Endlich aus der belächelten Nische herausgewachsen, scheinen es jetzt die Blogger zu sein, die den PR-Managern den Takt vorgeben. Emsig schreibt Senior PR-Managerin Frauke Rothschuh mit, was Profi-Bloggerin Angelika Schwaff kritisiert: Zu wenig fühlt sie sich von klassischen Pressemitteilungen angesprochen. Statt ellenlanger Texte bringen ihr Weblinks in den E-Mails mit kurzen Zusammenfassungen viel mehr. Viele PR-Agenturen würden sich nicht speziell um Blogger kümmern und schicken sie auf die gleichen Pressereisen wie Journalisten. Problem ist aber, dass diese an einem Ort viel länger brauchen. Bloggerin Yvonne Zagermann hat dabei schon zu viele unangenehme Erfahrungen gemacht: „Der Journalist klickt ein Foto und notiert einen Satz. Ich schieße erst mit dem Smartphone ein Foto für Instagram, dann hole ich die Kamera hervor und dann erst mache ich Notizen.“ In der Zwischenzeit wollen die Journalisten schon längst weiter. „Journalisten suchen Fakten, wir wollen Geschichten erzählen“, so Schwaff dazu. Gudrun Fertig vom Special Media Verlag geht noch weiter:  „Wenn wir nach Paris fahren, bringt uns nicht zum Eiffelturm. Jeder weiß, dass er da ist“. Sie macht als Journalistin für Schwule und Lesben die Erfahrung, dass PR-Manager auch diesen neu entdeckten Markt falsch bedienen. Sie bittet außerdem darum, nicht als „Versuchskaninchen“ missbraucht zu werden. PR-Agenturen hätten oft keine Ahnung was für sie gut ist. Vor Ort finde sie dann nichts spannendes vor. „Reisefreundin“ Schwaff versucht, Anfragen mit faulen Angeboten schon im Vorhinein auszusortieren, stößt aber trotzdem manchmal auf schwarze Schafe: „Eine gesponserte Reise nach Dubai letztens war sehr langweilig, das schreibe ich dann auch ehrlich so.“

Für die PR-Manager liegt darin allerdings ein großes Problem. Ihre Auftraggeber sind unter anderem die großen Hotels, in denen die Pressevertreter übernachten. Diese haben ein Interesse, dass über genau das Hotel auch – natürlich möglichst positiv – berichtet wird. Wenn aber tatsächlich das viel coolere Designhotel am gleichen Ort für den Blogger interessanter ist, müssen PR-Manager kreativ werden. „Wir hoffen darauf, dass die Blogger, wenn wir mal einen Tipp für ein ‚fremdes‘ Hotel geben, dafür kooperativer sind, wenn es heißt, bei einem Besuch beim Bürgermeister  freundlich in die Kamera zu schauen“, so Karen Kretschmann von Stromberger PR. Ihre Agentur hat eingesehen, dass Social Media sehr wichtig ist, und freut sich gar auf diese Weise eine „Spielwiese“ zu haben. Letztlich gebe es noch keine wahrhaften „Experten“, jede Firma probiere momentan aus. Von ihrer Vorgesetzten bekomme Kretschmann relativ freie Hand. Social Media ist ein Bereich der ihr am meisten Spaß mache, in dem sonst so „verregelten“ PR-Alltag. Schwaff verdient unter anderem ihr Geld damit, PR-Agenturen Tipps zu geben, wie sie sich Bloggern besser widmen können. „Für mich als Ex-PR-Frau schmerzt es sehr, wenn ich als Bloggerin Kontakt mit Unternehmen habe und merke, dass es nicht funktioniert“, so Schwaff. Allerdings erlebe sie meistens, dass ihre Ideen umgesetzt werden. Letztendlich sei es ein „absoluter Fehler, sich nicht spätestens jetzt damit zu beschäftigen“.