Authentizität – die Motivation für Kubareisen

 Kubanischer Stand auf der ITB Foto: Julia Harig

 

„Cuba auténtica“ mit diesem Slogan lockt Kuba auf der ITB die Reiselustigen an den Messestand der kommunistischen Karibikinsel. Kuba öffnet sich der Welt, auch die Ausreisebedingungen für die einheimische Bevölkerung haben sich Anfang 2013 gelockert. Was für den Kubaner Freiheit bedeutet wirft die Frage auf, wie lange die Insel sich ihre karibische Immunität gegen westliche Einflüsse noch bewahren kann.

Die Gunst der frühen Stunde

Ob Kuba noch lange mit Authentizität werben kann, wird auch von einer erfahrenen Reiseleiterin und Standbesucherin bezweifelt. Sie weiß um „die Gunst der frühen Stunde“. Bereits 142 Länder bereist, ist sie sicher, dass auch auf Kuba die arrangierten Tourismusangebote in Zukunft die Sicht auf das wahre Leben vor Ort verschleiern werden. „Wer authentisch reisen will, bucht nicht pauschal und sucht sich seine eigenen Wege durch das Land“ so die Rentnerin.

Die Reisegewohnheiten der Kuba-Urlauber bestätigen das. Sie machen sich am liebsten auf eine individuelle Rundreise quer über die Insel, um möglichst viel von Land und Leuten Kubas aufzunehmen.

In Urlaubserinnerungen schwelgend berichtet ein Ehepaar von der Kubareise im letzten Jahr. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass noch lange nicht die ganze Insel auf die Bedürfnisse europäischer Touristen eingestellt ist. Auch für sie geht Reisen mit Charakter vor künstlich errichteten Urlaubsdomizilen. Auch wenn die Karibikseite Kubas laut ihren Angaben bei Hotelkomfort und Freizeitabgebot noch einiges nachholen könnte, sind es am Ende auch ein unbequemes Hotelbett und charismatischer Service, der den Charme einer Kubareise bestimmen. „Schnell nach Kuba bevor der Amerikaner einfällt und die Insel unerschwinglich wird“, rät Kuba-Fan Katharina Jander.

Für den Tourismus ist Kuba bereits seit Anfang der 90er Jahre geöffnet. Vor 20 Jahren verschlug es jährlich rund 300.000 Reisende nach Kuba. Ziel für 2013 ist es, die drei Millionen Marke zu knacken. Vor Ort bedeutet das Investitionen in Hotelanlagen und Angebote.

Verglichen mit der Dominikanischen Republik, die vier Millionen Besucher jährlich meldet, steht Kubas Tourismusbranche noch am Anfang. Die Infrastruktur wird in Zukunft noch an den wachsenden Tourismus angepasst. Abseits von den Hot Spots des Landes, wie Havanna und Varadero, sollen jedoch in Zukunft auch im Landesinneren touristische Angebote geschaffen werden.

Hotelwüsten werden laut Wilson Cardoso vom „cubanischen Fremdenverkehrsamt“ nicht kommen, man versuche auch im Aufbau der Hotellerie die kubanischen Umgebung einfließen zu lassen. Um eine touristische Infrastruktur zu etablieren müssen Straßen verbessert und neue Verkehrsnetze errichtet werden.

Echtes Kuba

Kuba wirbt mit Authentizität. Für Cardoso liegt diese vor allem im Kubaner selbst verwurzelt, in seiner Mentalität. Sichtbare Authentizität findet man in Form von restaurierten Kolonialbauten in Havanna, es ist aber vor allem das Flair, das aus Kuba ein Erlebnis machen kann.

Tourismus bringt Geld ins Land und auch die Kubaner werden in Zukunft in die Reisebranche investieren. Ob eine Fahrt über die Insel und der Austausch mit den kontaktfreudigen Einheimische an Echtheit verlieren wird, kann man pauschal nicht sagen. Es liegt nicht zuletzt an den Bedürfnissen und Vorlieben der Urlauber, wie sich das Angebot auf der Insel in den nächsten Jahren entwickelt.

Allgemein Cuba Fernreisen ITB 2013 Nachhaltigkeit

Stille, fremde Kultur – Bei einem Reiseunternehmen aus Holland wird Gehörlosigkeit zum Vorteil

Jos Wesemanns ist in einer gehörlosen Familie aufgewachsen. Heute bietet er Reisen für Gehörlose an. Foto: Eva L. López

Nein, sie hört nicht das Wellenrauschen. Ja, sie hat eine neue Kultur kennen gelernt. Dass die Gehörlosigkeit bei Reisen von Vorteil sein kann, zeigt Wesemann Travel. Das Reiseunternehmen bietet einen Einblick in fremde Kulturen, da es aktiv auf die Gehörlosengemeinschaft der Einheimischen setzt.

Angefangen hat das niederländische Reiseunternehmen mit organisierten Reisen für Gehörlose nach Tansania. Um einen tollen Urlaub zu bieten, setzt das Unternehmen auf zweierlei: Erstens sind die Reiseleiter vor Ort auch gehörlos und ausschließlich Einheimische. Daher kennen sie die Bedürfnisse ihrer Kunden. Zweitens gehört in den Mittelpunkt jeder Reise, dass der gehhörlose Reisende auf gehörlose Menschen vor Ort trifft. Dem hörenden „Standardtouristen“ bleibt die Welt der Einheimischen oft verschlossen. Der Gehörlose wird von den Einheimischen zu einer Tasse Tee eingeladen. Das Nichthören wird hier zum Vorteil. Die Reisenden haben nach der Philosophie von Wesemann Travel die Chance, ohne Umwege eine neue Kultur kennenzulernen. Denn die gemeinsame Behinderung baut eine kulturelle Brücke zwischen Touristen und Einheimischen.

Der Geschäftsführer Jos Wesemann ist ein Paradebeispiel für das Leben zwischen beiden Welten. Er und sein Bruder sind seit Generationen die einzigen in der Familie, die hören können. Auf seiner ersten Reise nach Tansania wurde Jos Wesemann überrascht: „Du bist einer von uns!“, erkannte ein tauber Einheimischer sofort. Noch bevor Wesemann sprechen lernte, beherrschte er die Gebärdensprache. In Tansania nahm sein Urlaub dadurch die entscheidende Wendung. Zwar ist die Gebärdensprache nicht universell, doch könne man sich gut miteinander verständigen. Wesemann hatte Glück. Ihm wurde ein ungewöhnlich einfacher Zutritt zur tansanischen Kultur ermöglicht und er ist so auf seine Geschäftsidee gestoßen.

In Deutschland leben rund 80.000 Gehörlose. Der Tourismus mit den Gehörlosen ist hier nur eine Nische. Die wenigen Reisen, die angeboten werden, laufen oft über Verbände, die hauptsächlich Kurztrips und Jugendfahrten anbieten. Es gibt aber auch Reisebüros für Gehörlosenreisen, wie „Deaftravel“ oder „XXL-Travelfordeaf“. Bei „Yat-Reisen“ machen Gehörlose gemeinsam mit anderen körperlich Beeinträchtigten Urlaub. Dass Wesemann Travel einen intensiven Kontakt zwischen den Gehörlosen und Einheimischen herstellt, macht deren Angebot besonders.

Für Wesemann Travel und den Einheimischen ist die Zusammenarbeit eine win-win-Situation. „Taub sein in Afrika bedeutet Überlebenskampf!“ macht der Geschäftsführer deutlich.  Das Unternehmen schafft vor Ort Arbeitsplätze. Während eines Vortrags auf der ITB wird er nicht müde zu wiederholen, wie wichtig die lokalen Mitarbeiter seien. „Sie haben eine ganz aktive Rolle“. Wesemann Travel unterstützt in Tansania soziale Projekte wie eine Gehörlosenschule. Jos Wesemann gibt aber auch unumwunden zu, dass er durch seine Arbeit leben kann. Seine Reisen sind in erster Linie ein Geschäftsmodell.

Allgemein Behinderungen Fernreisen ITB 2013 Topstories Trends

Ägypten – Hat sich der Tourismus nach dem arabischen Frühling erholt?

Mohamed Gamal, der Generaldirektor der Tourismusabteilung Ägyptens, informiert über die touristische Situation in Ägypten. Foto: Sara Bagladi

Schon zwei Jahre liegt der Sturz von Hosni Mubarak, ehemaliger Staatspräsident Ägyptens, zurück, doch die Lage hat sich noch nicht beruhigt in Ägypten. Gerade heute ist es in Kairo und Port Said, nachdem das Urteil über die tödlichen Fussballkrawalle bekannt gegeben wurde, wieder zu Aufständen gekommen. Welche Wirkung diese Tumulte auf den Tourismus haben, gibt der Generaldirektor der Tourismusabteilung Ägyptens, Mohamed Gamal, bekannt.

young press: Sie waren letztes Jahr Partnerland der ITB – brachte dies einen Aufschwung im Tourismus?

Wir haben gute Ergebnisse nach der ITB 2012 erzielt. Zum ersten Mal steht Deutschland auf Platz 2 der wichtigsten Gewinnmärkte für Ägypten. Im Vergleich zu den Jahren davor war Deutschland auf Platz 3. Im Jahr 2012 kamen 1,2 Millionen deutsche Urlauber zu uns und haben 15,5 Millionen touristische Übernachtungen gebucht.

young press: Im Sommer 2012 sind die Zahlen also wieder gestiegen. Sind nach den kürzlichen Unruhen die Touristenzahlen wieder zurückgegangen?

Ehrlich gesagt gibt es negative Auswirkungen. Aber nicht was den Badeurlaub betrifft, sondern die Nilkreuzfahrten. Hier sinken die Besucherzahlen. Damit sind auch die kulturellen Städte wie Luxor und Assuan verbunden, die am östlichen Ufer des Nils liegen. Aber das ist ganz normal – überall gibt es Positives und Negatives. Die Revolution ist ein zweijähriges Baby und für den Wandel zum demokratischen Leben benötigt man eine Generation und nicht zwei Jahre.

young press: Wie werden Touristen nach Ägypten gelockt, dass sie trotz der Risiken die Reise auf sich nehmen?

Wir machen hier an der Messe Liveübertragungen von den Stränden in Ägypten auf grossen Bildschirmen. So können die Menschen Ägypten kennen lernen. Diese Aktion möchten wir gerne erweitern und in grossen deutschen Städten Bildschirme an öffentlichen Plätzen installieren.

young press: Auch die Preise sind gesunken. Ist dies eine weitere Massnahme den Reisenden entgegen zu kommen?

Für den Massentourismus an den Stränden sind die Preise gesunken. Der Besucher bekommt mehr, als er bezahlt. Aber in Bezug auf den Kultururlaub und andere touristische Möglichkeiten sind die Preise erhalten geblieben.

young press: Werden diese Angebote gebucht?

Wenn die Medien nicht berichten, steigen die Buchungen. Es hängt also alles von den Medien ab. Doch diese schildern nur von isolierten Inseln und nicht von ganz Ägypten. Sie legen den Fokus nur auf Kairo und zwei, drei weitere grosse Städte. Aber die anderen Urlaubsziele sind stabil und ruhig. Wie die Lage dort aussieht, ist an den Livescreens zu erkennen.

young press: Gibt es  besondere Sicherheitsmodelle? Auf was sollte man achten, wenn man das Hotelareal verlässt?

Fünf Millionen Menschen arbeiten im Tourismusbereich. Der Tourismus ist ihre Existenz und sie bemühen sich die Sicherheit zu wahren. In Kairo hingegen leben die Leute nicht vom Tourismus. Sie demonstrieren und fordern bessere Arbeitschancen und Demokratie.

young press: Das Auswärtige Amt rät insbesondere dringend ab, in den Sinai (mit Ausnahme der Touristenorte am Roten Meer im Küstenstreifen zwischen Sharm-El-Sheikh und Nuweiba) sowie ins ägyptisch-libysche Grenzgebiet zu reisen. Teilen Sie diese Meinung?

Allein sollte man in diese Regionen nicht gehen, doch in grösseren Gruppen ist das möglich.

young press: Muss man mit der neuen Regierung mit Einschränkungen im Tourismus rechnen? Gibt es beispielsweise Kleidungsvorschriften?

Auf den Livescreens sieht man Badeurlauber im Bikini. Die Regierung hat bekannt gegeben, dass sie nichts gegen Badeurlauber haben. Wenn ich schwimmen gehen möchte, gehe ich ja auch nicht im Anzug. Wir respektieren andere Traditionen und Kulturen.

young press: In der Türkei gibt es auch schöne Strände. Weshalb sollten Touristen genau ans rote Meer in Ägypten kommen?

Ägypten ist eine unersetzliche Destination im Winter. Auch die Unterwasserwelt ist  einzigartig. Natürlich haben andere Länder auch andere Möglichkeiten – aber Ägypten ist unvergleichlich.

Ägypten Fernreisen Interview ITB 2013 Topstories

Bildergalerie: Hallo, Lumela und Selamat Datang!

Händeschütteln und ein freundliches „Guten Tag“ – das reicht in Deutschland, um  anderen Menschen freundlich zu begegnen. Doch nicht überall auf der Welt wird diese Begrüßung akzeptiert. Mongolen können sich zum Beispiel mit einer Prise Schnupftabak begrüßen. Auf der ITB zeigen einige Aussteller und Gäste, wie man sich in ihren Heimatländern begrüßt.

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Allgemein Fernreisen ITB 2013 Traditionen

Von der Reisemesse in den Urlaub – Neues Angebot auf der ITB 2013

Auf der Messe gibt es sehr viel Infomaterial. Direkt buchen kann man aber nicht an jedem Stand.  (Foto: Minou Wallesch)

 

Ab in den Urlaub: Von der ITB direkt nach Mallorca oder in die Dominikanische Republik. Das ist dieses Jahr möglich. Zumindest bei einigen Reiseanbietern, denn nicht alle nutzen die Möglichkeit, ihre Kunden schon auf der Messe die nächste Reise buchen zu lassen. Den meisten ist es wichtiger ihre Kunden zu informieren als die verkaufte Reise. Viele Besucher buchen nach der Messe und lassen sich für ihre Reisen inspirieren. Genauso wie in den letzten Jahren.

Die Reederei Riedel hat insgesamt 50 Tickets für Flussfahrten in Berlin dabei. Sie wollen erst einmal ausprobieren, wie das Angebot angenommen wird. Um zwölf Uhr mittags hat noch keiner ein Ticket gekauft. Stephanie Siegsmund ist zuversichtlich, dass die Tickets am Nachmittag weggehen. Erste Anfragen gab es schon.

Bei TUI cruises hat man nicht damit gerechnet, vor Ort auf der Messe zu verkaufen, sagt die Mitarbeiterin Anke Petersilie. Das Klientel 50 plus bucht Kreuzfahrten hauptsächlich im Reisebüro. Die Möglichkeit eine Reise zu buchen gibt es trotzdem am Messestand, auch wenn sie nicht genutzt wird. Beim Kreuzfahrtanbieter aROSA läuft das Geschäft besser. Am Messestand gibt es ein Buchungsterminal und dazu eine Beraterin. Mandy Wittig betont, dass der Verkauf nur eine untergeordnete Rolle spiele. Wichtig sei ihnen, die Kunden zu informieren. Deshalb vermitteln die aROSA Mitarbeiter das  gewählte Reisepaket auch an das persönliche Reisebüro, falls es von den Kunden gewünscht ist. Das Reisebüro ist immer noch der wichtigste Ansprechpartner bei Kreuzfahrten.

Der Meinung ist auch Anne Lauterbach vom Reiseanbieter Studiosus. Sie informieren an ihrem Messestand über die Reisen. Allerdings wundert sich Lauterbach darüber, dass die ITB erst in diesem Jahr die Möglichkeit zum Verkauf gibt. Auf anderen Reisemessen wie der CMT Stuttgart gibt es das Angebot schon seit einigen Jahren.

Am Gemeinschaftsstand von Binoli, HLX und l‘tur ist man begeistert über die gute Resonanz bei den Kunden. Hier gibt es zwei Terminals, über die gebucht werden kann. Gefragte Reiseziele sind heute Mallorca, Dubai, die Karibik und Ägypten. Bei den Städtereisen steht Wien an erster Stelle. Schon im letzten Jahr haben l‘tur und Co. inoffiziell die direkte Buchung von der ITB aus angeboten. „Wir sind sehr überrascht und zufrieden über die Resonanz“ , sagt Mitarbeiter Domenic Lang. Im letzten Jahr wurde das Angebot deutlich weniger nachgefragt. Auch Lufthansa bietet das Gesamtpaket Flug und Hotel an. Es gibt ein Terminal und persönliche Beratung. Allerdings wird keine Werbung für die Buchung am Messestand gemacht. Auch bei diesem Anbieter steht es an erster Stelle die Kunden zu informieren. Das Angebot wird trotzdem gut angenommen.

Fernreisen ITB 2013 Kurztrips Topstories Trends

Neue Studie: Muslime reisen anders

Reem el Shafaki auf dem ITB-Kongress; Foto: Lukas Hoffmann

„Muslim Travel is booming.“ Mit diesen Worten stellte Reem el Shafaki auf dem ITB-Kongress eine Studie der US-amerikanischen Marketingfirma DinarStandard zu den Bedürfnissen und Vorlieben von Touristinnen und Touristen mit muslimischem Glauben vor. Deren Markt sei mit 126 Milliarden Dollar sogar finanzstärker als der bisher größte, der der USA. Das liegt vor allem an den Touristinnen und Touristen der ölreichen Golfstaaten. Unter den meistbesuchten Ländern der Muslime sind viele mit großem muslimischen Bevölkerungsanteil. Der absolute Favorit ist hierbei Malaysia, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten. Europäische Länder sind kaum zu finden.
Woran das liegen könnte, soll in der Studie beantwortet werden.
DinarStandard, die ihr Geld mit Firmenberatung verdient, befragte knapp tausend Muslime aus verschiedenen Ländern nach den wichtigsten Kriterien für ihre Reise und ihren Reisegewohnheiten. Mehr als die Hälfte verreist am liebsten mit der Familie. Und das meist jährlich oder zweijährlich.
Sehr wichtig ist ihnen bei der Auswahl des Reiseziels, dass das Essen entsprechend der Speisevorschriften des Koran „halal“ ist, unter anderem kein Schweinefleisch und Alkohol enthält. Unbedingt notwendig sind Gebetsmöglichkeiten, da Muslima und Muslime fünfmal am Tag beten. Um die muslimische Zielgruppe anzusprechen, müssen Reiseanbieter außerdem darauf achten, dass es Waschmöglichkeiten für die Füße gibt, ebenfalls ein Teil der Gebetszeremonie.
Im Ramadan, der islamischen Fastenzeit, sollten Essensmöglichkeiten vor Sonnenaufgang zugänglich sein.
Bei all diesen Angeboten hinken Reiseanbieter aus nicht-muslimisch geprägten Ländern deutlich hinterher.

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Allgemein Ernährung Fernreisen ITB 2013 Trends

Kulturaustausch oder Urlaub? – Freiwilligendienste Pro und Contra

Wie sinnvoll sind Freiwilligendienste? Anna (links) und Sara (rechts) haben sich Gedanken gemacht. (Foto: Julia Harig)

Sei es Tansania, Nepal oder Moldawien – Tausende von Freiwilligen reisen jedes Jahr ins Ausland, um sich in sogenannten Entwicklungsländern zu engagieren. Viele Reiseveranstalter bieten auch Freiwilligendienste an und möchten damit den Kulturaustausch fördern. Doch ist das wirklich so? Sara Bagladi findet Ja, Anna Munkler verneint.

 Pro: Eine lohnenswerte Angelegenheit

Freiwilligendienst soll nur ein erlebnisreicher Urlaub für den Freiwilligen sein, wie Kritiker behaupten? Wenn der Aufenthalt vernünftig organisiert wird, ist er für beide Seiten eine wertvolle Erfahrung.

Zur Qualität eines Freiwilligendienstes trägt die Organisation vor, nach und während des Praktikums einen wesentlichen Teil bei. Die Freiwilligen werden von der Organisation schon im Heimatland sorgfältig vorbereitet. Dazu gehört, dass sich die Freiwilligen gründlich über das Zielland informieren und darüber Bescheid wissen, wie ihre Fähigkeiten vor Ort genutzt werden können. Sie weisen Interesse an der anderen Kultur vor, sind bereit Verantwortung zu übernehmen, handeln selbstständig und besitzen – neben Englisch – Basis-Sprachkenntnisse in der Landessprache. Ausserdem muss ein Freiwilliger mehrere Monate einsatzbereit sein. Ob dies der Fall ist, testet die Organisation, die den Dienst anbietet, durch Gespräche. Ist der Volontär soweit gebrieft, kann es losgehen!

Damit der Freiwillige sinnvolle Arbeit leisten kann, muss vor Ort auf einiges geachtet werden. Eine vernünftige Begleit- sowie Fachperson, die sich auskennt, muss vorhanden sein. Diese weiss, wo Hilfe gebraucht wird und kann den Praktikanten zweckmässig einsetzen. Eine Lehrerin sollte beispielsweise nicht in der Landwirtschaft eingesetzt werden, sondern ihre pädagogischen Kenntnisse mit Kindern umsetzen können. Für die Menschen vor Ort ist es eine Bereicherung, die Kultur des Freiwilligen kennen zu lernen. Sie profitieren von dessen Englischkenntnissen, die für den Arbeitsmarkt sehr wichtig sind. Der Freiwillige ist mit den Einheimischen in Kontakt und bietet seine Unterstützung dort an, wo sie gefragt ist.

Nach dem Aufenthalt ist es ratsam, die Erfahrungen an zukünftige Volontäre weiterzugeben, damit sich diese auf die kommenden Probleme einstellen können.

Sind diese und weitere Faktoren gewährleistet, ist der Freiwilligendienst eine beidseitig lohnenswerte Angelegenheit.

Contra: Freiwillige sind auch nur Touristen

Kurzfristige Freiwilligendienste fördern keinen Kulturaustausch für beide Seiten. Für einige Tage, Wochen oder Monate in einem sozialen oder ökologischen Projekt zu arbeiten, ist auch nur eine Reise. Eine Reise mit besserem Gewissen.

Freiwillige, die nur für kurze Zeit in einem anderen Land leben, haben kaum die Möglichkeit, sich richtig einzuleben. Besonders in den Ländern des globalen Südens gibt es so große Unterschiede zu unserer Kultur und Mentalität, dass es selbst in einem Jahr nicht gelingt, anzukommen. Wer sich fremd fühlt, sucht schnell Sicherheit in dem, was er kennt. Ausländer gesellen sich zu Ausländern und schaffen so eine noch größere Kluft zwischen sich und den Einheimischen. Da findet kein Austausch statt. Was die Freiwilligen oberflächlich von der ihnen neuen Kultur kennenlernen, bestätigt unter Umständen sogar Klischees und Vorurteile, während die Einheimischen ihre Gäste nur als Fremde erleben.

Und selbst wenn es Freiwilligen gelingt, sich in einem Land und einer Kultur zurechtzufinden, sich anzupassen, vielleicht sogar Freundschaften zu schließen, so bleibt der Kulturaustausch dennoch einseitig. Die meisten Kontakte haben Freiwillige nämlich zu Menschen, die sich eine Reise beispielsweise nach Deutschland nie leisten können. So beschränken sich deren Erfahrungen mit einer anderen Kultur auf Erzählungen und Fotos. Für einen solchen Austausch brauchen sie keine Freiwilligen, da genügt ein Fernseher oder das Internet.

Es ist also falsch, Freiwilligendienste als eine Möglichkeit zum Kulturaustausch beider Seiten zu bewerben. Schön wenn Reisende durch die Arbeit in einem Projekt die Möglichkeit haben, sich genauer anzusehen, wie Einheimische leben und so ihrem Urlaub mehr Inhalt zu geben. Doch für einen echten, tiefer gehenden Kulturaustausch bräuchte es schon längere Aufenthalte und Gegenbesuche der Gastgeber bei den Gästen.

Allgemein Fernreisen ITB 2013 Kinder- und Jugendreisen Nachhaltigkeit Topstories

„Selamat Siang“ Indonesien – Guten Tag Indonesien

 Claudia Lang und Monika Bleichern auf dem Stand von Indonesien; Foto: Pia-Maria Schäfer

Jedes Jahr hat die ITB ein neues Partnerland. Dieses Jahr: Indonesien. Claudia Lang, Marketingmanagerin des Indonesischen Fremdenverkehrsamtes  und Monika Blachian, Marketingdirektorin von Travel.PR standen young press Antwort zu den Gastland.

young press: Warum sollte man nach Indonesien reisen?

Indonesien ist das vielseitigste und vielfältigste Land der Welt. Man muss es einfach erlebt haben.

young press: Wodurch drückt sich diese Vielfältigkeit aus?

In Indonesien leben über 700 Kulturen. Von Meer, Strand, Bergen und Kulturstätten bis hin zu modernen Metropolen  kann man alles besichtigen. Jeder Reisende wird zufrieden gestellt.

young press: Beste und schönste Reisezeit?

Die beste Zeit ist nach dem Monsun. Das heißt zwischen April und November. Wobei es in der Monsunzeit auch spannend sein kann. Es regnet zwar zwischendrin, aber wir sind ja am Äquator und es ist immer warm.

young press: Was sollte man unbedingt sehen?

Das ist wirklich die schwierigste Frage, die Sie mir stellen können. Bei 17.000 Inseln kann man viel entdecken. Es kommt vor allem darauf an, wofür man sich interessiert.

young press: Was sind Ihre persönlichen Highlights?

Der buddhistische Tempel in Borobudur und der Toba-See sind zwei Highlights, die man besuchen kann.

young press: Was erhoffen Sie sich von der Messe?

Wir sind schon seit 45 Jahren auf der ITB vertreten. Wir gehören sozusagen schon zum Inventar der Messe.  Und dieses Jahr sind wir ja Partnerland und haben einen größeren Stand.

young press: Wie wird man Partnerland- muss man sich bewerben oder wird man gefragt?

Da gibt es, glaube ich, viele Wege. Und da hat sich auf der politischen Ebene vielleicht was einfädeln lassen und auf alle Fälle wurde es dann angefragt.

young press: Lohnt es sich Partnerland zu sein?

Auf jeden Fall. Man merkt die steigende Aufmerksamkeit, die auch die Medien für dieses Land entwickeln. Wir hoffen natürlich auch auf eine Nachhaltigkeit dieses Interesses. Das Ziel ist es, Besucherzahlen aus Deutschland, Europa und natürlich weltweit zu erhöhen.

young press: Wann haben Sie angefangen für die Messe zu planen?

Angefangen haben wir 2011, als die Einladung kam. Dann gehen die ersten Vorbereitungen los. Das ganze Jahr 2012 haben wir auf die Messe hingearbeitet.

young press: Wie viel Aufwand muss man betreiben, um zwischen den anderen Ständen aufzufallen? Was muss man tun?

Man muss viel bieten. Wir haben natürlich dieses Glück, dass unsere Kulturen sehr auffallen. Schöne Menschen, tolle Kostüme, dass lockt die Besucher an. Die Musik ist exotisch und wir haben aus Indonesien exzellenten Kaffee. Der ist in Deutschland auch kaum bekannt. Auch haben wir eine Massageecke, denn Java ist die Wiege der Spa-Kultur.

young press: Aber sie machen auch viele Shows, um die Besucher auf den Stand aufmerksam zu machen. Wissen Sie, wie viele Shows pro Tag laufen?

Wir haben täglich zwei Hauptblöcke mit Tänzen und kurzen Aufführungen zwischendurch. Es ist noch zu überblicken, aber dafür gibt es dann auch das Personal, die das dann arrangieren.

young press: Die ITB ist vier Tage für Fachbesucher und am Wochenende für alle Interessierten offen. Bieten Sie am Wochenende etwas anderes an?

Nein, es werden die gleichen Shows sein. Natürlich merkt man, dass gewisse Verkäufer nicht mehr so präsent sind, aber wir am Indonesien-Stand sind genauso präsent wie vorher da.

Das Interview führte Pia-Maria Schäfer

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Asien Fernreisen Interview ITB 2013 Topstories

Wer in ein ärmeres Land reist, informiert sich vorher gut

Die meisten Menschen, die aus Deutschland in sogenannte Entwicklungs- und Schwellenländer reisen, wollen sich vorher gut über Land und Leute informieren. Das ergab eine Studie des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung. Für die Studie wurden im Rahmen der jährlichen Reiseanalyse von 8.000 Teilnehmern diejenigen befragt, die schon einmal in einem Entwicklungs- oder Schwellenland waren. Gut zwei Drittel der Befragten gaben an, vor Reiseantritt gut informiert sein zu wollen. Nur etwa ein Fünftel will ein Land auf eigene Faust erkunden. Gespräche mit Einheimischen wollen aber zwei Fünftel führen, um ihr Reiseziel besser kennenzulernen. Die vollständige Studie wird in den nächsten Wochen veröffentlicht. Weitere Informationen dazu gibt es unter http://www.studienkreis.org.

Allgemein Fernreisen ITB 2013

Tourismus – Chance oder Feigenblatt für Aserbaidschan?

Menschenrechte werden unter den Teppich gekehrt

 

Dieses Jahr ist Aserbaidschan als offizieller Kulturpartner mit besonders vielen Angeboten auf der ITB vertreten.

Es wirbt mit Bildern von der unberührten Natur des kaspischen Kaukasus, der Tradition der Teppichwebekunst und der Millionenmentropole Baku. An dem Stand des Kultur- und Tourismusministeriums erfährt man, dass Aserbaidschan eine der niedrigsten Kriminalitätsraten der Welt hat.
Was man hier nicht erfährt: 2013 landet das Land in der Rangliste für Pressefreiheit der Reporter ohne Grenzen auf Platz 156, hinter Ländern wie Afghanistan oder dem Irak. Auch von der hohen Arbeitslosigkeit, die insbesondere junge Leute betrifft, ist hier auf der Messe nichts zu hören. Der Kultur- und Tourismusminister Abulfas Garayev betont: „Our country is open.“ Die Reaktion von Marie von Möllendorf, der Fachreferentin von Amnesty International für Zentralasien: „Gegenüber ihren Kritikern zeigt sich die aserbaidschanische Regierung ganz und gar nicht offen und tolerant. Vielmehr lässt sie weiterhin Demonstrationen brutal niederschlagen oder von vorneherein verbieten“. So geschehen bei Protesten im Januar. Tausende größtenteils junge Menschen wendeten sich gegen die korrupten Strukturen des ölreichen Landes, das für sie nur Arbeits- und Perspektivlosigkeit bereithält.

Mit Wachstumsraten von über 10% und einem Anstieg der Touristinnen und Touristen von 450.000 auf 2.5 Millionen in den vergangenen Jahren boomt der Tourismussektor in Aserbaidschan.
Über tausend Ausbildungsplätze wurden laut Kulturministerium in diesem Bereich geschaffen. Dies könnte einen Ausweg aus der Perpsektivlosigkeit bedeuten.

Allgemein Fernreisen ITB 2013

Sozial verantwortlich reisen – aber wie?

Centre for Community Tourism in the Amazon; Foto: Madeleine Hofmann 

Wer in fremde Länder reist, erlebt häufig einen Kulturschock. Nicht nur ist man einem ganz neuen Klima ausgesetzt, auch Sprache und Lebensgewohnheiten der Einheimischen wirken oft erst einmal befremdlich. Mehr über die fremde Kultur und die Traditionen des Urlaubslandes kann der Reisende lernen, wenn er sich einen Reiseveranstalter sucht, der Touren und Aktivitäten mit Einheimischen organisiert. Die Entscheidung für ein Programm fällt bei der großen Auswahl an Reiseangeboten jedoch oft schwer.

Gleich mehrere Möglichkeiten, mit der brasilianischen Bevölkerung in Kontakt zu treten bietet das „Centre for Community Tourism in the Amazon“ (CCTA). Dieses, von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) geförderte Projekt verspricht „gemeindebasierten Tourismus“. In der Niederlassung des CCTA in der Stadt Manaus können Touristen Übernachtungen im Amazonasgebiet buchen – zum Beispiel in voll ausgestatteten Holzhütten oder auf einem am Flussufer ankernden Schiff. Wer mag, kann den Einheimischen auch bei der traditionellen Herstellung von Kunstgegenständen über die Schulter schauen oder mit ihnen gemeinsam Bootstouren unternehmen. CCTA legt besonders Wert darauf, dass die Gemeinden ihre Projekte selbst auf die Beine gestellt haben und übernimmt lediglich die Rolle desVermittlers zwischen Kunde und Anbieter. Ziel des Projektes ist es, die Entwicklung dieser regionalen Tourismusprojekte anzutreiben und den Beteiligten vor Ort auch Know-how im Bereich Marketing zu vermitteln. „Alle finanziellen Mittel, die von Touristen gezahlt werden, bleiben in der Gemeinde“, berichtet Dirk Henker, der das Projekt als Abgesandter der GIZ unterstützt. „Wir sind ein auf NGOs gestütztes Projekt“.

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Anders ist das bei Anbietern wie „Socialtours“ aus Nepal oder „The Blue Yonder“ aus Indien. Auch hier kann man in Gemeinden übernachten und Workshops zum Beispiel im Töpfern oder Kochen mit Einheimischen belegen. Die Projekte sind allerdings nicht aus einer Idee von Einheimischen entstanden, sondern auf Nachfrage durch die Agenturen. Diese möchten mit ihren Angeboten kulturelle Schätze erhalten. „Manche Traditionen würden einfach aussterben, wenn wir den Einheimischen durch den Tourismus kein neues Standbein bieten würden“, erklärt Anne Zummach von „The Blue Yonder“. Die Gemeinden bekommen etwa ein Drittel von den Gebühren, die Touristen für die Touren zahlen.

Beim Stöbern in all diesen Angeboten darf man nicht vergessen, dass der Kontakt mit der Bevölkerung im Reiseland immer zwei Seiten hat. Für Europäer ist es wichtig, Einblicke in fremde Kulturen zu bekommen. Gleichzeitig dürfen die im Reiseland bestehenden Sozialsysteme aber nicht zu sehr beeinflusst werden. Als Besucher sollte man deshalb immer sicherstellen, dass die Gemeindemitglieder mit dem Besuch der Touristen einverstanden sind und über die Häufigkeit und Dauer selbst bestimmen können. „Häufig wird die Tradition in ländlichen Gegenden durch den Tourismus erhalten“, erklärt Adina Panicke von Tourism Watch. „Der Tourismus ist ein wichtiger Arbeitssektor, ohne den die Jugendlichen abwandern würden.“ Damit der Ausflug in die fremde Kultur sozialverträglich ist, sollte ein langfristiger Nutzen der Einheimischen gewährleistet sein. Adina Panicke rät dazu, sich vor der Reise gut zu informieren: „Eine Möglichkeit die Sozialverträglichkeit sicherzustellen ist, sich einen für sozialverträgliches Reisen zertifizierten Veranstalter zu suchen.“

Allgemein Fernreisen ITB 2013 Nachhaltigkeit Trends

Wie überlebt man einen Langstreckenflug?

Nackenkissen? Check! Mit diesen Tricks wird ein Langstreckenflug nicht zur Qual. Foto: Simon Isenberg

Das Hotel ist gebucht, der Koffer ist gepackt, die Ferien können losgehen – wär da nicht noch dieser zwölf Stunden lange Flug dazwischen! Wie bringt man einen Langstreckenflug am besten hinter sich? Ein paar Vielflieger geben Tipps.

Damit die Zeit im Flieger wie im Fluge vergeht, lohnt es sich schon früh mit den Vorbereitungen zu beginnen. Wer schon einige Wochen vor dem Flug viel Obst und Gemüse isst, versorgt seinen Körper mit wichtigen Nährstoffen.
Doch wer denkt schon gerne im voraus an eine stundenlange Reise im Flieger? Natürlich kann man auch vor Ort noch ein bisschen nachhelfen. Direkt vor dem Flieger empfiehlt es sich, nur leichtes Essen zu sich zu nehmen. Im Handgepäck sollten immer ein paar Snacks griffbereit liegen, um den kleinen Hunger zwischendurch zu stillen.

Reisebloggerin Yvonne Zagermann, deren Reiselust sie mehrmals pro Jahr um die Welt fliegen lässt, rät: „Ohne Nackenkissen geht gar nichts! Auch Stützstrümpfe habe ich immer dabei. Je nach dem, ob man lieber im Gang oder am Fenster sitzt, sollte man unbedingt davor reservieren. Nichts ist schlimmer, als in der Mitte zu sitzen. Auf meiner Südafrikareise, von der ich kürzlich zurückgekommen bin, habe ich mir eine Schlaftablette eingeworfen. Sehr empfehlenswert!“. Zu empfehlen ist auch ein kleines Handtuch, Zahnbürste, Deodorant mit dabei zu haben, damit man sich auf der Toilette frisch machen kann. Dabei kann man auch gleich Feuchtigkeitscreme gegen die trockene Luft auftragen.

Alexandra Heinrich von germanwings empfiehlt: „Wegen meinen Ohrenproblemen versuche ich ganz oft zu gähnen“. Dagegen helfen auch Zitronenbonbons, da diese zu häufigem Schlucken zwingen und so kein Druck auf die Ohren gelangt. „Ich brauche nur eines bei langen Flügen: mein iPad mini mit guten Filmen und Musik. Dazu natürlich noch etwa 35 Akkus!“, meint die Reisebloggerin Heike Kaufhold.

Wer mal eine Filmpause braucht, kann einen Rundgang an Bord starten. Mit einigen Übungen können die versteiften Muskeln wieder gelockert werden und der Kreislauf kommt wieder in Schwung. Bequeme und lockere Kleidung gehören auf jeden Fall ins Gepäck. Wenn man vom kalten Deutschland in den Sommer flüchtet, sollte man an den Schichtenlook denken: während hier noch Minusgrade herrschen und ein dicker Pullover zur Tagesordnung gehört, möchte man den in der Karibik so schnell wie möglich ablegen.

Wer jetzt noch viel trinkt und eine Schlafmaske sowie Ohropax einpackt, wird wie auf Wolken reisen!

Fernreisen ITB 2013

Kurzurlaub auf der ITB

Zu Fuß nach Lateinamerika – Wie man auf der ITB Kurzurlaub machen kann

Für Menschen wie mich, die unter chronischem Fernweh leiden ist die ITB Fluch und Segen zugleich. Einmal durch die Hallen gestreift, wächst in mir die Sehnsucht nach der Ferne mit jedem Schritt. Vor meinem inneren Auge buche ich mich bereits an den nächsten Traumstrand. Aber warum Geld ausgeben wenn die Welt hier zum Greifen nahe ist? Lateinamerika ist mein altes Laster – zu finden in Halle 1.1. Auf dem Weg dorthin versetze ich mich bereits in den Travelmodus.

Ich starte auf den Rolltreppen in Halle 6.3. Flughafenatmosphäre – check. Auf jeder Etage wartet am Ende der Treppe eine Frau mit Empfangsschild. Wie am Flughafen. Rollkoffer und Multikulti tragen ebenfalls zur richtigen Stimmung bei. Mir begegnen auf meinem Gang Richtung Süden Menschen mit verschiedenstem ethnischen Hintergrund. Es überwiegt allerdings der Modetrend Jackett und Bluse, auch die Umhängeschilder, die ein jeder um den Hals trägt, trügen meine Gedankenreise in Richtung Lateinamerika.

Ich betrete Halle 1.1 – nein stopp, ich betrete den lateinamerikanischen Kontinent. Ich steuere auf Bolivien zu und vergesse das Rechts und Links und konzentriere mich ganz auf meinen Gesprächspartner, in dessen Kultur ich eintauchen möchte. Ich reise in der Landessprache Spanisch. Mein Gegenüber und ich verfallen in ein interessantes Gespräch über die mit Getreide gefüllten Porzellanschalen auf dem Tresen vor uns. „Quinua“ gibt es in drei Farben und ist eine der wichtigsten Nahrungsgrundlagen in Bolivien.

Esther von der bolivianischen Tanzgruppe hat sich zu uns gesellt und ihr Anblick – sie trägt eine bolivische Tracht – schafft den Rahmen. Sie hat lange in Bolivien gelebt und ist Mitglied einer Tanzschule, die von den Standbetreibern angefragt wurde, das kulturelle Flair zu schaffen. In Bolivien fehlt mir noch der Zauber. Ich linse nach Brasilien. Das ist das Großartige auf der imaginären Weltreise auf der ITB – nur wenige Schritte und eine neue Welt offenbart sich.

Auf der Brasilienfläche wechselt nicht nur die Sprache, im Grunde springe ich auch in die Zukunft, denn hier stehen bereits alle Zeichen auf 2014. Fußballfieber treibt die Tourismusbranche an. Ich mache mich auf die Suche nach Impressionen und lande bei Nüssen und Kaffee. So langsam wird es was mit der Sinnesreise. Augen, Nase, Mund und Ohren sind jetzt auf kulturellen Abwegen.

Weiterreise in Paraguay bei „Aristocrata“ – ein köstliches Gemisch aus Guavensaft, Kondensmich und Rum. Alkohol am Mittag, warum nicht, ich bin ja schließlich auf Urlaubsreise. Angepriesen von Alexandra aus Asunción, die eine bezaubernde „Traje tipico de Aruna“ – die typische Landestracht – trägt, lasse ich mich hinreißen.

Um die Ecke treffe ich Tania Perez. Sie fertigt ecuadorianische Sombreros an. Ganz verloren habe ich mich dann nebenan in Kolumbien. Ich fahre Fahrrad durch den Tayorana Nationalpark und besuche im Anschluss das „Museo del Oro“ (Goldmuseum). Auch eine Salsastunde lasse ich mir nicht entgehen. Multimedia macht es möglich. Radeln vor riesigem Bildschirm und Tanzstunde á la  Spielkonsole. Sightseeing trifft Action. Kolumbien hat überzeugt. Und bei abschließendem Kaffee frage ich mich, welche Sinneseindrücke ich vermisse.

Wärme und Strand fehlen. Ich beschließe in die Karibik zu wechseln. Der Transit zwischen den Kontinenten wird durch die Verbindungswege zwischen den Hallen verkörpert. In verlasse Lateinamerika.

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Strand suche ich vergeblich, treffe aber in der Dominikanischen Republik auf einheimisches Handwerk. Hier werden Porzellanpüppchen und Zigarren ad hoc hergestellt. Die Mitarbeiter am Stand begrüßen meine Neugier sehr, schließlich ist man stolz auf seine Kultur und man schenkt mir eine der frisch gerollten Zigarren. Diese landet in meiner mitgebrachten Tasche aus Kolumbien.

Im grünen Urwald von Costa Rica gönne ich mir einen letzten Kaffee. Mit Koffeinüberdosis verlasse ich den Kontinent und begebe mich zurück nach Berlin, also zurück ins Pressezentrum. Satt vom Essen und den Eindrücken Lateinamerikas, nur braun geworden bin ich auf meiner bunten Weltreise durch die Hallen leider nicht.

Allgemein Fernreisen ITB 2013 Topstories Trends

Ein Jahr danach

Foto: Angela Troisi, Quelle: Katharina Klöber

Roter Kimono und freundliches Lächeln: Angela Troisi verteilt geduldig Prospekte und informiert interessierte Messebesucher. Auf den ersten Blick erinnert nichts an den 11. März 2011. Als damals, vor genau einem Jahr, in Japan die Erde bebte, und damit einen Tsunami und den Gau in Fukushima auslöste, war die ITB Berlin wie jedes Jahr Anfang März in vollem Gange; Japan war wie immer mit einem Messestand vertreten. Die Touristiker machten ihre Arbeit – bis zu jenem Donnerstag, der den Nordosten Japans in eine apokalyptische Landschaft verwandelte.

„Als sich die Nachricht von dem Unglück bei uns herumsprach, haben wir unseren Ausstellern erlaubt zu gehen“, erinnert sich Angela Troisi von der Japanischen Fremdenverkehrszentrale in Frankfurt. „Es war schon chaotisch, weil es unterschiedliche Pressemeldungen gab und niemand wusste, was stimmt und was nicht.“ Troisi und ihr Team sagten alle Veranstaltungen und Termine auf der Messe ab. „Wir sind mit dem Stand trotzdem bis zum Ende der Messe geblieben“, sagt sie, „aber wir haben die Beleuchtung ausgeschaltet. Und der Stand war leer, weil die Kollegen aus Japan abgereist waren.“

Foto: Hideaki Nakazawa, Quelle: Katharina Klöber

Wie die junge Frau blieb auch ihr Chef, Hideaki Nakazawa, Direktor der Fremdenverkehrszentrale, bis zum Ende der Messe. „Viele Besucher haben uns ihr Beileid und Mitgefühl ausgedrückt“, sagt er. „Das war sehr nett.“ Er selbst habe sein Heimatland seit der Katastrophe zum ersten Mal im vergangenen September besucht. „Meine Mutter wohnt in Yokohama. Das ist zum Glück mehr als 280 Kilometer von Fukushima entfernt“, sagt Nakazawa. „In Tokio war die Stimmung schon gedrückt und es war dunkler als sonst“, erzählt er. „Normalerweise ist alles hell beleuchtet, aber der Strom musste genau eingeteilt werden.“ Mittlerweile sei es in der Hauptstadt fast wie früher. „Natürlich werden wir uns immer an diese Katastrophe erinnern“, sagt Nakazawa. „Beim Abschlussfest auf der ITB gedenken wir zum Jahrestag der Opfer. Gleichzeitig möchten wir uns für die große Anteilnahme bedanken.“

Er hofft, dass 2012 wieder mehr Touristen ins Land kommen. „2010 hatten wir 124.000 Gäste aus Deutschland; im vergangenen Jahr waren es 35 Prozent weniger“, sagt Nakazawa. Geschäfts- und Individualreisen würden zwar weiterhin gebucht, aber Pauschalreisen liefen schlecht, berichtet Angela Troisi. „Pauschaltouristen sind besonders ängstlich“, sagt sie. „Dabei befinden sich die Haupttourismusrouten genau entgegengesetzt von Fukushima, im Süden des Landes.“ Hideaki Nakazawa gibt sich optimistisch: „Wir wollen dieses Jahr wieder über 100.000 kommen, vielleicht werden es ja 130.000 Besucher. Die deutsche Wirtschaft hat gute Laune.“

Fernreisen ITB 2012 Topstories

Sonne, Strand und neue Hüfte: Medizintourismus in Thailand

Foto: Das Bangkok Hospital. Quelle: geographyteachingtoday.org.uk

Inmitten der Stände von Airlines, Reiseanbietern und Ländern Südostasiens steht ein Stand, der auf der ersten Blick gar nicht in das exotische Ambiente traumhafter Urlaubsorte zu passen scheint. Keine lächelnden Thais, keine bunten Panoramen, keine Bildschirme, keine Musik. Es ist der Stand eines Krankenhauses. Hinter dem Infostand sitzt ein Deutscher – und wartet.

Ralf Krewer ist eigentlich Sinologe. Als ihm das Chinesischlernen in Berlin nicht mehr ausreichte, zog es ihn nach Asien. Heute ist er Direktor des Bangkok Hospital. Dazwischen liegt der rasante Aufstieg Thailands zum Mekka im internationalen Medizintourismus.

Medizintourimus, das sind Reisen zwecks ärztlicher Behandlung im Ausland, und eigentlich so alt wie die Zivilisation, meint Krewer. Früher mussten Menschen manchmal weite Reisen auf sich nehmen, um bestimmte Behandlungen oder Arzneien zu bekommen. Alte Kurorte etwa zehren noch heute von ihrem Ruf als Pilgerziel der Kranken. Als globales Phänomen, mit erdumspannender Logistik und technologisch hochspezialisierten Kliniken, boomt diese moderne Form des Tourismus derzeit. Der Mittelstand hat in weiten Teilen der Welt mehr Geld zur Verfügung, außerdem werden die globalen Transportmöglichkeiten immer erschwinglicher. Und damit steigt auch die Nachfrage nach medizinischen Leistungen im Ausland. Wer das Geld hat, kauft sich und seiner Familie die bestmögliche Behandlung.

In Deutschland dürfen Krankenhäuser seit 1998 Gewinne aus der Behandlung von Patienten aus dem Ausland behalten. Aber Kunden aus Afrika, dem Nahen Osten, Asien und Europa machen sich inzwischen auf in ganz unterschiedliche Regionen: nach Polen oder Ungarn; nach Brasilien, das Land des Skalpells; nach  Singapur, Indien, Malaysia und Thailand. Grund genug für Bangkok Hospital, sich auf der ITB Berlin 2011 zu präsentieren.

Bangkok Hospital ist eines von 27 Krankenhäusern der Dusit Medical Services (DMS). Neben der thailändischen Hauptstadt hat das Unternehmen auch Filialen in anderen Ländern, etwa in Äthiopien. Bangkok Hospital ist eine Kette von Krankenhäusern – eine sehr erfolgreiche. Das Forbes Magazine listete es 2006 als eines der besten Unternehmen der Asien-Pazifik-Region. Weltweit arbeiten 4200 Ärzte für die Unternehmensgruppe. Im letzten Jahr wurden stolze 52 Prozent des Umsatzes durch Medizintouristen generiert.

Die größte Teilgruppe darunter stellen Burmesen, vom Umsatz her aber bestimmen Qataris, Emiratis, Äthiopier und Deutsche das Bild, so Krewer. Das große Plus der DMS Kliniken ist modernste Technik: „Ich habe viel mit europäischen Netzwerken wie den Maltesern zu tun. Wenn deutsche Kollegen zu uns nach Thailand kommen und unsere Technologien sehen, sind die immer ganz erschlagen und sagen, so etwas hätten sie nicht mal in Deutschland.“ Die Emirate beispielsweise haben zwar eine gute ärztliche Versorgung, doch viele reiche Araber wollen sich daheim nicht gern von ihren libanesischen oder pakistanischen Ärzten und Krankenschwestern behandeln lassen. Und wieder andere kommen schlicht wegen der Ersparnis an Zeit und Geld. Und warum sollte man sich nach stressigen Untersuchungen oder einer Operation nicht gleich einen Urlaub gönnen? Die DMS-Krankenhäuser liegen bereits in Urlaubsregionen – Samui, Krabi, Phuket. Medizinische Leistungen sind mit einem Erholungsurlaub kombinierbar, gern auch mit Kind und Kegel.

Die Kosten für das alles? „Sie können sich den Urlaub allein durch die Ersparnis bei den Behandlungen leisten“, sagt Krewer. Für einen Rundum-Check, der in Deutschland locker 2.800 Euro und mindestens zwei Tage Zeit koste, zahle man in seinem Unternehmen gerade mal umgerechnet 860 Euro. Alles inklusive. Auch kosmetische Chirurgie, eine Spezialität der klinischen Medizin in Thailand, ist im Angebot, etwa das Face Lift Package für rund 2.800 Euro. Am Service lässt man es im Bangkok Hospital mit der bunt gemischten Kundschaft nicht fehlen: Dolmetscher in 26 Sprachen, Zimmerservice, vier Moscheen, Halal-Küche, tägliche Jazz- oder Klassikkonzerte. „So ein Krankenhaus ist vergleichbar mit einem Fünf-Sterne-Hotel“ erklärt Krewer, „das macht seinen Profit auch nicht mit den Zimmerpreisen, sondern an der Bar, mit Dienstleistungen und im Restaurant.“

Das Geschäft geht gut, und obwohl sich auch in anderen Ländern seit einiger Zeit Reiseunternehmen auf Medizintouristen spezialisieren, wundert sich Krämer, dass sein Stand immer noch der einzige seiner Art auf der ITB Berlin ist. Der Grund: Das ganze von Deutschland aus als Komplettpaket inklusive Transport zu vertreiben, ist aus haftungsrechtlichen Gründen noch nicht möglich. Krewer kann deshalb bisher nur Werbung machen, doch er ist optimistisch: „Auf der nächsten ITB Berlin finden Sie vielleicht schon ganze Reisepakete bei uns.“

Allgemein Fernreisen ITB 2011

„Ein Wasserkocher reicht nicht mehr“ – Chinesischer Auslandstourismus als Zukunftsmarkt

Foto: Prof. Dr. Wolfgang Arlt klärt Touristiker über die Bedürfnisse chinesischer Kundschaft auf. Quelle: Moritz Jacobi.

Sie kommen in Gruppen, machen viele Fotos, kaufen unheimlich viel ein und verlassen nach durchschnittlich zwei Übernachtungen Deutschland schon wieder: chinesische Touristen. Vor 2001 als touristische Zielgruppe noch ignoriert, sind Chinesen inzwischen eine der wichtigsten überhaupt. Sie bereisen Afrika, Europa, Asien und die Karibik. Unternehmer und Regierungen reiben sich die Hände angesichts der zahlungskräftigen Oberschicht, die in typischen Urlaubsländern nicht zuletzt die finanziellen Löcher stopfen soll, die die Wirtschaftskrise bei europäischen und amerikanischen Quellmärkten gerissen hat.

Innerhalb Chinas wurde schon immer viel gereist. Eine Reise von 1.000 Li sei wie das Lesen von 10.000 Büchern, sagt ein Sprichwort. Doch schaffte es jahrhundertelang kaum ein Chinese je ins Ausland. Selbst Xiu Xiake, der berühmteste Reiseschriftsteller in der Geschichte des Landes, verließ China niemals. Im Jahr 1925 reisten zwanzig Chinesen zur Kirschblüte nach Japan. Sie gelten als die ersten Outbound Touristen des Landes – und sollten lange Zeit die einzigen bleiben. Erst seit der wirtschaftlichen Öffnung des Landes und der Hinwendung des Mittelstands zum Konsumerismus seit den 1990er Jahren nimmt der Tourismus eine immer bedeutendere Rolle ein.

Heute wird das Reich der Mitte als wichtigster Zukunftsmarkt im Tourismus prognostiziert. Waren bisher westliche und arabische Länder die größten Zielgruppen der Tourismusindustrie, so entwickelt sich nun China langsam aber stetig zum wichtigsten Quellmarkt für Outbound Tourismus. Die UNWTO beschwört die magische Zahl von 100 Millionen Ausreisen im Jahr 2015, in diesem Jahr werden es schätzungsweise 55 Millionen sein. Die meisten Reisen führen dabei lediglich nach Hong Kong, Macau oder zur chinesischen Diaspora in Südostasien, ein weiterer Teil betrifft nur den täglichen Grenzverkehr von Händlern. Doch auch Europareisen gehören zunehmend zum Statussymbol, vornehmlich unter wohlhabenden Chinesen. Deutschland verzeichnet dabei mehr chinesische Touristen, als jedes andere EU-Land: über eine halbe Million.

Doch die Bedeutung von Auslandsreisen und die Vorstellung eines gelungenen Urlaubs sind in China andere, als hierzulande; etwas, worauf sich Reiseveranstalter, Fremdenverkehrsämter und Hoteliers in den nächsten Jahren einstellen müssen. Für Westler gilt das Reisen in der Freizeit als eine Parallelwelt der Erholung, Selbstfindung oder Bildung des Individuums, idealerweise verbunden mit Orts- und Klimawechsel. Im Urlaub eine andere Person werden – für Chinesen undenkbar. Skifahren, am Strand in der Sonne liegen oder tausend Jahre alte Kulturstätten besuchen, können sie auch zu Hause. Sie verbinden Urlaub stattdessen mit Prestigegewinn, Erlebnissen im Kollektiv und Einkaufsmöglichkeiten. Ein Großteil der chinesischen Auslandstouristen sind – vor allem in Deutschland – Geschäftsreisende. Studien zeigen, dass Freizeittouristen oftmals die deutschen Städte aufsuchen, die sie zuvor auf Geschäftsreisen besucht hatten: die kennen sie, und die wollen sie später ihrer Familie zeigen.

Doch je mehr Auslandsreisen zu einem Teil des im Leben von immer mehr Chinesen werden, umso unterschiedlicher wird die Klientel. „Es gibt jetzt auch die Macchiato-Fraktion, gut ausgebildete und auslandserfahrene Individualreisende aus China. Es reicht einfach nicht mehr aus, einen Wasserkocher ins Hotelzimmer zu stellen, weil Chinesen so gerne Tee trinken“ , sagt Professor Dr. Wolfgang Arlt, Tourismusforscher und Chinaexperte an der FH Westküste und Gründer des China Outbound Tourism Research Institute. Arlt war im vergangenen Jahr u. a. vom jamaikanischen Tourismusministerium eingeladen worden, das nach dem rezessionsbedingten Ausbleiben der US-amerikanischen Touristen auf die chinesische Oberschicht zielt. Seit 2008 gibt es verstärkt Nachfrage nach sinologischer Expertise in der Tourismusindustrie. Man beginnt, China als Käuferpool wahrzunehmen. „Wir alle sind schließlich auch Kunden der Chinesen. Jeder trägt irgendetwas made in China am Körper. Es ist immer gut, zu schauen, wie die Kunden ticken,“ sagt Arlt.

Im kleinen Metzingen, der Heimatstadt von Designer Hugo Boss in der Nähe Stuttgarts, weiß man das längst. Chinesische Touristen stellen im berühmten Outletcenter inzwischen eine der kaufkräftigsten Gruppen – mit zweistelligen Wachstumszahlen. „Die Chinesen geben pro Person deutlich mehr aus als der durchschnittliche deutsche Kunde“ sagt Ute Christmann von Outletcity Metzingen. Der Global Blue Report, der die Zahlen über Kunden aus dem Ausland, denen die Mehrwertsteuer zurückerstattet wird, nach Ländern aufschlüsselt, listet China bereits auf Platz Sieben. Mehr als die Hälfte des Reisebudgets geht im Schnitt für Markenprodukte drauf. Und so gibt es inzwischen auf chinesisch geschulte Servicekräfte und Verkäufer, chinesische Broschüren und außerhalb von Metzingen sogar das erste Hotel für chinesische Reisegruppen. Damit beweist man Gespür für die kulturelle Identität der ostasiatischen Gäste. „Chinesische Touristen im Ausland sehen sich selbst vor allem als chinesische Touristen. Informationen und Beschilderungen auf Chinesisch helfen also nicht nur dem individuellen Urlauber, sondern zollen gewissermaßen allen Chinesen und der Bedeutung Chinas in der Welt Respekt,“ erklärt Arlt. Nicht ohne Grund ist der chinesische Auslandstourismus in Europa weitgehend in auslandschinesischer Hand.

Die chinesische Regierung, die die touristischen Agenturen noch fest in staatlicher Hand hält, sorgt sich um ihren Ruf. Regelmäßig erneuert die Regierung ihren Aufruf, während Auslandsreisen etwa nicht in der Öffentlichkeit zu urinieren, nicht mit freiem Oberkörper in die Öffentlichkeit zu gehen, nicht rückwärts zu laufen, nicht zu spucken, zu schmatzen oder Essensreste auf den Boden zu werfen. Universitäten veranstalten Etikettenwettbewerbe. Das Benimmbuch eines in London lebenden chinesischen Autors rät, „sich nicht in der Öffentlichkeit die Ohren zu säubern“ oder „Frauen besser nicht nach ihrem Alter zu fragen.“

Auch das Bild von Europa ist in China ein anderes: die Alte Welt wird als eine Destination mit unterschiedlichen kulturellen Facetten auf kleinem Raum wahrgenommen. Dabei interessieren weniger die historischen Stätten oder das Verlangen nach authentischer Kultur, sondern Entertainment. „Mit den Chinesen reisen keine Bewunderer unserer Kunstschätze an“, so Arlt. Die erste große Gruppe chinesischer Touristen in Island beispielsweise war von spontan akquirierten chinesischen Studenten aus Norwegen durch das Land geführt worden, von dem diese selbst genauso wenig Ahnung hatten wie ihre Reisegruppe. Die auf der Tour frei erfundenen Märchengeschichten der Guides, etwa über Berge, an denen früher Jungfrauen geopfert worden seien, erfüllten schließlich ihren Zweck: Unterhaltung der Reisenden, auf chinesische Art. Es geht eben auch ohne die Suche nach Authentizität.

Allgemein Fernreisen ITB 2011 Trends

Alleine stark – zusammen bekannt: Die neue Marke Seidenstraße

Quelle: flickr.com/spielbar.com

Kann die Seidenstraße mehr sein, als nur ihre romantische Geschichte? Ist es möglich, sie als gesamttouristische Destination zu vermarkten? Uzbekistan, Turkmenistan, Aserbaidschan und andere Anlieger wollen der Straße ein neues Image geben: „Towards a Stronger Silk Road Brand“ – heißt die Marketingkampagne für die Seidenstraße und ihrer angrenzenden, touristisch interessanten Länder. Doch wie lässt sich eine 10.000 km lange Straße vermarkten, die sich von Europa bis Zentralasien zieht? Die sich in viele Routen aufteilt und bisher hauptsächlich durch Marco Polo oder Genghis Khan bekannt wurde? Motiviert durch die vielfältige Geschichte der Seidenstraße und dem touristischen Potential der angrenzenden Länder geht die World Tourism Organization (UNWTO) dieser Frage auf der ITB Berlin 2011 nach: Unter anderem in Gesprächsforen mit Ansprechpartnern aus den teilnehmenden Ländern der Seidenstraße.

Die teilnehmenden Vertreter sind sich einig: Reisende auf der Suche nach neuen, unbekannten Zielen werden zur Zielgruppe, die man für Orte begeistern kann, die auf ihrer touristischen Landkarte bisher ein weißer Fleck waren. Mit einer Mischung aus Legenden, Romantik und Geschichten aus vergangener Zeit. Aber auch mit einer Anlehnung an die aktuelle Realität unterschiedlicher Religionen und ethnischer Gruppen entlang der Straße.

Soweit das Ziel – und der Weg dorthin? Laut aktueller Marktforschungsergebnisse seitens der UNWTO aus dem Jahre 2011 im Rahmen des Silk Road-Programmes – bei dem über 300 Blogs, Chat-Rooms und Soziale Foren auf Schlagworte im Zusammenhang mit der Seidenstraße untersucht wurden – zeigte sich: Insbesondere junge Reisende, Backpacker und Individualtouristen interessiert eine Reise entlang der Seidenstraße. Die kulinarische Vielfalt, die sich von Europa über Zentralasien zieht, spielt dabei eine große Rolle. Aber auch der Sicherheitsaspekt und die Transportmittel vor Ort müssen stimmen. Für einen reibungslosen Grenzübergang ist sogar ein Silk Road-Touristenvisum geplant.

Kulturelle Vielfalt ist in jedem Fall ausreichend vorhanden, bietet doch jedes der teilnehmenden Länder an der Seidenstraße seine eigenen Highlights: Die Seidenraupen-Farm im kleinen griechischen Dorf Soufli, die Moschee in Bukhara in Usbekistan, von der auch heute noch die Gebetsrufe erklingen, oder der Stoffbasar in Xian, auf dem Händler schon seit Jahrhunderten feilschen. „Bis sich die Marke Seidenstraße aber tatsächlich in den Reisekatalogen wiederfindet, wird es sicherlich noch einige Jahre dauern“, erklärt Dr. Roger Carton, Managing Director der TEAM Tourism Consulting, „eigentlich hat es noch gar nicht richtig begonnen. Aber wir beziehen alle Nationen der Seidenstraße in unser Marketing-Projekt ein.“

Allgemein Fernreisen ITB 2011