Der Teppich leuchtet in knalligem Pink, die Regenbogen-Fahnen an den Wänden springen direkt ins Auge: Die Stände der Anbieter von Reisen für lesbische, schwule, bisexuelle und Transgender-Urlauber (LGBT) sind nicht zu übersehen. Ihnen schräg gegenüber der Stand des Sudans, einem Land in dem Homosexualität unter Strafe steht. Das harmonische Nebeneinander auf der ITB entspricht nicht der Reiserealität vieler Schwuler.

Genau deswegen ist Gay Travel ein Nischen-Business, das sich in den letzten Jahren stark etabliert hat und sich auch weiter entwickelt, die Nachfrage ist groß. „Es geht um gemeinsame Sprache, gemeinsame Erfahrungen und gemeinsamen Humor. Menschen mit gleichen Interessen reisen gerne zusammen, egal ob es nun Schwule sind oder Fotografen“, erläutert Russell Lord, der 1981 von Amerika nach Israel auswanderte und seitdem individuelle Reisen für Lesben und Schwule im heiligen Land anbietet.

Von Berlin, über Amsterdam bis hin zu Barcelona oder Tel Aviv – weltweit öffnet sich, vor allem in den großen Metropolen, die LGBT Szene. Immer mehr Reiseveranstalter nutzen dies und stellen spezielle Angebote für homosexuelle Urlauber zusammen, die sie zu den trendigsten Bars, den schrillsten Diskotheken und hippsten Events in diesen Regionen führen. Die Entwicklung geht dabei in zwei Richtungen, wie Lord beschreibt: Zum einen gäbe es Party-Reisen, bei denen die Urlauber viel und ausgelassen feiern können – gerne auch auf Kreuzfahrtschiffen. Zum anderen würden Luxusreisen immer beliebter, wobei sich die Urlauber Top-Service in allen Bereichen wünschen und der Preis zweitrangig ist.

Auf seinen Reisen hat Lord schon viel erlebt. Eines ist ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben. Erst vor drei Wochen reiste er mit einer Gruppe amerikanischer Touristen zur Grabeskirche nach Israel. Einer der Männer begann plötzlich zu weinen, als er den heiligen Ort betrat. Vor 20 Jahren hatte der damals 16-jährige und streng katholisch erzogene Junge seinem Pfarrer gebeichtet, dass er Männer liebt – nur um gesagt zu bekommen, dass das eine schwere Sünde sei, für die er in die Hölle kommen würde. „20 Jahre später kam er an diesen Ort, und er erkannte, dass der Pfarrer nicht das Recht gehabt hatte, ihn zu verurteilen. Es war sehr bewegend, das mitzuerleben“, erzählte Lord. Geschichten wie diese erlebt er nicht jeden Tag, aber gerade solche seltenen und besonderen Momente seien es, die ihn in dem bestärken, was er tut. ach

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