Die erste Reise ohne Eltern ist eine Reise in die Selbstständigkeit, aber keine ohne Regeln. Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder fern ab der Heimat in guten Händen sind. Für Minderjährige gibt es ein breites Angebot an betreuten Reisen. So auch beim Reiseanbieter „ruf“. Der Veranstalter castet auf der ITB frische Reiseleiter.
Unter den Bewerbern sind auffällig viele Studenten des Tourismusmanagement. Obwohl sie nun professionell in der Reisebranche arbeiten wollen, erinnern sich die jungen Leute noch gut daran, wie es war, selbst zum ersten Mal ohne Eltern zu verreisen. Studentin Eva weiß, dass es vor allem um Spaß und eine Form von Freiheitsgefühl geht, die Kinder anspornen alleine zu verreisen. Mareike möchte ihrer Funktion mit einem Mix aus Strenge und Coolness gerecht werden. „Regeln werden aufgestellt um sie zu brechen“, beschreibt sie eine Erinnerung aus ihrer Teenagerzeit und nimmt sich vor, mit Sympathie einen Draht zu ihrer Reisegruppe herzustellen.
Das Reiseleiterdasein ist nicht mit bezahltem Urlaub gleichzusetzen. 24 Stunden stellt man sich als Reiseleiter in den Dienst seiner Schützlinge. Die Durchführung und Begleitung von Ausflügen zählen ebenso zu den Aufgaben der Betreuer wie die Bereitschaft zu Nacht- und Notdienst. Die Leiter des Castings legen besonderen Wert darauf, den sozialen Kompetenzen der Bewerber auf den Zahn zu fühlen. Eine pädagogische Ausbildung gehört aber nicht zu den Voraussetzungen. Anhand eines Fragenkataloges wird getestet, wie die Bewerber mit Konflikt- und Problemsituationen umgehen.
Welche pädagogischen Qualifikationen von dem jungen Team gefordert werden, nennt Christoph Edling, Leiter der ruf Akademie, gleich am Anfang des Castings im Plenum. Dann werden die Bewerber in Gruppendiskussionen und Einzelgesprächen weiter auf ihre Eignung als Reiseleiter im Kinder- und Jugendbereich getestet. Hinterfragt wird, ob die Bewerber einfühlsam genug sind, ein Kind bei Heimweh zu trösten oder Mobbing in der Gruppe abzuwehren, bevor sie in die nächste Ausbildungsrunde in der „ruf“-Akademie eingeladen werden. In einer mehrtägigen Ausbildung müssen sie auch trockene Fakten lernen, wie beispielsweise das Jugendschutzgesetz. Wenn der Bewerber sich zudem als guter Ansprechpartner und souveräner Reisebegleiter auszeichnet, müssen nur noch wenige Dinge erfüllt sein.
„Bis zum Ende der Ausbildung muss der Bewerber einen großen Erste-Hilfe-Schein, einen Rettungsschwimmer-Schein und ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen können“, sagt Christoph Edling. Die individuelle Betreuung ist gerade bei den Kleinen besonders gefordert. Für die Jüngsten gibt es deshalb mehr Betreuer als für die Teenager.
Auch Bewerberin Julia aus Berlin ist im Anschluss an die Gruppendiskussionen des Castings davon überzeugt, dass die Auswahl der Reiseleiter gewissenhaft durchgeführt wird. „Es kann nur der überzeugen, der von den Leitern als aufgeschlossen, belastbar und einfühlsam bewertet wird“, so die Tourismus- und Eventmanagementstudentin.
Qualitätskontrollen gibt es auch. Ruf verfügt über das Siegel „Sicher Gut“ vom Bundesforum Kinder und Jugendreisen e.V., welches auch die Qualität der Reiseleiterausbildung bescheinigt. Der Diplom-Sozialpädagoge Manfred Fuß bestätigt, dass auch ruf, obwohl diese anders als gemeinnützige Organisationen ökonomische Ziele verfolgen, das Siegel zurecht tragen. Die Akademie erfüllt die Mindestanzahl der Ausbildungsstunden ihrer Reiseleiter und vermittelt den Bewerbern rechtliches und pädagogisches Know-how. Das Bundesforum prüft die Qualität der Reiseleiter nicht ausschließlich über Resonanz und Fragenkataloge, sondern testet einmal jährlich vor Ort die Ausbildung. Die Prüfer nehmen zudem mindestens einen beschäftigten Reiseleiter im Gespräch genauer in Augenschein.