länder zu reisen, in denen die Lebenshaltungskosten niedrig sind. Aber du musst ja auch immer wieder zurück nach Hause, irgendwohin, wo es eine gute Internetverbindung gibt. Um Leute zu finden, die dich unterstützen und dir bei der technischen Umsetzung helfen. Man muss Zeit und Geld investieren.  Außerdem sind Leidenschaft  und einfach Talent wichtige Voraussetzungen. Du musst richtig gut darin sein. Man muss sich durch etwas Einzigartiges auszeichnen, durch eine besondere, persönliche Sichtweise. Es gibt keinen richtigen Weg. Du musst deinen eigenen Weg finden. Wenn du den gleichen Weg wie ich gehen würdest, würdest du wahrscheinlich scheitern.

Miriam Gutekunst: Immer mehr Journalisten, vor allem Reisejournalisten, arbeiten sowohl im Journalismus als auch in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Was hältst du von dieser Entwicklung?

Doug Lansky: Ich finde es nicht gut. Ich denke das ist wie die Kirche im Staat und das muss getrennt sein. Ich gehe diesen Weg nicht. Aber ich kenne viele Leute, die es tun. Die meisten arbeiten für beide Seiten.

Miriam Gutekunst: Aber was ist mit deiner Arbeit beim Scandinavian Airlines Inflight Magazin? War das etwa keine PR?

Doug Lansky: Nein, das war etwas anderes. Ich war damals Reiseredakteur. Der Chefredakteur hat nie verlangt, dass die Autoren nach den Wünschen der Airline schreiben. Ein Grund, warum ich irgendwann gekündigt habe, war, dass sich das geändert hat. Sie gaben plötzlich vor über welche Orte wir berichten sollen und da kam ich ins Zweifeln, denn die Airline flog genau diese Orte an. Also war es Zeit zu gehen.

Miriam Gutekunst: Noch eine letzte Frage: Was wird deine nächste Geschichte sein?

Doug Lansky: Ich bringe gerade vier Bücher zu Ende. Zwei davon aktualisiere ich nur. Außerdem bringe ich ein kleines, lustiges Buch heraus, ein Geschenkbuch voll mit kitschigen Souvenirs. Ansonsten schreibe ich immer wieder kleine Reisegeschichten. Wenn ein befreundeter Redakteur mich anfragt etwas zu schreiben, dann mache ich das gerne und gehe wieder auf Reisen.

Allgemein Interview ITB 2012 Topstories

Zukunftsfähiger Tourismus: im Mittelpunkt steht der Mensch

Quelle: Angelica Germanà

Was haben ein junger Mann in Nepal, der mit einem grossen roten Kühlschrank zur Reparatur unterwegs ist, brasilianische Fischermänner und der Mythos von Bali als touristisches Paradies  gemeinsam? Sie sind alle Protagonisten der prämierten Filme im Wettbewerb “Toura D’Or”. Das Projekt hat das Ziel, einen “zukunftsfähigen Tourismus” zu fördern. Nach der “Best of  Toura D’Or – Mehr als nur tolle Filme”- Konferenz, die in der “Culture Conference Lounge” der Halle 10.2 stattfand, habe ich mich mit Franziska Werner – der jungen Projektleiterin von Toura d’Or – über die Idee des Wettbewerbs unterhalten.

Angelica Germanà: Was für Filme möchten Sie mit Ihrem Projekt unterstützten?

Franziska Werner: Der Wettbewerb Toura D’Or prämiert umweltbewusste und sozialbewusste Filme, also Filme, die Mut zur Begegnung mit der einheimische Bevölkerung machen; Filme, die sich um gegenseitigen Respekt bemühen, und sich mit eine konstruktiven und kritischen Perspektive mit dem Tourismus auseinandersetzen. Es wurden Filmen prämiert, die die Menschen in ihrer Alltagsrealität zeigen, so dass Urlauber Interesse daran bekommen, hinter die bloße touristische Kulisse eines Gastlandes zu blicken.

 Angelica Germanà: Für welchen Tourismus sollen die Filme stehen?

Franziska Werner: Auf keinen Fall für einen Urlaub, wo man nur ein oder zwei Wochen in einem Hotel verbringt und überhaupt nicht erfährt, wie die Menschen in dem Land leben, von was sie träumen, was sie interessiert, wie sie sich fühlen. Wenn man reist, soll man sich gegenseitg kennenlernen, um  eventuelle Vorurteile abzubauen. Nur so kann man ein besseres Verständnis von dem Land und seiner Kultur bekommen. Darum möchten wir auch Filmemacher fördern, die diesen Aspekt im Tourismus bewerben wollen.

 Angelica Germanà: Wie kann man bei Toura D’Or mitmachen?

 «Der Wettbewerb wird alle zwei Jahre ausgeschrieben. Die Ausschreibung befindet sich auf der Webseite. Dort gibt es auch die detallierte Liste der Einreichungskriterien der Filme. Auf der Homepage können zwar Filme eingereicht werden, aber wir freuen uns auch über Tipps und Hinweise, damit wir viele Filme bekommen, weil momentan auch viele Filme eingereicht werden, die nicht ganz thematisch passen.

 Welche Filme passen denn nicht zum Wettbewerb?

 «Touristische Werbefilme passen nicht, die keine Umwelt- und Sozialverantwortung vertreten, sondern einfach nur ein Land darstellen. Wir wollen keine Filme, die Massentourismus präsentieren, die vielleicht bunt und toll gemacht worden sind, aber… trotzdem nur Werbefilme bleiben. Wir suchen Filme mit einem ganz speziellen Ansatz.

Weitere Infos und die Gewinnerfilme finden Sie auf der Toura D’Or Webseite http://www.tourador-contest.org/index.html

Allgemein Interview ITB 2012

„Wenn wir gerechtere Verhältnisse herstellen wollen, sind die Menschenrechte der Rahmen“

Foto: Heinz Fuchs, Leiter von Tourism Watch. Quelle: Jennifer Schwanenberg.

Tourism Watch hat vor der ITB Berlin 2011 die Studie „Alles was Recht ist“ zur Beachtung der Menschenrechte im Tourismus veröffentlicht. Neben vielen Zahlen und Beobachtungen werden Forderungen an politische Gremien und Regierungen, an Reiseveranstalter und Verbände gestellt. Gespräch mit Heinz Fuchs, dem Leiter von Tourism Watch, dem Informationsdienst des Evangelischen Entwicklungsdienstes.

Jennifer Schwanenberg: Sie sagten in einem Interview, Ägypten müsste innerhalb der Demokratisierung den Tourismus neu gestalten. Ist das nicht zu idealistisch?

Heinz Fuchs: Wir können dem Land nur raten, auch auf den Tourismus zu schauen und ihn nicht so weiter zu führen wie er bisher war. Der Tourismus war sehr mit dem Militär und den Herrscherfamilien verstrickt.

Jennifer Schwanenberg: Wie soll eine Neugestaltung aussehen?

Heinz Fuchs: Man muss sich entscheiden: Setzt man weiterhin auf die großen Investoren mit ihren Anlagen oder verstärkt auf eine diversifizierte Struktur mit kleineren und mittleren Betrieben. Ein gutes Beispiel ist Südafrika: Dort wurde eine Politik des Black-Enpowerments initiiert. Bisher besonders benachteiligte Bevölkerungsgruppen wurden im neuen Südafrika stärker am Tourismus beteiligt. Eine ähnliche Strategie könnte es auch in Ägypten geben. Ich denke, wenn Menschen selbst Verantwortung übernehmen und Business betreiben, trägt dies auch zu einer demokratischen Gesellschaft bei.

Jennifer Schwanenberg: Nach dem arabischen Frühling soll jetzt ein touristischer Frühling kommen?

Heinz Fuchs: Das wird sich zeigen. Auch Deutschland und die EU werden sich vermutlich mit Geldern an der Neuorganisation der ägyptischen Gesellschaft beteiligen – da sollte der Tourismus und von wem er in Zukunft getragen werden soll Thema sein. Am Rande der Messe habe ich schon deutlich wahrgenommen, dass sich auch Reiseveranstalter Gedanken machen, wie es weiter gehen kann. Sie schauen, wer die Geschäftspartner sind und waren und ob sie mit denen in den alten Strukturen wirklich weiter arbeiten wollen.

Jennifer Schwanenberg: Wie realistisch ist es in Ihren Augen, dass deutsche Reiseveranstalter mit ihren ägyptischen Geschäftspartnern brechen und sich neue suchen?

Heinz Fuchs: Das mag ein extremer Schritt sein. Das Thema familiengeführte Hotels gibt es derzeit in Ägypten noch kaum. Da könnte ein Anstoß kommen. Auch die Bundesregierung könnte mit den Mitteln, die sie zum gesellschaftliche Neuaufbau Ägypten zur Verfügung stellt, den Aufbau von privaten touristischen Unternehmen wie familiengeführte Hotels unterstützen. Beratung über Struktur, ökonomisch-sozialen Stellenwert und für mehr Partizipation im Tourismus könnte Teil der Entwicklungszusammenarbeit sein.

Jennifer Schwanenberg: Welchen Einfluss hat Korruption auf Menschenrechte im Tourismus?

Heinz Fuchs: Wir haben uns Korruption nicht genauer beschäftigt, gibt es sie auch im Tourismus. Ich bezweifle aber, dass jemand hier belastbare Zahlen und Fakten nennen kann. Natürlich dürfen die Staaten keine Korruption zulassen.

Jennifer Schwanenberg: Aber was tut man, wenn er es doch zulässt?

Heinz Fuchs: Da hilft es wenig, sich hinzustellen und „Pfui“ drauf schreiben oder irgendein Flugblatt verteilen. Beraten, erinnern und Antikorruptionsstrategien entwickeln im Sinne von „good governance“ ist ein Aspekt, der in den Regierungsgesprächen mit Ägypten eine Rolle spielen sollte. Dazu gehören Fragen: Wie schafft man es Korruption zu minimieren? Welche Regeln gelten für touristische Investitionen? Das Feld ist riesengroß und wird sehr komplex, wenn man es auf die Details herunter bricht.

Jennifer Schwanenberg: Was früher in der Tourismuskritik kritisch benannt wurde, glauben Sie jetzt über den Menschenrechtsbegriff sanktionsfähig zu machen. Doch wer setzt den rechtlichen Rahmen für Menschenrechtsverletzungen?

Heinz Fuchs: Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Anan vertrat deutlich die Auffassung, dass die Souveränität einzelner Staaten bei den Menschenrechten endet. Er hat die Menschenrechte ganz hoch gehängt. Wenn wir gerechtere Verhältnisse auf der Welt herstellen wollen, sind die Menschenrechte der Rahmen dafür. Die allermeisten Staaten haben diesen Rahmen anerkannt und die Menschenrechtskonventionen unterschieben. Innerhalb dieses Rahmens müssen wir agieren. Auf dieser Ebene gibt es viel Bewegung, um die Menschenrechte auch auf die Verantwortlichkeit von Unternehmen zu übertragen. Wenn man beispielsweise auf die Web-Seite des Bundesverbandes der Deutschen Industrie geht, gibt es dort Informationen, dass deutsche Unternehmen im Ausland die Pflicht haben, die Menschenrechte zu respektieren und ihre Umsetzung zu fördern. Als Thema ist es dort angekommen – bei einem Verband, der nicht gerade als der progressivste gilt. Hinsichtlich Tourismus hat in Deutschland meines Wissens noch kein Verband eine eindeutige menschenrechtliche Verantwortung angemahnt.

Jennifer Schwanenberg: Unternehmen sollen also in die Pflicht genommen werden, sich für menschenrechtliche Belange zu engagieren. Aber warum sollten sie das tun?

Heinz Fuchs: Dass wir uns damit beschäftigt haben, hat vor allem den Hintergrund, dass wir in den letzten fünf Jahren die Diskussion über die gesellschaftliche Verantwortung im Tourismus, im Sinne von Corporate Social Responsibility, mit initiiert und geführt haben. Wir haben ein bisschen darauf vertraut, dass sich unternehmerische Verantwortung im Kerngeschäft freiwillig reguliert und haben die Politik weitgehend außen vor gelassen. Wir haben aber gemerkt: es gibt Dinge, die haben nichts mit Freiwilligkeit zu tun: Menschenwürdige Arbeit, die Kernarbeitsnormen oder Schutz von Kindern – das sind Verpflichtungen und keine freiwilligen Leistungen. Die Staaten müssen dafür sorgen, dass diese Pflichten eingehalten werden und bei Nicht-Einhalten auch sanktioniert werden können.

Jennifer Schwanenberg: Und welche Sanktionsmöglichkeiten gibt es?

Heinz Fuchs: Es gibt staatliche Instrumente der Außenwirtschaftsförderung wie beispielsweise die Hermes-Bürgschaften: Wenn jemand gegen Menschenrechte verstößt könnte er beispielsweise für einige Jahre von den Hermes-Bürgschaften ausgeschlossen werden, also von den staatliche Förderinstrumenten. Oder jemand könnte Außenwirtschaftsförderung nur in Anspruch nehmen, wenn er eine menschenrechtliche Risikoprüfung durchgeführt hat. Wenn jemand bei der Deutschen Bank einen Kredit für Auslandsinvestitionen bekommen will, ginge das nur, wenn das Investitionsvorhaben eine Menschenrechtsprüfung durchlaufen hat. Die Möglichkeiten liegen auf der Hand, sie sind nur noch nicht im Einsatz.

Jennifer Schwanenberg: Sollte man diese auf internationaler Ebene diskutieren?

Heinz Fuchs: Es ist gut und wichtig, dass es den internationalen Menschenrechtsrahmen gibt, um sich überhaupt in diese Richtung zu bewegen. Aus nationalstaatlicher Sicht ist es immer schwierig. Wie beispielsweise bei der Ticketbesteuerung – immer kommt die Antwort: National können wir da gar nichts machen. Wir müssen zumindest europäisch oder gleich global agieren. Mit dem Argument kann man natürlich Vorreiterrollen und Pionierarbeit ausbremsen.

Jennifer Schwanenberg: Wie setzten wir das in verantwortliches Wirtschaften um? Soll Deutschland das alleine durchziehen?

Heinz Fuchs: Es wäre eine große Chance, wenn Deutschland hier eine aktive Vorreiterrolle für mehr menschenrechtliche Verantwortung in der internationalen Wirtschaft übernehmen würde. Wenn dann die Regierung zusätzlich ihre Rolle im Weltsicherheitsrat für eine konsequente Menschenrechtspolitik nutzen würde, wäre dies ein wichtiger Beitrag und Deutschland würde bei diesen Prozessen nicht immer hinterher rennen.

Jennifer Schwanenberg: Im globalen Markt kann das ägyptische Unternehmen aber auch auf andere Partner setzten. Wenn es die Sanktion nur in Deutschland gibt, ist es sehr eingeschränkt.

Heinz Fuchs: Jetzt verfallen Sie in diesen Sog: „Wir können ja gar nicht, weil es die anderen auch nicht machen.“ Die Diskussion gibt es jetzt gerade auch bei der Überarbeitung der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen: Macht man die Regeln besonders streng, oder so, dass man auch Länder wie China mit an Bord bekommt. Ich bin dafür, dass man es so macht, dass man auch China mit an Bord hat. Gemeinsame Regeln verhindern Wettbewerbsverzerrungen und fördern den Dialog zur Rolle von Unternehmen in der Gestaltung einer menschlichen Globalisierung.

Jennifer Schwanenberg: Was ist ihre konkrete Forderung an die Reiseveranstalter in Bezug auf Ägypten und Tunesien?

Sie sollen sich einen Moment Zeit nehmen, um zu sehen, mit wem sie bislang gearbeitet haben und mit wem sie zukünftig arbeiten wollen. Sie sollten die Länder nicht als Schnäppchen präsentieren. Ägypten und Tunesien werden Schwierigkeiten haben aus dieser Billig-Politik überhaupt wieder raus zu kommen. Zusätzlich übt es enormen Preisdruck auf vergleichbare Urlaubsziele wie Türkei oder die Dominikanische Republik aus. Die Preise, die gezahlt werden, sind Abzocke auf Rücken derjenigen, die die Revolution organisiert haben. Sie sind kein ernst zu nehmender Beitrag, dass zukünftig faire Löhne bezahlt werden können. Die gängigen 198 Euro pro Woche mit Flug nach Ägypten sind im Grunde schon eine Menschenrechtsverletzung.

Allgemein Interview ITB 2011