Recherchieren, texten, bloggen – die ITB in Echtzeit
Jeden Tag entstehen unter Zeitdruck dutzende Artikel auf der ITB – das ist nicht nur Alltag bei den fest etablierten Reisemagazinen, sondern auch in der Young Press Redaktion mitten im Pressezentrum. Hier lernen rund zwölf Nachwuchsjournalisten das journalistische Arbeiten in Echtzeit, täglich begleitet von zwei professionellen Journalisten. Bereits zum 20. Mal veranstaltet die Thomas-Morus-Akademie Bensberg in Kooperation mit der Messe Berlin den Young Press Workshop.
Dr. Wolfgang Isenberg, der Gründer des Young Press Workshops und Direktor der Thomas-Morus-Akademie, erinnert sich an die Anfänge: „Die Idee zum Workshop kam uns auf der ITB Berlin selbst als die Akademie eine Veranstaltung zum Thema Schulaustausch leitete. Damals dachten wir uns, wir müssten eigentlich mal ein Projekt ins Leben rufen, das Nachwuchsjournalisten fördert, die im Reisebereich schreiben möchten.“ Der damalige Pressesprecher der ITB Berlin, Peter Köppen, fand die Idee sofort super und unterstützte Isenbergs Vision. Und diese Kooperation funktioniert nun schon seit 20 Jahren. Die Messe ermöglicht die Arbeit der Nachwuchsjournalisten, indem sie die Räumlichkeiten und Technik zur Verfügung stellt.
Klaus Betz ist freier Journalist und war die ersten neun Jahre als Ausbilder dabei. Er hat das Konzept des Workshops mitentwickelt. „Am ersten Tag des allerersten Workshops war die Hölle los,“ sagt Betz. „Damals gab es die Artikel nur im Print. Die Deadline für die Abgabe war längst überzogen und immer noch fehlten wichtige Details in den Artikeln der Jungjournalisten. Vertreter der ITB kamen ständig in den Redaktionsraum und fragten nach den Artikeln: ´Wann seid ihr endlich fertig?‘ Alles ist noch gut ausgegangen und am zweiten Tag lief es schon viel besser“, so Betz.
Seither hat sich der Workshop jedes Jahr weiterentwickelt. Edith Kresta, seit 1989 Journalistin bei der taz, ist seit 20 Jahren als journalistische Begleitperson beim Young Press Workshop dabei und gibt auch dieses Jahr wieder wertvolle Tipps. Sie sieht den Workshop als eine tolle Möglichkeit das schnelle Arbeiten zu erlernen, sich durch den „Dschungel an Ausstellern und Informationen zu kämpfen“ und die unterschiedlichen journalistischen Formen zu üben.
Im Laufe der Jahre hat sich die Arbeit von Young Press von Print zu Online entwickelt. Anfangs lag die Zeitung als ITB Beigabe im Pressezentrum aus. Jetzt ist es ein reiner Young Press Blog, was thematisch eine größere Freiheit für die jungen Journalisten bedeutet: Interview, Kommentar, Glosse, Videos und Fotogeschichten – alles ist möglich. Seit etwa vier Jahren ist Young Press auch auf den Social Media Portalen wie Facebook und Twitter vertreten. Außerdem erzählen nun auch Referenten von Reisebuchverlagen, wie etwa vom Merian-Verlag dem Young Press Team von ihrer Arbeit. Auch Blogger, die ihre neuesten Reisetrends im Netz vorstellen sind seit ein paar Jahren regelmäßig zu Gast.
Tobias Asmuth, der das Young Press Team seit fünf Jahren an einem Tag des Workshops begleitet, kann die Veränderung bezeugen. Die Möglichkeit online zu publizieren führe seiner Meinung nach zu einer größeren journalistischen Freiheit. Außerdem bleibe mehr Zeit für die Themenfindung und Recherche. „Der Young Press Workshop ist eine gute Möglichkeit für Nachwuchsjournalisten sich darüber klar zu werden, ob der Journalismus wirklich was für sie ist“, sagt der erfahrene Journalist.
Egal was sich verändert hat: Das Ziel des Workshops ist seit 1994 das Handwerk des Schreibens rund um das Thema Reisen zu erlernen und es idealerweise zum Beruf zu machen. So wie Miriam Eckert. Sie nahm 2008 am Young Press Workshop teil und ist dieses Jahr als inzwischen gelernte freie Journalistin auf der ITB. Durch Zufälle ist sie ans Schreiben gekommen und auf dem Workshop „hat dann alles zusammengepasst: Das Schreiben, Leute aus aller Welt zu treffen, Sprachen anzuwenden, interessante Themen aufzutun und dazu das Handwerk im Workshop zu erlernen: Besser ging’s ja gar nicht.“ Bis heute hat sie den Kontakt zu ihrem Trainer Tobias Asmuth gehalten, der sie damals sehr unterstützt hat. Nach dem Workshop hat sie ihr Ziel konsequent verfolgt, machte ein Volontariat bei der Passauer Neuen Presse und versucht nun als freie Journalistin Fuß zu fassen.
Thomas Niederberghaus war fünf Jahre lang Betreuer der Nachwuchsjournalisten. Auch heute kommt er – Jahre nach seinem letzten Einsatz – immer wieder zum Schauen vorbei. Der ehemalige Zeit-Journalist findet es toll, dass kreative Geschichten zustande kommen, „weg von den üblichen Normen.“ „Hauptsache rumspinnen“ ist sein Tipp an die Workshop-Teilnehmer. „Umso mehr gesponnen wird, umso höher ist die Aufmerksamkeit.“ – und das setzt Young Press hoffentlich auch in Zukunft um. vea
Zitate von den professionellen Betreuern der Nachwuchsjournalisten, ehemaligen Teilnehmern und langjährigen Unterstützern:
Joachim Mohr unterstützte den Young Press Workshop der Thomas Morus Akademie Bensberg viele Jahre von Seiten der Bundesagentur für Arbeit in Bonn: „Der Young Press Workshop war mir immer sehr wichtig und es war immer ein Erlebnis, was die jungen Journalisten in all den Jahren zusammen getragen haben.“
Julia von La Chevallerie, seit 20 Jahren Journalistin u.a. für den NDR und rbb, ist seit zwei Jahren Begleiterin des Workshops: „Der Young Press Workshop ist eine super Spielwiese. Es ist ein sehr seriöses Seminar, indem man die Grundlagen des Journalismus erlernen soll. Gleichzeitig ist es aber auch, da die Messe so breit und bunt ist, wie ein Spielplatz auf dem man sich richtig austoben kann und alles mal probieren darf. Nach dem Workshop haben die Teilnehmer ein richtig gutes Gefühl wie man im Reisejournalismus arbeiten kann.“
Monika Weiß ist Medien-Referentin der Thomas Morus Akademie Bensberg und leitet den Young Press Workshop: „Ich finde es super klasse, dass die Nachwuchsjournalisten so engagiert sind und wirkliches Interesse an den Themen der Messe zeigen, aber auch vor allem am journalistischen Arbeiten. Davon bin ich begeistert.“
Yvonne Zagermann, freiberufliche Redakteurin und seit 2013 hauptberuflich Reisebloggerin ist zum zweiten Mal als Betreuerin bei Young Press dabei: „Die ITB ist die ideale Plattform für den Young Press Workshop. Hier hat man alles vor Ort was man braucht, um Geschichten zu finden und umzusetzen. Man kann direkt alles praktisch anwenden was man im Workshop lernt. Und für mich persönlich, ich finde es super spannend mich mit jungen Journalisten zu unterhalten und ihre Ideen kennen zu lernen.“
Alexander Möthe, 34, war 2004 Teilnehmer bei Young Press und ist mittlerweile als Journalist tätig. Jedes Jahr verfolgt er den YP-Blog aufs Neue: „Für mich war der Workshop in seiner Gesamtheit eine sehr prägende Erfahrung. Auf der einen Seite journalistisch, weil ich erstmals mit Redaktionsabläufen, Schreiben unter Zeitdruck und größeren Themen positiv konfrontiert wurde. Zum anderen war es die menschliche Erfahrung: Mit einem Dutzend Menschen einen Journalisten-Haufen zu bilden, der sich sehr schnell sehr eng zusammengefunden hat. Ich empfehle Nachwuchsjournalisten bis heute dringend, den Young Press-Workshop mitzunehmen.“
Marcel Weyrich, 25, nimmt schon zum sechsten Mal beim YP Workshop teil: „Jedes Jahr konnte ich Neues ausprobieren und lernen. Durch die Erfahrung, die ich bei Young Press gemacht habe, konnte ich meinen eigenen Reiseblog starten. Durch die Expertise der Workshop Begleiter weiß ich was ich beachten muss und wie ich meinen Reiseblog so gestalte, dass er journalistisch korrekt ist. Besonders toll finde ich auch, dass die Akademie auch die neuesten Trends aufgreift und sich inzwischen sogar mit Social Media befasst.“