Foto: Das Bangkok Hospital. Quelle: geographyteachingtoday.org.uk

Inmitten der Stände von Airlines, Reiseanbietern und Ländern Südostasiens steht ein Stand, der auf der ersten Blick gar nicht in das exotische Ambiente traumhafter Urlaubsorte zu passen scheint. Keine lächelnden Thais, keine bunten Panoramen, keine Bildschirme, keine Musik. Es ist der Stand eines Krankenhauses. Hinter dem Infostand sitzt ein Deutscher – und wartet.

Ralf Krewer ist eigentlich Sinologe. Als ihm das Chinesischlernen in Berlin nicht mehr ausreichte, zog es ihn nach Asien. Heute ist er Direktor des Bangkok Hospital. Dazwischen liegt der rasante Aufstieg Thailands zum Mekka im internationalen Medizintourismus.

Medizintourimus, das sind Reisen zwecks ärztlicher Behandlung im Ausland, und eigentlich so alt wie die Zivilisation, meint Krewer. Früher mussten Menschen manchmal weite Reisen auf sich nehmen, um bestimmte Behandlungen oder Arzneien zu bekommen. Alte Kurorte etwa zehren noch heute von ihrem Ruf als Pilgerziel der Kranken. Als globales Phänomen, mit erdumspannender Logistik und technologisch hochspezialisierten Kliniken, boomt diese moderne Form des Tourismus derzeit. Der Mittelstand hat in weiten Teilen der Welt mehr Geld zur Verfügung, außerdem werden die globalen Transportmöglichkeiten immer erschwinglicher. Und damit steigt auch die Nachfrage nach medizinischen Leistungen im Ausland. Wer das Geld hat, kauft sich und seiner Familie die bestmögliche Behandlung.

In Deutschland dürfen Krankenhäuser seit 1998 Gewinne aus der Behandlung von Patienten aus dem Ausland behalten. Aber Kunden aus Afrika, dem Nahen Osten, Asien und Europa machen sich inzwischen auf in ganz unterschiedliche Regionen: nach Polen oder Ungarn; nach Brasilien, das Land des Skalpells; nach  Singapur, Indien, Malaysia und Thailand. Grund genug für Bangkok Hospital, sich auf der ITB Berlin 2011 zu präsentieren.

Bangkok Hospital ist eines von 27 Krankenhäusern der Dusit Medical Services (DMS). Neben der thailändischen Hauptstadt hat das Unternehmen auch Filialen in anderen Ländern, etwa in Äthiopien. Bangkok Hospital ist eine Kette von Krankenhäusern – eine sehr erfolgreiche. Das Forbes Magazine listete es 2006 als eines der besten Unternehmen der Asien-Pazifik-Region. Weltweit arbeiten 4200 Ärzte für die Unternehmensgruppe. Im letzten Jahr wurden stolze 52 Prozent des Umsatzes durch Medizintouristen generiert.

Die größte Teilgruppe darunter stellen Burmesen, vom Umsatz her aber bestimmen Qataris, Emiratis, Äthiopier und Deutsche das Bild, so Krewer. Das große Plus der DMS Kliniken ist modernste Technik: „Ich habe viel mit europäischen Netzwerken wie den Maltesern zu tun. Wenn deutsche Kollegen zu uns nach Thailand kommen und unsere Technologien sehen, sind die immer ganz erschlagen und sagen, so etwas hätten sie nicht mal in Deutschland.“ Die Emirate beispielsweise haben zwar eine gute ärztliche Versorgung, doch viele reiche Araber wollen sich daheim nicht gern von ihren libanesischen oder pakistanischen Ärzten und Krankenschwestern behandeln lassen. Und wieder andere kommen schlicht wegen der Ersparnis an Zeit und Geld. Und warum sollte man sich nach stressigen Untersuchungen oder einer Operation nicht gleich einen Urlaub gönnen? Die DMS-Krankenhäuser liegen bereits in Urlaubsregionen – Samui, Krabi, Phuket. Medizinische Leistungen sind mit einem Erholungsurlaub kombinierbar, gern auch mit Kind und Kegel.

Die Kosten für das alles? „Sie können sich den Urlaub allein durch die Ersparnis bei den Behandlungen leisten“, sagt Krewer. Für einen Rundum-Check, der in Deutschland locker 2.800 Euro und mindestens zwei Tage Zeit koste, zahle man in seinem Unternehmen gerade mal umgerechnet 860 Euro. Alles inklusive. Auch kosmetische Chirurgie, eine Spezialität der klinischen Medizin in Thailand, ist im Angebot, etwa das Face Lift Package für rund 2.800 Euro. Am Service lässt man es im Bangkok Hospital mit der bunt gemischten Kundschaft nicht fehlen: Dolmetscher in 26 Sprachen, Zimmerservice, vier Moscheen, Halal-Küche, tägliche Jazz- oder Klassikkonzerte. „So ein Krankenhaus ist vergleichbar mit einem Fünf-Sterne-Hotel“ erklärt Krewer, „das macht seinen Profit auch nicht mit den Zimmerpreisen, sondern an der Bar, mit Dienstleistungen und im Restaurant.“

Das Geschäft geht gut, und obwohl sich auch in anderen Ländern seit einiger Zeit Reiseunternehmen auf Medizintouristen spezialisieren, wundert sich Krämer, dass sein Stand immer noch der einzige seiner Art auf der ITB Berlin ist. Der Grund: Das ganze von Deutschland aus als Komplettpaket inklusive Transport zu vertreiben, ist aus haftungsrechtlichen Gründen noch nicht möglich. Krewer kann deshalb bisher nur Werbung machen, doch er ist optimistisch: „Auf der nächsten ITB Berlin finden Sie vielleicht schon ganze Reisepakete bei uns.“

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